Tragen neue EU-Regeln den Plug-in-Hybrid zu Grabe?

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Volkswagen

Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 3 min

Die Zukunft von Plug-in-Hybriden, also Autos mit Verbrennungsmotor sowie zusätzlichem Elektroantrieb mit externer Lademöglichkeit, ist alles andere als rosig. Zu diesem Ergebnis kommt jedenfalls Fachjournalist Don Dahlmann in einer Analyse für die Gründerszene, wo er schreibt: „Die neuen EU-Regularien sind der Sargnagel für die Hybridlösung aus Elektro- und Verbrenner-Motor.“ Denn zukünftig werden keine wunderlich errechneten WLTP-Verbräuche den Herstellern mehr dabei helfen können, ihren Flottenwert beim CO2-Ausstoß nach unten zu korrigieren.

„Das Schönrechnen der Verbrauchswerte ist ein massives Problem. Denn ihre guten Werte mögen technisch möglich sein, im Alltag bleiben sie oft Wunschdenken“, schreibt Dahlmann. Inzwischen ist allseits bekannt, dass die realen Verbräuche der Plug-in-Hybride in den allermeisten Fällen deutlich höher liegen als im niedrigen einstelligen Literbereich, den die offiziellen Daten in Aussicht stellen. Oft verbrauchen Plug-in-Hybride am Ende sogar mehr Benzin als ein vergleichbarer reiner Verbrenner – nämlich dann, wenn sie quasi nie aufgeladen werden, aber die ganze Zeit bei hohem Tempo das Zusatzgewicht für Batterie und Elektromotor über die Autobahn gejagt wird. Und das passiert oft, schließlich werden die Fahrer unabhängig von ihrem Ladeverhalten bei Dienstwagen mit der halbierten Steuerbelastung dafür belohnt, theoretisch klimafreundlicher unterwegs sein zu können.

„Die kreative Rechenarbeit der Autoindustrie ist mittlerweile auch der EU aufgefallen. Die hat nun beschlossen, dass Plug-in-Hybride in den Verbrauchsfahrten im Labor neu berechnet werden“, heißt es bei Gründerszene. Realistische Werte im alltäglichen Gebrauch sollen nun stärker berücksichtigt werden. Und dass der Fahrer eines Plug-in-Hybrids diesen alle 50 Kilometer brav in im Vergleich zu Elektroautos quälend langsamer Geschwindigkeit nachlädt, sind nun mal nur selten realistisch. Zuletzt sind aber sogar immer mehr Modelle mitunter stundenlang auch an Schnellladesäulen anzutreffen – sehr zum Ärger der Fahrer von Elektroauto-Fahrern, die auf freie Ladeplätze angewiesen sind.

Irrationale Angst vor Aufgabe des Verbrenners

Dahlmann errechnet am Beispiel BMW XM, was die stufenweise stärkere Annäherung der Annahmen an die Realität bedeutet. „Damit sie ab 2026 weiter so verbrauchsarm erscheinen, müssen sie eine dreimal höhere elektrische Reichweite nachweisen. Konkret bedeutet das, dass die Reichweite des oben genannten BMW XM von rund 80 Kilometer auf 240 Kilometer steigen muss. 2030 wären es schon 320 Kilometer“, führt er aus. Und kommt zu dem nachvollziehbaren Schluss, dass somit eigentlich auch gleich ein reines Elektroauto angeschafft werden könnte.

Zwar räumt er ein, dass es durchaus Fahrer geben mag, die mit ihrem Plug-in-Hybrid die täglichen Strecken vollelektrisch absolvieren können. Doch auch denen empfiehlt er, doch dann direkt auf ein Elektroauto umzusteigen. Schließlich fahren sie wegen einigen wenigen Fahrten im Jahr die komplette Verbrennertechnik und literweise Benzin mit sich herum, obwohl die Ladeinfrastruktur immer besser wird und solche Strecken durchaus stressfrei ohne einen Tropfen verbrannten Treibstoff absolviert werden können.

Und so endet Dahlmann mit einem klaren Statement, dem wir uns nur anschließen können: „Es wird Zeit, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Vollelektrische Fahrzeuge sind die Zukunft. Sie sind sauberer, effizienter und dank immer besserer Ladeinfrastruktur auch alltagstauglicher. Die Autoindustrie muss endlich aufhören, halbgare Lösungen zu präsentieren und voll auf E-Autos setzen.“

Quelle: Gründerszene – „Plugin-Hybride: Das Ende einer Illusion“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.
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Rutz:

Ihr Verweis auf Stau, zeigt, dass Sie Angst leitet und nicht reale Erfahrungen. Beim BEV sinken bei Stau und stockendem Verkehr die Verbrauchswerte.
Interessant war der Podcast mit dem Vielfahrer. Der fährt schnell und den Akku sehr leer, um dann am Lader die höhere Ladeleistung nutzen zu können.
Mit der gleichen Taktik hat Mercedes einen Reichweitenrekord über 24 Stunden aufgestellt.

casimir374:

Ganz ehrlich, wenn du zu 90% elektrisch fährst, warum überhaupt noch fossilen Ballast mit dem Auto rumschleppen?

Harald:

wie man sich doch alles schöndenken kann…..

Harald:

stundenlang auch an Schnellladesäulen anzutreffen
da verraten Sie Ihren Lesern doch mal, welcher Plug-in-Hybride mit einer Reichweite von nur 50 Km an der Schnellladesäule laden kann? Mir sind genau 0 Autos bekannt. Die neue Generation kann angeblich teils bis 22kW laden, reicht dann aber auch für 100 Km.
Klar, hier sollte es um BEV gehen und der Schritt in diese Richtung sollte nicht verteufelt werden.
Was bitte kann der Plug-in-Hybride Fahrer dafür, dass der Bund sich seiner Verantwortung entzieht und nicht mehr an BEV glaubt. Selbst in anderen Berichten ist zu lesen, dass Vorstände bis 2026 nicht an einer Kehrtwende glauben. Tolles Beispiel, dass diese Vorstände da abgeben. Man denke nur an ein Autohaus, das auf Jahre seine Abnahmekontingente nicht nachkommt. Sicher wird es dann bald eine neue Markenausrichtung geben.
Oder der Vertriebsmitarbeiter, der verkündet, im aktuellen Jahr und in Folgejahr wird der Forecast nur zu 40% erreicht. Denke das dritte Jahr wird ohne den Mitarbeiter starten. Wieso also halten sich die Vorstände? Zudem bekommt der CEO ein Jahresgehalt von über 10.000.000€ pro Jahr. Zusätzliche Boni etc. Sind hier noch nicht enthalten. Baut bitte Autos für die Masse und die Hersteller können wieder massenhaft verkaufen.
Nicht immer einfach machen, sondern einfach mal machen.

Seidel:

Ich fahre seit 2jahren einen phev,fahrleistung im Jahr 12000 km davon fast 9000 rein elektrisch, da ich eine Anschluß Möglichkeit am Haus habe und 0,30 Cent je kWh bezahle betragen meine Kosten auf 100 km ca. 4,80 €, mit einem rein e~ Auto kosten 100 km ca. 14,00€ und der Strom wird ni ht nur durch solar oder Wind erzeugt,
So lange der Strom aus den offentlichen Ladestationen so teuer ist, ist eib Verbrennermotor für die PKW Fahrer günstiger, zumal die Autos auch wesentlich billiger sind

Mick L.:

Hallo, fahre selbst einen Plug in Hybrid von der ersten Stunde an und der hat nur eine Reichweite von 40 km die ich täglich zu 90% elektrisch nutze.
Demnächst läuft mein Leasing Vertrag aus. Bin aber am verzweifelten suchen nach einem kompakten elektrischem SUV, der eine Anhängelast von 1800 kg mit einer Stützlast von 100 kg aufweist.
Und da haben wir in Deutschland ein sehr großes Problem.

Denn fast ALLE Hersteller können das nicht!!!

Gerade bei den europäischen Herstellern ist da ein sehr großer Nachholbedarf um dies zu ändern, um dann auch diese Nachfrage bedienen zu können!!!

Im Plugin und Verbrenner ist das nicht der Fall!!!

Einfach Mal drüber nachdenken.

panibodo:

Robert, ich denke du vergisst, dass die Entwicklung unserer E-Autos erst in den Kinderschuhen steckt. Aber wir können ja alle selbst sehen, wie rasant die Entwicklung voranschreitet. Zig wissenschaftliche Institute und Autobauer scheinen nicht weit entfernt von deutlich effizienteren Akkus zu sein, um nur einen Punkt zu nennen.
Ich bin mir nach wie vor fast sicher, dass einige CEOs, allemal deutscher Autobauer, in ihrer Einschätzung der weiteren Entwicklung daneben liegen. Und das sehe ich auch als Hemmschuh für die nähere Zukunft.
Der Verbrenner ist definitiv ein Auslaufmodell und je weniger Hirnschmalz und Geld in ihn investiert wird, desto besser.

Niko8888:

Bin ein Jahr PHEV gefahren mit durchschnittlich 2,6 Liter, Langstrecke eingerechnet.

Aber auch ich musste am Ende feststellen, dass der Verbrenner unnötig ist und nur Geld kostet.

Danach bin ich auf einen gebrauchten Ioniq Electric Classic umgestiegen- ohne Probleme

Marco:

Wenig Ahnung, aber viel Meinung.

S. Eckardt:

Die meist vorzufindende Hybrid-Variante mit Verbrenner-Motor treibt die Räder ebenso wie der e-Motor ist in allen Fällen tatsächlich ungünstig, wo ein Großteil der Strecke mit Verbrenner gefahren wird – weil nicht verbrauchsoptimal.
Die Hybrid-Variante mit „Range-Extender“ ist für Nutzer, die nur gelegentlich längere Strecken fahren müssen und oft genug laden können eine gute Variante:
Die Räder werden nur durch den e-Motor getrieben => einfache Konstruktion und meist kann elektrisch gefahren werden und die Batterie ist klein, rohstoffarm und leicht. Wird die Fahrt doch mal länger, liefert der „Range-Extender“-Verbrenner-Motor die Energie und man kommt immer ans Ziel. Der Verbrenner kann ebenfalls klein und leicht sein, da er nicht die Last- und Drehmoment-Spitzen absichern muss.

Diese Lösung wäre für mich ideal (gab es wohl auch mal für den BMW i3). Aktuell sehe ich diese Lösung nur beim „Mazda MX-30 R-EV“. Allerdings ist das Fahrzeug hinten ziemlich beengt, weshalb es leider doch noch nicht „meine“ Lösung ist. Ein Blick unter die Motorhaube zeigt aber, wie wenig Platz (und Ressourcen) diese Lösung verbraucht.

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