Ferrari verschiebt zweites E-Auto auf frühestens 2028

Cover Image for Ferrari verschiebt zweites E-Auto auf frühestens 2028
Copyright ©

Brandon Woyshnis / Shutterstock.com | Symbolbild

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Ferrari hat entschieden, den Start seines zweiten Elektroautos deutlich nach hinten zu verschieben, wie Reuters exklusiv berichtet. Statt wie bisher geplant Ende 2026, soll das neue Modell frühestens 2028 auf den Markt kommen. Der Grund liegt vor allem in der geringen Nachfrage nach elektrischen Sportwagen im oberen Preissegment. Zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen sprechen von fehlendem Kundeninteresse, das selbst bei einer Luxusmarke wie Ferrari nicht ignoriert werden kann.

Seit 2019 verkauft der Sportwagenbauer aus Maranello auch Hybridmodelle. Im Oktober dieses Jahres beginnt die Vorstellung des ersten vollelektrischen Autos der Marke, die in mehreren Etappen erfolgt. Die vollständige Präsentation ist für das Frühjahr 2026 vorgesehen, erste Auslieferungen sollen im Oktober desselben Jahres stattfinden. Doch während dieses Modell weiterhin im Zeitplan bleibt, wurde die Planung für ein zweites Elektroauto inzwischen mehrfach überarbeitet.

Zweiter Ferarri-Stromer soll Richtungsweisend sein

Intern wird der zweite Stromer als entscheidend für die künftige Ausrichtung im Elektrobereich angesehen. Anders als das erste Modell, das vor allem ein symbolischer Schritt zur Einhaltung des Zeitplans sei, soll die zweite Version den Beweis liefern, dass Ferrari auch bei Elektroautos einen langfristig tragfähigen Markt bedienen kann. Doch aktuell scheint dieses Ziel in weiter Ferne. Eine der Quellen spricht von „null Nachfrage“ im Segment leistungsstarker Elektroautos.

Ein zusätzlicher Aufschub soll dem Unternehmen laut interner Einschätzung mehr Zeit geben, um eigene Technologien weiterzuentwickeln. Dennoch bleibt das geringe Interesse der Hauptgrund für die Verschiebung. Ferrari selbst äußert sich nicht zu den Vorgängen. Auch die genannten Quellen wollen anonym bleiben.

Ferrari ist mit diesem Problem nicht allein. Andere Hersteller im Luxussegment haben ebenfalls Anpassungen vorgenommen. Lamborghini, Teil des Volkswagen-Konzerns, plant den Start seines ersten Elektroautos nun für 2029 statt 2028. Porsche hat seine Pläne ebenfalls zurückgefahren. Die Nachfrage nach den elektrischen Varianten Macan und Taycan blieb zuletzt deutlich hinter den Erwartungen. Maserati, die Edelmarke von Stellantis, hat die Entwicklung einer E-Version des MC20 sogar ganz gestrichen.

Im Umfeld dieser Entscheidungen wirkt Ferraris Zurückhaltung wenig überraschend. Zwar hat das Unternehmen langfristig den Einstieg in die Elektromobilität angekündigt, doch konkrete Informationen über weitere Modelle neben dem ersten wurden bislang nicht veröffentlicht. Interne Planungen für ein zweites Modell waren zwar bekannt, aber nie offiziell bestätigt worden.

Erstes Ferrari E-Auto gemeinsam mit Apple-Designer Jony Ive entworfen

Das erste Elektroauto von Ferrari wird laut früheren Berichten gemeinsam mit dem früheren Apple-Designer Jony Ive entworfen. Es soll über eine halbe Million Dollar kosten und größer ausfallen als bisherige Modelle – jedoch kein SUV sein. Damit positioniert sich Ferrari bewusst abseits der Masse, bleibt aber bei der Technik vorsichtig. Die Batterie bleibt ein zentrales Problem: Zu schwer und nicht dauerhaft leistungsfähig genug, um das traditionelle Fahrgefühl zu ersetzen.

Ein weiterer Punkt, der Kunden offenbar abschreckt, ist der fehlende Motorsound. Für viele Käufer gehört der Klang eines Motors zum Markenerlebnis. Die leise Fahrweise eines Elektroautos kann dieses Element nicht ersetzen. Vor allem in einem Preissegment, in dem Emotionalität oft eine größere Rolle spielt als reine Technik, scheint dies ein relevanter Faktor zu sein.

Das zweite geplante Elektroauto sollte laut einem der Insider in etwa 5000 bis 6000 Mal innerhalb von fünf Jahren verkauft werden – ein typisches Volumen für Ferrari. Doch ohne echte Nachfrage sei diese Stückzahl aktuell unrealistisch. Bis auf Weiteres konzentriert sich Ferrari deshalb auf die Einführung des ersten Modells und arbeitet intern weiter an seiner Strategie. Investoren werden am 9. Oktober mehr über die langfristigen Pläne erfahren.

Quelle: Reuters – Exclusive: Ferrari delays second EV model to at least 2028 because of weak demand, sources say

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Ähnliche Artikel

Cover Image for Škoda-Chef: Ja zum Verbrenner-Aus, aber mehr Flexibilität

Škoda-Chef: Ja zum Verbrenner-Aus, aber mehr Flexibilität

Laura Horst  —  

Škoda-Chef Klaus Zellmer steht zum geplanten Verbrenner-Aus, fordert von der Politik aber mehr Zeit und Flexibilität bei der Erreichung der CO₂-Ziele.

Cover Image for Renault plant weitere Generation des R5

Renault plant weitere Generation des R5

Sebastian Henßler  —  

Ein Jahr nach dem Marktstart schreibt der Renault R5 eine Erfolgsgeschichte. Warum das Kultmodell bleibt – und wie es sich weiterentwickeln soll.

Cover Image for Toyota C-HR+: Alle Daten und Fakten zum neuen E-Crossover

Toyota C-HR+: Alle Daten und Fakten zum neuen E-Crossover

Michael Neißendorfer  —  

Kurz vor dem Marktstart des C-HR+ hat Toyota viele weitere Details seines neuesten Elektroautos veröffentlicht.

Cover Image for IG Metall erhöht Druck auf Tesla in Grünheide

IG Metall erhöht Druck auf Tesla in Grünheide

Sebastian Henßler  —  

Kurz vor den Betriebsratswahlen in der Tesla-Fabrik Grünheide verschärft sich der Ton zwischen der IG Metall und dem US-amerikanischen Elektroautohersteller.

Cover Image for Design des Audi A4 e-tron könnte dem TT ähneln

Design des Audi A4 e-tron könnte dem TT ähneln

Daniel Krenzer  —  

Offiziell bestätigt wurde zwar noch nichts, doch der A4 e-tron könnte 2028 auf der neuen SSP-Plattform auf den Markt kommen.

Cover Image for Neue GWM-Strategie: Offen für alle Antriebe

Neue GWM-Strategie: Offen für alle Antriebe

Sebastian Henßler  —  

GWM stellt seine Europa-Strategie neu auf: neun Modelle bis 2027, Haval startet, Ora plant kompakte SUVs. Technologieoffenheit als Kurswechsel. Was folgt nun?