Der Sportwagenhersteller Porsche hat die Neuausrichtung seiner Produktstrategie, die wieder einen stärkeren Fokus auf die Verbrenner-Technologie legt, am Ende des dritten Quartals konsequent vorangetrieben. Dies soll langfristig eine starke Profitabilität sichern, wirkt sich allerdings kurzfristig signifikant auf diverse Finanzkennzahlen aus.
Die strategische Neuausrichtung und makroökonomische Herausforderungen belasten Ergebnis der ersten neun Monate erwartungsgemäß signifikant, unterm Strich liegt das Operative Ergebnis nach den ersten neun Monaten des Jahres bei nur noch 40 Millionen Euro, 99 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum mit gut 4 Milliarden Euro. Die vorübergehend schwächeren Kennzahlen nimmt das Unternehmen laut aktueller Mitteilung bewusst in Kauf, um Rentabilität und Resilienz langfristig zu stärken.
Der Konzernumsatz und die Auslieferungen bewegten sich in den ersten neun Monaten des Jahres trotz eines global herausfordernden Umfelds auf einem weitgehend stabilen Niveau: Die Umsatzerlöse betrugen 26,86 Milliarden Euro, weltweit wurden 212.059 Fahrzeuge in Kundenhand übergeben. Das entspricht jeweils einem moderaten Rückgang um jeweils 6 Prozent.
Die Operative Konzernumsatzrendite verringerte sich auf 0,2 Prozent (Vorjahr: 14,1 Prozent). Gründe hierfür sind die Sonderaufwendungen in Verbindung mit der Neuausrichtung der Produktstrategie in Höhe von rund 2,7 Milliarden Euro, die herausfordernden Marktbedingungen in China vor allem im Luxussegment, die Sondereffekte in Bezug auf die Batterieaktivitäten und organisatorische Veränderungen. Zusätzlich wirkten die erhöhten Aufwendungen aus den US-Importzöllen. Der Netto-Cashflow Automobile erhöhte sich dagegen zum Ende des dritten Quartals 2025 auf 1,34 Milliarden Euro (Vorjahr: 1,24 Milliarden Euro). Die Netto-Cashflow-Marge Automobile stieg auf 5,6 Prozent (Vorjahr: 4,8 Prozent). Dies belege die Resilienz des operativen Geschäfts und zeige, dass Porsche auch unter herausfordernden Rahmenbedingungen robust unterwegs ist, so der Hersteller.
„In einem herausfordernden Umfeld haben wir einen robusten Cashflow erwirtschaftet. Gleichzeitig haben wir unsere strategische Ausrichtung weiter geschärft. Jetzt setzen wir die klaren Entscheidungen konsequent um“, betont Dr. Jochen Breckner, Vorstand Finanzen und IT der Porsche AG. „Unsere diesjährigen Ergebnisse spiegeln die Belastungen im Zuge unserer strategischen Neuausrichtung wider. Diese Maßnahmen sind jedoch essenziell. Wir nehmen bewusst vorübergehend schwächere Finanzkennzahlen in Kauf, um langfristig Porsches Resilienz und Profitabilität zu stärken.“
Porsche schwächt Elektro-Plan zugunsten neuer Verbrenner und Plug-in-Hybride
Im Rahmen der Neuausrichtung der Produktstrategie plant Porsche, seine Produktpalette um weitere Fahrzeuge mit Verbrennungs- und Plug-in-Hybrid-Antrieben zu ergänzen. Im Gegenzug soll aufgrund des verzögerten Hochlaufs der Elektromobilität die Markteinführung bestimmter vollelektrischer Fahrzeuge zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Insbesondere soll die Entwicklung der geplanten neuen Plattform für Elektroautos für die 2030er-Jahre neu terminiert werden. Die Plattform soll in Abstimmung mit anderen Marken des Volkswagen-Konzerns technologisch neu aufgesetzt werden. Gleichwohl soll die bestehende vollelektrische Modellpalette kontinuierlich weiterentwickelt werden.
„Wir richten Porsche auf eine starke, langfristige Profitabilität aus“, erläutert Breckner. „Wir erwarten, dass wir den Tiefpunkt in diesem Jahr durchschreiten und Porsche sich ab 2026 spürbar verbessert. Unser Ziel ist es, unsere Marke zu schärfen und unsere Produkte noch individueller, exklusiver und begehrenswerter zu machen. Dabei bauen wir auf ein starkes Fundament: eine loyale Kundenbasis, ein erneuertes und überzeugendes Produktportfolio sowie eine der ikonischsten Marken der Welt.“
Ein Drittel aller neuen Porsches ist elektrifiziert
In den ersten neun Monaten lieferte Porsche weltweit 212.509 Fahrzeuge an seine Kunden aus. Dabei stieg der Anteil an elektrifizierten Fahrzeugen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich auf 35,2 Prozent. 23,1 Prozent aller ausgelieferten Fahrzeuge waren vollelektrisch, 12,1 Prozent Plug-in-Hybride. In Europa betrug der Elektrifizierungsanteil sogar 56 Prozent. Das stärkste Wachstum unter den sechs Modellreihen verzeichnete der Macan mit 64.783 Fahrzeugen (plus 18 Prozent). Mehr als 55 Prozent davon (36.250 Fahrzeuge) entfallen auf die vollelektrische Variante. In den USA sowie in der Region Übersee- und Wachstumsmärkte erzielte Porsche einen neuen Allzeitrekord. Die Region Nordamerika erreichte ein Plus von 5 Prozent.
Porsche will nun seine Investitionen konsequenter priorisieren und sich auf wertstiftende Kernbereiche fokussieren. Gleichzeitig treibe das Unternehmen sein strategisches Ergebnisprogramm „Push to Pass“ voran. Damit will der Sportwagenhersteller seine Effizienz und Erlöse steigern, um seine Profitabilität in einem anhaltend inflationären Kostenumfeld nachhaltig zu sichern. Im Oktober hat Porsche wie angekündigt die Gespräche zwischen Management und Arbeitnehmervertretung über ein Zukunftspaket angestoßen. „Wir müssen davon ausgehen, dass sich die Rahmenbedingungen auf absehbare Zeit nicht verbessern. Deshalb müssen wir in allen Bereichen über weitreichende Ansätze sprechen – auch im Kontext des Zukunftspakets“, betont Jochen Breckner. Das Unternehmen wird über die Ergebnisse der vertraulichen Gespräche informieren, sobald sie abgeschlossen sind.
Prognose für 2025 berücksichtigt US-Zölle
In den ersten neun Monaten 2025 betrugen die Sonderaufwendungen für die Neuausrichtung des Unternehmens etwa 2,7 Milliarden Euro. Zudem verursachten die US-Importzölle eine Belastung in mittlerer dreistelliger Millionenhöhe. Insgesamt rechnet die Porsche AG für das Geschäftsjahr 2025 im Zusammenhang mit der strategischen Neuausrichtung mit Aufwendungen von etwa 3,1 Milliarden Euro.
Nach der Einigung der EU-Kommission mit der US-Regierung zu Importzöllen berücksichtigt die Prognose für das Geschäftsjahr 2025 den ab dem 1. August geltenden US-Einfuhrzoll von 15 Prozent. Das Unternehmen erwartet weiterhin einen Konzernumsatz im Bereich von 37 bis 38 Milliarden Euro. Am unteren Ende der Bandbreite rechnet Porsche mit einer leicht positiven Konzernumsatzrendite und einer Netto-Cashflow-Marge Automobile von 3 Prozent. Am oberen Ende der Bandbreite wird eine Konzernumsatzrendite von 2 Prozent und eine Netto-Cashflow-Marge Automobile von 5 Prozent erwartet. Für den Ausblick auf die Netto-Cashflow-Marge rechnet Porsche im Gesamtjahr mit Abflüssen im Zusammenhang mit der strategischen Neuausrichtung und den US-Zöllen in Höhe von etwa 1,2 Milliarden Euro.
Quelle: Porsche – Pressemitteilung vom 24.10.2025







