Ionity-Chef: „Ein Geschmäckle, das kann ich nicht nachvollziehen“

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 3 min

In der Elektroauto-Szene der größte Aufreger der vergangenen Wochen war die Ankündigung des Schnellladenetzwerkes Ionity, den Preis pro Kilowattstunde für einen Teil der Kunden auf 79 Cent anzuheben. Und zwar nur für Ad-hoc-Lader, E-Auto-Fahrer, die als Direktkunde spontan Zwischenladen wollen ohne einen Vertrag mit einem der Mobilitätsdienstleister von Ionity geschlossen zu haben. Kritisiert wird auch, dass das neue Preismodell — auf Kosten der Steuerzahler — die Automarken seiner Gesellschafter BMW, Ford, Daimler, der Volkswagen-Konzern mit Audi und Porsche und Hyundai-Kia bevorzugt und somit z.B. Fahrer von Teslas mit ihren traditionell großen Akkus teuer zur Kasse bittet. In einem Interview mit Emobly verteidigt Michael Hajesch, Chef von Ionity, die neue Preisstruktur.

Wobei Hajesch zunächst anmerkt, auch „Verständnis“ für die Maßnahme bekommen zu haben. Zudem sei „einiges nicht ausreichend klar kommuniziert und auch verstanden“ worden. Viele meinten etwa, dass Ionity generell den Preis für alle Nutzer auf 79 Cent je Kilowattstunde anhebt, was de facto nicht der Fall ist. Deshalb wolle das Unternehmen das Produkt Ionity nun besser erklären.

Hajesch stellte zum Beispiel klar, dass nicht Ionity das Endkundenangebot aufstelle, sondern die jeweiligen Mobility Service Provider der entsprechenden Hersteller, welche ihrerseits individuelle Konditionen mit Ionity ausgehandelt haben. Demnach wäre es sogar möglich, dass Tesla seine Kunden zu ähnlichen Konditionen bei Ionity laden lassen könnte. Ionity sei „für alle MSPs gesprächsbereit“ und freue sich „wenn sie auf uns zukommen“, so Hajesch. Bei den Preisen komme es immer auf Stückzahlen, Volumen und die individuellen Anforderungen der MSPs an, so der Ionity-Chef weiter. Außerdem gebe es „unterschiedliche Kundengruppen“. Ein Vielfahrer, der oft Langstrecke fährt, könne Ionity zu besseren Konditionen nutzen als jemand, der nur drei oder vier mal im Jahr bei Ionity lädt.

Auf mehrmaliges Nachhaken von Emobly, ob Ionity mit der neuen Preisstruktur tatsächlich vor allem Tesla-Fahrer abschrecken möchte, welche — wie man zwischen den Zeilen erfährt — in der Vergangenheit überdurchschnittlich häufig bei Ionity geladen haben, reagiert Hajesch stets ausweichend. Er könne zwar „nachvollziehen, dass aufgrund der einseitigen Berichterstattung über die 79 Cent da einige ein bisschen überrascht waren. Aber zu sagen, das hat ein Geschmäckle, das kann ich nicht nachvollziehen“, so der Ionity-Chef.

Eine versteckte Wettbewerbsverzerrung mit der Benachteiligung einer großen Zahl an E-Auto-Fahrern, gefördert durch Steuergelder, sieht Hajesch bei der neuen Preisstruktur, die dazu führt, dass manche Kunden mehr als doppelt so viel zahlen wie andere, „überhaupt nicht“. Man müsse auch die vielen Vorteile, welche Ionity bringe, im Blick behalten. Zum Beispiel gebe es pro Standort mindestens vier bis sechs Ladepunkte, mit bis zu 350 kW Ladeleistung. Es fließen 100 Prozent Ökostrom, die Hotline sei 24/7 in sieben Sprachen erreichbar. „Ich glaube, dieses Leistungsangbot ist untergegangen in der Berichterstattung weil sich alles um den Preis von 79 Cent pro kWh gedreht hat“, so Hajesch.

Quelle: Emobly — Ionity-Chef: Wir wollen niemanden ausgrenzen

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Jürgen Sauter:

Ich bin auch „normaler Nutzer“… und lade 30…50 Mal/Jahr unterwegs (Autobahn), sonst Zuhause. Da sieht man mal wer sich alles für den normalen Nutzer hält.
P.S: habe wie vorgeschlagen etwas nachgedacht: warum hat Ionity die Preise nicht gleich auf 5€/kWh erhöht? Würde ja auch nix ausmachen, Sie laden ja vorwiegend Zuhause?! ;-)

günne01:

Wo bleiben da unsere Jungs vom Kartellamt.
Haben die noch den Finger in der Nase?
Hallo, Hallo, aufwachen.
Könnte die mal jemand wecken?
Oder sind dafür nur unsere korrupten Politiker zuständig?
Na dann gute Nacht.

Eberhard Mailach:

Ich finde das neue Preismodell von IONITY vollkommen in Ordnung. Es wurde nur grottenschlecht kommuniziert.

Das das bisherige Preismodell mit 8 EUR pauschal nicht dauerhaft halten kann, war klar. Die Tesla´s haben nicht umsonst bei IONITY geladen.

Jetzt wurde auf ein volumensabhängiges Vergütungsmodell umgestellt was zudem für die überwiegende Zahl der Nutzer über Ladekarten der teilnehmenden Autohersteller und auch über andere Kooperationspartner ein Laden zu den an anderen Ladesäulen üblichen Preisen ermöglicht. Die 0,79 EUR werden die wenigsten bezahlen.

Und selbst wenn es keinen Nachlass für Kooperationspartnerkunden gäbe, würde mich der Preis nicht abschrecken. Der normale Nutzer kommt nur selten in den Genuss des teuren Ladens an der Autobahn. Bei mir wäre das etwa 4 – 5 mal jährlich. Der hohe Preis wäre dann auch nur für eine Teilstrecke fällig, weil ich zu Beginn und zum Ende der Fahrt günstig zu Hause oder am Zielort laden kann.

Also erstmal denken und dann aufregen :-)

Ralf Schüler:

Wenn ich mir überlege das weitere Anbieter von Ladesäulen, wie z.B. IONITY, mit solchen Preisvorstellungen nachziehen wollen/werden, kommt mir der Gedanke, die Richtigkeit zum Kauf eines „Stromers“ in Frage zu stellen. Ich habe noch einen Verbrenner im Haushalt, den ich eigentlich noch dieses Jahr gegen ein voll elektrisches Auto „umtauschen“ wollte, —
Das werde ich wohl erst mal gründlich überdenken und den Tausch nach hinten verschieben.
So jedenfalls sieht nicht meine Blick in die Zukunft aus! Sehr sehr schade!

M. Gentsch:

Bei ABRP ist das schon möglich. Einfach bei dem angezeigten Ionity Ladepunkt „prefer“ anklicken und auswählen das dieser Ladesäulenanbieter ausgeschlossen werden soll. Fertig und funktioniert.

Thomas Steibl:

Als Erstes wird es notwendig sein für die Langstrecke Routenplaner zu entwickeln wo man die Stromanbieter aussuchen bzw., und das ist besonders wichtig,auch ausgrenzen kann.
Also ein Auftrag an ABRP: Bitte die Anbieter vorab Wählbar machen, damit man Raubritter wie IONITY umgehen kann und nicht zufällig dort landet.

Realist:

Ich habe selbverständlich einen Vertrag mit meiner Tankstelle, so dass ich für Benzin nur die Hälfte zahle wie Adhoc- Kunden :-))

Dieter Gebhardt:

Meines Erachtens ist die Preisgestaltung an den Stromtankstellen aktuell vollständig intransparent. Es sollten alle Fahrzeuge an einer Tankstelle immer den gleichen Preis zahlen, unabhängig von der Marke des Kfz-Herstellers oder irgendwelcher Abo’s. Und es Preisaushang, der den genauen Preis anzeigt, sollte Pflicht werden. Nur so wird es für den Endverbraucher transparent.

Walter Wittmann:

Als Unternehmer kalkuliert man seinen VK Preis zum Einkaufspreis mit einer Marge zwischen 10 bis 100 % vom Einkaufspreis der Ware. Ich habe absichtlich eine sehr sehr große Spanne genommen, wo alle Varianten abgedeckt sind. 10 % wäre ein Aktionsartikel und bei 100% hat man einen besonders günstigen Lieferanten oder ein Monopol. 95% aller Betriebe werden in dem Bereich arbeiten. Die meisten zwischen 25 bis 50 %. Nun zu IONITY. Der Einkaufspreis für Strom liegt unter 20 Cent mit sämtlichen Zuschlägen wie Bereitstellung, Leitungsgebühr, Zählern usw. ( der Strom selbst zwischen 5 Cent bis 8 Cent ). Wenn wir jetzt großzügig 20 Cent nehmen und volle 100 % aufschlagen, wäre ein VK von 40 Cent der absolute Maximal Preis. Daher sind 79 Cent schlichtweg Wucher. IONITY daher meiden bis Ihnen die Luft ausgeht und der Typ gefeuert wird. Medial hat er dem Unternehmen sowieso schon den Garaus gemacht, rein Marketing Technisch gesehen war das ein Schuss in beide Knie.

Hans-Peter:

Das ist ja mit Sicherheit kein“Geschmäckle“ Herr Hajesch, das stinkt zum Himmel! Wie wäre es denn wenn alle Deutsche Autos Ihrer Gruppe die noch fahren bei der Benzin Tanksäule einfach mal den doppelten Preis bezahlen würden. Das alles nur weil sie mit den Stinkend sten Autos der Welt rumfahren. Steuergelder, Bundessubventionen, Bundeshilfe und was sonst noch alles, nur um die Kunden die etwas für die Umwelt tun wollen zu verarschen. Es ist an der Zeit das sich sowohl der Umweltminister wie auch der Verkehrsminister zusammensetzen und gegen diese Wegelagerei etwas zwingendes unternehmen. Es gibt ein Gesetz über die Vergabe von Steuermitteln und eines über den Umweltschutz und zusammen ist es mit Sicherheit zu schaffen, dass Menschen die Ihr Geld ausgeben für eine Saubere Umwelt nicht noch vom Staat geschröpft werden müssen! Den der hängt da mit Garantie auch noch drin, mit seinen Anteilen an Deutschen Autofirmen. Also liebe Staatsbürger und Staatsführer ihr seid am Zug und löst dieses Problem. Ansonsten findet sich ein Anwalt der es an die Hand nimmt und beim EuGH einklagt. Der Verkehrsminister hat ja Erfahrung damit wie es dann läuft (Autobahn maut)!

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