Mercedes-Entwicklungschef: „CLA definiert das Segment neu“

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Mercedes-Benz

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Mercedes setzt große Erwartungen in den neuen CLA, der als technologischer Vorreiter eine neue Fahrzeugwelle bis 2027 anführt. In einem Interview mit der Automobilwoche sprach Markus Schäfer, Entwicklungschef von Mercedes, über die Bedeutung des Modells, die strategischen Entscheidungen hinter seiner Entwicklung und die zukünftige Ausrichtung des Unternehmens. „Er ist ein hochattraktives Auto, das dieses Segment neu definieren wird – vom hocheffizienten elektrischen Antrieb mit großer Reichweite bis zum intelligenten Innenraum“, betont Schäfer. Zudem sei der CLA der erste Mercedes mit dem neuen Betriebssystem MB.OS, das künftig eine zentrale Rolle in der Digitalstrategie des Unternehmens spielen werde.

Das Modell sei global ausgerichtet und biete trotz höherer Positionierung eine attraktive Einstiegsmöglichkeit in die Marke. Dabei sei die Entscheidung für eine flexible Plattform, die sowohl Elektro- als auch Hybridantriebe unterstützt, strategisch klug gewesen: „Der Vorzug dieser Plattform ist es, dass ich über einen querliegenden Motor beide Antriebe – elektrisch und hybrid – ohne jegliche Kompromisse anbieten kann.“ Dies gebe Mercedes in Zeiten volatiler Marktentwicklungen die nötige Flexibilität und ermögliche eine langfristige Anpassung an die Marktnachfrage.

Ungewiss bleibt, wie sich die Antriebsverteilung beim CLA entwickeln wird. „Auf der ganzen Welt hat man in Bezug auf den Elektrohochlauf schon Prognosen abgegeben, die korrigiert werden mussten“, erklärt Schäfer. Faktoren wie gesetzliche Vorgaben, Subventionen oder Ladeinfrastruktur erschweren genaue Vorhersagen. „Unser Vorteil ist, dass wir über unsere Modulstrategie auch die Zulieferströme je nach Bedarf steuern können. Das ist die beste Vorbereitung in diesen volatilen Zeiten.“

Ein kontrovers diskutierter Punkt ist die Herkunft der Verbrennungsmotoren, die von Geely produziert werden. Schäfer stellt jedoch klar: „Der Motor ist zu 100 Prozent hier von unseren Ingenieuren in Sindelfingen und Untertürkheim entwickelt worden, also 100 Prozent Mercedes.“ Produktion im internationalen Netzwerk sei für Mercedes nichts Neues – entscheidend bleibe die Qualität. „Wir haben uns bei der Produktion schon immer auf ein internationales Netzwerk verlassen. Dabei ist wichtig, dass wir bei der Qualität keinerlei Abstriche machen.“

Zur Preisgestaltung hält sich Schäfer bedeckt, deutet aber an, dass Kunden ein Fahrzeug mit „unglaublicher Substanz“ erhalten: „Allein der Sprung beim Infotainment mit dem MBUX Superscreen und unseren KI-Agenten ist enorm, aber auch bei den verwendeten Materialien wie Glas, Leder und Metall oder der elektrischen Reichweite.“ Der CLA soll laut WLTP-Zyklus bis zu 792 Kilometer Reichweite bieten, im chinesischen Testzyklus sogar über 850 Kilometer – ein Bestwert in seinem Segment.

Die überarbeitete Modellstrategie führt dazu, dass Mercedes weiterhin auf Verbrennungsmotoren setzt, allerdings mit reduzierter Komplexität. „Jetzt gehen wir von drei auf einen Benziner mit 48V-Hybrid, der aufgrund seiner sehr hohen Effizienz den Diesel überflüssig macht“, erklärt Schäfer. Die damit einhergehenden Investitionen seien überschaubar, da Mercedes sein Motorenportfolio bereits modernisiert habe.

„Wir sind Millionen von Testkilometern gefahren“

Als weiteres Highlight gilt das erstmals vollintegrierte MB.OS. „Wir sind Millionen von Testkilometern mit MB.OS gefahren, haben in der Hitze wie Kälte erprobt. Jetzt sind wir startklar mit einem System, das es so noch nicht gab.“ Besonders die Supercomputer im CLA heben die technologische Leistung auf ein neues Niveau, ergänzt Schäfer. „Wir können die Software für die Fahrzeuge nicht nur bis zum Produktionsstart laufend aktualisieren, sondern über den gesamten Lebenszyklus – per Over-the-Air Updates.“

Auch die S-Klasse, die nach fast fünf Jahren ein Facelift erhält, profitiert von der Umstellung auf MB.OS. Schäfer betont jedoch, dass nicht alle Modelle gleichzeitig überarbeitet werden können. „Jeder Anlauf ist komplex, deshalb müssen wir staffeln.“ Die Modellanläufe seien eine Herausforderung, doch Mercedes sei dafür gut vorbereitet: „Die Engineering-Maschine bei uns ist in den letzten zwei bis drei Jahren praktisch rund um die Uhr auf Hochtouren gelaufen. Jetzt muss dieses Feuerwerk in den Werken ausgerollt und auch von unseren Lieferanten präzise unterstützt werden.“

Ob der neue CLA zu einem Volumenwachstum führen wird, bleibt offen. „Wir messen unseren Erfolg nicht am Volumen verkaufter Fahrzeuge, sondern an der Zufriedenheit unserer Kunden“, stellt Schäfer klar. Dennoch sieht er Mercedes mit der neuen Produktstrategie gut für die kommenden Jahre aufgestellt. „Mit unseren neuen Produkten sind wir jedenfalls sehr gut für die kommenden Jahre gerüstet.“

Quelle: Automobilwoche – Mercedes-Entwicklungschef Markus Schäfer: „Behalten bei Antrieben die volle Flexibilität“

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Klaus Kuhn:

So ist es und entsprechend wird sich der Umstiegsprozess im Gesamtkundensegment über Jahr(zehnt)e hinziehen, dies nicht nur bei Mercedes.

Georg Wallp:

Gerade die typische Mercedes-Kundschaft ist bekanntlich etwas älter und nähert sich oft der Silberlocke oder gar keiner Locke mehr. Wie die Statistiken zeigen, ist dort die Bereitschaft zum Umstieg auf Elektro prozentual vergleichsweise gering. Hört man genau auch aus vielen Gesprächen.

Peter Bigge von Berlin:

Mercedes baut schon gute Premium-Cars, nur nicht für den allgemeinen Preisgeschmack und die Chinesen.
Selbst die Stromer gehören zu den Besten, bloß der konservativen Kundschaft sind sie ein Stück zu teuer, zu zukunftsorientiert, oder im Fall der Chinesen zu altbacken und der Konkurrenz nicht gewachsen.

Meine Hitliste für die Elektromobilität sind
– Leistung (Power ist einer der größten Vorteile der Elektromobilität)
– Ladeleistung bei DC und AC (da darf der Akku durchaus kleiner werden, je schneller das Fahrzeug lädt)
– Reichweite (großer Akku hat schon Vorteile)
– Fahrzeugkosten (astronomische Mehrkosten müssen es nicht sein, zumal Stromer sich eigentlich viel günstiger herstellen lassen als Verbrenner)

Was mir an Mercedes-Stromern gefällt
– gute Fahreigenschaften
– gute geschmackvolle Innenausstattung und Sitze (ist natürlich Geschmackssache)
– gute Leistung
– ausreichende Ladeleistung (bislang auch mit dem 400V-System erträglich, dürfte aber eben gute 10 bis 15 Minuten schneller sein, statt so 30 bis 40 Minuten von 10 auf 80)
– überwiegend gute Bedienbarkeit (selbst an das vielfach bemängelte Touch-Gedönse gewöhnt man sich schnell)
– ein paar nette Assistenten (Matrixlicht, Plug-and-Charge (wenn es mal an einer Station funktioniert))
– das Beste von Benz, der Hyperscreen (sieht einfach gut aus und lässt sich gut bedienen, trotz vieler versteckter Menüpositionen)

Was mir an Mercedes-Stromern nicht gefällt
– die Premium-Preisgestaltung (neben der „normalen“ grenzenlosen Aufpreisliste muss für jeden digitalen Scheiß ein Abo abgeschlossen werden, selbst Tetris kostet 48 EUR im Jahr, von allen anderen bei anderen Herstellern serienmäßig gelieferten Positionen ganz zu schweigen, die zusammen weit mehr als ein Fahrzeug-Leasing für einen Normalo-Stromer pro Jahr betragen können. Hierüber könnte mal berichtet werden)
– Digital-Abos (NoGo oder Abzocke, siehe Punkt zuvor, geht für die meisten Positionen gar nicht)
– Qualitätsanmutung für Premium mitunter mit viel Platz nach oben (von scharfkantigen Plastikteilen angefangen, über Türgriffe die einem die Finger quetschen, über billige Materialanmutungen im haptischen Bereichen des Innenraumes und abfallenden Plastikteilen)
– Beifahrerbildschirm, welcher das Premium suggerieren soll (ist mehr als nutzlos und überflüssig, sieht nur gut aus und verursacht bei Beifahrern erst Neugierde und danach mitleidvollen Frust)
– Phantombremsungen mit Auswirkung auf Körper und andere Verkehrsteilnehmer (Schulterausrenkungen nicht ausgeschlossen, wenn der Wagen einen Fußgänger auf dem Bürgersteig entdeckt und meint, da ist irgendwas. Oder wenn bei voller Geschwindigkeit eine Geschwindigkeitbegrenzung auf 60 km/h erfindet oder neben der Autobahn entdeckt, wo es gar keine Schilder gab. Und vieles mehr, welches einen Zweifel am autonomen Fahren aufkommen lassen kann)

Philipp:

Ich finde Mercedes ist hier ein richtig großer Wurf gelungen. Man kann ja immer über kleine Details meckern (Sliderknöpfe am Lenkrad oder Heckklappenmechanismus).

Aber im Grunde ist das ein richtig gutes Auto: Verbrauch, Design (für mich ein Haben-Will-Design), Ladetechnik, Premiumdetails

Und ja der Preis wird Premium. Ist halt kein beliebiges Auto von der Stange in Weiß

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