Probleme mit der Notbremsung: Fisker Ocean wird überprüft

Cover Image for Probleme mit der Notbremsung: Fisker Ocean wird überprüft
Copyright ©

Fisker

Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

Als hätte der ums Überleben kämpfende Elektroauto-Hersteller Fisker nicht schon genug Sorgen: In den USA hat die Fahrzeugsicherheitsbehörde National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) eine zunächst einmal vorläufige Untersuchung von etwa 6800 im vergangenen Jahr zugelassenen Fisker Ocean veranlasst. Wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, hatten sich offenbar mehrere Fahrzeugnutzer darüber beklagt, dass das in den Fahrzeugen verwendete automatische Notbremssystem versehentlich aktiviert worden war.

„Die Aufsichtsbehörde teilte mit, dass ihr Büro für Mängeluntersuchungen acht Beschwerden erhalten hat, in denen behauptet wird, dass das Bremssystem ohne ein offensichtliches Hindernis auf der Fahrbahn aktiviert wurde, was zu einer plötzlichen Verzögerung des Fahrzeugs führte“, schreibt Reuters. Angaben der National Highway Traffic Safety Administration zufolge hätten sich drei der Betroffenen laut deren Aussagen dabei Verletzungen zugezogen.

Die Untersuchung bedeutet aber noch nicht zwangsläufig, dass Fisker an dieser Stelle nachbessern muss. Das Ausmaß des Problems könne derzeit noch nicht vollumfänglich eingeschätzt werden. „Die Aufsichtsbehörde könnte die Untersuchung gegen Fisker abschließen, ohne mögliche Maßnahmen zu ergreifen“, erläutert Reuters. Allerdings ist es nicht die erste Untersuchung an den Fisker-Fahrzeugen. So sei es in der Vergangenheit auch wiederholt dazu gekommen, dass sich die Türen der Fahrzeuge nicht öffnen ließen, berichtet die Nachrichtenagentur.

Zukunft des Autobauers ist gefährdet

So oder so ist diese Untersuchung für Fisker derzeit ein vergleichsweise geringes Problem. Denn der US-amerikanische Autohersteller ist akut von der Insolvenz bedroht. Fisker Austria, das österreichische Tochterunternehmen, hat sogar bereits einen Insolvenzantrag gestellt. Bereits im März musste die Produktion der Elektroautos aufgrund von Liquiditätsproblemen eingestellt werden. Dies hatte schwerwiegende finanzielle Folgen für Magna Steyr in Graz, den Produktionspartner, der dadurch Verluste in Höhe von 294 Millionen Euro erlitt.

Die Produktionsprobleme führten zur Verringerung der Arbeitszeit von zwei auf eine Schicht in Graz, was schon im Dezember 450 Arbeitsplätze kostete. Im April folgte eine weitere Kündigungswelle, die 500 Mitarbeiter betraf. Ursprünglich war geplant, bis zu 40.000 Fahrzeuge jährlich zu produzieren, doch realisiert wurden nur etwa 10.000. Geplant war sogar ein Hochlauf auf bis zu 120.000 Einheiten pro Jahr. Trotz erheblicher Preisnachlässe gestaltet sich der Verkauf der verbleibenden Fahrzeuge schwierig, da das Vertrauen in den Hersteller erschüttert ist.

Auf internationaler Ebene ist die Lage ebenfalls angespannt. Die Muttergesellschaft Fisker Inc. in den USA sucht seit Monaten nach einem großen Automobilhersteller, der sich über eine Partnerschaft beteiligen könnte. Diese Partnerschaft ist auch eine der Bedingungen des polnischen Investmentfonds CVI, der bereit wäre, eine Wandelanleihe im Wert von 150 Millionen US-Dollar (139 Millionen Euro) zu zeichnen, allerdings zu einem hohen Zinssatz von mehr als 17 Prozent jährlich. Gespräche mit Nissan waren zuvor offenbar bereits gescheitert.

Quelle: Reuters – „US opens preliminary probe into Fisker’s cars over brake system issue“

worthy pixel img
Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Philipp:

Und wenn dies zu einem Rückruf führt aber wegen Insolvenz keiner die Korrektur programmiert und dann ausrollt, dann kann es im schlimmsten Fall bedeuten, dass der Weiterbetrieb verboten wird.

Kann man den Ocean auch als Briefbeschwerer benutzen? Ich habe kaum noch Briefe…

Ähnliche Artikel

Cover Image for Wie BMW die Serienfertigung seiner neuen E-Auto-Batterien vorbereitet

Wie BMW die Serienfertigung seiner neuen E-Auto-Batterien vorbereitet

Michael Neißendorfer  —  

Mit der Neuen Klasse startet BMW ab Ende 2025 in eine neue Ära des rein elektrischen Fahrens. Eine entscheidende Komponente: die Batterien.

Cover Image for Zum Driften geboren: Hyundai zeigt Ioniq 6 N

Zum Driften geboren: Hyundai zeigt Ioniq 6 N

Michael Neißendorfer  —  

Der Ioniq 6 N soll den Erfolg des Ioniq 5 N fortsetzen und integriert Technologien aus dem Motorsport in ein alltagstaugliches E-Auto.

Cover Image for BMW: Wachstum bei E-Autos und Plug-in-Hybriden rettet die Halbjahresbilanz

BMW: Wachstum bei E-Autos und Plug-in-Hybriden rettet die Halbjahresbilanz

Michael Neißendorfer  —  

Ohne das starke Absatzplus der elektrifizierten Fahrzeuge wäre das Minus bei BMW deutlich schmerzhafter ausgefallen.

Cover Image for Deutschland fällt bei E-Mobilität zurück, China baut Vorsprung weiter aus

Deutschland fällt bei E-Mobilität zurück, China baut Vorsprung weiter aus

Michael Neißendorfer  —  

Weltweit steigt der Anteil von E-Autos an Neuwagenverkäufen von 20 auf 25 Prozent, trotz Wachstumsschwäche in wichtigen Märkten.

Cover Image for Kia EV5: Alle Daten und Fakten zum neuen Elektro-SUV

Kia EV5: Alle Daten und Fakten zum neuen Elektro-SUV

Michael Neißendorfer  —  

Mit dem EV5 bringt Kia ein weiteres E-Auto in das beliebte Kompakt-SUV-Segment, die größte und am schnellsten wachsende Fahrzeugklasse in Europa.

Cover Image for Mazda6e: Groß, elektrisch – und kein SUV

Mazda6e: Groß, elektrisch – und kein SUV

Wolfgang Plank  —  

Erfreulich gegen den Trend ist der Mazda 6e in Sachen Karosserie unterwegs. Leider muss man sagen aber auch bei der Ladeleistung.