„Energy in Transition“ – Energiewende in Kasachstan

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Maria Glaser
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  —  Lesedauer 3 min

Die Energie- und Antriebswende wird auf der ganzen Welt vorangetrieben, in manchen Ländern mehr, in manchen weniger. Einen ebenso ungewöhnlichen wie spannenden Blick auf dieses Thema gibt uns EAN-Autorin Maria Glaser. Sie befindet sich derzeit in Kasachstan und berichtet in einer losen Artikelserie, wie das Land in Zentralasien seinen Strom- und Verkehrssektor klimafreundlicher gestalten will – und warum Kasachstan auch global von Bedeutung ist.

Ende Oktober fand in Aktau in Kasachstan die Eröffnung einer Wanderausstellung zur Energiewende mit Schwerpunkt auf Zentralasien statt. Unter dem Titel „Energy in Transition – Powering Tomorrow“ wurde die Veranstaltung von der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) im Auftrag des Auswärtigen Amtes sowie des Deutschen Generalkonsulates durchgeführt.

Zentralasien als Zukunft nachhaltiger Energien

Bis zum 12. November befindet sich die Wanderausstellung „Energy in Transition“ in der Jessenow-Universität in Aktau am kaspischen Meer. Diese Region im Südwesten Kasachstans ist traditionell vor allem für den Abbau fossiler Brennstoffe bekannt. Dass diese Ausstellung, die sich auf nachhaltige Mobilität, erneuerbare Energien und einen gerechten Energiewandel fokussiert, dort stattfindet, ist daher besonders symbolträchtig.

In Zukunft soll in Aktau eine der weltweit größten industriellen Anlagen entstehen, um grünen Wasserstoff herzustellen. Das deutsch-schwedische Unternehmen Svevind Energy Group will mit seinem kasachischen Tochterunternehmen Hyrasia dort bis Ende des Jahrzehnts 2 Millionen Tonnen grünen Wasserstoff produzieren.

Virtuelle Wanderausstellung

Vor Aktau war die Wanderausstellung, die es seit 2020 gibt, bereits in 19 anderen Ländern der Welt zu sehen, wobei auch schon andere zentralasiatische Länder Gastgeber waren. Im Anschluss an Aktau wird „Energy in Transition“ in die kasachische Hauptstadt Astana umziehen.

In der Ausstellung wird eine virtuelle Welt aus dem Jahr 2045 präsentiert, wobei verschiedene Formen der Energiegewinnung sowie -umwandlung dargestellt werden. Einen Schwerpunkt legt die Ausstellung auch darauf, dass Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft gemeinsam an der Energiewende arbeiten müssen, wenn sie gelingen soll.

Zur Eröffnung von „Energy in Transition“ in Aktau waren zahlreiche Vertreter:innen u. a. aus Politik und Wirtschaft zu Gast. Thematisch ging es in den Diskussionen vor allem um Innovationen bei grünem Wasserstoff, um den internationalen Ausbau der Energienetze und um die Forschung in diesem Bereich.

Forschung und Entwicklung im Bereich Wasserstoff

Um aktuelle und bevorstehende Lücken bei Fachkräften zu schließen, gibt es in deutsch-kasachischer Zusammenarbeit verschiedene Bildungsprogramme und Kooperationen. So seien 2022 allein in Deutschland im Bereich Energiewende knapp 400.000 neue Arbeitsplätze entstanden.

Kasachstan ist das neuntgrößte Land der Welt und der wichtigste Handelspartner Deutschlands in Zentralasien. Der Außenhandel zwischen beiden Ländern belief sich im vergangenen Jahr auf knapp 10,8 Milliarden Euro. Erst im September war Bundeskanzler Olaf Scholz in Astana zu Besuch und auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte verschiedene Städte des Landes im vergangenen Jahr.

Deutschland und Kasachstan bauen also derzeit die wirtschaftlichen Beziehungen zueinander aus und fokussieren die gemeinsame Zusammenarbeit immer mehr auf nachhaltige Energien. Zu den gemeinsamen Forschungseinrichtungen beider Länder gehören auch das Kasachisch-Deutsche Institut für Nachhaltige Ingenieurwissenschaften, das gemeinsam von der Deutsch-Kasachischen Universität in Almaty und der Jessenow-Universität initiiert wurde.

Es gibt jedoch auch andere Länder in Zentralasien, mit denen Deutschland wirtschaftlich kooperiert und die an der Entwicklung der Energiewende arbeiten. In Usbekistan haben zum Beispiel die US-amerikanische University of Delaware und die Staatliche Technische Universität Taschkent einen neuen Lehrplan zu grünem Wasserstoff eingeführt.

Quellen: DAZ – „Energy in Transition“ macht Halt in Aktau 

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Maria Glaser

Maria Glaser

Aus dem geisteswissenschaftlichen Bereich kommend, verbindet Maria Glaser bei Elektroauto-News.net seit 2023 ihre Liebe zum Text mit fachlichen Inhalten. Seit ihrem Studium in Berlin und Wien arbeitet sie im Bereich Lektorat, Korrektorat und Content Writing, vor allem zu Mobilität.

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Pedro G.:

Alle westliche Staaten wollen in Zentralasien Geschäfte machen, aber auch China und Russland !
Wer am meisten der Politiker des Landes Geld gibt der macht das Rennen !

Philipp:

Kleiner Fehler in der Überschlagsrechnung: Es ist „bis Ende des Jahrzehnts“, also in Summe und nicht pro Jahr. Es ist also eher 1/4 der Menge pro Jahr.

Generell ist aber nichts einzuwenden, wenn „reiche“ Länder die Erstinvestition tätigen und der lokale Verbrauch dann später nachzieht. Eine bestehende Infrastruktur zu erweitern ist leichter, als sie komplett neu zu errichten. Wenn wir warten, bis jedes Entwicklungsland selbst genug Infrastruktur aufbaut, haben wir auch nichts gewonnen.

Investitionen in Entwicklungsländer halte ich auch nicht für eine koloniale Entwicklung oder gar „Abzocke“. Hier geht es um Produktion und nicht z.B. Ausbeutung von Rohstoffen oder Arbeitskräften. Sonne oder Wind ist kein Rohstoff, Arbeitskräfte werden kaum gebraucht und das bisschen Wasser ist nicht relevant gegenüber z.B. dem landwirtschaftlichen Verbrauch.

Generell aber: Für Fahrzeuge ist dann aber immer noch kein H2 übrig.

Daniel W.:

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Das deutsch-schwedische Unternehmen Svevind Energy Group will mit seinem kasachischen Tochterunternehmen Hyrasia dort bis Ende des Jahrzehnts 2 Millionen Tonnen grünen Wasserstoff produzieren.
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Sammlung von Zahlen
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Ein FC-Auto braucht rund 1 kg H2 auf 100 km, das sind bei 13.000 km im Jahr rund 130 kg H2.

2 Millionen Tonnen H2 bzw. 2.000.000.000 kg H2 geteilt durch 130 kg H2 pro FC-Auto wären es rund 15.384.615 FC-Autos.

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Die Gesamtbevölkerung in Kasachstan hat im Jahr 2023 geschätzt rund 20,3 Millionen Einwohner:innen betragen.
(Quelle: de.statista.com)
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Der gesamte Energieverbrauch umfasst nicht nur Stromerzeugung, sondern auch andere Verbrauchsbereiche wie Transport, Heizen und Haushalte.
Kasachstan 44.702 kWh pro Kopf (2022)
(Quelle: Wikipedia)
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Für 2.000.000.000 kg grüner Wasserstoff würden rund 105.000.000.000 kWh an Strom benötigt.

Kleine Berechung
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Kasachstan hat rund 20.300.000 Einwohner, also wären es pro Kopf 5172 kWh für den grünen Wasserstoff des deutsch-schwedischen Unternehmens.

Kasachstan benötigt 44.702 kWh pro Kopf als gesamten Energieverbrauch, d.h. Kasachstan braucht diesen Grünstrom und noch viel mehr selber.

Mein Fazit
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Den grunen Strom brauchen die allermeisten Ländern selber für ihre Energie- und Verkehrswende und können nichts oder sehr wenig als H2 exportieren.

Der Import von Wasserstoff wäre keine Lösung des Klimaproblems, sondern nur eine Verschiebung, also nichts anderes als eine „Milchmädchenrechung“.

Die Wasserstoff- und E-Fuel-Lobby sollte sich von „kolonialen“ Gedanken verabscheiden und nicht glauben dass „Abzocke armer Länder“ die Rettung ist.

Die Zukunft ist weitgehend batterie-elektrisch sowohl im Verkehr (Zweiräder, Auto, Lkw und Schienenverkehr) wie in Gebäuden (Heizung und Kühlung).

Flächen für PV und Windkraftanlagen gibt es in der EU mehr als genug und die benötigten Stromleitungen gehören dazu wie Straßen und Schienen.

Sven:

Und wie soll der grüne Wasserstoff produziert und transportiert werden? Da hätte ich aber schon etwas mehr Informationen im Artikel erwartet.

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