Porsche kauft sich für einen dreistelligen Millionenbetrag aus dem Artemis-Projekt frei

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Porsche

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 2 min

Zugegeben, es klang ohnehin ein bisschen schräg: Ein Porsche, der bei Volkswagen-Nutzfahrzeuge vom Band läuft. So war es jedoch ursprünglich gedacht für das bei dem Sportwagenhersteller intern K1 getaufte Zukunftsprojekt, welches eigentlich auf der hochmodernen Artemis-Plattform von Konzernschwester Audi aufbauen sollte, die im Jahr 2025 debütiert.

Doch an ebenjener Plattform störte sich Porsche-Chef Oliver Blume: Zu aufwändig seien die Pläne für das autonome Fahren, welche Audi bei Artemis verfolgt. Und dafür gebe es bei Porsche schlicht keinen Bedarf, die Sportwagen der Zuffenhausener sollen weiterhin typische Selbstfahrer-Autos bleiben.

Porsche muss für den Rückzug von Artemis allerdings tief in die Tasche greifen, um bereits unterzeichnete Verträge wieder auflösen zu können, wie die Automobilwoche berichtet: Ein kleiner dreistelliger Millionenbetrag soll an die Konzernschwester VW-Nutzfahrzeuge gehen. Und der K1 soll stattdessen auf der Premium Platform Electric (PPE) aufbauen, welche von Audi und Porsche gemeinsam entwickelt wird. Diese dient unter anderem ab 2023 dem Audi A6 e-tron und dem Elektro-Macan von Porsche als fahrbarer Untersatz, sowie für dessen 2024 geplante Audi-Version Q6 e-tron.

Gebaut werden diese Modelle im Porsche-Werk Leipzig, wo bislang der Panamera und der Macan vom Band laufen. Dort sollen sogar neue Jobs entstehen. Die Belegschaft soll von gut 4300 um 150 weitere Stellen aufgestockt werden. Beim Timing allerdings muss Porsche offenbar Zugeständnisse machen: Statt 2025 wie in Hannover vorgesehen soll die Produktion in Leipzig erst ein Jahr später starten können.

Die Enttäuschung in Hannover soll sich in Grenzen halten, so die Automobilwoche weiter. Nicht nur aufgrund der hohen Ausgleichszahlung von Porsche. Denn das VW-Nutzfahrzeugwerk habe dafür andere Projekte bekommen. Fest eingeplant seien zum Beispiel eine Camper-Version des E-Bulli ID.Buzz, die als ID.California verkauft werden soll, sowie unter anderem eine weitere Plug-in-Hybrid-Variante des T7 Multivan mit mehr Reichweite. In der Summe soll das vom VW-Aufsichtsrat bereits genehmigte Paket den Porsche-Ausfall mehr als auszugleichen können.

Quelle: Automobilwoche – Millionenzahlung an VW Nutzfahrzeuge: Porsche kauft sich aus dem Artemis-Projekt frei

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Wolfbrecht Gösebert:

Nachtrag zu meinem Kommentar:
Nur 11 Monate nach meinem Kommentar titelt die AMS am 09.12.2022:
„Nach mehreren Verzögerungen scheint das Prestigeprojekt „Artemis“ nun eingestampft zu sein …“

SuperDistorsion:

Dann verstehe ich aber nicht warum z.B. die Teslas in dem Las Vegas Tunnel nicht autonom fahren. Das hätte der breiten Masse deutlich mehr Vertrauen zur Autonomie gebracht.

Wolfbrecht Gösebert:

Danke.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob wirklich eine autonome Plattform am Ende rauskommt.

Und wenn überhaupt, dann IMO in der Praxis wohl eher nicht schon 2025.
Und ob die vielen kleinen und einige der großen Egoismen der „zickigen“ Konzerntöchter :) das überhaupt zulassen, weiß ich auch noch nicht!

Ich bin immer noch fest überzeugt, dass Tesla allen anderen beim autonomen Fahren haushoch überlegen ist.

Ja, eine systemisch/prinzipielle Überlegenheit halte ich da auch für wahrscheinlich.
P.T. schrieb dazu hier im Thread kürzllch, er freue sich über die vielen Situationen, die Tesla schon fehlerfrei meistere: Ja wirklich, das mögen auch immer noch ein paar mehr werden … meine Skepsis hingegen beruht auf trotzdem weiterhin verbleibenden, eben nicht fehlerfrei lösbaren Situationen, die sich (angelehnt an eine e-Funktion) der Nulllinie zwar weiter nähern, sie – mit einigem Abstand! – aber nie erreichen werden :(

Wolfbrecht Gösebert:

Danke.

„Ich bin mir auch nicht sicher, ob wirklich eine autonome Plattform am Ende rauskommt.“

Wenn es nach dem (nachträglichen!) Ausstieg von Porsche nicht sowieso zum Voll-Ausstieg aus Artemis kommt, sehe ich zumindest das genannte Plattform-„Debüt“ für 2025 als unrealistisch an!

Anonymous:

Also wenn ich mir auf YouTube Videos ansehe, welche Fahrsituationen Tesla heute schon löst, dann komme ich zu einer anderen Einschätzung. Vor allem wenn ich die Verbesserungen mit jeder Iteration und deren Tempo betrachte.

Elon kann sich Level 4 für dieses Jahr vorstellen – ich zwar noch nicht, aber:

Time will tell

Philipp:

Es steht Tesla frei als nun als Zweiter im Markt auch die Freigabe für autonomes Fahren in Deutschland (nach Daimler für sein S-Klasse) zu bekommen.

Auch wenn die Voraussetzungen für dieses Level 3 ein Witz sind (nur bis Tempo 60 auf der AB), niemand verbietet Tesla das auch oder gar besser hinzubekommen. Als Erster schaffen sie es nun aber nicht mehr.

Ein Level 3 in allen Situationen oder höher bekommst Du in deinem Leben sowieso nicht mehr zu sehen. Kann mir einfach kein System vorstellen, dass in einer engen italienischen Altstadt wenn überall Schnee- und Schneehaufen rumliegen, Autos und andere Fahrzeuge wild parken und die Fußgänger alles machen nur sich nicht an Regeln halten, ein Auto selbständig fahren kann. Das überfordert dort schon 99% aller Touristen.

Also gilt es anzufangen, mit kleinen Schritten.

Die S-Klasse ist das einzige Auto auf der Welt wo du offiziell während dieser Fahrt mit dem Handy rumdaddeln darfst so lang du willst. Und demnächst darf das der EQS auch.

„Demnächst“ steht bei Tesla dagegen schon seit Jahren auf der von vielen teuer bezahlten Aufpreisliste und bekommen dafür einen semiautonomen „Spurwechsler“.

Silverbeard:

Wenn ich die Verlinkungen richtig verstehe war oder ist Artemis eine Tochtergesellschaft von Audi, Gegründet um eine elektrische Plattform zu entwickeln.

Das war eine absolut richtige Entscheidung. Dadurch ist der gesamte Wasserkopf Audis (der so auch bei jedem anderen Hersteller existiert) von der Entwicklung abgekoppelt. Es macht keinen Sinn, das viele Ebenen Entscheidungen treffen müssen, für die sie keine Kompetenz haben (es geht schliesslich um Neuland, nicht um eine Modellpflege).

Diesen Ebenen fehlt ja nicht nur die Entscheidungskompetenz, die haben alle auch Verträge, bei denen der Bonus von der Einhaltung des Bugets ihres Verantwortungsbereichs abhängt. Wie soll das zusammen mit einer Neuentwicklung funktionieren, von der Niemand weiß, ob sie jemals Profit abwirft?

Deshalb ist eine eigenständige Tochterfirma die richtige Entscheidung. Die kann im Notfall sogar pleite gehen, ohne das Buget anderer Abteilungen zu belasten und trotzdem können alle Erkenntnisse in andere Produktionen und Entwicklungen einfliessen.
Die Erfahrungen werden nicht zurückgehalten, wie das bei eingekaufter Technologie vom Zulieferer der Fall ist.

Ich bin mir auch nicht sicher, ob wirklich eine autonome Plattform am Ende rauskommt. Ich bin immer noch fest überzeugt, das Tesla allen anderen beim autonomen Fahren haushoch überlegen ist.
Sobald ein weltweiter Hersteller autonom fahren kann, sind die Entwicklungen aller andere obsolet. Wer will sein Leben schon der Nummer zwei, drei oder vier überlassen?

Wolfbrecht Gösebert:

Sinngemäß im Artikel:
„… die hochmoderne Artemis-Plattform von Konzernschwester Audi, die im Jahr 2025 debütiert.“
Na, das warten wir mal in Ruhe ab … Artemis 2025

Peter Bigge von Berlin:

Solange Porsche Verbrenner herstellt kommt bei uns keiner ins Haus, ob mit oder ohne A.

Anonymous:

Super Sache – früher sagte man zu so etwas „rechte Tasche – linke Tasche”

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