Erneuerbare Energien legen im ersten Quartal deutlich zu

Cover Image for Erneuerbare Energien legen im ersten Quartal deutlich zu
Copyright ©

Shutterstock / 2178791391

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Je grüner der Strom in unseren Leitungen, desto klimafreundlicher sind Elektroautos unterwegs. Und da die Stromerzeugung aus erneuerbaren Quellen in den ersten drei Monaten des Jahres gestiegen ist, während die Stromerzeugung aus fossilen Quellen deutlich abgenommen hat, bauen E-Autos ihren Klimavorsprung gegenüber Verbrennern weiter aus.

Konkret wurden im 1. Quartal 2024 in Deutschland 121,5 Milliarden Kilowattstunden Strom produziert und in das Stromnetz eingespeist, wir betrachten also die Nettostromerzeugung. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) nach vorläufigen Ergebnissen mitteilt, wurden 7,5 Prozent weniger Strom eingespeist als im 1. Quartal 2023 (131,4 Milliarden Kilowattstunden). Trotz des allgemeinen Rückgangs der Stromerzeugung stieg die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien im Vergleich zum 1. Quartal 2023 um 11,6 Prozent. Somit stammte der im 1. Quartal 2024 erzeugte Strom zu 58,4 Prozent aus erneuerbaren Quellen (1. Quartal 2023: 48,5 Prozent).

Dies ist der höchste Anteil an Strom aus erneuerbaren Energien für ein 1. Quartal seit Beginn der Erhebung im Jahr 2018. Demgegenüber ging die Stromerzeugung aus konventionellen Energieträgern um 25,4 Prozent auf einen Anteil von 41,6 Prozent an der inländischen Stromproduktion zurück.

Windkraft bleibt wichtigster Energieträger und verzeichnet starken Zuwachs

Den größten absoluten Anstieg bei der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien verzeichnete die Windkraft mit einem Plus von 5 Milliarden Kilowattstunden (+12 Prozent). Im 1. Quartal 2024 stammten 46,8 Milliarden Kilowattstunden Strom und damit 38,5 Prozent des gesamten inländisch produzierten Stroms aus Windkraft. Damit war die Windkraft wie bereits im 1. Quartal 2023 (31,8 Prozent) die wichtigste Energiequelle.

Am zweitgrößten war der absolute Anstieg mit 1,4 Milliarden Kilowattstunden bei der Stromerzeugung aus Photovoltaik (+21 Prozent). Insgesamt wurden 8,1 Milliarden Kilowattstunden Strom aus Photovoltaik erzeugt, das waren 6,6 Prozent der Stromproduktion.

Stromproduktion aus Kohle sinkt um mehr als ein Viertel

Der starke Rückgang der Stromerzeugung aus konventionellen Energieträgern lässt sich vor allem auf die deutliche Abnahme der Stromproduktion aus Kohle zurückführen. Im Vergleich zum 1. Quartal 2023 sank die Stromeinspeisung aus Kohle im 1. Quartal 2024 um 11 Milliarden Kilowattstunden oder 28,2 Prozent. Mit einem Anteil von 23 Prozent an der gesamten Stromproduktion war Kohle im 1. Quartal 2024 aber weiterhin der zweitwichtigste Energieträger.

Deutschland-Erneuerbare-Ökstrom-1-quartal-2024
Destatis

Da am 15. April 2023 die letzten drei deutschen Kernkraftwerke abgeschaltet worden waren, gab es im 1. Quartal 2024 keine Stromeinspeisung aus inländisch erzeugter Kernenergie mehr. Im 1. Quartal 2023 waren noch 5,8 Milliarden Kilowattstunden oder 4,4 Prozent des Stroms aus Kernenergie erzeugt worden. Zudem sank im 1. Quartal 2024 auch die Stromeinspeisung aus Erdgas gegenüber dem Vorjahresquartal um 0,4 Milliarden Kilowattstunden oder 1,9 Prozent auf 19,2 Milliarden Kilowattstunden. Das entsprach einem Anteil von 15,8 Prozent an der gesamten Stromeinspeisung.

Fast 40 Prozent mehr Stromimporte und über 20 Prozent weniger Stromexporte

Im 1. Quartal 2024 verzeichnete Deutschland einen Anstieg der Stromimporte um 38,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal. Insgesamt wurden 16,8 Milliarden Kilowattstunden Strom importiert, verglichen mit 12,1 Milliarden Kilowattstunden im 1. Quartal 2023. Im Gegensatz dazu gingen die Stromexporte um 21,7 Prozent zurück auf 16,7 Milliarden Kilowattstunden, verglichen mit 21,3 Milliarden Kilowattstunden im 1. Quartal 2023.

Der Anstieg der Stromimporte und der gleichzeitige Rückgang der Exporte führte dazu, dass die tatsächlich in Deutschland verfügbare und nachgefragte Strommenge im Vergleich zum Vorjahresquartal nahezu unverändert geblieben ist.

Quelle: Statistisches Bundesamt – Pressemitteilung vom 06.06.2024

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


panibodo:

Sehr guter Beitrag. Ich denke aber, dass es sich hier weniger um Desinteresse handelt, als um mangelnde Bereitschaft, sich schlau zu machen bis zu reiner Dummheit. Stammtisch-‚Wissen. 58 % … , ich fasse es nicht.
Off topic:
Wir hatten gerade Europawahlen. Was unsere Mitbürger im Osten veranstaltet haben mit ihrer mehrheitlichen Wahl von Faschisten, geht aus meiner Sicht in die selbe Richtung. „Unsere Ampel ist Scheiße, also wähle ich doch mal aus Protest Faschisten“. Zu allem Überfluss durften in einigen Bundesländern nun auch noch (schon) 16 Jährige wählen ..

pionierska:

Die Fragestellung in der Umfrage ist vielleicht auch zu berücksichtigen und könnte helfen das Ergebnis einzuordnen. Das Thema ist sehr facettenreich und die naturwissenschaftlichen Zusammenhänge sind alles andere als eindeutig (auch wenn das immer wieder anders dargestellt wird). Die Betrachtung von Energiebilanzen und die Effizienz in der Energieumwandlung, die Beurteilung der Klimaveränderung (Rolle von CO2, global versus lokal) und nicht zuletzt die Auswirkungen auf die Ökonomie (Strompreise steigen durch Netzstabilisierung und durch teuren Überschuss-Export sowie Reimport, die deutsche Politik in Sachen Heizung) und auf die Natur (Flächennutzung).

Ich will sagen, das Ergebnis der Umfrage als Desinteresse der Bevölkerung zu interpretieren ist schon sehr gewagt.
Desinteressierte hätten wohl erst gar nicht an der Befragung teilgenommen.

Holger:

Ich hoffe sehr, dass sich die Gestalter der Energiewende nicht entmutigen lassen. Zuversichtlich stimmt mich die Tatsache, dass der bisher erreichte Umbau quasi ohne Rückenwind der Politik (von dort wird nach dem Ausgang der Europawahl womöglich sogar Gegenwind kommen) erfolgen konnte. Es wird immer deutlicher, dass sich regenerative Energien rechnen. Auch in der Speichertechnologie geht es, wenn auch langsam, voran. Die Deutschen müssen erkennen, dass Investitionen in den Klimaschutz nicht nur das Klima, sondern auch den Wirtschaftsstandort retten. Wer heute die Rücknahme eines nicht existierenden Verbrennerverbots fordert, hilft der deutschen und europäischen Autoindustrie nicht. Er zerstört sie.

egon_meier:

Jetzt mal ganz ehrlich: Wenn man an die Problematik rangeht und erwartet, dass es Spaß macht sollte man den Beruf wechseln. Es war mir immer klar, dass das ein ganz mühsames Bohren in ganz dicken Hartholzbrettern wird.
Ich komme viel mit Menschen zusammen und einige nehmen die Klimaproblematik ernst aber wollen selbst auf nichts verzichten. Die allermeisten sagen:; Das muss man anders machen …

DR. ULRICH SANCKEN:

In einer aktuellen Civey-Umfrage sprechen sich 58% der Deutschen (statistischer Fehler 6,3%) gegen und nur 34% für eine Intensivierung des Klimaschutzes aus. Manchmal denke ich, die meisten Menschen in diesem Land raffen es einfach nicht, welch ein Fortschritt (über 60% der elektrischen Versorgung aus nicht-fossilen Quellen) innerhalb weniger Jahre erreichbar war und dass er tatsächlich noch erheblich ausbaubar ist. Und dann kommen mir immer mehr Zweifel, ob sie das überhaupt verdient haben. Mir tun die Leute Leid, die mit viel Know-How, Intelligenz, guter Wissenschafts – und Ingenieursausbildung und nicht zuletzt mit sehr viel Herzblut bei der Arbeit einen solchen Fortschritt zustande gebracht haben und jetzt mit einem solchen Desinteresse in der Bevölkerung „belohnt“ werden. Manchmal macht’s wirklich keinen Spaß mehr…

Wolfbrecht Gösebert:

Wenn schon zwischen Januar und März ’24 die Erneuerbaren einen Anteil von 58,4% hatten, dann wird mit den Monaten April bis Juni (2. Quartal) nochmal sichtbarer, welchen großen Anteil Solar- und Windstrom wir inzwischen haben! Da hoffe doch, dass auch die Kapazitäten für eine Zwischen-Speicherung weiter verbessert werden!

Anekdote: Ende der Siebzigerjahre sprach ich mit einem guten Bekannten (Leitender Techniker bei der Energieversorgung Schleswig-Holstein) über meine Ablehnung der Atomkraft und meinte, dass die Windenergie einen großen Teil davon ersetzen könne (wie damals schon am Ausbau solcher Anlagen in Dänemark gut zu sehen) – worauf er mir entgegnete, das es niemals mehr als einen etwa 5%-Anteil durch Wind geben könne … Leider kann er den enormen Zuwachs heute nicht mehr erleben ✝︎

Sledge:

Du scheinst 1. keine eigene PV-Anlage zu besitzen und 2. nur über rudimentäre finanzmathematische Kenntnisse zu verfügen.
Anders kann ich mir deine Aussagen nicht erklären.
Kleines Beispiel. Meine PV-Anlage hatte sich nach 8 Jahren und 4 Monaten amortisiert. Was für eine Rendite ist deiner Meinung nach notwendig um so ein Ergebnis zu erzielen? Welche absolut risikolose Alternative bringt eine ähnliche Rendite?

egon_meier:

Das spezifizieren sie bitte doch mal …
@spiritogre ist zwar etwas plakativ aber prinzipiell ist sein Ansatz ok

Überzeugen sie uns doch mal vom Gegenteil

egon_meier:

„Gestehungskosten = variable Kosten?“

Das tut so richtig weh … also … aus Wikipedia mal die „Stromgestehungskosten“ zitiert

„Stromgestehungskosten (englisch Levelized Cost of Electricity, LCOE) sind in der Energiewirtschaft eine Maßeinheit, die die Kosten für die Errichtung und den jährlichen Betrieb einer Anlage ins Verhältnis zur Stromerzeugungsmenge über die gesamte Lebensdauer der Anlage setzt.[2] Sie werden zum Beispiel in Euro oder Dollar je Megawattstunde angegeben.
Stromgestehungskosten dienen dem Vergleich von Kraftwerken mit verschiedenen Erzeugungs- und Kostenstrukturen. Sie ergeben sich aus den Kapitalkosten und den fixen und den variablen Betriebskosten. Variable Betriebskosten sind unter anderem Brennstoffkosten und Kosten für Emissionsrechte. “

Gestehungskosten beihalten also die Errichtung und den Betrieb der Anlage!! alles klar?

Also wo ist jetzt ihr Verständnisproblem?

Philipp:

Gestehungskosten = variable Kosten. Wie viel kostet es eine kWh zusätzlich zu produzieren?
Bei Gas, Kohle und Atom (und Biomasse) verbraucht man den Roh-/Brennstoff, Sonne, Wasser, Wind werden nicht verbraucht, sondern entweder genutzt oder gehen verloren.

Ähnliche Artikel

Cover Image for Merz auf IAA: Elektromobilität ja, aber nicht um jeden Preis

Merz auf IAA: Elektromobilität ja, aber nicht um jeden Preis

Sebastian Henßler  —  

Die EU-Regeln für 2035 geraten ins Wanken. Hersteller zweifeln an 100 Prozent E-Autos, während Politik und Verbände Spielräume fordern.

Cover Image for Über die Kapazitäten von bidirektionalen Elektroautos

Über die Kapazitäten von bidirektionalen Elektroautos

Michael Neißendorfer  —  

Wo die meisten bidi-ready E-Autos auf den Straßen unterwegs sind und welche Potenziale sie bieten, hat Eon in einem interaktiven Energieatlas visualisiert.

Cover Image for Autonomie-Spezialist QCraft kommt nach Europa

Autonomie-Spezialist QCraft kommt nach Europa

Sebastian Henßler  —  

„Deutschland ist unser globales Zentrum für autonomes Fahren“ – QCraft-CEO Yu erklärt, warum der Standort für die Expansion entscheidend ist.

Cover Image for Tesla plant Entwicklungszentrum in Berlin-Köpenick

Tesla plant Entwicklungszentrum in Berlin-Köpenick

Tobias Stahl  —  

Tesla hat den Bau eines Entwicklungszentrums in Berlin-Köpenick angekündigt. Der erste Spatenstich könnte schon 2026 erfolgen.

Cover Image for VCD fordert mehr E-Mobilität, ein Bonus-Malus-System und strenge CO2-Grenzwerte

VCD fordert mehr E-Mobilität, ein Bonus-Malus-System und strenge CO2-Grenzwerte

Michael Neißendorfer  —  

Zum Start der IAA 2025 fordert der VCD mehr E-Mobilität, ein Bonus-Malus-System bei der Kfz-Steuer und strenge CO2-Grenzwerte.

Cover Image for IAA 2025: Horse Powertrain präsentiert neuen Range-Extender

IAA 2025: Horse Powertrain präsentiert neuen Range-Extender

Maria Glaser  —  

Horse Powertrain wird am kommenden Wochenende in München den neuen, kompakten Range Extender Horse C15 vorstellen.