Jedlix: Vehicle-2-Grid Laden, Kosten sparen und mehr – ein Gespräch

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Jedlix

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 6 min

Erstmals konnten wir im Januar 2021 darüber berichten, dass der deutsche Übertragungsnetzbetreiber TransnetBW und der niederländische Smart-Charging-Plattform-Betreiber Jedlix in einem V2G-Projekt kooperieren. Gemeinsam untersuchen die Unternehmen das Potenzial von Elektroautos zur Bereitstellung von Regelreserve. Doch auch darüber hinaus hat das Unternehmen einiges zu bieten, wie ich im Gespräch mit Jorg van Heesbeen, CBO und Co-Gründer von Jedlix Smart Charging, herausfinden konnte.

Wir haben uns über das Thema Smart Charging und Jedlixs Sicht auf „Over-The-Air Smart Charging“ unterhalten. Des Weiteren konnte ich erfahren, wie sich das Start-Up am Markt selbst sieht. Hier gibt es an sich zwei Blickwinkel, aus denen man Jedlich betrachten und schlussendlich am Markt einordnen kann.

So sieht sich das Unternehmen zunächst als sogenannter Smart-Charging-Dienstleister, der zusammen mit Netzbetreibern wie TransnetBW und NetzeBW den Weg für eine reibungslose Vehicle-Grid-Integration ebnet. Über deren Jedlix-App ermöglicht es das Unternehmen E-Fahrern, dem eigenen „Jedlix-Stamm“ beizutreten und herauszufinden, wie viel das Laden zu Hause kostet, um diese Ladekosten dann zu reduzieren. Des Weiteren sieht man sich aber auch als Plattformanbieter für E-Mobilitätsanbieter, um das intelligente Laden in deren eigenes Kundenangebot zu integrieren und Synergien für deren Kunden zu schaffen. Weitere Details im nun nachfolgenden Gespräch mit Jorg. Viel Spaß damit.


Hey Jorg, erst einmal vielen Dank, dass du dir die Zeit nimmst, dich ein wenig mit mir über Jedlix zu unterhalten. Magst du uns das Unternehmen, eure Mission und Vision vorstellen?

Wir bei Jedlix glauben, dass intelligentes Laden der Schlüssel für die Masseneinführung von Elektromobilität ist. Die natürliche Art und Weise, Elektrofahrzeuge überall zu laden und zu entladen, sollte intelligent sein, um eine kollektive Wirkung zu erzielen und die Gesamtbetriebskosten von Elektroautos zu reduzieren, ihre Einbindung in das Stromnetz zu erleichtern und erneuerbare Energien voranzutreiben. Jedlix entwickelt und betreibt eine Vehicle-to-Grid-Integration („VGI“) Plattform, um dies im großen Maßstab zu erreichen.

Wir arbeiten mit Energieversorgern, Autoherstellern und Betreibern von Ladestationen zusammen, um die Gesamtbetriebskosten von Elektrofahrzeugen zu senken, die Flexibilität des Ladevorgangs auf den Energie- und Ausgleichsmärkten zu monetarisieren und die Nutzung erneuerbarer Energien zu optimieren.

So viel zu eurer Mission und Vision von Jedlix. Magst du als Mitgründer des Unternehmens noch ein paar Worte über dieses verlieren?

Wir haben unser Unternehmen in den Niederlanden gegründet und konnten bisher in 7 Länder in Europa expandieren, wo wir derzeit die Heimladekosten für über 10.000 Elektroauto-Fahrer reduzieren. Wir sind ein kleines, aber kompetentes Team von 16 Leuten, das sich dafür einsetzt, den Jedlix-Service erfolgreich zu den deutschen E-Fahrern zu bringen. Renault hat vor 3 Jahren in unser Unternehmen investiert, und seitdem sind wir bestrebt, unsere Lösung geografisch zu skalieren, um über unsere Jedlix-App eine direkte Beziehung zu den E-Fahrern in mehreren Ländern aufzubauen und ihr Vertrauen zu gewinnen.

Zusammen mit unserer Smart-Charging-Community glauben wir, dass die Zeit gekommen ist, das Potenzial und die Fähigkeit dieser Community zu erschließen, um das Stromnetz zu stabilisieren und gleichzeitig sicherzustellen, dass jede Autobatterie perfekt geladen ist, wenn sie ausgesteckt und eine Spritztour gemacht werden soll.

Mit Jedlix wollt ihr also unteranderem das Laden zu Hause für E-Autofahrer günstiger machen, ohne in eine teure Ladestation investieren zu müssen. Wie soll das funktionieren?

Wir gehen dies Schrittweise an. So setzen wir auf eine Mobile App, welche kundenzentriert aufgebaut und gedacht ist, umso mehr über Mobilitätsbedürfnisse und Ladepräferenzen zu erfahren. Uns ist es dann möglich über Fahrzeuganbindung und Telematik einen genaueren Blick auf den Ladebedarf zu werfen. Durch die Einbindung in das Energiesystem sowie eine entsprechende Optimierung des Ladevorgangs wird es möglich den Jedlix-Nutzern ein billigeres und umweltfreundlicheres Laden zu ermöglichen. Soweit die Kurzfassung.

Über die Jedlix-App kann der E-Fahrer somit Geld sparen und verdienen? Was ist der Unterschied und woher kommt das Geld?

Die Einsparungen werden direkt bei der Stromkostenrechnung erzielt. In dem Jedlix hilft den passenden Tarif zu finden, der dann auch dynamisch gestaltet sein kann, um über die idealen Ladezeitpunkte eben die erwähnten Kosten und Einsparungen zu erzielen. Das Geld lässt sich dadurch verdienen, dass die Fahrzeuge, beziehungsweise deren Energie dazu genutzt werden Schwankungen im Netz auszugleichen. Hierfür „belohnen“ Netzbetreiber wie TBW uns und unseren „Jedlix-Stamm“. Diese monetäre Belohnung teilen wir dann mit unseren Stammmitgliedern. Mit dem Projekt der TransnetBW starten wir zunächst in Baden-Württemberg. Haben aber die Ambition dieses Angebot bald auf das ganze Land auszuweiten!

Kann man euch sozusagen dann als „Get-paid-as-you-charge“-Service einstufen?

Jedlix ist in der Tat eine App, die man kostenlos nutzen kann und mit der man tatsächlich Geld verdienen kann. Aber es muss gesagt werden, dass Ihr Energieversorger Ihnen immer noch die Energierechnung schickt, aber zumindest haben Sie es geschafft, diese Rechnung dank Jedlix mit 15- 30% etwas zu reduzieren. Wir gehen davon aus, dass ein durchschnittlicher deutscher E-Auto-Fahrer seine Ladekosten mit bis zu 250€ pro Jahr reduzieren könnte (unter Berücksichtigung von Einsparungen und Einnahmen). Und hey, wenn Sie Glück haben, zahlt Ihnen Ihr Arbeitgeber die Heimladekosten Ihres Firmenwagens zurück, basierend auf der monatlichen Heimladekostenübersicht, die Sie aus der App entnehmen können!

Mit welchen Partnerunternehmen arbeiten Sie derzeit zusammen?

Im Zuge unserer Expansion haben wir über 25 Partnerschaften mit Energieversorgern wie Awattar in Deutschland, Netzbetreibern wie TransnetBW und mehreren Autoherstellern (Tesla, Jaguar, Renault, Audi, BMW und seit kurzem Hyundai) geschlossen. Sie sind der Schlüssel im Smart-Charging-Ökosystem, um die Autos für das intelligente Laden bereit zu machen und einen Mehrwert für den Kunden zu schaffen, der das Auto täglich fährt und ansteckt.

Wie wollen Sie Ihr Angebot in Zukunft erweitern?

Zunächst ist es wichtig, dass Tesla-, e-tron-, I-PACE– und i3-Fahrer Jedlix kennenlernen und erfahren, wie einfach es ist, ihr Auto intelligent aufzuladen und dafür zu sorgen, dass dies kostengünstiger und umweltfreundlicher geschieht. Mit ihrer Unterstützung können Netzbetreiber die VGI-Kapazität kennenlernen und diese im großen Maßstab zulassen, um sicherzustellen, dass es für jeden EV-Fahrer in Deutschland einen Wert hat. Wir vertrauen darauf, dass Jedlix und andere Marktteilnehmer der E-Mobilität bald in der Lage sein werden, Smart Charging auf noch mehr Automarken auszuweiten.

Wie schafft Jedlix als Unternehmen Wert für sich selbst? Geht es darum, Daten von E-Fahrern zu monetarisieren?

Genau wie ein Software-as-a-Service-Unternehmen wird Jedlix von seinen Partnern dafür entlohnt, dass sie ihnen und ihren Kunden, die ein E-Fahrzeug fahren, ihre VGI-Plattform zur Verfügung stellen. Indem Jedlix den Baustein „Smart Charging“ bereitstellt, der einen Mehrwert für die Partner generiert, können diese diesen Wert in ihr Leistungsversprechen einbeziehen und ihn hauptsächlich an die Fahrer von E-Fahrzeugen weitergeben, die dank Smart Charging zur Energiewende und zur weiteren Integration erneuerbarer Energien beitragen.

Nun noch die Frage: Was muss ich tun, um mit Jedlix zu starten?

Ganz einfach! Laden Sie die App in einem der App Stores herunter (Apple App Store / Google PlayStore / Jedlix Webseite), schließen Sie Ihr Auto an, legen Sie Ihre Ladepräferenzen und Ihren Heimladestandort fest und schon können Sie loslegen!

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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bergfex:

Die Antwort, wie VW das machen will ist einfach: Die machen das nicht, jedenfalls nicht in absehbarer Zeit. Man darf auf die beinahe täglichen Pressemitteilungen von VW nichts geben, die sind nur übliches Reklamegewäsch. Musk ist leider auch nicht besser mit seinen Versprechungen. Wir sehen: VW ist dabei, zu Tesla aufzuholen ;-).

Tom 1:

Da frage ich mich wie macht das VW, die werben schon dafür das die I. D. das bald können, aber die Richtlinien noch wage sind in der Ausführung.

Wolfbrecht Gösebert:

„Mit CCS ist das [V2G] m.E. noch gar nicht möglich.“

So sehe ich das aktuell auch:
Aber offenbar deswegen verwendet der Jorg van Heesbeen
im Interview auch die Schöpfung „VGI“ … :(

IMO erlaubt das CCS-Protokoll Bidirektionales Laden aktuell noch nicht. Dazu ist eine erweiterte Version der ISO 15118 erforderlich, an der wird AFAIS aber immer noch noch gearbeitet.
Erst anschließend könnte das »neue Protokoll« noch als »Update« in die Fahrzeuge übertragen werden … so der Hersteller mitspielt!

bergfex:

Wer auf die Site von Jedlix geht, wird schnell zu der Erkenntnis kommen, dass das mit V2G nichts zu tun hat. Unter V2G versteht man „Vehicle to Grid“, also dass das Auto von Netzt Strom beziehen und ihn auch ins Netz Strom einspeisen kann. Einspeisen kann Jedlix aber nicht. Luftnummer also.
Mit CCS ist das m.E. noch gar nicht möglich. Bisher gab es ein paar V2G-Pilotprojekte mit Chademo und Nissan.

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