Hohe Treibstoffkosten verhindern Wasserstoff-Taxis in Japan

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Toyota

Maria Glaser
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Das japanische Taxiunternehmen MK West Group aus der Stadt Kobe, das auch umweltfreundliche, wasserstoffbetriebene Fahrzeuge in seiner Flotte hat, zieht eine schlechte Bilanz für den Kraftstoff im Taxibetrieb. Laut eines Bloomberg-Beitrags rentiere sich der Betrieb bisher nicht.

Als eines der ersten Länder weltweit formulierte Japan 2017 eine nationale Wasserstoffstrategie und verpflichtete sich, innovative Produktions-, Transport- und Speichertechnologien für den sauberen Kraftstoff zu entwickeln. Inzwischen zeichnet sich jedoch ab, dass dabei nicht alles nach Plan verläuft.

„Man muss schon verrückt sein, um ein Brennstoffzellenfahrzeug zu kaufen“

Mit den Hybridmodellen Crown, Camry, Alphard und Fahrzeugen von Lexus des japanischen Autokonzerns Toyota hat das Taxiunternehmen MK West bereits in umweltfreundlichere Autos investiert. Vor einiger Zeit sind auch zwei Toyota Mirai mit Brennstoffzellenantrieb hinzugekommen.

Das größte Verkaufsargument für diese Autos sei die „Ladedauer“ gewesen, denn sie können superschnell betankt werden. Das ist durchaus praktisch für ein Taxiunternehmen, bei dem Untätigkeit Geldverluste bedeutet. Die Toyota Mirais brauchen zwischen drei und fünf Minuten, um ihre Tanks aufzufüllen. Ein Elektroauto hingegen, das an einem Schnellladegerät angeschlossen ist, braucht gut 30 Minuten.

Laut Yoshiaki Aoki, dem Präsidenten des Konzerns, waren die Erfahrungen mit diesen Fahrzeugen aber nicht sehr überzeugend. Das liege jedoch nicht an den Autos selbst, sondern an den hohen Wasserstoffkosten. Diese sollten Aoki zufolge staatlich mehr subventioniert werden, wenn sich Wasserstoff in Japan als alternativer Kraftstoff durchsetzen soll. Rechnet man die Benzinpreise und die Anschaffungskosten der Fahrzeuge gegen, lohne sich der Betrieb kaum.

Zudem sei die Kundschaft nicht bereit, mehr für nachhaltigen Transport zu zahlen:

„Man muss schon verrückt sein, um ein Brennstoffzellenfahrzeug zu kaufen, selbst wenn man den Umweltaspekt berücksichtigt. Und die Kunden sind nicht bereit, mehr Geld zu bezahlen, nur weil das Taxi, das sie benutzen, gut für die Umwelt ist.“ – Yoshiaki Aoki, Präsident MK West Group

„Es gibt keine Nachfrage, also gibt es auch keine Tankstellen“

Nicht nur im kommerziellen sondern auch im privaten Sektor in Japan fehle die Nachfrage nach wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen. Dabei könnte die fehlende Infrastruktur laut Aoki im Handumdrehen aufgebaut werden mit Hilfe von Energieunternehmen wie Idemitsu Kosan und Eneos.

Der Teufelskreis der Umsetzung in Japan gestalte sich wie folgt:

„Es gibt keine Nachfrage, also gibt es auch keine Tankstellen, und es gibt keine Tankstellen, also gibt es auch keine Nachfrage, und das geht schon seit geraumer Zeit so. Irgendetwas muss sich durchsetzen.“ – Yoshiaki Aoki

MK West seinerseits betreibt deshalb eine Wasserstofftankstelle in der Nähe seines Hauptsitzes, die von dem Unternehmen Air Liquide SA installiert wurde. Zusätzlich zu den beiden Fahrzeugen von MK West kämen im Schnitt noch drei weitere Fahrzeuge pro Tag zum Tanken dorthin, sagte Aoki. Dies sei nicht gerade ein gutes Zeichen für Wasserstoff-Autos, wenn man bedenkt, dass das erste Mirai-Modell bereits vor fast zehn Jahren auf den Markt kam.

Mit dieser Tankstelle seien zwar die infrastrukturellen Probleme für den Taxibetreiber MK West gelöst worden, jedoch schrieben die meisten Wasserstofftankstellen in Japan keine schwarzen Zahlen, so Yoshihiro Ueno, ein leitender Angestellter von Air Liquide. Dies liege daran, dass es noch keinen Markt dafür gebe.

In Japan gibt es etwa 8000 wasserstoffbetriebene Pkw, ein verschwindend geringer Teil der rund 80 Millionen Autos auf den Straßen des Landes. Die Anbieter der Tankstellen erhalten zwar Subventionen von der Regierung für Installations- und Betriebskosten, jedoch gebe es keine ausreichenden politischen Leitlinien.

Noch Hoffnung für nachhaltige Taxis?

Noch habe Aoki die Taxis mit nachhaltigen Kraftstoffalternativen nicht völlig abgeschrieben. Er wisse noch nicht, ob er längerfristig Brennstoffzellen- oder Elektroautos bevorzugen werde, was maßgeblich von den Kosten, der Infrastruktur und den verfügbaren Modellen abhängen wird.

Dass es nicht mehr Modelle mit Brennstoffzellenantrieb gibt, bedauere Aoki. Seine Hoffnung setzt er auf den neuen Crown von Toyota, der bis Ende des Jahres auf den Markt kommen soll. Wenn jedoch die hohen Kosten für Wasserstoff nicht deutlich sinken, so werde das Unternehmen vermutlich einen größeren Teil seiner Flotte auf E-Autos umstellen – auch wenn diese länger zum Aufladen brauchen.

Quelle: BNN Bloomberg – Taxi Firm’s Hydrogen Cell Experience Highlights Fuel’s Pitfalls

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Maria Glaser

Maria Glaser

Aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich kommend, verbindet Maria Glaser bei Elektroauto-News.net seit 2023 ihre Liebe zum Text mit fachlichen Inhalten. Seit ihrem Studium in Berlin und Wien arbeitet sie im Bereich Lektorat, Korrektorat und Content Writing, vor allem zu Mobilität.

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rabo:

Nur für Robert: Wasserstoff ist der häufigste Stoff im Universum. Unsere Sonne z.B. besteht zu etwa 70% aus reinem Wasserstoff der mit den ca. 25% Helium im Rahmen einer Kernfusion (eventuell unsere nächste Energiequelle – in Greifswald wird daran gearbeitet) verschmilzt und dabei sehr viel Energie freisetzt…und in jedem Wasser befinden sich 2 Atome Wasserstoff und ein Atom Sauerstoff, die durch (grüne) Elektrolyse getrennt werden können – bei einer „Pyrolyse“ würde der Wasserstoff eher verbrennen (siehe auch Pyramane)

Dirk Dirk:

Oder ein Taxi lädt nachts, wenn es 450 KM Stadt und Landstrasse fährt (ganz normaler ID4 oder TY etc.) Braucht es bei 30 Km/h im Schnitt (schon viel) 15 Stunden dafür. Und Pausen am Bahnhof bis zum nächsten Kunden gibt´s ja auch, das sind eher 16- 18 Stunden.
Dann lädt man 22-6 Uhr mit 11 KW und die Kiste ist easy wieder voll.

Und wenn man mal einen 300 KM Autobahnkunden hat, dann lädt man als Taxifahrer eben ausnahmsweise mal bei Aral oder so mit 130 Kw 30 Minuten.

Null Problem, Schwachsinn der H2 für alles unter 3,5 Tonnen

Jan:

Ich halte auch BEV für deutlich besser. Aber die Mär von der direkten Umwandlung ist irreführend – genau wie die vom „Brückenstrompreis“. Je mehr Strom aus erneuerbaren Energien produziert wird, desto mehr muss zwischengespeichert werden. Und das ist dann eine Zwischenspeicherung in einem Akku oder in Form von Wasserstoff. Akku hat wenig Verluste, ist aber teuer.

Robert:

was ist den das für eine falsche Behauptung es gibt auf der Welt und im Universum keinen Reinen wasserstoff sondern immer nur in chemischen verbindungen und muss immer aufwendig getrennt werden und umweltfreundlicher wasserstoff kann nur per Pyrolyse hergestellt was enorm energieaufwendig ist und es gibt auch große Schwierigkeiten beim Transport usw. weshalb wasserstoff niemals so günstig sein kann das er mit BEV konkurrenzfähig wäre. Deshalb haben ja fast alle Autokonzerne die forschung und entwicklung von Wasserstoff-fahrzeugen eingestellt. lt. aussage von Mercedes wirtschaftlcih nicht konkurrenzfähig zum BEV. Übrigens wenn ich bei der wasserstoffherstellung Kohlestrom verwende benötige ich dreimal soviel Strom wie beim Reinem Elektroauto also dreimal soviel schmutziger Kohlestrom und auch ein H2 Auto hat auch noch zusätzlich eine Batterie die mit kohlestrom hergestellt wird. also ist hat ein H2 Auto eine deutlich schlechtere Umweltbilanz als das E-Auto.

Jakob Sperling:

Die Batterien werden nicht nur oft (in Polen fast zu 100%, in D etwa 40%) mit Kohlestrom geladen, sondern vorher meist auch noch in China mit viel Kohlestrom produziert.

rabo:

Immer diese Begriffsverwirrungen – Brennstoffzellenfahrzeuge (FCEVs) sind 100 %-ige Elektrofahrzeuge! Derzeit noch teurer grüner H2 dient nicht dem Antrieb von FCEVs , ist also kein ‚Kraftstoff‘ (wie Benzin), sondern produziert in einem chemischen Prozess mit Sauerstoff den Fahrstrom für den Elektromotor direkt an Bord – so wie die zuvor leider oft noch mit (billigem) Kohlestrom geladenen Batterien für die BEVs. Von der fragwürdigen Ökologie der Batterieherstellung ganz zu schweigen. Außerdem gibt es Wasserstoff unbegrenzt und überall.
Beide Systeme werden ihre jeweils idealen Anwendungen in der e-Mobilität finden.

Daniel W.:

Strom ist ein Fluß von Elektronen und diese Elektronen müssen natürlich elektrochemisch gespeichert werden, damit man einen größeren Stromvorrat anlegen kann, aber die Verluste beim Laden und Entladen sind beim Akku viel geringer als beim Speichern in H2 und der Rückverwandlung in Strom – das ist der entscheidende Vorteil von BEV gegenüber FCEV.

Solange die Wasserstoff-Lobby nur mit extrem hohen Subventionen oder einer erneuten Abhängigkeit von politisch unsicher werdenden arabischen bzw. afrikanischen Ländern ihr Vorhaben umsetzen kann, ist das ein Wunschdenken der großen alten Mineralölkonzerne.

Das Erdöl- und Erdgaszeitalter geht zu Ende, auch wegen des rasanten Fortschreitens des Klimawandels und seiner nicht mehr zu übersehenden Folgen und den hohen Kosten.

Hier den alten Konzernen mit Wasserstoff und E-Fuels ein profitables Geschäftsmodell zu sichern, dabei auch noch Islamisten und Dikaturen wie in Russland und China Geld in den Rachen zu werfen, das ist nicht die Aufgabe der Steuerzahler – diesen Fehler sollten wir nicht noch einmal wiederholen, sondern endlich aus Schaden klug werden.

Vor einigen Wochen habe ich hier den „3. Weltkrieg“ erwähnt, was einigen E-Auto-Fans sauer aufgestoßen ist, und jetzt stehen wir vor kurz einem drohenden 3. Weltkrieg. Ich hoffe, dass sich unter den Politkern genug kluge Köpfe befinden, die ihn noch verhindern.

Jakob Sperling:

Tolle Verschwörungstheorie. Dazu passt, dass der Mensch offenbar glaubt, man könne elektrischen Strom in einem Akku ‚direkt‘ speichern. Die Speicherung im Akku ist genau gleiche elektrochemisch wie im Wasserstoff und es braucht genauso eine Umwandlung hin und eine Umwandlung zurück.

Norbert Seebach:

Es ist eine (physikalische) Tatsache, dass H2-Fahrzeuge in energetischer Hinsicht wesentlich ineffizienter sind als die Primärenergie (Strom) direkt und ohne mehrfache Umwandlungsverluste im BEV zu nutzen. Ebenso dürfte es sich mittlerweile herumgesprochen haben, dass die Brennstoffzellentechnik nicht nur sehr teuer, sondern auch sehr wartungsanfällig ist. Die „Tankstten-Infrastruktur“ ist ziemlich exakt um den Faktor 10(!) teurer als ein Ladepark. Warum wird das Thema H2-pkw also nach all den Jahren immer noch diskutiert? Weil wir industriepolitisch eine H2-INFRASTRUKTUR brauchen, an deren Entwicklung und Finanzierung man die Melkkuh „Autofahrer“ zu gerne beteiligen möchte. Ich behaupte, dass in Japan zu keinem Zeitpunkt daran gedacht war, wirklich grünen Wasserstoff zu produzieren – vielmehr wollte man dies mit Atomstrom tun und hätte gleichzeitig ein Druckmittel gegenüber der Bevölkerung, warum man dringend mehr AKW benötigt! Und so ganz nebenbei: Ein Wasserstoff-Netz stellt sicher, dass die Menschen weiterhin in die Knechtschaft weniger Großkonzerne gezwungen werden und die Treibstoffkosten (wie heute bei der OPEC und der Mineralölwirtschaft) nach Belieben „angepasst“ werden können.

Gerd:

H2 ist für individuelle (!) Mobilität (=PLW) mausetot und das wird sich die nöchsten 25 Jahre nicht ändern. Eher nie.

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