Dieses E-Auto soll jahrzehntelang up-to-date sein

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Eindhoven University of Technology

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Früher oder später landet ein Großteil der Pkw auf dem Schrottplatz, im Schnitt nach gut 20 Jahren. Durch einen anderen Blick in der Entwicklung und Produktion eines Autos hat nun aber das Studententeam TU/ecomotive von der Technischen Universität Eindhoven einen Weg gefunden, die Lebensdauer von Autos deutlich zu verlängern und die CO2-Emissionen schon im Produktionsprozess um ein Drittel zu reduzieren. Wie? Indem man das Fahrzeug aus zwei separaten Teilen baut und es in zwei voneinander unabhängigen Lebenszyklen nutzt. Das wie wir finden sehenswerte Ergebnis ist das modulare Elektroauto mit dem passenden Namen Eterna, mit dem die Studenten nun durch Europa fahren wollen. Ein Stopp der Tour: Die IAA in München Anfang September.

Die meisten Materialien in einem Auto sind nach 20 Jahren eigentlich immer noch (weit) davon entfernt, abgeschrieben zu werden, aber das durchschnittliche Auto ist bis dahin auf dem Weg zum Schrottplatz. Aus diesem Grund haben die Schüler Eterna so entworfen, dass bestimmte Teile im Fahrzeug verbleiben können, anstatt schon vor dem Ende ihres Lebenszyklus recycelt zu werden. So soll eine höchst mögliche Lebensdauer erreicht werden.

Infolgedessen können, ein weiterer Vorteil, schon im Produktionsprozess erhebliche Kürzungen vorgenommen werden. TU/ecomotive berechnete in seinem Nachhaltigkeitsbericht, dass ein Fahrzeug wie der Eterna 20 Tonnen CO2 im Vergleich zum durchschnittlichen Auto spart. Das mag viel zu hoch erscheinen – schließlich verursacht ein Elektroauto in der Produktion je nach Akku-Größe nur gut 10 bis 15 Tonnen CO2. Dies rührt daher, dass der Eterna mehrere Fahrzeuge ersetzen könne.

Wie das funktionieren soll? Der Eterna besteht aus einer Plattform für den langfristigen Gebrauch und einem austauschbaren Oberteil. Die Plattform umfasst langlebige Komponenten wie das Leiterrahmengehäuse, die Batterien und den Motor. Das austauschbare Oberteil wiederum enthält Materialien mit einer kürzeren Lebensdauer im Innenraum sowie Sicherheitsfunktionen (z. B. digitale Seitenspiegel und Tempomat).

„Die Erde bietet keine unbegrenzten Ressourcen“

TU/ecomotive möchte dieses Konzept nutzen, um die Automobilindustrie zu inspirieren und sie dazu zu bringen, anders über die Entwicklung und Nutzung von Autos nachzudenken. „Die Erde bietet keine unbegrenzten Ressourcen, also ist eine effizientere Verwendung von Materialien die Lösung“, erklärt Stijn Plekkenpol, Teammanager von TU/ecomotive.

Wenn wir anfangen, Autos nicht mehr als eine Einheit, sondern als zwei separate Lebenszyklen zu sehen, bedeutet das eine Systemänderung“, fasst Plekkenpol das Konzept zusammen. „Für den Verbraucher aber wird sich wenig ändern“. TU/ecomotive sieht ein System vor, bei dem Autos zentral verwaltet werden und der Verbraucher ein Fahrzeug leasen kann. Die Leasinggesellschaft stelle sicher, dass der Verbraucher immer ein aktuelles Fahrzeug hat: „Alle 5 Jahre werden kleine Aktualisierungen am oberen Teil vorgenommen, alle 20 Jahre wird der gesamte obere Teil ersetzt, während der untere Teil weitgehend gleich bleibt. Mit anderen Worten, ein Abonnementmodell“, so Plekkenpol.

Eterna-E-Auto-Plattform
Eindhoven University of Technology

Das Team wird sein Konzept nun in mehreren Ländern zeigen, darunter Deutschland, Belgien und Italien. Sie wollen mit der Automobilindustrie sprechen, Universitäten besuchen und an zahlreichen Veranstaltungen teilnehmen. Ausgangspunkt ist NEMO, das Wissenschaftsmuseum in Amsterdam, wo das Auto öffentlich ausgestellt wird. Neben der IAA wird das Team auch die Autohersteller Ford und Ferrari besuchen.

TU/ecomotive entwickelt schon seit vielen Jahren nachhaltige Autokonzepte. Im vergangenen Jahr machten die Studenten Schlagzeilen mit dem ZEM, einem nachhaltigen Elektroauto, das über einen speziellen Filter mehr Kohlendioxid (CO2) auffängt, als es verursacht.

Quelle: TU/e Eindhoven – Mitteilung vom 17.08.2023

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Bernd Carls:

Viel Ansichtssache.
Manch einer wohnt sein Leben lang im gleichen Haus – und fühlt sich wohl dabei. Für andere wäre das der Horror, allein schon im gleichen Ort zu bleiben.
Einige fahren jahrzehntelang an den gleichen Urlaubsort o. gleichen Campingplatz. Andere erkunden in jedem Urlaub neue Region, neues Land.
Einige fahren 20, 30 Jahre gleiches Auto. Andere möchten alle 2, 3, 4 Jahre umsteigen.
Jeder Jeck ist anders:) Das ist gut so.

Ragnar Wink:

Was mit den Autos im Ausland geschieht
und wie lange,
weiss man eben genau nicht.
In manchen Ländern Afrikas und von Middle East gibt’s nicht mal Zulassung von Kfz. Ist so. Alle Zahlen sind Schätzungen und Spekulationen.

Roland:

Ist doch keine Raketenwissenschaft. So und so viele neue Autos kommen pro Jahr auf den Markt ergo müssen ja auch genau so viele jedes Jahr ausser Verkehr gehen. Wieviele Autos immatrikuliert sind weis man auch. Also immatrikulierte dividiert durch neue pro Jahr und schon hast Du die durchschnittliche Lebensdauer. Dabei ist es doch vollkommen egal wohin die alten Autos verschwinden.

Roland:

Die Idee ist nicht neu und bereits im Ansatz falsch. Der sogenannte untere Teil wird wohl kaum zwanzig Jahre und mehr überstehen.

Ganz besonders nicht im Elektroauto Bereich. Da ist bereits nach fünf Jahren die Entwicklung um Welten weiter. Wer würde da noch neues Design auf veraltete Technik setzen wollen?

Die Entwicklung muss in eine andere Richtung gehen. Die Lösung muss heissen weniger Autos, die dafür besser genutzt werden.

Es ist längst bekannt, dass unsere heutige Mobilität so keine Zukunft haben kann. Ganz egal wie der Antrieb aussieht. Heute stehen unsere Fahrzeuge zu 90% nur herum. Da kann man das meiste herausholen!

Die Lösung heisst autonomes fahren. Waymo zeigt aktuell in SF was bereits machbar ist. Und es werden neue Konzepte folgen. Dereinst wird man ein Auto nicht mehr einfach besitzen. Es wird autonom unterwegs sein und sogar Geld damit verdienen. Eine WinWin Situation.

Der Besitzer verdient und die Umwelt wird entlastet. Es werden viel weniger Autos gebraucht und weniger produziert. Ergo auch weniger Resourcen verbraucht. Da müssen wir hinkommen.

Ralf Leydol:

Dem Forum würde es gut tun,
wenn nicht zu fast jedem Beitrag
plötzlich Tesla- oder VW-Konzernkommentare und -toren
ihr Unwesen treiben würden. Danke.
Gehört da überhaupt nicht hin.

Randolph Ters:

„Früher oder später landet ein Großteil der Pkw auf dem Schrottplatz, im Schnitt nach gut 20 Jahren.“
Ist das wirklich so? Nach meiner Kenntnis wandern sehr viele in Deutschland ausrangierte Kfz. nach Ost- und Südosteuropa, Nordafrika, naher Osten.. Und fahren dort weiter und fahren und fahren. Und werden auch dort weiter repariert, repariert und repariert.
Nähere Statistiken, wann dann durchschnittlich wirklich auf dem Schrottplatz
oder oftmals leider in der freien Natur;(
gibt‘s deshalb nicht und sind auch kaum möglich der Datenlage wegen.

Marc:

Ob die Batterie autonomer Taxis schneller altert, ist nicht gesagt. Es wäre ja durchaus denkbar, das Auto selbst mit NMC-Akku nur zwischen 30 und 70% zu fahren und per DC 50 kW in Standzeiten induktiv automatisch aufzuladen. Ein schlauer Algorhythmus wüsste, wann man optimal laden könnte. Selbst Sylvester sind um 9 Uhr alle Gäste auf der Party und vor 11 Uhr kommt die nächste Welle nicht.

Marc:

Diese Verschwörungstheorien fassen das Thema nicht.

Betriebsstunden sind auch nicht für jede Komponente der richtige Bewertungsmaßstab. Denn viele Komponenten altern ohne Nutzung mehr als mit, bei einigen spielt nur die Zeit eine Rolle und wenn genutzt wird, ist z.B. eine Bremse besser durch die absolvierten Joule bewertet. Damit ist schon gesagt, dass es keine Bewertung der Gesamtkonstruktion geben kann. Vor allem spielt die entscheidende Rolle, wie und wo genutzt wird. Jedenfalls steht für viele Autos nach Ende der Nutzung hier eine zweite Karriere in Osteuropa oder Afrika an. Spricht auch gegen die These.

Im Kern gibt man heute ein Auto weg, weil sich das auf Stand bringen wirtschaftlich nicht mehr lohnt. Möglich ist es schon. Die Feinabdichtung, die Abkehr von Zerklüftung des Unterbodens und der Schutz beanspruchter Zonen wie Radhäuser und Front hat Autos sehr resistent gemacht. Erster Musterknabe war der Golf 2, einen Einbruch gab es noch einmal nach der Einführung wasserbasierter Lacke, aber seit etwa 20 Jahren ist das Thema fast überall beherrscht.

Sven:

Hätte Porsche das FLA in Serie gebaut, hätten die sich ins eigene Knie geschossen. Denn das Ersatzteilgeschäft ist eine Haupteinnahmequelle des VW Konzerns und seiner einzelnen Marken. Das ist aber auch bei anderen alteinesessenen Automobilherstellern so. Ich fühle mich da irgendwie an das Phoebuskartell erinnert.

Sven:

Es ist aber auch denkbar, dass die Autos nur zwei Jahre halten, dann die Batterien ausgebaut und einem zweiten Leben zugeführt werden und der Rest recycelt wird. Das wäre der Fall, wenn diese Autos nicht 90% des Tages herumstehen, sondern als autonome Fahrzeuge Tag und Nacht Fahrgäste befördern. Dadurch altern das Auto und die Batterie zwar schneller, aber es wären mehr Fahrzeuge auf der Straße, die auf dem neuesten Stand der Technik sind.

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