Canoo erwirbt Produktionswerk in Oklahoma City

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Canoo

Michael Neißendorfer
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Das vor einem halben Jahr noch arg kriselnde E-Fahrzeug-Start-up Canoo aus den USA hat ein Produktionswerk in Oklahoma City erworben. Es sei strategisch gut gelegen mit einfachem Zugang zu Straße und Schiene und soll ab 2023 bereits mit der Fertigung von Canoos LDV- und LV-Fahrzeugen für die Lieferung an Kunden beginnen. Canoo will in dem Fahrzeugwerk mehr als 500 Mitarbeiter:innen beschäftigen und bis Ende 2023 eine jährliche Produktionskapazität von 20.000 Einheiten erreicht haben. Auf dem Gelände, zu dessen vorherigem Besitzer Canoo keine Angaben macht, bestehen zusätzliche Kapazitäten für die Skalierung der Produktion, so das Start-up in einer aktuellen Mitteilung.

Canoo habe mehrere potenzielle Standorte berücksichtigt, bevor die Entscheidung für den Standort in Oklahoma City gefallen ist. Als bestehender Gewerbestandort mit mehr als 630.000 Quadratmetern bezugsfertigem Raum und viel Platz für zusätzliche Erweiterungen werde die Anlage nun von Canoo angepasst und ausgestattet, um eine vollständige Fahrzeugmontagelinie mit moderner Robotik und einer Lackiererei unterzubringen. Wie bei den anderen Einrichtungen von Canoo in Pryor, Oklahoma, soll die Fahrzeugfertigungsanlage ebenfalls mit sauberer Energie betrieben werden.

Zusätzlich zur Fahrzeugfertigungsstätte von Canoo in Oklahoma City kündigte das US-Unternehmen erst vor wenigen Wochen an, eine Produktionsstätte für Batteriemodule in dem gut 200 Kilometer entfernten Pryor aufzubauen. Dort soll noch in diesem Jahr mit den Umbauarbeiten eines gut 10.000 qm großen Bestandsgebäudes begonnen werden, Lieferung und Aufbau der Produktionsanlagen seien für das erste Quartal 2023 vorgesehen. Zum anvisierten Produktionsbeginn der Batteriemodule machte Canoo bislang keine Angaben. Die Anlage soll dazu in der Lage sein, eine Herstellungskapazität von etwa 3,2 GWh an Batteriemodulen zu erreichen. Als Zell-Zulieferer steht bereits seit Ende 2021 der japanische Hersteller Panasonic fest.

Fürs erste dürfte die verschiedenen Werke gut ausgelastet sein, schließlich hat Canoo in den vergangenen Monaten mehrere attraktive Aufträge an Land ziehen können. Die Mietwagenfirma Kingbee etwa hat sich zuletzt zum Kauf von 9300 LDV verpflichtet, mit der Option, diese Bestellung auf bis zu 18.600 Einheiten zu verdoppeln. Dies war bereits der dritte Großauftrag innerhalb weniger Wochen, nachdem zunächst die Supermarktkette Walmart und kurz darauf das Flottenunternehmen Zeeba die Abnahme von zusammen mindestens 10.000 LDV zugesichert hatten.

Dabei vermeldete Canoo im seinem Bericht für das erste Quartal 2022 noch einen Nettoverlust von 125 Millionen Dollar neben „starken Zweifeln“, dass der Geschäftsbetrieb überhaupt fortgesetzt werden könnte. Um über Wasser zu bleiben, heiß es damals, arbeite das Start-up eifrig daran, seine Geschäftsstrategie in die Spur zu bringen und gleichzeitig die Produktion des LDV in die Wege zu leiten. Diese Strategie scheint nun immer mehr zu greifen. Ob Canoo allerdings tatsächlich gerettet ist, werden die kommenden Monate erst noch zeigen müssen.

Quelle: Canoo – Pressemitteilung vom 09.11.2022

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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