Elektromobilität und autonomes Fahren sind die Schlüsseltechnologien der Zukunft

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
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Im Vorfeld der IAA Mobility 2025 hat der Veranstalter – der Verband der Automobilindustrie (VDA) – den ersten IAA Mobility Trend Index veröffentlicht. Die Umfrage, durchgeführt vom Meinungsforschungsinstitut Civey, analysiert die Mobilitätserwartungen in Deutschland, China, den USA, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien. Die Ergebnisse zeigen ein klares, globales Bild der Transformation.

Die Umfrage zeigt, dass individuelle Mobilität für Menschen in den befragten Ländern im Alltag ein zentrales Anliegen ist. Individuelle Mobilität im Alltag wird insgesamt von hohen Mehrheiten als „wichtig“ definiert – und reicht von 83 Prozent in Spanien bis 96 Prozent in Deutschland und Frankreich sowie 98 Prozent in China und Italien.

Im Zentrum dieser individuellen Mobilität steht auch zukünftig das Auto. In den westlichen Industrienationen bleibt es das prägendste Verkehrsmittel der kommenden zehn Jahre. Gefragt wurde, welche individuelle Mobilität in den nächsten zehn Jahren am ehesten prägen wird.

An der Spitze dieser Einschätzung stehen die USA. 55 Prozent der Befragten geben hier an, dass das Auto die individuelle Mobilität in den nächsten zehn Jahren am stärksten prägen wird, gefolgt von Großbritannien mit 48 Prozent, Deutschland mit 47 Prozent und Spanien mit rund 50 Prozent. Auch in Frankreich (41 Prozent) und Italien (39 Prozent) sieht ein Großteil das Auto im Zentrum der zukünftigen individuellen Mobilität.

In der Mehrheit der untersuchten westlichen Länder rangiert der öffentliche Verkehr als zweitwichtigster Faktor der zukünftigen individuellen Mobilität. Dies gilt für Spanien mit 26,9 Prozent, das Vereinigte Königreich mit 18,8 Prozent, Frankreich mit 18 Prozent, Italien mit 16,4 Prozent und Deutschland mit 16,1 Prozent. An dritter Stelle folgt in diesen Ländern mehrheitlich das autonom fahrende Fahrzeug, darunter in Deutschland mit 15,3 Prozent, Italien mit 15,7 Prozent und im Vereinigten Königreich mit 12 Prozent und Spanien mit 8,8 Prozent.

Die Erwartungen in den USA und China weichen in Teilen von diesem europäischen Muster ab. Während in den USA das autonom fahrende Fahrzeug (11 Prozent) und der öffentliche Verkehr (7,3 Prozent) die Plätze zwei und drei belegen, zeigt China eine noch stärkere Technikorientierung: Hier rangiert das Auto (17,9 Prozent) an zweiter und das Flugtaxi (10,5 Prozent) an dritter Stelle. Knapp die Hälfte der chinesischen Befragten (49,2 Prozent) sieht das autonom fahrende Fahrzeug als prägendsten Faktor für ihre individuellen Mobilität in zehn Jahren.

Globaler Konsens: Die Zukunft des Antriebs ist das Elektroauto

Gleichzeitig herrscht ein breiter Konsens über die Zukunft des Antriebs. Gefragt danach, welche Antriebsform sich im Automobil-Bereich durchsetzen wird, liegt das Elektroauto ganz vorne. In Frankreich erwarten dies 37,6 Prozent der Befragten, im Vereinigten Königreich sind es 55 Prozent, in den USA 50 Prozent. Deutschland (43 Prozent), Spanien (46 Prozent) und Italien (44 Prozent) zeigen ebenfalls eine klare Ausrichtung auf die Elektrifizierung des Autos.

An zweiter Stelle folgt in den meisten untersuchten Ländern der Wasserstoffantrieb. Er wird insbesondere in Italien (31 Prozent), China (29 Prozent), Spanien (22 Prozent) und Deutschland (21 Prozent) als eine Zukunftstechnologie betrachtet, die sich durchsetzt. 20 Prozent der Deutschen glauben, dass der Verbrenner mit Benzin oder Diesel weiterhin eine Zukunft hat. In China und Italien sind nur 6 Prozent der Befragten dieser Meinung, in Frankreich 9 Prozent. An eine mit E-Fuels befeuerte Verbrenner-Zukunft glauben in Deutschland 4 Prozent der Befragten, in den anderen Ländern schwanken die Zahlen zwischen 5 und 15 Prozent.

Initiative Klimaneutrales Deutschland

Trotz der tiefgreifenden technologischen Umbrüche genießt die Automobilindustrie in den befragten Ländern enormes Vertrauen als wirtschaftlicher Stabilitätsanker. Auf die Aussage, dass die „Automobilindustrie als Innovationstreiber auch Garant für Wohlstand“ sei, ist die Zustimmung in China mit 98 Prozent nahezu geschlossen. In Spanien (86 Prozent), Deutschland (76 Prozent) sowie in Frankreich, Italien, den USA und Großbritannien (jeweils rund 70 Prozent) wird die Branche mehrheitlich als Garant für Wohlstand und Innovation betrachtet.

Autonomes Fahren und die Bereitschaft, Daten zu teilen

Die grundsätzliche Bereitschaft, fahrerlose Fahrzeuge zu nutzen, ist sehr hoch. Sie reicht von 50 Prozent in Deutschland bis zu fast zwei Dritteln in Italien (63 Prozent) und Spanien (66 Prozent). In China können sich dies sogar 98 Prozent der Befragten vorstellen.

Die hohe Innovationsakzeptanz wird auch bei der Bereitschaft zur Datenfreigabe deutlich. Eine große Mehrheit der Befragten würde anonymisierte Fahrdaten teilen, um Innovationen bei Sicherheit und Fahrerlebnis zu ermöglichen. Diese Bereitschaft ist in China (95 Prozent) am höchsten und auch in westlichen Ländern mehrheitlich ausgeprägt, etwa in Spanien (70 Prozent), den USA (66 Prozent), Großbritannien (65 Prozent) und Deutschland (62 Prozent).

Jürgen Mindel, Geschäftsführer IAA beim VDA, sagt zu den Ergebnissen: „Der erste IAA Mobility Trend Index zeigt ein klares Bild: Die individuelle Mobilität ist für die Menschen auf der ganzen Welt ein ganz zentrales Alltagsanliegen, das enorm geschätzt wird – und dass das Auto dabei weiterhin die übergeordnete Rolle spielt. Auffällig ist außerdem, dass die Automobilindustrie mit ihren Innovationen als Garant für Wohlstand gilt. Gleichzeitig fällt auf, dass die grundsätzliche Bereitschaft autonom zu fahren oder auch anonymisierte Daten zu teilen, höher ist, als vielfach erwartet. Darauf lässt sich aufbauen.“

Die Initiative Klimaneutrales Deutschland weist in dem Zusammenhang darauf hin, dass auch die beteiligten Fachleute aus Industrie, Verbraucherverbänden und Think Tanks des vom Bundesverkehrsminister eingesetzten Expertenforums klimafreundliche Mobilität und Infrastruktur (EKMI) sich für eine klare Priorisierung der Elektromobilität im Pkw-Bereich ausgesprochen haben. Strombasierte Kraftstoffe – sogenannte E-Fuels – nennen zwar auch sie eine mögliche Ergänzung für schwer elektrifizierbare Anwendungen, sehen sie jedoch nicht als Lösung für den breiten Einsatz im motorisierten Individualverkehr.

Carolin Friedemann, Geschäftsführerin der Initiative Klimaneutrales Deutschland hierzu: „Im motorisierten Straßenverkehr sollte zum Erreichen der Klimaziele das priorisiert werden, was erprobt, verfügbar und klimawirksam ist – und das sind elektrische Antriebe. Daher begrüßen wir die Empfehlung aus dem Expertenbericht, knappe staatliche Mittel gezielt für den Hochlauf der Elektromobilität im Pkw-Bereich einzusetzen.“

Quelle: IAA Mobility – Pressemitteilung vom 01.07.2025 / Initiative Klimaneutrales Deutschland – Pressemitteilung vom 24.07.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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