Ford zündet die nächste Stufe und will günstigere E-Autos bauen

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Ford geht in der Elektromobilität einen entschiedenen Schritt: Mit der soeben vorgestellten „Universal EV Platform“ und dem dazu passenden „Universal EV Production System“ will der Traditionshersteller ab 2027 eine neue Generation bezahlbarer, hochwertiger und software-definierter Elektroautos auf die Straße bringen. Das erste Modell soll ein mittelgroßer, viertüriger Elektro-Pick-up werden, gebaut im Werk Louisville (Kentucky) für den US- und Exportmarkt, wie Ford-Chef Jim Farley und weitere hochrangige Ford-Manager bei einem Event in dem Werk verkündeten.

Die Plattform entstand aus mehr als 120 Jahren Ingenieursexpertise aus Detroit kombiniert mit der Schnelligkeit und Innovationslust eines kleinen Teams aus Kalifornien, das Ende 2024 seine Tätigkeit aufnahm. Ziel der gemeinsamen Entwicklung war ein einfaches, effizientes und flexibles Fahrzeug-Ökosystem, das Design, Platz, Fahrfreude, digitale Features und niedrige Betriebskosten in Einklang bringen sollte.

Die Zahlen klingen schonmal vielversprechend: Ford spricht von 20 Prozent weniger Teilen, 25 Prozent weniger Befestigungselementen und 15 Prozent kürzerer Montagezeit. Bei der Verkabelung etwa spricht Ford von 1,3 Kilometern bzw. 10 Kilogramm Einsparung bei den Kabeln und Drähten. Herzstück der Plattform sind prismatische LFP-Batterien – kobalt- und nickelfrei, als tragende Fahrzeugstruktur integriert. Das spart Gewicht, senkt den Schwerpunkt und soll einen großzügigen Innenraum schaffen.

Preise, Reichweite, Akkugrößen und Ladezeiten will Ford zu einem späteren Zeitpunkt bekannt geben. Bekannt ist bislang nur, dass das erste Auto auf der neuen „Universal EV Platform“ ein Elektro-Pick-up sein werde, der ab 2027 um die 30.000 US-Dollar (knapp 26.000 Euro) erhältlich sein soll, gefolgt von einer ganzen Familie erschwinglicher E-Modelle, mit denen sich Ford besser im Wettbewerb um die nächste Generation von Elektroautos positionieren will. Ford verspricht keinen Kompromiss zwischen Preis und Performance: Der Pick-up soll auf 100 km/h so schnell wie ein Mustang EcoBoost sprinten, also in weniger als 6 Sekunden.

Revolution in der Produktion? Vom Fließband zum „Assembly Tree“

Nicht von ungefähr kam der Hinweis von Doug Field, Fords chief EV, digital and design officer, auf das Historische Model T, mit dem Ford Anfang des 20. Jahrhunderts die Produktionsweise von Pkw revolutionierte. In der Fertigung geht Ford nun abermals einen anderen Weg und verabschiedet sich vom klassischen Band: Stattdessen werden Front, Heck und Batteriemodul als separate Großbaugruppen parallel montiert, bevor sie zu einem Fahrzeug vereint werden.

Großguss-Elemente aus Aluminium ersetzen hierbei dutzende Kleinteile, wovon sich Ford eine um 40 Prozent schnellere Endmontage erhofft. Ganz so revolutionär ist das allerdings nicht, unter anderem Tesla und Volkswagen haben ebenfalls bereits mit Großgussteilen begonnen. Wenn allerdings die Effizienzversprechen durch die drei separaten Stränge stimmen, könnte das Vorhaben in der Tat ein echter Wettbewerbsvorteil werden.

Ford investiert 1,9 Milliarden US-Dollar (1,64 Milliarden Euro) in die Modernisierung des Werks Louisville – inklusive einer Erweiterung um 4800 Quadratmeter und neueste Digitalinfrastruktur. 2200 Arbeitsplätze werden gesichert. Zusätzlich fließen 3 Milliarden US-Dollar (2,6 Milliarden Euro) in den BlueOval Battery Park Michigan, wo ab 2026 die LFP-Batterien für den Pick-up gefertigt werden. Gesamtvolumen: rund 5 Milliarden US-Dollar, was 4,3 Milliarden Euro entspricht – und fast 4000 direkte Jobs.

Quelle: Ford – Pressemitteilung vom 11.08.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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