Deutschland und Marokko vereinbaren Wasserstoff-Allianz

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 3 min

Deutschland und Marokko wollen künftig noch enger bei Klimaschutz und Energiewende zusammenarbeiten. Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze, der Parlamentarische Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Stefan Wenzel und der marokkanische Außenminister Nasser Bourita unterzeichneten vergangene Woche in Berlin eine entsprechende Erklärung zur Gründung einer gemeinsamen Allianz für Klima und Energie. Im Mittelpunkt der neuen Partnerschaft steht die verstärkte Zusammenarbeit bei der Klimaanpassung, beim Ausbau erneuerbarer Energien und bei der Produktion von grünem Wasserstoff.

Marokko verfügt mit seiner geografischen Lage am windreichen Atlantik und seiner Nähe zur Wüste über hervorragende Voraussetzungen für die Stromerzeugung aus Wind und Sonne, womit es den Bedarf der eigenen Wirtschaft decken und perspektivisch auch in den Export von grünem Wasserstoff nach Deutschland einsteigen kann.

Die neue grüne Wasserstoffwirtschaft muss fair werden – anders als die fossile Weltwirtschaft es je war. Darum arbeiten wir an Partnerschaften, von denen beide Seiten profitieren“, sagt Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze. Marokko habe „beste Voraussetzungen für die Energiewende und die Produktion von grünem Wasserstoff“, Deutschland wiederum wolle und müsse Wasserstoff importieren, etwa für industrielle Prozesse und um Gaskraftwerke auf Wasserstoff umstellen zu können. „Aber wir wollen das fair und partnerschaftlich tun, nämlich so, dass auch Marokko seine Energiewende vorantreiben kann und seinen fairen Anteil an den Wertschöpfungsketten der Zukunft bekommt. Diese neue Allianz ist ein ermutigendes Zeichen für eine faire und respektvolle Zusammenarbeit“, so Schulze.

Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Stefan Wenzel bekräftigt: „Marokko hat enorme Potentiale für erneuerbare Energien und grünen Wasserstoff. Wegen der räumlichen Nähe unterstützen wir auch die Zusammenarbeit im Stromhandel zwischen Marokko und der EU. Ebenso wollen wir zum beiderseitigen Nutzen den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft voranbringen und die Beteiligung deutscher Technologieunternehmen und Zulieferer politisch flankieren. Darüber hinaus wollen wir noch enger im Fachkräftebereich zusammenarbeiten.“

Marokko und Deutschland können bei der Zusammenarbeit auf zahlreiche Erfahrungen zurückgreifen, besonders bei der Nutzung von Wind- und Solarenergie. So entstand mit Unterstützung des BMZ in Ouarzazate im Süden Marokkos das weltweit größte solarthermische Kraftwerk. Es versorgt rund 1,3 Millionen Menschen mit Strom.

Produktion von Wasserstoff im industriellen Maßstab

Der Einstieg in die Erzeugung von grünem Wasserstoff ist für Marokko der nächste Schritt. Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz und im Rahmen seiner Energiepartnerschaft PAREMA (Partenariat Énergétique Maroco-Allemand) mit dem marokkanischen Energieministerium (Ministère de la Transition Energétique et du Développement Durable) hat das Land vor zwei Jahren eine eigene Wasserstoffstrategie vorgelegt. Solarkraftwerke und Windparks erlauben eine großflächige Umsetzung und damit eine nachhaltige Produktion von grünem Wasserstoff in industriellem Maßstab sowie den Aufbau grüner Wirtschaftszweige.

Mit der neuen Klima- und Energie-Allianz vertiefen Deutschland und Marokko nun ihre Zusammenarbeit beim Aufbau der grünen Wasserstoffindustrie, im Stromhandel, bei der nationalen Dekarbonisierung, bei der Klimaanpassung sowie bei der Fachkräfteausbildung.

Bereits jetzt beteiligt sich Deutschland an der Errichtung der ersten Referenzanlage für die Produktion von grünem Wasserstoff in Marokko, die in den kommenden Jahren realisiert werden soll. Die Anlage soll rund 10.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr herstellen – genug, um damit 50.000 Tonnen grünen Stahl zu produzieren. Sie soll überdies als Referenzprojekt für die Rentabilität der Produktion von grünem Wasserstoff in Afrika dienen und das Vertrauen privater Investoren in den Standort Marokko stärken. Auf Grundlage der neuen deutsch-marokkanischen Allianz für Klima und Energie werden weitere Investitionen folgen.

Bei der Vorbereitung des neuen Bündnisses mit Marokko haben Wirtschafts- und Entwicklungsministerium eng zusammengearbeitet. Diese Zusammenarbeit wird bei der weiteren Ausgestaltung der Klima-Allianz mit Marokko fortgesetzt. Ein ähnliches Abkommen hat Deutschland Anfang des Jahres bereits mit Marokkos Nachbarn Algerien unterzeichnet.

Quelle: BMWK – Pressemitteilung vom 28.06.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Martin Huber:

Das Prinzip Abhängigkeiten schaffen hat mit Öl und Gas super gut funktioniert, jetzt macht man selbiges mit einem Land welches ähnliche politische Stabilität vorzeigen kann wie Russland, Iran, Irak…

Alles richtig gemacht, nur nicht mit Windkraft die Augen beleidigen – NIMBY lässt grüßen!

Philipp:

„Nutzen aber zu 80-99% fossile Rohstoffe dazu.“

Ich verstehe Deine Argumentation sehr wohl. Aber den „Luxus“ auf grünen H2 umzustellen, haben Länder wie Marokko nicht. Es reicht wenn WIR beginnen und SIE dann folgen. Wir können uns den Schritt leisten, sie nicht.

Marokko hat übrigends 21,02% EE Strom erreicht in 2023 (Quelle WP) und das sind 10% Punkte mehr als in 2020. Auch das geht steil bergauf, weil PV und Wind auch in Marokko billiger sind als Kohle oder Gas.

Peter:

Ach ist doch alles kein Problem einfach nen North…ähh Southstream bauen…also ich seh da keinerlei Probleme.

Daniel W.:

—–
Bereits jetzt beteiligt sich Deutschland an der Errichtung der ersten Referenzanlage für die Produktion von grünem Wasserstoff in Marokko, die in den kommenden Jahren realisiert werden soll. Die Anlage soll rund 10.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr herstellen – …
—–

Das sind umgerechnet 10.000.000 kg H2 pro Jahr, das klingt nach ziemlich viel.

Ein FCEV mit 1 kg H2 auf 100 km verbraucht bei 12.500 km/Jahr 125 kg H2/Jahr.

Mit 10.000.000 kg H2 pro Jahr könnten also 80.000 FCEV mit H2 versorgt werden.

Bei rund 49 Millionen Pkw in Deutschland wären die 80.000 FCEV nur rund 0,16%.

Bei 50% der Pkw in Deutschland als FCEV bräuchte man über 300 dieser Anlagen.

Bei 50% der 1,6 Milliarden Kfz weltweit geschätzte rund 10.000 dieser H2-Anlagen.

Die Industrie braucht in Zukunft viel grünen Wasserstoff, also nichts übrig für Pkw.

E-Autos werden in Zukunft Fahrzeug und Speicher für Ökostromüberschuss sein.

Bei mehr Stromnetzen, PV und Windrädern gibt es den Ladestrom für die Hälfte.

Malthus:

Desertec, ick hör‘ Dir trapsen; wer war da nochmal dagegen, und wer hat dem Projekt die Unterstützung versagt? a la „Wasserstoff geht dort doch garnicht, mangels Wasser?“

Aber Marokko braucht die hiesigen Energiewaender sicher nicht, allenfalls um die Westsahara zu behalten.

Ach- ich vergaß: und um die Radwege in der Wüste bauen zu können ;-)

Das dortige Königahaus soll übrigens zu den Reíchsten weltweit zählen-irgendwas „bleibt immer hängen“.

Steff:

Endlich eine sinnvolle Anwendung für grünen Wasserstoff! Gleichzeitig verdeutlicht dieses Beispiel, in vielfacher Weise, wo wir stehen! 50’000t Stahl, klingt nach viel, ist es aber nicht. Lediglich 0.15% der jährlichen europäischen Stahl-Herstellung. Auch die Chemische Industrie, Düngerherstellung etc. benötigt zuerst grünen Wasserstoff, bevor Wasserstoff/E-Fuels eine sinnvolle (Massen-) Anwendung in der Mobilität finden kann.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass es sich hier nicht um grünen Wasserstoff handelt. Alle Staaten des Magreb haben tolle Voraussetzungen zur nachhaltigen Stromproduktion. Nutzen aber zu 80-99% fossile Rohstoffe dazu.
Solange Wasserstoff nicht aus überschüssigem!, nachhaltigem Strom hergestellt wird, ist er nicht grün!

egon_meier:

Abhängigkeit von einem land, dass einen im passenden Moment politisch erpresst: West-Sahara, Israel, Migration ..

Stell dir mal vor, Marokko bleibt nicht so relativ-liberal wie es im Moment ist sondern es kommt so ein Kalifat-chef an die Macht und verlangt von Deutschland den Nikap-Zwang flächendeckend einzuführen .. so als später Revanche für angeblichen Neokolonialismus oder als Respekt vor grünem H2.

Ich bin da ein bisschen vorsichtig geworden .. h2 nur wenn es ganz viele alternative und leistungsfähige Anbieter gibt.

Captain Ahab:

Nicht billig, aber deutlich billiger, als wenn die Energie auf deutschen Äckern produziert wird.

Gregor:

das ist auch nur ein Lippenbekenntnis. Marokko ist so elendig Arm bzw. Sozial unausgewogen… da würde sich für die Mehrheit der Leute so oder so nix ändern. Das Geld stecken sich einige wenige in die Tasche.

Robert:

„Aber wir wollen das fair und partnerschaftlich tun, nämlich so, dass auch Marokko seine Energiewende vorantreiben kann und seinen fairen Anteil an den Wertschöpfungsketten der Zukunft bekommt.“ Das ist zwar gut und in der heutigen Zeit angemessen, bedeutet aber das dieser grüne Wasserstoff nicht billig sein wird

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