Geely will Zeekr wieder von der Börse nehmen

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Zeekr

Tobias Stahl
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Der chinesische Automobilkonzern Geely hat angeboten, alle verbleibenden Anteile des E-Autobauers Zeekr zu erwerben. Durch diesen Schritt würde Zeekr, eine Tochtergesellschaft von Geely, vollständig in den Besitz des Konzerns übergehen und rund ein Jahr nach dem Börsenstart bereits wieder von der New Yorker Börse genommen werden. Geely hält derzeit rund 65,7 Prozent der Zeekr-Aktien und möchte die verbleibenden Anteile mit einem Aufschlag von 13,6 Prozent auf den Schlusskurs von vergangenem Dienstag erwerben. Geely würde somit 2,2 Milliarden US-Dollar (gut 1,9 Milliarden Euro) für den Kauf zahlen müssen.

Geely erklärte, durch den Kauf seine Tätigkeiten im Bereich Elektromobilität konsolidieren und die Effizienz der einzelnen Konzernmarken steigern zu wollen.
Das Unternehmen begründete das Vorhaben mit der Notwendigkeit, den Umgang mit internen Ressourcen zu optimieren, betriebliche Überschneidungen zu verringern und seine Wettbewerbsposition im globalen E-Auto-Sektor zu stärken. Der Vorstandsvorsitzende Li Shufu betonte, dass die Entscheidung im Einklang mit Geelys langfristiger Vision stehe, die technologische Entwicklung, die Lieferketten und die internationalen Marktstrategien unter einer einheitlichen Struktur zu integrieren.

Zeekr-Übernahme stünde im Einklang mit Geelys Performance-Strategie

Im Nachgang der Ankündigung stieg der Wert von Zeekrs Aktien im vorbörslichen Handel in den USA um mehr als 11 Prozent, was auf positive Reaktionen der Investoren schließen lässt. „Angesichts des harten Wettbewerbs auf dem Markt und eines immer komplexeren wirtschaftlichen Umfelds werden wir die Situation bewerten und im Einklang mit dem Geist der ‚Taizhou-Erklärung‘ die Integration unseres Automobilgeschäfts weiter vorantreiben“, erklärte Geely-Gründer und -Chef Li Shufu auf der Social-Media-Plattform WeChat. Li hatte im vergangenen Jahr die so genannte Taizhou-Erklärung veröffentlicht, in der er eine stärkere strategische Ausrichtung des Konzerns, verbesserte Synergien und die Beseitigung des internen Wettbewerbs forderte.

Die Geely Holding, zu der neben den Automarken Geely und Zeekr auch Volvo gehört, hat sich angesichts des zunehmenden Preiskampfs auf dem chinesischen Automobilmarkt von seiner bisherigen Strategie abgewandt, die auf aggressiven Übernahmen fußte. Stattdessen will der Konzern nun seine Abläufe straffen und seine Ausgaben senken.

Zeekr wurde 2021 als Premium-Elektromarke gegründet, die auf globale Märkte ausgerichtet ist und sich auf softwaredefinierte Elektroautos und fortschrittliche Fahrerassistenzsysteme konzentriert. Schon 2023 ging Zeekr dann in den USA an die Börse, es handelte sich um den schnellsten US-Börsengang eines chinesischen E-Autoherstellers. Die Aktie des Unternehmens hatte zuletzt aufgrund der schwankenden Anlegerstimmung und des allgemeinen Drucks des Marktes mit volatilen Kursen zu kämpfen. Der Absatz der Marke mit ihren nunmehr sechs Fahrzeugmodellen erreichte im ersten Quartal mehr als 41.000 Einheiten – eine Steigerung von rund 25 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal.

US-Gesetzgeber werfen Zeekr militärische Verbindungen vor

Zeekr war kürzlich in einem Brief zweier republikanischer Gesetzgeber an die US-Börsenaufsicht genannt worden, in dem die Gesetzgeber forderten, 25 chinesische Unternehmen von den US-Börsen zu nehmen. Die Unternehmen hätten militärische Verbindungen, die die nationale Sicherheit der USA gefährden könnten, heißt es in dem Brief. Zeekr reagierte bislang nicht auf eine Bitte um Stellungnahme zu dem Schreiben.

Analysten gehen davon aus, dass Geely mit der vollständigen Übernahme von Zeekr seine Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten sowie seine Beschaffungs- und Produktionsprozesse über seine E-Auto-Marken hinweg effektiver integrieren könnte, was zu einer schnelleren Produktentwicklung und besseren Kostenkontrolle führen dürfte. Manche Analysten warnen jedoch davor, dass ein Börsenabgang von der New Yorker Börse Zeekrs Sichtbarkeit und den Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten einschränken könnte, was die Expansionspläne in Regionen wie Europa und Südostasien verlangsamen könnte.

Geely will bei einer Investorenkonferenz am 15. Mai weitere Einzelheiten über den geplante Kauf und die weitere Strategie des Konzerns bekannt geben.

Quellen: Reuters – Chinese carmaker Geely offers to take Zeekr unit private in $2.2 bln deal / CarNewsChina – Zeekr set to go private as Geely announces full acquisition of NYSE-listed EV unit

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Tobias Stahl

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Tobias Stahl kann sich für alle Formen der Fortbewegung begeistern, aber nachhaltige Mobilität begeistert ihn besonders. Da ist es kein Wunder, dass er schon seit 2019 über E-Autos, erneuerbare Energien und die Verkehrswende berichtet.

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