Flugverkehr: E-Fuels bleiben zu knapp und zu teuer

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Tobias Stahl
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  —  Lesedauer 3 min

Der Flugverkehr muss dringend klimafreundlicher werden – das schreibt auch die Europäische Union vor: Seit Anfang des Jahres müssen Fluggesellschaften in der EU mindestens zwei Prozent ihres Treibstoffbedarfs mit nachhaltig erzeugtem Kerosin decken, sogenanntem Sustainable Aviation Fuel (SAF). Ab 2030 soll diese Quote auf sechs Prozent angehoben werden.

Das hessische Kompetenzzentrum für Klima- und Lärmschutz im Luftverkehr (CENA) kommt im Rahmen seines jüngsten SAF-Reports zu dem Schluss, dass die aktuelle Mindestquote von zwei Prozent SAF im laufenden Jahr voraussichtlich erfüllbar ist. Auch die Steigerung auf eine Beimischungsquote von sechs Prozent SAF ab 2030 sei voraussichtlich erfüllbar, heißt es in dem Report.

E-Fuels kosten immer noch rund zehnmal mehr als herkömmliches Kerosin

Dennoch wird die europäische Luftfahrtindustrie in den kommenden Jahren wohl mit Problemen konfrontiert werden: Ab 2030 müssen laut EU-Vorgaben mindestens 1,2 Prozent des verwendeten SAF sogenanntes e-SAF ein, besser bekannt als E-Fuel. Dabei handelt es sich um vollständig synthetisch erzeugten Flugtreibstoff, der nahezu CO₂-frei ist. Herkömmliches SAF basiert hingegen auf Biomasse und verringert die CO₂-Emissionen im Vergleich zu fossil erzeugtem Kerosin nur um 80 Prozent. e-SAF, das mittels Strom aus erneuerbaren Quellen, Wasserstoff und Kohlendioxid (CO₂) hergestellt wird, ist bislang nur in verschwindend geringen Mengen verfügbar und kostet rund zehnmal so viel wie herkömmliches Kerosin.

CENA kommt im Rahmen seines Reports zu dem Schluss, dass die E-Fuel-Vorgabe für Fluggesellschaften und Treibstoffanbieter mit den derzeitigen weltweiten Kapazitäten nicht realisierbar ist. Vor diesem Ergebnis hatten zuvor auch Fluggesellschaften und zahlreiche Verkehrsexperten gewarnt.

Laut CENA-Berechnungen können bis 2030 weltweit rund 35 Millionen Tonnen SAF produziert werden, davon sollen 400.000 Tonnen aus Deutschland kommen. Die e-SAF-Produktionsmengen dürften indes deutlich geringer ausfallen: Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, will etwa das Unternehmen Ineratec aus Karlsruhe jährlich rund 2500 Tonnen E-Fuel für den Flugverkehr produzieren. Allein am Frankfurter Flughafen, wo auch CENA seinen Sitz hat, werden allerdings rund 15.000 Tonnen Kerosin in Flugzeuge getankt – und zwar täglich.

In Europa soll der SAF-Bedarf im Jahr 2030 bei rund 3,1 Millionen Tonnen liegen, rechnet CENA in dem Report vor. Bis 2040 soll der jährliche Bedarf auf 20 Millionen Tonnen steigen, 2050 könnte der Bedarf bereits rund 48,4 Millionen Tonnen betragen, sofern die Wachstumsprognosen sich bewahrheiten, laut denen der Luftverkehr um durchschnittlich 1,5 Prozent pro Jahr wächst.

NABU: Synthetischer Sprit ist weniger umweltfreundlich als behauptet

CENA resümiert zwar, dass ein europäischer Luftverkehr, der ohne fossiles Kerosin auskommt, machbar sei. Allerdings nur, wenn die SAF-Produktion im industriellen Maßstab weiter zunimmt und das Wachstum auch bei E-Fuels gelingt. Zunächst soll aber Flugtreibstoff auf Basis biogener Masse die entscheidende Rolle spielen. Auch Bioabfälle sind jedoch nicht in unbegrenzter Menge verfügbar, zumal ein bedeutender Teil der anfallenden Biomasse bereits für andere Anwendungen genutzt wird. Die Klimaschutzwirkungen von SAF fallen deutlich geringer aus, wenn die Treibstoffe aus sogenannter Anbaubiomasse hergestellt werden. Anbaubiomasse beschreibt Feldfrüchte, die speziell für die Spritproduktion angebaut werden und somit nicht ohnehin als Biomasse zur Verfügung stünden.

Silvia Brecht vom Naturschutz­bund Deutschland (Nabu) erklärte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland schon Ende 2023: „Die berechneten CO₂-Emissionen sind unvollständig. Insbesondere das freigesetzte CO₂ aus der damit einher­gehenden Entwaldung wird nicht ausreichend berücksichtigt.“ Das gelte für alle Kraftstoffe aus Anbau­biomasse. „Tatsächlich können biogene Kraftstoffe sogar mehr Emissionen verursachen, als sie einsparen“, so Brecht weiter.

Quellen: CENA Hessen – CENA SAF-Outlook 2025-2030 / Frankfurter Allgemeine Zeitung – Warum der Durchbruch bei E-Fuels noch ausbleibt / RedaktionsNetzwerk Deutschland – Sprit aus Pflanzen: Ist das wirklich eine gute Idee?

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Hiker:

Wie war das doch gleich mit der deutschen Technologieoffenheit? E-Fuuls nach 2035 für Neufahrzeuge und Oldtimer? Tja, wohl eher nicht wie? Wenn ich das noch einmal von diesen deutschen Politikern und Autolobbyisten höre, platzt mir endgültig der Kragen!

Tom 1:

Die Geldgierigen und Dummen werden immer mehr,E fuell, oder Wasserstoff wo soll das alles herkommen und für was für einen Preis.!!!!!

Daniel W.:

Computer, Drucker, Smartphones, Fernseher u.v.m. aus China haben eine hohe Qualität und können jahrelang genutzt werden.

Bei Shein und Temu gibt es fast nur kurzlebigen Ramsch, z.B. Kleidung, die nach kurzem Gebrauch schon reif für die Tonne ist.

Wenn China etwas exportieren will, dann sollten es E-Auto sein, da kann China gute Qualität für den kleinen Geldbeutel liefern.

Reinhold:

Warum nicht Elektro Fahrzeuge?
Die neuen Wunderakkus mit über 1kw je kg reichen völlig aus.
Nur gibt es in Europa keine Lobbyisten die das Steuergeld abgreifen können
Dumm gelaufen
Weiter so mit Umwelt vernichten, die Alten sind bald weg

Philipp:

Die eSAFs sind nicht wirklich CO2-frei. Sie nutzen CO2 aus anderen Abgasen, nicht aus Luftabscheidung. Luftabscheidung betreibt gar keiner, außer im akademischen Testbetrieb. Wie soll bei 0,04% Anteil in der Luft auch ein effizienter Abscheideprozess funktionieren?

Auch im Meerwasser sind nur 97g je Kubikmeter vorhanden, das macht auch nur 0,00968%, also im Gewicht weniger als in der Luft.

Daher ist z.B. der Zement CO2-frei, wenn das CO2 für eSAF verwendet wird (er entweicht ja nicht in die Atmosphäre), aber die eSAFs verursachen bei deren Verbrennung dann CO2.

=> Alibigrüner Treibstoff.

Matze:

Ich denke auch, man könnte etwa 80% aller Flüge ersatzlos streichen! Haben wir in Corona ja gesehen. DAS verbessert die Schadstoffwerte enorm! Und beim Thema E-Fuels: Überraschung…

brainDotExe:

„Warum Billigramsch von Shein und Temu mit dem Flugzeug aus China nach Europa tranportieren?“

Hast du doch wo anders selbst gesagt:

„fast alle Computer, Drucker, Smartphones, Fernseher u.v.m werden in China hergestellt“

Leute kaufen einfach wo es billig ist, natürlich mit der Erwartungshaltung, dass es innerhalb weniger Tage geliefert wird, Prime sei Dank ;)

Patrick:

Wie jetzt, dass Zeug ist knapp? Da fordern doch viele immer wieder Technologieoffenheit und versprechen es muss sich keiner anpassen und wir können für immer weiter mit dem Verbrennern fahren.

Wolfbrecht Gösebert:

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen: Wenn ab 2030 gerade mal 6% des Flug-Treibstoffs aus SAF bestehen muß und DAVON nur 1,2% eSAF sein müssen, ist das nun gerade mal ein Anteil von nur 0,072%, der voraussichtlich schon nicht mehr produziert werden kann … DANN gilt es halt, weniger zu fliegen, gell ⁉️
(Hier sehe ich das »ausufernde Fragezeichen« mal *ausnahmsweise* als angebracht an :)

Daniel W.:

Wenn die Luftfahrt wirklich CO2 einsparen will und es angesichts der Klimawandel auch muss, dann wäre der einfachste Weg sehr viel weniger zu fliegen.

– – – – –
Temu und Shein:
Immer mehr Billigware aus China per Flugzeug

Die chinesischen Firmen Temu und Shein überschwemmen den globalen Markt mit Billigprodukten. Das sorgt mittlerweile sogar für Engpässe im Lufttransport.

Nach Daten von Branchenexperten fliegen Shein und Temu jeweils 4.000 bis 5.000 Tonnen Waren täglich aus. Anders ausgedrückt: Jeden Tag müssen allein dafür über Hundert Frachter vom Typ Boeing 777 abheben.
(Quelle: zdfheute.de – 21.02.2024)
– – – – –

Warum Billigramsch von Shein und Temu mit dem Flugzeug aus China nach Europa tranportieren? – den Ramsch könnte man auch gleich in China entsorgen.

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