DIW: „Trump wirft uns im internationalen Klimaschutz um Jahre zurück“

Cover Image for DIW: „Trump wirft uns im internationalen Klimaschutz um Jahre zurück“
Copyright ©

Shutterstock / 1149782072

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Die Energiewende in den USA stockt, fossile Energien spielen weiterhin eine vorherrschende Rolle. Die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus dürfte einen weiteren schweren Rückschlag für klima- und umweltpolitische Initiativen bedeuten. Dies habe nicht nur Auswirkungen auf die USA, sondern auch auf die globale Klimapolitik. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).

„Die US-Klimaziele rücken unter der erneuten Präsidentschaft von Trump immer weiter in die Ferne“, so Studienautorin Franziska Holz. „Dies gefährdet auch internationale Bemühungen, den Klimawandel einzudämmen. Umso mehr ist jetzt die Europäische Union gefordert, mit ihrem Green Deal und ambitionierten Klimaschutzinitiativen gegenzusteuern.“

In den USA haben fossile Energien einen Anteil an der Energieversorgung von 84 Prozent. Ein Großteil stammt aus eigener Förderung. Auch wenn in den vergangenen Jahren die Erneuerbaren in den USA leicht ausgebaut wurden, ist die fossile Energieproduktion im Zuge des Booms von Schiefergas und -öl weiter gestiegen, was auch zu wachsenden Exporten geführt hat.

Die DIW-Wissenschaftler:innen rechnen damit, dass dieser Trend anhält, zumal Trump bereits eine Abkehr vom Inflation Reduction Act (IRA) – dem von seinem Vorgänger Joe Biden initiierten Investitionsprogramm für einen klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft – signalisiert hat. Unmittelbar nach Amtseinführung ordnete Trump den erneuten Ausstieg aus dem Pariser Klimaschutzabkommen an. Auch eine Abkehr von der UN-Klimarahmenkonvention ist möglich. Damit würden die USA nicht mehr an internationalen Klimaschutzverhandlungen teilnehmen und als Geldgeber wegfallen. Diesem Beispiel könnten andere große Treibhausgasverursacher folgen. Auch Trumps „Drill, baby, drill“-Rhetorik deutet nicht auf einen Kurswechsel hin.

Ein solcher wäre aber nötig, wenn die USA ihre Klimaziele erreichen wollen. Wie die meisten anderen Industriestaaten will der zweitgrößte Treibhausgasemittent der Welt bis 2050 klimaneutral sein. Dazu hatte Trumps Vorgänger Joe Biden Investitionsprogramme für einen klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft wie etwa den Inflation Reduction Act IRA angestoßen. Berechnungen zeigen aber, dass selbst bei einem Festhalten am IRA im optimistischsten Szenario die Emissionen nur um maximal 42 Prozent gegenüber 2005 gesenkt werden – weit unter dem für das 1,5-Grad-Ziel notwendigen Reduktionspfad. Im Szenario „Drill, baby, drill“ mit der erwarteten verstärkten Nutzung fossiler Energien könnten die Emissionen sogar wieder steigen.

Klima-Trump-CO2-Infografik
Die Grafik verdeutlicht die potenziell negativen Folgen einer Trump-Präsidentschaft für Klimaziele und Energiewende / Quelle: DIW Berlin 2025, basierend auf EIA und IPCC Daten

Hoffnungsschimmer für Klimaschutz in einzelnen US-Bundesstaaten

Positiv bewerten die DIW-Ökonom:innen, dass Trump die Förderungen im Rahmen des IRA nicht komplett streichen dürfte, da auch republikanische Staaten davon profitieren. Hoffnung für den Klimaschutz macht zudem, dass einige Bundesstaaten ehrgeizige Programme zur Förderung erneuerbarer Energien verfolgen. In Iowa, South Dakota, Kansas und Oklahoma werden bereits mehr als 40 Prozent des Stroms aus Wind gewonnen, in Kalifornien und Texas mehr als 25 Prozent aus Solarenergie. Die föderale Struktur der USA hat es zudem ermöglicht, dass etwa einzelne demokratische Bundesstaaten und ein Zusammenschluss aus Ostküstenstaaten regionale Emissionshandelssysteme mit CO2-Preisen implementiert haben.

Alles in allem dürften unter der Trump-Regierung der Klimaschutz aber torpediert und auch die Bedingungen für nachhaltig orientierte Unternehmen schlechter werden. Die Forscher:innen sehen darin eine Chance, dass Deutschland und die EU in den Clean-Tech-Sektoren und -Unternehmen an alte Wettbewerbsvorteile anknüpfen und diese zurückholen können, wenn hierzulande die Rahmenbedingungen stimmen und anders als in den USA politische Verlässlichkeit vorherrscht.

„Trump wirft uns im internationalen Klimaschutz um mindestens vier Jahre zurück“, bilanziert Studienautorin Claudia Kemfert. „Deutschland und die EU dürfen sich aber nicht auf einen klimapolitischen Unterbietungswettlauf einlassen und sollten stattdessen finanzielle Anreize für grüne Märkte erhöhen.“

Quelle: DIW – Pressemitteilung vom 22.01.2025

worthy pixel img
Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
Sidebar ads

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Spiritogre:

Deswegen ist im Wasser Chlor, damit das Urin das Wasser nicht verdreckt… schlechte Analogie also.

MMM:

Dazu sind ja einige Voraussetzungen nötig:
Für Wärmepumpe, Solar und Heimspeicher braucht man ein eigenes Haus
Hast du kein Haus, kannst du das (abgesehen evtl. von einem Balkonkraftwerk) eben nicht machen. Wenn der Vermieter Gas hat, dann hast du auch Gas!

Für ein Elektroauto ist ein unkomplizierter Zugang zu Ladeinfrastruktur wichtig, und damit ist nicht der Supercharger 10 km weiter gemeint. Klar, manchmal das geht irgendwie noch ohne. Aber es passt nicht überall.

Und all das gibt es nicht umsonst. Die meisten Privat-PKW werden in Deutschland privat gekauft, viele für unter 10.000 Euro, weil mehr Geld nun mal nicht da ist.

Für manche ist das alles einfach, aber für andere eben nicht, und auf alle übertragen wollen ist dann doch unreflektiert.

Daniel W.:

—–
DIW: „Trump wirft uns im internationalen Klimaschutz um Jahre zurück“
—–

Ich befürchte, dass Trump Nachahmer in der EU und auch in Deutschland findet, wenn man die Sprüche der Politiker der vermutlich nächsten Regierung hört.

Die nächste 4 Jahre zähle ich schon jetzt zu den „verlorenen Jahren“ beim Klimaschutz und damit auch bei der Energie- und Verkehrwende.

Wunder gibt es zwar immer wieder und das bleibt vorerst auch die einzige Hoffnung, aber diese Wunder sind eher selten.

Vermutlich müssen die Klimaschäden derart steigen, dass Trump und seine Millardäre sie nicht ignorieren können, wenn Millionen Bürger obdachlos werden.

Entweder macht Trump die USA zu einer Diktatur der Oligarchen und manipuliert die Bürger mit Social Media und KI oder er stolpert über die Umweltschäden.

Vielleicht gelingt Trump auch das große Wunder und er kann die Regierungschefs von Russland und China von einem großen Krieg abzuhalten.

Dann sei ihm der Friedensnobelpreis gegönnt und in Deutschland wäre die Luft bei den Putin-Verstehern raus.

Danach könnte sich eine Bundesregierung wieder mit der Energie- und Verkehrwende befassen.

Möglicherweise ist das Glück der deutschen Autofahrer nicht mehr von Tempo 200 abhängig.

Und vielleicht haben dann auch grüne, abgas- und autofreie Innenstädte eine Chance.

Tom H.:

Vielleicht für Sie einmal zum besseren Verständnis der Sachlage eine kleine fiktive Analogie:

Wenn eine Person namens Malthus dank ihres abrupten Ablebens von heute auf morgen nicht mehr täglich das Schwimmbad besucht, um ganz unbeschwert ins Wasser zu urinieren, dann verbessert das weder signifikant die Wasserqualität, noch würden andere Besucher Notiz davon nehmen.
Gleichwohl legitimiert dies mit Nichten solch unsittliches Verhalten, nicht vom Malthus und auch nicht von einem der anderen Badegäste.
Erst Recht nicht vor dem Hintergrund allseits wohlbekannter, sauberer und zuverlässig nachhaltiger Lösungen.

Wolfbrecht Gösebert:

Sorry, die zitierte Autorin heißt richtig „Kemfert“.

Johannes:

Herrje, wenn Kevin sein Zimmer nicht aufräumt dann ich auch nicht

Christian:

Genau das funktioniert nicht und wird es nie. Die USA haben so gewählt.

Malthus:

Herrjeh- „Noch-und-Nöcher“-Kemfert.

„Wenn Deutschland, das behaupte ich wirklich so ungeschützt, von heute auf morgen aufhören würde zu existieren, das Weltklima würde es in diesem Sinne nicht merken.“

Joseph H. Reichholf, Gründervater des BUND, in den „SWR2 Zeitgenossen“, 15.3.2023
https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/josef-h-reichholf-umwelt-und-naturschutz-sind-teilweise-gescheitert-100.html

Genauer- die Chinesen & Inder hätten das binnen ~2J locker nivelliert (ein Chinese verursacht seit 2020 nebenbei mehr als eine dt. Biokartoffel):

https://ourworldindata.org/grapher/annual-co2-emissions-per-country

***

[*Edit: Passage gelöscht, bitte unsere Netiquette beachten, danke / Die Redaktion]

Mku:

Mit einer CXU geführten Regierung werden wir dafür super aufgestellt sein :-(

Wolfbrecht Gösebert:

Aus dem Artikel von Frau Kempert:
„Trump wirft uns im internationalen Klimaschutz um mindestens vier Jahre zurück“ …“

Da sehe ich nun aus drei Gründen nicht GANZ so schwarz:

1• Ja, Trump will den “Klimaschutz beenden” und wir können uns sicher sein, dass er in seiner zweiten Amtszeit versucht, gezielter und effizienter zu sein, als beim ersten Mal. Aber soo einfach ist das nicht: Viel Klimaschutz ist inzwischen »passiert« auf regionaler und lokaler Ebene, wo er gar keinen Einfluss hat. Außerdem werden eine Anzahl seiner Vorhaben von Gerichten gestoppt werden können. Eine breite US-Allianz aus 5.000 Unternehmen, Verbänden, Städten und Institutionen hat angekündigt, den Klimaschutz auch in einer Trump-Amtszeit weiter vorantreiben zu wollen. Und sie werden dafür auch Wege finden.

2• Wenn Trump wieder mehr Strom aus Kohle, Öl und Gas erzeugen will, so ist das unter dem Strich keinesfalls per se billiger –> im Gegenteil: Es zeigt sich ja schon länger, dass viele der Stromerzeugungen aus Sonne und Wind einfach preiswerter sind und die Volkswirtschaft GÜNSTIGER stellen würden! Diese Mehrkosten aber wird die US-Volkswirtschaft bezahlen müssen, wen auch immer sie dann dort trifft …

3• Klimapolitisch sind wir heute weltweit immerhin an einem anderen Punkt als noch vor fünf Jahren, als Trump zum ersten Mal das Pariser Abkommen verlassen hat. Aber in Kalifornien zerstören Brände wg. klimabedingter hoher Trockenheit ganze Städte, viele Strände Floridas gehen verloren, in wenigen Jahrzehnten steht Miami – Floridas größte und berühmteste Stadt – wegen des steigenden Meeresspiegels wahrscheinlich unter Wasser und manche Inseln der Florida Keys, des Archipels im Süden von Miami, waren schon 2019 bis zu 90 Tage in Folge überschwemmt, schon damals ein trauriger Rekord.

Insgesamt zahlen die USA bereits Kosten des Klimawandels und die liegen weit höher als zunächst angenommen!
Und die Idee, dass „Zölle“ das Land dann finanziell retten können, scheint mir ja sowas von völlig daneben …

Um den Satz von Steinpilz aufzugreifen: Hier wird es Zeit für mehr BEV und mehr Wärmepumpe. Besser deutschen Strom aus regenerativen Quellen, als teures Öl und Gas aus den USA.

Ähnliche Artikel

Cover Image for Wie BMW die Serienfertigung seiner neuen E-Auto-Batterien vorbereitet

Wie BMW die Serienfertigung seiner neuen E-Auto-Batterien vorbereitet

Michael Neißendorfer  —  

Mit der Neuen Klasse startet BMW ab Ende 2025 in eine neue Ära des rein elektrischen Fahrens. Eine entscheidende Komponente: die Batterien.

Cover Image for Zum Driften geboren: Hyundai zeigt Ioniq 6 N

Zum Driften geboren: Hyundai zeigt Ioniq 6 N

Michael Neißendorfer  —  

Der Ioniq 6 N soll den Erfolg des Ioniq 5 N fortsetzen und integriert Technologien aus dem Motorsport in ein alltagstaugliches E-Auto.

Cover Image for BMW: Wachstum bei E-Autos und Plug-in-Hybriden rettet die Halbjahresbilanz

BMW: Wachstum bei E-Autos und Plug-in-Hybriden rettet die Halbjahresbilanz

Michael Neißendorfer  —  

Ohne das starke Absatzplus der elektrifizierten Fahrzeuge wäre das Minus bei BMW deutlich schmerzhafter ausgefallen.

Cover Image for Deutschland fällt bei E-Mobilität zurück, China baut Vorsprung weiter aus

Deutschland fällt bei E-Mobilität zurück, China baut Vorsprung weiter aus

Michael Neißendorfer  —  

Weltweit steigt der Anteil von E-Autos an Neuwagenverkäufen von 20 auf 25 Prozent, trotz Wachstumsschwäche in wichtigen Märkten.

Cover Image for Kia EV5: Alle Daten und Fakten zum neuen Elektro-SUV

Kia EV5: Alle Daten und Fakten zum neuen Elektro-SUV

Michael Neißendorfer  —  

Mit dem EV5 bringt Kia ein weiteres E-Auto in das beliebte Kompakt-SUV-Segment, die größte und am schnellsten wachsende Fahrzeugklasse in Europa.

Cover Image for Mazda6e: Groß, elektrisch – und kein SUV

Mazda6e: Groß, elektrisch – und kein SUV

Wolfgang Plank  —  

Erfreulich gegen den Trend ist der Mazda 6e in Sachen Karosserie unterwegs. Leider muss man sagen aber auch bei der Ladeleistung.