Experten erwarten Zunahme von Restrukturierungen bei Zulieferern

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Michael Neißendorfer
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Deutschland soll eine Welle von Restrukturierungen bevorstehen – vor allem bei Zulieferern der Automobilindustrie. Gleichzeitig sollen die Fälle immer komplexer werden und von Restrukturierern erfordern, sich auf wechselnde Marktbedingungen einzustellen. Das sind zentrale Ergebnisse des Restructuring Report 2023/2024 des Wirtschaftsprüfungsunternehmens Deloitte, der deutschlandweit Experten aus den Bereichen Insolvenzberatung und -verwaltung sowie Management- und Rechtsberatung zur aktuellen Lage und Zukunftsaussichten befragt.

Auf Basis der Befragung lassen sich mehrere Trends erkennen: 90 Prozent der Experten erwarten eine Zunahme von Restrukturierungen in den kommenden zwölf Monaten. Die wichtigsten Gründe seien die instabile geopolitische Lage, die Geldpolitik der Zentralbanken und die Inflation. Auch die fortschreitende Digitalisierung und der demografische Wandel sollen für zukünftige Restrukturierungsfälle von Bedeutung sein.

Die Komplexität von Restrukturierungsfällen nimmt zu, bedingt durch eine wachsende Anzahl an Stakeholdern und die Unsicherheit des Restrukturierungsverlaufs„, erklärt Stefan Sanne, Partner bei Deloitte und Head of Turnaround & Restructuring. „Eine klare strategische Ausrichtung und ein anpassungsfähiges Geschäftsmodell sind Schlüsselfaktoren für eine erfolgreiche Restrukturierung. Die Zukunft der Branche erfordert einen breiteren Ansatz, der über die Behebung von Liquiditätsengpässen hinausgeht und eine ganzheitliche Transformation der Geschäftsmodelle umfasst.“

Vier Kernbranchen stehen laut dem Report vor bedeutenden Herausforderungen:

  • Die Automobilindustrie: Vor allem Zulieferer stehen vor enormen Herausforderungen. Während die Hersteller Rekordgewinne verzeichnen, befindet sich die Zulieferindustrie in fundamentalen Transformationsprozessen, die nicht alle Unternehmen überleben könnten. Damit wird diese Branche wahrscheinlich ein Hauptbereich für Restrukturierungen sein, so Deloitte.
  • Die Bau- und Immobilienwirtschaft: die Branche sieht sich mit erhöhten Zinsen und Kosten sowie sinkenden Immobilienpreisen konfrontiert. Die zunehmende Unsicherheit bei Investitionsentscheidungen verschärft die Lage. Experten prognostizieren, dass eine steigende Anzahl von Restrukturierungen notwendig sein wird, um diese Herausforderungen zu bewältigen.
  • Der stationäre Handel: Der Einzelhandel muss sich weiterhin an veränderte Kundenverhaltensweisen anpassen. Viele Händler verfügen nicht über ausreichende finanzielle Ressourcen, um bestehende Geschäftsmodelle weiterzuentwickeln. Das Ergebnis ist ein wachsender Bedarf an Restrukturierung und Transformation.
  • Das Gesundheitswesen: Die wirtschaftliche Situation deutscher Krankenhäuser hat sich verschärft und ist von zahlreichen Insolvenzen geprägt. Ob eine Reform hier gegensteuern kann, ist zweifelhaft. Infolgedessen herrscht für viele Dienstleister in dieser Branche eine große Unsicherheit.

Darüber hinaus sehen die Deloitte-Experten den Maschinen- und Anlagenbau als möglichen zukünftigen Brennpunkt für Restrukturierungen. Auch wenn diese Branche aktuell weniger stark im Fokus steht, sollen der steigende globale Wettbewerbsdruck sowie die Notwendigkeit von Innovationen zu Herausforderungen führen, auf die die Unternehmen reagieren müssen. Der Restructuring Report zeigt auch einen Wandel im Finanzierungsumfeld. Die klassische Bankfinanzierung nimmt an Bedeutung ab, während der Einfluss von Debt Funds wächst.

Im Rahmen des Restructuring Report hat Deloitte 190 Experten aus den Bereichen Insolvenzberatung und -verwaltung sowie Management- und Rechtsberatung befragt, dazu Finanzierer (Eigen- und Fremdkapital) sowie (Interims-)Manager von Unternehmen. Diese teilten ihre Einschätzungen und Erwartungen zur weiteren Konjunktur- und Branchenentwicklung sowie zu aktuellen Trends auf dem Restrukturierungsmarkt mit.

Im Bericht (Link zum PDF-Download) werden diese Erkenntnisse dann dargestellt und reflektiert. Ziel ist es, einen fundierten Überblick über die Situation des deutschen Restrukturierungsmarktes zu geben, sowie Trends und mögliche Veränderungen aufzuzeigen.

Quelle: Deloitte – Pressemitteilung vom 25.03.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Sven

28.3.2024

Die Elefanten im Raum hat Deloitte aber übersehen: künstliche Intelligenz und Humanoide Roboter.

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