Die Elektromobilität in Europa hat im bisherigen Jahresverlauf deutlich an Fahrt aufgenommen. Daten des Automobil-Analysten Matthias Schmidt zeigen, dass zwischen Januar und September insgesamt 1,73 Millionen reine Elektroautos neu zugelassen wurden. Das entspricht einem Zuwachs von knapp 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Der Anteil batterieelektrischer Autos am Gesamtmarkt liegt nun bei 19,6 Prozent – nach 15,9 Prozent im Jahr 2024. Damit setzt sich die langsame, aber stetige Verschiebung hin zur Elektromobilität fort.
Deutschland bleibt der größte Einzelmarkt. Mit rund 382.000 Neuzulassungen entfallen knapp ein Drittel aller in Europa zugelassenen Elektroautos auf die Bundesrepublik. Der Marktanteil stieg leicht auf 22,1 Prozent, was im europäischen Vergleich solide, aber nicht dynamisch wirkt. Der Zuwachs von 38 Prozent gegenüber 2024 ist zwar beachtlich, fällt aber geringer aus als in anderen Ländern. Die Zurückhaltung vieler Privatkäufer nach dem Ende der Umweltprämie und ein verschärfter Wettbewerb dürften eine Rolle spielen.
Ähnlich stark zeigt sich die Entwicklung in Großbritannien. Dort legte der Absatz batterieelektrischer Autos um fast 30 Prozent zu. Mehr als 349.000 neue Stromer wurden registriert, womit das Land seinen Anteil am westeuropäischen Markt auf gut 20 Prozent ausbauen konnte. Besonders Flottenbetreiber treiben den Trend. Steuerliche Vorteile und eine wachsende Modellvielfalt machen Elektroautos für Firmenkunden attraktiv. Großbritannien wird damit zunehmend zum zweiten Zugpferd der europäischen Elektrifizierung.
Frankreich bleibt stabil, stagniert jedoch leicht. Mit rund 216.600 Elektroautos bewegt sich der Absatz auf Vorjahresniveau. Der Marktanteil sinkt leicht auf 12,5 Prozent. Der Fokus der französischen Regierung auf Hybridmodelle und der Ausbau inländischer Produktion scheinen das reine Elektrosegment vorübergehend zu bremsen. Dennoch bleibt das Land ein wichtiger Faktor für den europäischen E-Auto-Markt.
Norwegen weiterhin ein Vorbild für den Rest Europas
Belgien, Dänemark und Norwegen setzen unterschiedliche Schwerpunkte, kommen aber zu ähnlichen Ergebnissen. In Belgien lag der E-Auto-Anteil mit 33,4 Prozent konstant hoch, während Dänemark mit 66 Prozent den größten relativen Sprung nach vorne machte. Dort stiegen die Neuzulassungen binnen neun Monaten um 45 Prozent. Steuervergünstigungen, ein gut ausgebautes Ladenetz und steigende Energiepreise für Verbrenner haben den Wandel beschleunigt. Norwegen bleibt ein Sonderfall: Fast jedes Auto dort fährt elektrisch. Der Anteil liegt bei 95 Prozent. Zwar flacht das Wachstum leicht ab, doch bleibt der Markt ein Vorbild für andere Länder.
Die Niederlande und Schweden zeigen eine Gegenbewegung. In den Niederlanden sank der E-Auto-Anteil im September auf 35,9 Prozent, nach 40,4 Prozent im Vorjahr. Über die ersten neun Monate betrachtet ergibt sich dennoch ein leichtes Plus von vier Prozent. In Schweden hingegen gingen die September-Zulassungen um fast 17 Prozent zurück, obwohl der Gesamtmarkt weiter wächst. Die Umstellung von Förderprogrammen und gestiegene Strompreise beeinflussen den Absatz. Experten sehen hier eine kurzfristige Korrektur, keine Trendwende.
Süd- und Westeuropa holen auf. Spanien verdoppelte nahezu seine Elektroauto-Neuzulassungen, Italien legte um 27 Prozent zu. Beide Länder profitieren von neuen Förderprogrammen und dem Einstieg weiterer Marken in den Markt. Der Elektroauto-Anteil bleibt mit 8,4 Prozent in Spanien und 5,3 Prozent in Italien aber weiterhin deutlich unterhalb des europaweiten Schnitts. Dennoch wächst dort das Potenzial, da Elektroautos zunehmend in mittleren Preissegmenten verfügbar sind. Österreich und Portugal zeigen ebenfalls positive Entwicklungen mit Zuwächsen von über 20 Prozent.
Kleinere Märkte tragen zur Elektrifizierung Europas bei
Kleinere Märkte tragen ihren Teil bei. In Irland, Finnland und Island legten die Neuzulassungen besonders stark zu. Irland verzeichnete ein Plus von 39 Prozent, Finnland rund 23 Prozent und Island sogar mehr als 100 Prozent. Zwar bleiben die absoluten Zahlen gering, doch zeigen sie die Breite der Bewegung. Elektromobilität ist längst kein Nischenthema nördlicher Länder mehr, sondern erreicht auch Regionen, die bisher als konservativ galten.
Die westeuropäische Bilanz verdeutlicht, dass die Elektrifizierung des Straßenverkehrs weiter voranschreitet, wenn auch mit unterschiedlichem Tempo. Länder mit stabilen Förderstrukturen und steuerlicher Planungssicherheit wachsen überdurchschnittlich. Wo politische Rahmenbedingungen unklar sind, verläuft der Fortschritt langsamer. Insgesamt nähert sich der Markt einer Phase, in der Elektroautos nicht mehr als Alternative, sondern als selbstverständlicher Teil des Angebots wahrgenommen werden.
Für Hersteller bedeutet das eine neue Normalität. Absatzrekorde sind seltener, aber die Basis wird breiter. Während 2024 noch einzelne Märkte die Entwicklung dominierten, verteilt sich das Wachstum nun gleichmäßiger. Das Jahr 2025 könnte damit zum Wendepunkt werden – weniger durch Sprünge, sondern durch Verstetigung.
Quelle: Matthias Schmidt – Western European plug-in new car registrations data for January-September 2025







