Exklusiv: Jaguars Designteam über den radikalen Neubeginn

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EAN-Herausgeber Sebastian Henßler bei der Vorab-Enthüllung des Konzeptfahrzeugs / Jaguar

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 4 min

Jaguar wagt einen radikalen Neuanfang. Im Rahmen eines exklusiven Roundtables in Coventry, dem Hauptquartier des britischen Autobauers, gaben führende Köpfe des Design- und Materialitätsteams Einblicke in den kreativen Prozess hinter der Neuausrichtung der Marke. Teilnehmer des Gesprächs waren Constantino Segui, bekannt als Tino, verantwortlich für das Exterieurdesign, Tom Holden für das Interieurdesign sowie Mary Chrisp und Axel Gooley, die beide im Materialitätsteam arbeiten. Die Diskussionsrunde offenbarte, wie das neue Design entstand – geprägt von völliger kreativer Freiheit und einer klaren Vision.

Auf die Frage, ob das Design tatsächlich mit einem weißen Blatt Papier begann, antwortete Segui: „Ja, genau so war es. Uns wurde freie Hand gelassen, und wir konnten die Grenzen wirklich ausloten. Der Prozess war von Anfang an offen und ehrlich – wir konnten alles vorschlagen, was uns in den Sinn kam. Es war tatsächlich ein Neustart bei Null.“ Diese Freiheit galt nicht nur für die Designer, sondern für das gesamte Team, wie Tom Holden ergänzte: „Gerry McGovern, unser Chief Creative Officer, wollte einen kompletten Reset. Er forderte uns auf, alles Vorherige zu vergessen, um die Denkweise wirklich zu öffnen. Es war nicht die Zeit für kleine Schritte, sondern für eine große Veränderung.“

Progressive Denkweise statt Zielgruppenfokus

Auch bei der Zielgruppe gab es zu Beginn keine konkreten Vorgaben. Mary Chrisp erklärte: „Wir hatten kein spezifisches Kundenprofil, das wir berücksichtigen mussten. Stattdessen war unser Ansatz, für eine progressive Denkweise zu entwerfen – für Menschen, die mutig, anders und kompromisslos sind. Diese kreative Freiheit war ein Traumprojekt.“

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Jaguar

Das Exterieurdesign wurde bewusst kraftvoll und präsent gestaltet. Tino erklärte: „Ein Schlüsselwort war ‚Exuberanz‘. Das spiegelt sich in den einzigartigen Proportionen und der Harmonie des Designs wider. Elemente wie der lange Vorderbau und die Position des Fahrgastraums betonen diese Balance. Für uns war es wichtig, dass das Auto beim ersten Anblick imposant wirkt, ohne dabei die Eleganz zu verlieren.“ Er fügte hinzu, dass das Team nicht durch typische Restriktionen wie Aerodynamik oder Gewicht limitiert wurde: „Unser Ansatz war disruptiv – wir wollten bewusst anders denken und gestalten.“

Ein wesentlicher Bestandteil des Projekts war demnach die Materialauswahl. Das Team habe großen Wert auf Authentizität und Langlebigkeit gelegt. Mary Chrisp erklärte: „Wir wollen Materialien verwenden, die wie Kunstwerke wirken und mit der Zeit an Schönheit gewinnen. Es geht darum, eine emotionale Verbindung zu schaffen, die das Auto für den Besitzer wertvoller macht. Das ist für uns der wahre Kern von Nachhaltigkeit – etwas zu schaffen, das Bestand hat und nicht einfach ersetzt wird.“

Über Zusammenarbeit und Wettbewerbsgeist

Die enge Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Design-Teams war ein entscheidender Faktor für den Erfolg des Projekts. Das Team wurde in drei Gruppen aufgeteilt, die wie Start-ups unabhängig voneinander arbeiteten. Tino erklärte: „Jede Gruppe entwickelte eigenständig Ideen und präsentierte sie schließlich vor der Geschäftsleitung. Unser Team wurde ausgewählt, um das Konzept weiterzuentwickeln.“ Diese enge Zusammenarbeit setzte sich auch in der Produktionsphase fort. „Wir haben drei Jahre lang Seite an Seite gearbeitet – von der Konzeptphase bis zur Serienreife. Das ist in der Automobilbranche ziemlich einzigartig“, so Mary Chrisp.

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Jaguar

Die britische Herkunft des Autos spiegelt sich nicht nur im Design, sondern auch in den Materialien wider. „Wir haben mit britischen Künstlern und lokalen Materialien gearbeitet, etwa mit Messing aus Birmingham“, erläuterte Mary Chrisp. Dieses Engagement für Authentizität und Herkunft zieht sich durch das gesamte Projekt. Tino betonte: „Die britische Kreativität war immer disruptiv und überraschend. Genau diese unerwarteten Elemente wollten wir feiern.“

Seriennähe und Zukunftsvision von Jaguar

Auf die Frage, wie nah das Konzeptfahrzeug an der Serienversion bleibt, wollte das Team keine Details preisgeben. Mary Chrisp verriet jedoch: „Textilien werden definitiv Teil der Serienproduktion sein. Wir prüfen, wie wir Materialien wie Messing und Stein umsetzen können, um das Design so authentisch wie möglich zu gestalten.“ Sie fügte hinzu, dass die Vision von langlebigen, künstlerischen Materialien weiterhin eine zentrale Rolle spiele.

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Jaguar

Insgesamt zeigt sich, dass Jaguar mit dem neuen Konzept bewusst einen radikalen Bruch mit der Vergangenheit wagt. Die Kombination aus kreativer Freiheit, enger Teamarbeit und einem klaren Fokus auf authentische Materialien und mutiges Design bildet die Grundlage für den Neustart der Marke.

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Jaguar

Disclaimer: Jaguar hat zum Kennenlernen der neu ausgerichteten Marke nach Coventry eingeladen und hierfür die Reisekosten übernommen. Ebenso durften wir dort vorab einen Blick auf den Jaguar Type 00 werfen. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere hier geschriebene ehrliche Meinung.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Andreas Studer:

Das Exterior mag ja noch gehn— aber das Interieur ist geschmacklos und eine Katastrophe. Glücklicherweise darf ich noch einen Jaguar der alten, stilvoll und schönen Klasse, fahren.

Dr. Erich Blöchinger:

Sicher richtig, aber Jaguar stand nie für Massenmarkt, eher exotik

Dr. Erich Blöchinger:

Wohl ironisch gemeint

Dr. Erich Blöchinger:

Navdann viel Erfolg, auf jeden Fall, sehr mutiger Ansatz

Ulli:

Einfach nur Hässlich, braucht kein Mensch. Hier macht das Management den gleichen Fehler wie seine restlichen Europäischen Mitbewerber die Tausende Mitarbeiter entlassen, und Standorte schließen müssen. Baut endlich Fahrzeuge die in die heutige und zukünftige Zeit passen und für alle erschwinglich sind. Es wird nicht mehr lange dauern bis überall Höchstgeschwindigkeiten eingeführt werden. Kein Fahrzeug braucht solche Leistungen oder Innenausstattung. Es ist pure Verschwendung von Ressourcen.

Symbrio:

Bye Jaguar, niemand mit dem Geld will das Ding kaufen. Die sollen die Marke lieber begraben.

pani:

Oh wie grauenvoll. Außen wie innen. In MEINEN Augen.

Smartino:

Minimaler Platz in maximaler Länge. So geht Effizienz.

Uli:

Ich weiß Geschmack ist vollkommen subjektiv, aber mich spricht das nicht an. Schwarz statt rosa und da steht Batman’s neuer Dienstwagen. Beschussfest, da keine hintere Scheibe.
Jaguar war noch nie eine Marke für den Massenmarkt und preislich etwas über Mercedes, BMW Co positioniert, wie viele Kunden finden sich zukünftig für ein dann noch teureres Produkt größer 150 t€ und langen dann die Skaleneffekte für Jaguar das auch kostendeckend zu verkaufen? Audi baut keinen R8 oder TT mehr, Mercedes stellt die Cabrios ein, usw. und da stecken viele Übernahmeteile aus der Großserie drin, bin gespannt ob Jaguar mit dem Ansatz das hinbekommt.

Releit:

Kommen da die Batterien unter die lange Motorhaube oder kommt der 12-Zylinder zurück?

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