Kaum ein Markt steht so sehr im Spannungsfeld zwischen Wandel und Erwartungsdruck wie die Elektromobilität. Unternehmen suchen verlässliche Wege in eine elektrische Zukunft, während Kund:innen Transparenz, Einfachheit und kalkulierbare Kosten verlangen. Gleichzeitig wächst der Druck auf Fuhrparks, nachhaltiger zu handeln, ohne an Flexibilität zu verlieren. In diesem Umfeld entstehen neue Mobilitätsmodelle – doch nur wenige schaffen es, operative Exzellenz, Skalierbarkeit und ein überzeugendes Nutzererlebnis miteinander zu verbinden. Genau hier setzt Vibe an.
Seit 2019 hat sich das Unternehmen in Österreich rasant entwickelt und ein Ökosystem aufgebaut, das weit über ein klassisches Auto Abo hinausgeht. Flottenmanagement, Servicepartnernetzwerk, Datenanalyse, Ladeintegration und Customer Care stammen aus einer Hand – ein Ansatz, der Risiken minimieren und den Zugang zur Elektromobilität vereinfachen soll. Mit mehr als 3500 aktiven E-Autos zeigt Vibe zudem, dass Elektromobilität im Alltag längst funktioniert.
Im Gespräch mit Sebastian Henßler erläutert Vibe Managing Director Martin Rada, warum Deutschland trotz anspruchsvoller Marktstruktur der nächste logische Schritt ist, weshalb der richtige Zeitpunkt genau jetzt gekommen ist, wie das Abo Modell Risiken eliminiert und warum das digitale Flottenökosystem gemeinsam mit Tronity zum Gamechanger werden kann.
Sebastian Henßler, Elektroauto-News: Vibe hat sich seit 2019 sehr dynamisch in Österreich entwickelt. Welche zentralen Faktoren haben dieses Wachstum ermöglicht – und wie übertragbar sind diese Erfahrungen auf den deutschen Markt?
Martin Rada: Entscheidend war, dass wir früh ein funktionierendes Geschäftsmodell für E-Mobilität etabliert haben – mit klarer operativer Exzellenz und einem Fokus auf das Kundenerlebnis. Wir haben von Beginn an alles selbst aufgebaut: Flottenmanagement, ein Netzwerk an Servicepartnern, Datenanalyse, Customer Care. Das hat uns Skalierbarkeit und Kontrolle über die Qualität gegeben.
Unsere Erfahrung zeigt: Wenn E-Mobilität einfach, transparent und zuverlässig funktioniert, wächst der Markt automatisch. Dieses Prinzip ist auf Deutschland gut übertragbar – auch dort suchen Unternehmen und Privatpersonen praktikable, risikofreie Wege in die Elektromobilität.
Deutschland gilt als anspruchsvoller Automarkt. Welche Besonderheiten erwarten Sie hier im Vergleich zu Österreich?
Deutschland ist deutlich fragmentierter und preisgetriebener, gleichzeitig aber innovationsoffen. Die Kunden sind sehr gut informiert und vergleichen stärker. Für uns bedeutet das: Wir müssen unser Serviceversprechen konsequent halten – volle Transparenz, klare Prozesse, keine versteckten Kosten. Ein wesentlicher Unterschied ist auch der Wettbewerbsdruck.
Während in Österreich viele Unternehmen erst auf E-Mobilität umstellen, ist der Markt in Deutschland deutlich reifer. Hier differenzieren wir uns durch unser reines Elektro-Portfolio, die Flexibilität für unsere Kunden und unser ganzheitliches Ökosystem, das Nutzung, Laden und Service miteinander smart verbindet.
Welche Rolle spielt der Zeitpunkt des Marktstarts? Warum ist „jetzt“ der richtige Moment für ein reines Elektroauto-Abo in Deutschland?
Es passt einfach alles: Vibe ist ein etablierter Player und Marktführer in Österreich mit einem einzigartigen Angebot und Versprechen. Gleichzeitig entwickelt sich der Markt in Deutschland klar hin zur Elektromobilität, allen öffentlichen Diskussionen zum Trotz. Unsere internationalen Kunden in Österreich hatten bereits Impulse in diese Richtung gesetzt, denn die wollen Vibe auch in Deutschland nutzen. Und nicht zu vergessen: Wir sind auch ein geschätzter Partner vieler Hersteller und auch diese freuen sich, dass wir gute Vibes nach Deutschland bringen.
Viele Menschen diskutieren weiterhin über Alltagstauglichkeit und Ladeinfrastruktur. Welche Erkenntnisse aus Österreich zeigen, dass Elektromobilität bereits Alltag ist?
Unsere Flotte in Österreich umfasst mittlerweile über 3500 Fahrzeuge, die täglich im Einsatz sind – im urbanen wie im ländlichen Raum. Die durchschnittliche tägliche Fahrstrecke liegt unter 60 Kilometern, also weit unterhalb jeder Reichweitenproblematik.
Unsere Erfahrung zeigt: Sobald Nutzer ein E-Auto im Alltag fahren, lösen sich die meisten Vorbehalte von selbst auf. Die Ladeinfrastruktur funktioniert zuverlässig und ist in vielen Regionen bereits sehr gut ausgebaut. Wir arbeiten zudem intensiv daran, das Thema Laden vollständig in unser Ökosystem zu integrieren, damit unsere Kunden künftig wirklich alles aus einer Hand bekommen. In meinen Augen ist Elektromobilität längst keine Zukunftstechnologie mehr, sondern gelebte Praxis.
Was unterscheidet das Vibe-Abo-Konzept von klassischen Leasingmodellen und anderen Abo-Anbietern – insbesondere im Hinblick auf Flexibilität, Risiko und Transparenz?
Leasing bindet Kunden oft über viele Jahre, mit allen Risiken und Nebenkosten. Unser Abo funktioniert anders: Es ist vollständig kalkulierbar, flexibel kündbar und transparent. Versicherung, Wartung, Reifen, Vignette – alles inkludiert. Keine zusätzlichen Aktivierungsgebühren, keine Restwertrisiken.
Vibe ist zudem rein elektrisch unterwegs und wir haben ein eigenes Flottenmanagement-System, das ein Dashboard für den Fuhrparkmanager beinhaltet, aber auch eine Driver App mit allen relevanten Daten zu Kilometer-Stand, Verträgen, Kosten, Ladungen, etc. Das gibt uns die Möglichkeit, Qualität zu sichern und auf individuelle Kundenbedürfnisse einzugehen – etwas, das reine Vermittlermodelle so nicht leisten können. Unsere Kunden schätzen dies, denn es bietet Komfort und Sicherheit.
Ihr Gebrauchtwagenprogramm Revibe verlängert die Nutzungsdauer von E-Autos. Wie stellen Sie die Qualität und Zuverlässigkeit dieser Modelle sicher?
Revibe Fahrzeuge durchlaufen einen klar definierten technischen Check. Wir prüfen Batteriegesundheit, Software, Karosserie und Ausstattung. Erst wenn alle Parameter unseren Standards entsprechen, geht das Fahrzeug wieder in den nächsten Lebenszyklus.
Der Vorteil: Kunden profitieren von deutlich günstigeren Konditionen, während wir die Lebensdauer des Autos verlängern. Das ist ökonomisch wie ökologisch sinnvoll – und stärkt unser Nachhaltigkeitsversprechen.
Welche Zielgruppen sind für Revibe besonders relevant – Privatpersonen, Unternehmen oder beide?
Ganz klar beide. Für Privatkunden ist Revibe der preislich attraktive Einstieg in die Elektromobilität – sie bekommen topgepflegte E-Fahrzeuge zu fairen Konditionen, mit voller Transparenz und ohne Risiko.
Für Unternehmen, insbesondere KMUs, ist Revibe ebenso spannend: Sie können kurzfristig auf Veränderungen reagieren, ohne Kapital langfristig zu binden – und verbessern gleichzeitig ihre Nachhaltigkeitsbilanz im Sinne der ESG-Kriterien. Und auch das zu sehr attraktiven Konditionen. Es muss nicht immer alles neu sein, was glänzt.
Ein gutes Beispiel aus Österreich ist zum Beispiel die Saubermacher AG. Das Unternehmen stellt aktuell seine gesamte Flotte auf Revibe Modelle um – ein Leuchtturmprojekt, das zeigt, wie sich Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit perfekt kombinieren lassen.
Sie entwickeln gemeinsam mit Tronity ein digitales Ökosystem für ganzheitliches Flottenmanagement. Was wird dieses System konkret leisten können?
Das Ziel ist, alle relevanten Fahrzeugdaten in Echtzeit und verlässlich nutzbar zu machen – unabhängig von Marke oder Modell. Tronity liefert exklusiv die Schnittstellenkompetenz, wir die operative Flottenpraxis.
Im Vibe Fleet Cockpit sehen Fuhrparkmanager zum Beispiel künftig alles auf einen Blick – von Kilometer-Ständen über CO₂-Bilanz bis zu Lade- und Nutzungskosten. Mit der Driver App können User ihre Fahr- und Ladedaten transparent einsehen und auch ihre Heimladungen automatisch abrechnen.
Gerade das Heimladen ist ein wichtiger Bestandteil: Wir erkennen automatisch, wenn zu Hause geladen wird, und können die tatsächlichen Stromkosten direkt mit dem Arbeitgeber abrechnen – und das ohne zusätzliche Hardware oder manuelle Eingaben. Ein echter Gamechanger.
Zusammengefasst können Fuhrparkmanager künftig Ladeverhalten, Reichweiten, Nutzung und Kosten zentral überwachen und optimieren. Damit schaffen wir Transparenz und Leichtigkeit für dieses Thema, die heute in vielen Unternehmen fehlt.
Welche Probleme löst dieses digitale Ökosystem für Fuhrparkmanager, die bisher nur mit Einzellösungen arbeiten?
Der größte Painpoint ist die Fragmentierung. Viele Unternehmen nutzen heute verschiedene Systeme für Fahrzeuge, Laden, Abrechnung oder Fahrtenbuch, die aber nicht miteinander kommunizieren. Unser Ansatz löst das: Wir bündeln alle relevanten Daten in einem zentralen Dashboard – ein System, ein Datenstand, ein Reporting. Das System gilt ausschließlich für elektrische Flotten, funktioniert dafür aber marken- und modellübergreifend – mit nur wenigen Ausnahmen.
An zusätzlichen Services arbeiten wir bereits mit Hochdruck, etwa an der automatischen Abrechnung von Parkhausgebühren oder der Nutzung von Waschstraßen, die künftig direkt über Vibe abgewickelt wird. Unser Anspruch ist ein nahtloses Mobilitätserlebnis, bei dem sich weder Flottenverantwortliche noch Fahrer um operative Details kümmern müssen. Alles läuft automatisiert, transparent und im Hintergrund – so einfach soll E-Mobilität sein.
Wie planen Sie den Markthochlauf in Deutschland? Sie starten im Süden – was sind die nächsten Schritte?
Wir beginnen in Bayern und Baden-Württemberg, wo viele Unternehmen mit Fuhrparks sitzen. Parallel bauen wir ein Partnernetzwerk für Service und Fahrzeuglogistik auf. Der nächste Schritt ist die Ausweitung auf ganz Deutschland. Unser Anspruch ist kontrolliertes Wachstum mit hoher Servicequalität – lieber solide als hektisch.
Mit über 3500 abgeschlossenen Abos haben Sie in Österreich bereits eine beachtliche Größenordnung erreicht. Welche Wachstumsziele setzen Sie sich für Deutschland?
Unser Ziel ist es, rasch den Erfolg von Vibe in Österreich auch auf Deutschland zu übertragen, wenngleich der Fokus nicht auf maximalem Volumen, sondern auf Kundenzufriedenheit und Effizienz liegt. Um Ihnen eine Vorstellung vom Potenzial zu geben: Gemessen am Marktvolumen müssten wir unsere Flotte in Österreich verzehnfachen. Unser Ziel ist allerdings, das österreichische Qualitätsniveau eins zu eins auf den deutschen Markt zu übertragen – mit derselben Transparenz, demselben Serviceverständnis und derselben Flexibilität. Das Volumen wird dann rasch folgen.
Welche Rolle spielt das Thema Nachhaltigkeit für Vibe – über den elektrischen Antrieb hinaus?
Nachhaltigkeit ist kein Add-on, sondern Teil unserer DNA. Wir verlängern Fahrzeuglebenszyklen, verringern den Ressourcenverbrauch und ermöglichen durch unser Abo-Modell den Zugang zu moderner Mobilität ohne Besitz. Dazu kommt: Wir denken Mobilität ganzheitlich – vom Einkauf bis zum Verkauf. Nachhaltigkeit heißt für uns, dass jedes Fahrzeug über mehrere Lebenszyklen sinnvoll genutzt wird.
Wie definieren Sie langfristig Erfolg für Vibe in Deutschland – eher über Reichweite, Kundenzufriedenheit oder Skalierbarkeit?
Langfristiger Erfolg bedeutet für uns viele zufriedene Kunden zu begeistern und mit Innovation und Service zu überzeugen. Dies sowie unsere Profitabilität machen uns für Investoren interessant.
Wir wollen in Deutschland ein nachhaltiges Geschäftsmodell etablieren, das wirtschaftlich trägt und gleichzeitig zur Akzeptanz der Elektromobilität beiträgt. Wenn Kunden sagen: ‚Mit Vibe funktioniert E-Mobilität wirklich einfach‘, dann haben wir unser Ziel erreicht.“







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