Ratgeber: Vorteile, Nachteile und FAQ zum One Pedal Driving

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Maria Glaser
Maria Glaser
  —  Lesedauer 5 min

Nur zu gut erinnern sich wohl die meisten an ihre ersten Fahrstunden: Das linke Pedal voll durchtreten, den Gang einlegen und dann den Fuß leicht zurücknehmen, bis die Kupplung kommt, während man gleichzeitig ein wenig Gas gibt. Bis sich für dieses Zusammenspiel der Füße ein gutes Gefühl entwickelt, kann ziemlich viel Zeit ins Land gehen. Stattdessen hört man zu Beginn oft nur das Geräusch des abwürgenden Motors, auch das kennt wohl kaum jemand nicht.

Mit der Einführung von Automatikgetrieben und damit dem Wegfall des Kupplungspedals hat sich das Leben vieler Autofahrer:innen stark vereinfacht, reichte fortan ein Fuß für zwei Pedale. Und selbst das ändert sich zunehmend, denn es gibt dank Elektroautos eine weitere Entwicklung: das One Pedal Driving. Dieser Artikel beleuchtet, wie One Pedal Driving funktioniert, welche Vorteile es bietet und welche Herausforderungen es mit sich bringt.

Wie funktioniert One Pedal Driving?

Schon 2010 hat der japanische Erfinder Masuyuki Naruse ein Pedal erfunden, mit dem beschleunigt und durch einen seitlichen Hebel gebremst werden konnte. Die Idee dahinter: Durch die Nutzung eines einzigen Pedals kann das Fahren einfacher und bequemer gemacht werden.

Bei Hybridautos und Elektroautos kommt bei der Technologie des One Pedal Driving noch eine weitere Komponente dazu, das regenerative Bremsen, das jedes Elektroauto beherrscht, auch ohne One-Pedal-Funktion. Die Bewegungsenergie beim Verzögern wird dabei in elektrische Energie umgewandelt und in die Fahrzeugbatterie zurück gespeist. Dieser Prozess wird auch als Rekuperation bezeichnet und sorgt für längere Reichweiten von Elektroautos. Je nach Fahrzeugmodell kann die Bremswirkung des regenerativen Systems so stark sein, dass die eigentlichen Bremsen nur noch selten betätigt werden müssen.

Die Funktion des One Pedal Drivings kann in den meisten Autos mit einem Schalter aktiviert und deaktiviert werden, da manche Elektroauto-Fahrer das starke Verzögern auf Landstraßen- und Autobahn-Etappen als störend und unpraktisch empfinden. Bei aktivem One Pedal Driving ist vorausschauendes Fahren gefragt. Wer beispielsweise vor einer Ampel oder einem Stoppschild anhalten muss oder abbiegen will, nimmt den Fuß am besten frühzeitig vom Gaspedal. Das Fahrzeug beginnt dann mit einer Verzögerungskraft von ca. 20 Prozent der vollen Bremskraft zu verzögern und verlangsamt das Fahrzeug allmählich. Sobald das Auto vollständig zum Stillstand gekommen ist, werden die hydraulischen Bremsen aktiviert, um weiter zu stehen. Anschließend wird über dasselbe Pedal wieder beschleunigt.

In diesem Prozess funktionieren die Bremslichter so wie bei herkömmlichen hydraulischen Bremsen. Sie leuchten also auf, wenn das Pedal losgelassen wird und informieren dadurch die nachfolgenden Verkehrsteilnehmenden.

Vorteile von One Pedal Driving

Das Fahren mit nur einem Pedal hat einige Vorteile für Nutzer:innen. Beispielsweise trägt es zu einem erhöhten Fahrkomfort bei, denn mit nur einem Pedal zu fahren, verringert die Notwendigkeit, ständig zwischen Gas- und Bremspedal zu wechseln. Obwohl das One Pedal Driving eine Gewöhnungsphase mit sich bringt und Feingefühl benötigt, ist es langfristig für viele die bequemere und entspanntere Art zu fahren. Durch die langsame Verzögerung ist der Bremsprozess zudem sanft und angenehm.

Außerdem sorgt die Technologie bei Elektroautos für Energieeffizienz, da durch das regenerative Bremsen ein Teil der Energie zurückgewonnen und die Reichweite signifikant erhöht wird, je nach Fahrweise können im Schnitt 10 bis 30 Prozent der eingesetzten Energie wieder zurück in den Akku fließen.

Neben der Reichweite verlängert das regenerative Verzögern auch die Lebensdauer der herkömmlichen Bremsen. Da sie seltener betätigt werden, kommt es zu einem geringeren Verschleiß, wodurch sich die Intervalle zwischen der Wartung und dem Austausch des Bremssystems deutlich verlängern. Ebenfalls nimmt durch den geringeren Einsatz der üblichen Bremsen auch der Bremsstaub in der Luft ab, was durch die geringere Feinstaubbelastung einen Vorteil für die Umwelt darstellt.

Herausforderungen und Eingewöhnung

Das Fahren mit einem Pedal erfordert etwas Übung, denn das Loslassen des Gaspedals führt direkt zu einem sanften Bremsen. Entsprechend müssen dabei der Bremsweg und das Loslassen des Pedals gut eingeschätzt werden, um sicher zu bremsen. Für eine Notbremsung eignet sich das One Pedal Driving nicht. Dafür müssen weiterhin die normalen Bremsen benutzt werden. Das Fahren mit nur einem Pedal ist also eine Komfortfunktion, die jederzeit außer Kraft gesetzt werden kann und gegebenenfalls muss.

Für Fahrer:innen, die von herkömmlichen Fahrzeugen auf ein Auto mit One Pedal Driving umsteigen, kann die Umstellung zunächst ungewohnt sein. Die mitunter starke Bremswirkung beim Loslassen des Gaspedals erfordert ein gewisses Maß an Übung, um ein gleichmäßiges und angenehmes Fahrerlebnis zu gewährleisten.

Da die normalen Bremsen seltener verwendet werden, ist es ratsam, sie gelegentlich bewusst zu betätigen, um sicherzustellen, dass sie ordnungsgemäß funktionieren und sich nicht festsetzen. Auch eventuell angefallener Rost an den Bremsscheiben kann so entfernt werden. Dies ist bei Autos egal welcher Antriebsart generell wichtig, wenn das Fahrzeug längere Zeit nicht bewegt wurde.

Anwendung und Aussichten der Technologie

One Pedal Driving eignet sich besonders gut für den Stadtverkehr und für Regionen mit häufig stockendem Verkehr. Auf Autobahnen oder bei konstanten Geschwindigkeiten spielt es jedoch eine weniger große Rolle.

Mit der Weiterentwicklung der Technologie und der zunehmenden Verbreitung von Elektroautos wird sich One Pedal Driving wahrscheinlich immer weiter durchsetzen. Verschiedene Hersteller arbeiten daran, die Systeme weiter zu optimieren.

One Pedal Driving verändert und vereinfacht weiterhin die Art und Weise, wie wir fahren. Während die Eingewöhnung etwas Zeit erfordern mag, dürften die Vorteile für viele Nutzer:innen überzeugend genug sein, um sich an das neue System zu wagen.

Quellen: J. D. Power – What is One-Pedal Driving and How Does it Work? / Autoblog – Japanese inventor makes gas and brake one pedal / Motor Biscuit – One-Pedal Driving 101

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Maria Glaser

Maria Glaser

Aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich kommend, verbindet Maria Glaser bei Elektroauto-News.net seit 2023 ihre Liebe zum Text mit fachlichen Inhalten. Seit ihrem Studium in Berlin und Wien arbeitet sie im Bereich Lektorat, Korrektorat und Content Writing, vor allem zu Mobilität.
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Moritz:

Siehste, bei Tesla muss man zum Segeln auf dem Display rumwischen, bei BEVs mit adaptiver Rekuperation nimmt man einfach den Fuß vom Fahrpedal. Und die Rekuperation muss man nicht auf dem Wischmonitor in irgendwelchen Menüuntiefen einstellen sondern sie stellt sich adaptiv auf die Fahrsituation ein.

Moritz:

Offenbar sind Sie noch nie ein BEV mit adaptiver Rekuperation gefahren, denn das ist ja der Clou, dass man gar nicht an der Rekuperation einspielen muss, weil diese eben adaptiv und vorausschauend zwischen Segeln und maximaler Rekuperation gleitend variiert.

„oder habt Ihr beim Verbrenner ständig den Fuss vom Gaspedal genommen !?“

Das ist die falsche Frage, denn beim Verbrenner wirkt der Motor ja immer als Motorbremse, wobei die Motorbremswirkung im 6. Gang relativ gering ist. Beim BEV mit adaptiver Rekuperation wirkt der Motor aber eben nicht immer als Bremse! Wenn man z.B. auf einer Tempo 50 Straße bei 50 km/h vom Fahrpedal geht, segelt das Auto einfach weiter, ohne zu rekuperieren. Wenn es leicht bergab geht, rollt das Auto einfach weiter und die adaptive Rekuperation hält das Tempo auf 50 km/h. Der Fuß kann entspannen.

Einfach mal ausprobieren, das ist viel komfortabler als OPD!

Moritz:

Genau so sehe ich das auch. Alle Volkswagen BEVs unterstützen diese vorausschauende adaptive Rekuperation. Ich bin mit meinem ID.3 z.B. mit vorausschauender adaptiver Rekuperation einen Berg mit vielen Kurven und Serpentinen heruntergefahren (vom Kandel ins Glottertal), ohne aktivierten TravelAssist. Bis auf wenige Stellen könnte ich den ID.3 einfach rollen lassen und der ID.3 hat auf der gesamten Strecke die Rekuperation an die mögliche Kurvengeschwindigkeiten angepasst, von Segeln bis zur maximalen Rekuperation.

Moritz:

Vorteile der vorausschauenden, adaptiven Rekuperation gegenüber OPD

Das Fahren mit vorausschauender, adaptiver Rekuperation hat gegenüber dem OPD einige Vorteile für Nutzer:innen. Beispielsweise trägt es zu einem erhöhten Fahrkomfort bei, denn beim OPD muss man mit dem rechten Fuß permanent auf dem Fahrpedal stehen und jede kleine Änderung der Fußstellung ändert die Geschwindigkeit des Autos. Mit der adaptiven Rekuperation kann man einfach den Fuß vom Fahrpedal nehmen und das Auto steuert die Rekuperation in Abhängigkeit der Fahrsituation. Das bedeutet, dass das Auto segelt, also ohne Antrieb einfach weiterrollt, sofern die Straße frei ist oder bei vorausfahrenden Verkehr die Rekuperation an den Verkehr anpasst, als ob man mit Abstandstempomat fahren würde. Bei aktiver Navigation passt die vorausschauende adaptive Rekuperation auch die Geschwindigkeit an z.B. anstehende Abzweigungen an oder auch an den Straßenverlauf.

Da bei der adaptiven Rekuperation der Fuß immer mal wieder in eine angenehme Ruheposition gehen kann und nicht permanent die Geschwindigkeit regeln muss, ist es langfristig für viele die bequemere und entspanntere Art zu fahren. Durch die adaptive Verzögerung ist der Bremsprozess zudem sanft und angenehm.

Außerdem sorgt die Technologie bei Elektroautos für Energieeffizienz, da durch das regenerative Bremsen ein Teil der Energie zurückgewonnen und die Reichweite signifikant erhöht wird. Das gilt aber auch für das OPD, da bei beiden Systemen rekuperiert wird!

Neben der Reichweite verlängert das regenerative Verzögern auch die Lebensdauer der herkömmlichen Bremsen. Da sie seltener betätigt werden, kommt es zu einem geringeren Verschleiß, wodurch sich die Intervalle zwischen der Wartung und dem Austausch des Bremssystems deutlich verlängern. Ebenfalls nimmt durch den geringeren Einsatz der üblichen Bremsen auch der Bremsstaub in der Luft ab, was durch die geringere Feinstaubbelastung einen Vorteil für die Umwelt darstellt.

Gegenüber dem OPD sorgen Systeme mit vorausschauender adaptiver Rekuperation also für ein angenehmeres, komfortabler es weil ruhigeres Fahren und der rechte Fuß kann immer mal entspannen oder seine Position ändern, ohne dabei gleich ein Bremsmanöver einzuleiten.

Daher setzen immer mehr Hersteller auf intelligente, adaptive Systeme als Option zum starren, unkomfortabel OPD.

Moritz:

Die Antwort ist jetzt 3 Monate alt, aber „nachgeaschärft“ wurde leider bisher nichts.

Moritz:

Volkswagen BEV haben einen Modus B, der dem OPD ähnelt, allerdings nicht bis zum Stillstand abbremst, außerdem aber einen Modus D, bei dem die Rekuperation bei manchen Modellen z.B. bei Skoda manuell variiert werden kann oder wahlweise eine vorausschauende, adaptive Rekuperation gewählt werden kann, die sich vollständig an die Fahrsituation anpasst.

Die adaptive Rekuperation ist sehr effizient und viel komfortabler als One Pedal Driving!

Moritz:

Also der Artikel ist in großen Teilen fehlerhaft und irreführend, denn auch in BEVs ohne One Pedal Driving wird natürlich auch bei Betätigung des Bremspedals rekuperiert!

Und gerade Fahrzeuge mit adaptiver Rekuperation steigern den Komfort, weil man eben nicht permanent den Fuß auf dem Fahrpedal haben muss, sondern auch den Fuß vom Pedal nehmen kann, ohne dass das Auto dies als Vollbremsung interpretiert.

Fahrzeuge mit adaptiver Rekuperation, z.B. alle BEV auf der Volkswagen MEB Plattform, unterstützen die adaptive, vorausschauende Rekuperation, so dass man damit noch effizienter als mit OPD fahren kann.

Gastschreiber:

Was ich gut fände, wenn man die Wahl hat und je nach persönlichem Geschmack die Einstellung vornehmen kann. Hier sind m.E. die Südkoreaner richtig gut mit einer Varianz, schlecht sind Tesla mit dem Zwang und ohne echte Einstellungen, ebenso wie bspw. VW, Audi etc. die nur eine veränderte Rekuperation ermöglichen.
Persönlich mag ich segeln mit Rekuperation über das Bremspedal am liebsten, damit habe ich alle Möglichkeiten, die ich brauche und habe kontinuierlich das Training eines Bremsmanövers. Bei einem Sicherheitstraining konnte ich erfahren, dass OPD Fahrer die erste Bremsung regelmäßig nicht geschafft hatten. Für mich ist das gewissermaßen eine Sicherheitseinschränkung.
Auch das angesprochene, nicht lineare Verhalten von hoher Bremsleistung bei niedrigen Tempi und geringer Bremsleistung bei höheren Tempi stört mich bei OPD, da sind Pedalbedienungen linearer und gleichmäßiger.
Für mich also ein Beispiel, dass vermeintliche Bequemlichkeit durchaus auch ernsthafte Nachteile mit sich bringt. Mein aktuelles EV hat kein OPD, mein geplantes nächstes EV auch nicht.

Helmut L.:

Bitte Artikel genau lesen: Wenn man die Fußbremse antippt, wird ebenfalls die Rekuperation aktiviert. Das gilt für alle Fahrzeugfabrikate.

Helmut L.:

Mein KIA kann auf vier verschiedene Rekuperationsstufen eingestellt werden, von Segeln bis sehr starker Rekuperation. Für die stärkste Rekuperationsstufe prognostiziert die Software im KIA einen Minderverbrauch von 10 %. Minderverbrauch, nicht Mehrverbrauch!
Ich fahre i. d. R. mit stärkster Rekuperation, auch auf der Autobahn: Mit eingeschaltetem Abstandstempomat geht das ganz entspannt.
Winter bei möglicherweise glatten Straßen: Hierbei schalte ich den Antrieb auf Eco-Betrieb, der das Antriebs-Drehmoment reduziert, und auf geringe Rekuperation. Bei Glätte sind die mechanischen Bremsen mit ABS nämlich sinnvoller.

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