Mazda CX-60 e-Skyactiv PHEV mit Langestrecken-Qualität?

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Wolfgang Gomoll
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  —  Lesedauer 5 min

Mazda packt einen Plug-in-Hybridantrieb in das neue SUV CX-60. Das Resultat sind 241 kW / 327 PS und der der stärkste Serien-Mazda der Welt. Der BMW X5-Konkurrent schlägt sich wacker, kann aber auch die eine Schwäche nicht verhehlen.

Mazda geht ja gerne den eigenen Weg. Meistens klappt das auch ziemlich gut und bringt dem japanischen Hersteller jede Menge Sympathien ein. Und man kann fast die Uhr danach stellen, dass die Konzernstrategen in Hiroshima den Frank-Sinatra-Klassiker „I did it my way“ auflegen und beschließen, wieder einmal gegen den Strom schwimmen. Zum Beispiel beim Selbstzünder, den viele Hersteller auf den Schrottplatz der automobilen Historie abladen, während die Japaner demnächst einen neu entwickelten 3,3-Liter-Sechszylinder-Diesel in den Motorraum packen. Ähnlich läuft es beim Plug-in-Hybrid-Antrieb.

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In Deutschland wird schön langsam das Requiem angestimmt und Mazda befeuert sein neues Flaggschiff CX-60 mit der Kombination aus einem 2,5-Liter-Vierzylinder-Benziner mit 241 kW / 327 PS und einem Elektromotor, der 129 kW / 175 PS zum Vortrieb beisteuert. Die elektrischen Energiereserven kommen aus einer 17,8-Kilowattstundenbatterie, die an einer 11 kW Wallbox in 2:20 Stunden mit einer Ladeleistung von 7,2 kW wieder zu 100 Prozent gefüllt.

Und weil man gerade allen ein Schnippchen schlägt, treibt man den CX-60 über die angeblich gefährlichste Straße der Welt: Die türkische D915 verbindet Of (an der Schwarzmeerküste) mit Bayburt und gilt als gefährlichste Straße der Welt. Diese Spitzenreiter-Position liegt vor allem an den berühmt-berüchtigten Derebaşı-Kurven. Jene 13 Kehren, die innerhalb von fünf Kilometern einen Höhenunterschied von mehr als 320 Metern überwinden, ehe sie bei 2.330 Metern über den Meeresspiegel enden, verlangen Mensch und Maschine einiges ab.

Die Schotterpiste bietet meistens nur Platz für ein Auto und jeder Fehler kann fatale Folgen haben, da es neben der Straße steil bergab geht. Wir aktivieren den Offroadmodus, der die Traktion strikter überwacht und machen uns auf den Weg. Bei Gegenverkehr heißt es zurücksetzen bis zur nächsten breiteren Stelle, die nur in Kurven zu finden ist. Mit maximal 20 km/h geht es Meter um Meter voran. Das Mazda-SUV schlagt sich prächtig und erklimmt den Berg souverän.

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Doch das gebräuchliche Einsatzgebiet des japanischen SUVs sind keine abenteuerlichen Schotterstraßen, sondern Asphaltschneisen, auf denen wir ebenfalls unterwegs waren. Das Fahrwerk ist nicht durchgängig harmonisch, da man deutlich das Bemühen der japanischen Ingenieure, das Gewicht von 2.147 Kilogramm zu kaschieren, spürt. Die Federung meldet zwar zuverlässig jede Bodenunebenheit, wippt dann aber bei längeren Asphaltwellen nach.

Bei den Fahrmodi Off Road, EV, Normal und Sport sucht man ein Auto-Hybrid-Programm vergebens, da das System bei im Mazda CX-60 PHEV in der Einstellung Normal die Zügel in die Hand nimmt und entscheidet, welche Antriebsart am effizientesten ist. Da rein elektrisch bis zu 140 km/h drin sind, ist man oft elektrisch unterwegs. Laut dem japanischen Autobauer beträgt die Reichweite dann bis zu 63 Kilometer. Wer will, kann die Batterie auch während der Fahrt über den Verbrennungsmotor laden, was aber nicht sehr effizient ist. Die Stärke des Mazda CX-60 e-Skyactiv PHEV liegt ohnehin in langen Etappen, die man mit dem 4,74 Meter langen SUV entspannt absolvieren kann und sich an der guten Verarbeitung des Innenraums, den Platz auf beiden Reihen und dem geringen Geräuschniveau erfreuen kann.

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Nur wenn man im Normal-Programm schnell Leistung abrufen will, meldet sich der Vierzylinder zu Wort und die Achtgangautomatik verfällt ein wenig in den in Asien geschätzten CVT-Gummiband-Modus. Wer Spaß haben will, aktiviert Sport. Dann wabert ein bisschen Mazda-MX-5-Roadster-Feeling durch das Cockpit und der elektrifizierte Crossover holt alles aus seinen 327 PS heraus. Der Vierzylinder-Verbrennungsmotor gibt sich alle Mühe, den Vortrieb sportlich-kernig zu untermalen und der in das Getriebe integrierte Elektromotor springt, wann immer es geht, ein und versucht, Schaltlöcher zu stopfen.

Da der Allradantrieb den Hinterradantrieb bevorzugt und die elektronisch geregelte Lamellen-Ölbadkupplung die Vorderachse nur bei Bedarf zuschaltet, kann man mit dem CX-60 PHEV beschwingt um die Kurven zirkeln und die Untersteuerneigung wird schnell und wirksam von den sehr wachsamen Regelsystemen unterdrückt. Wer es mal eilig hat, muss sich allerdings mit 200-km/h-Spitzengeschwindigkeit zufriedengeben. Immerhin ist der Standardsprint von null auf 100 km/h in 5,8 Sekunden absolviert. Mazda gibt den Durchschnittsverbrauch mit 1,5 Litern pro 100 Kilometer und 23 kWh/100 km an.

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Beim Cockpit helfen die beiden 12,3 Zoll-Monitore. Einer für die virtuellen Instrumente und einer für das Infotainment, um alle Informationen im Blick zu haben. Doch so ganz können die Mazda-Techniker nicht aus ihrer Haut und bleiben dem guten Drehdrücksteller treu. Zumal bei fahrendem Auto die Berührungsbedienung deaktiviert ist. Wer will, kann sein Smartphone per Apple CarPlay oder Android Auto in das Infotainment einbinden. Für einen Basispreis von 47.390 Euro bekommt man ein SUV, das viel gut macht, aber die Fahrdynamik eines BMW X5 nicht erreicht.

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Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll

Wolfgang Gomoll beschäftigt sich mit dem Thema Elektromobilität und Elektroautos und verfasst für press:inform spannende Einblicke aus der E-Szene. Auf Elektroauto-News.net teilt er diese mit uns. Teils exklusiv!

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egon_meier:

irgendwann verhebt sich Mazda mal mit seinen Extravaganzen.

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