BYD kämpft mit Export-Problemen

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

BYD und Tesla liefern sich derzeit ein Kopf an Kopf Rennen um den Titel des absatzstärksten E-Auto-Herstellers. Doch bei den Chinesen treten mitten im Überholvorgang mehrere Störgeräusche und Probleme auf, sie stehen bei ihrer Expansion ins Ausland vor mehreren Herausforderungen. Die Erkenntnis, kurz zusammengefasst: Schnelles Wachstum auf dem Heimatmarkt führt nicht unbedingt zu einem schnellem Erfolg in großen Auslandsmärkten wie Europa.

Führungskräfte von BYD verweisen dem Wall Street Journal zufolge auf Probleme wie eine schwächelnde Marktnachfrage wegen zu hohen Preisen, Schwierigkeiten bei der Qualitätskontrolle und interne Spannungen und unterschiedliche Auffassungen darüber, wie schnell der chinesische Autohersteller versuchen sollte, Marktanteile zu gewinnen.

Die Insider räumten demnach ein, dass sich auch die Unerfahrenheit des Unternehmens negativ bemerkbar mache, wie etwa beim Umgang mit Schimmel in Autos und der Anhäufung Tausender Fahrzeuge „auf Halde“ in Europa. Insgesamt läuft das Exportgeschäft offenbar noch alles andere als rund: Die Anzahl der Reparaturen und Ausbesserungen, die aus China exportierte Modelle benötigen, bevor sie an Verbraucher verkauft werden können, sei überdurchschnittlich hoch.

Solche Ausbesserungen nach dem Import sind in der Automobilindustrie üblich – man erinnere sich an die ersten Model 3 von Tesla –, BYD-Modelle allerdings erfordern oft umfangreichere Reparaturen als die meisten anderen Hersteller, sagten dem Bericht zufolge Führungskräfte und Mitarbeiter, die für die Ausbesserung der Schäden zuständig sind. Sie verweisen darauf, dass sich BYDs fehlende Erfahrung mit der Abwicklung von Langstreckenlogistik deutlich bemerkbar macht.

Kürzlich seien in Japan Fahrzeuge mit starken Oberflächenmängeln angekommen, wie Beulen, Kratzern und Teilen, die sogar ausgetauscht werden mussten. In Europa sollen einige Fahrzeuge aus China eingetroffen seien, die Schimmel enthielten. Das Problem sei gar nicht so sehr das Vorhandensein von Schimmel gewesen, der in Autos auftreten kann, die über weite Strecken transportiert werden, sondern vielmehr die Sorge, dass die Fahrzeuge im Anschluss keine professionelle Behandlung mit einem Ionisierungsprozess zur vollständigen Entfernung der Sporen erhalten haben.

Einige weitere Qualitätsprobleme von BYD sind demnach an die Öffentlichkeit gelangt, darunter Beschwerden über das Abblättern von Lack und fehlerhaften Kunststoffen in Thailand und sogar das Verziehen von Fahrzeugen unter dem Gewicht von Dachgepäckträgern in Israel, wo der Verkauf von BYD besonders stark war.

Führungskräfte zweifeln an der Machbarkeit des Großgeschäfts

Führungskräfte haben dem Bericht des Wall Street Journal zufolge intern bereits Bedenken geäußert, dass das System der Ad-hoc-Reparaturen an importierten Fahrzeugen zwar für eine kleine Anzahl machbar sei, bei der Art von Großgeschäft, wie es BYD mit Hunderttausenden exportierten Fahrzeugen aufbauen möchte, jedoch nicht funktionieren könne.

Die Insider gehen schon jetzt davon aus, dass das intern ausgerufene Ziel von 400.000 außerhalb Chinas verkauften Autos wohl nicht erreicht werden kann – im Vorjahr waren es weltweit knapp 243.000, davon gut 16.000 in Europa.

BYD hat, um den Export anzukurbeln, damit begonnen, auch eine Flotte an eigenen Autofrachtern aufzubauen. Das erste von acht geplanten Schiffen mit einer Kapazität von bis zu 8000 Fahrzeugen ist erst vor wenigen Wochen erstmals in Europa eingetroffen. Gleichzeitig aber sollen schon seit Ende des vergangenen Jahres mehr als 10.000 nicht verkaufte Autos von BYD auf diversen Stellplätzen in Europa sich die Reifen plattstehen, sagten demnach Mitarbeiter des Unternehmens. Dem Hersteller drohe, dass die Zertifikate, die diese Autos zum Verkauf in der Europäischen Union berechtigten, bald auslaufen. In Europa könnten diese Fahrzeuge dann nicht mehr verkauft werden.

Offiziell teilte BYD laut dem Bericht mit, „sehr zufrieden mit den Erfolgen unserer Teams im Ausland, auch in Europa“ zu sein. Vor allem angesichts der Tatsache, dass man erst seit zwei Jahren Elektroautos exportiere. BYD ist demnach „hinsichtlich seines Auslandsgeschäfts zuversichtlich“.

BYD-Atto-3
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Ein weiteres Problem, das immer mehr potenzielle Käufer beschäftigt: Die Autos von BYD kosten im Ausland deutlich mehr als in China, was die Fähigkeit des Unternehmens verringert, preislich mit in Europa bekannteren Marken konkurrieren zu können. Das Flaggschiff-Exportmodell von BYD, der Kompaktwagen Atto 3, kostet in Deutschland derzeit knapp 38.000 Euro – und ist somit nur gut 2000 Euro günstiger als der vergleichbare ID.3 von Volkswagen. Zudem tummeln sich etliche andere Modelle etablierter Marken mit einem gewissen Vertrauensvorsprung in der selben Preisklasse. Sauer aufstoßen dürfte einigen Kunden auch der direkte Preisvergleich mit BYDs Heimatmarkt: Das gleiche BYD-Auto wird in China für knapp die Hälfte verkauft.

Quelle: Wall Street Journal – Having Overtaken Tesla, BYD Is Running Into Problems Overseas

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Stefan:

Das stimmt unser VW Caddy hat auf einer Kurzstrecke 35 OSB Platten transportiert das sind über 400 kg verzogen hat sich nichts

Dr. Achim Ding:

… also, ich habe mich in den Foren der NUTZER des Seal umgesehen. Die Ladeerfahrungen sind dort sehr dürftig (Abbrüche, langsam, schwankend usw.). Das schreckt mich ab, von den langen Ladezeiten bin ich – Ioniq-verwöhnt – einmal abgesehen. Wie man richtig mit Fe-phosphat Batterien-Technik umgeht, kann man bei Catl sehr gut sehen.

egon_meier:

Gib bei google mal eine: „has mg4 a rust Problem“.
Dann kommt dann auch ein yt-Video

Und vieles anderes.

Die Fahrzeuge sind noch sehr neu am Markt. Bislang sind die Rostschäden nur sichtbar wenn man danach sucht. Der Knaller kommt erst nach 6 Jahren wenn die ersten deswegen bei der HU nicht mehr durchkommen.

adson:

Alle reden bei MG von Rostproblemen.
Den MG4 würde ich mir ggf. auch kaufen, habe mich wegen dieser Problematik um Rostprobleme bisher jedoch zurück gehalten. Auch bei intensiver suche im IN habe ich keine tatsächlichen Berichte von Betroffenen finden können.
Oft wird hier ein Optisch mangelhafter Rostschutz gezeigt, aber tatsächlich Rost habe ich nicht gefunden.
Eigentlich müsste bei der Vielzahl der inzwischen verkauften MG4 ja langsam mal etwas zu finden sein.

egon_meier:

Japaner haben es nicht geschafft. Toyota hat sich zum Kellerkind entwickelt und Mazda und Honda?? ja .. man sieht sie hin und wieder mal irgendwo.
Randprobleme.

Südkoreaner haben es geschafft aber die sind auf Europa angewiesen weil ihr Heimatmarkt winzig ist. Die MÜSSEN zuhören aber wenn ich so die Servicequalität und Garantiefreundlichkeit sehe .. dürftig, dürftig.
Neuwagenpreise auf europäischem Niveau.

Die Chinesen haben einen riesigen Heimatmarkt und erwarten, dass sie ihre Überschüsse hier abkippen können. Klappt nicht.

adson:

Einen ganz wichtigen Vorteil haben die Chinesen – sie können darauf hören, was die Kunden sich wünschen, das kann Tesla zwar auch, aber WV hält das nicht für notwendig.
VW ist der Meinung wir entwickeln ein Auto, was uns (VW) gefällt und werden das dann schon mit massiver Werbung den Kunden, als seinen Wunsch einreden.

egon_meier:

Das stimmt bei Hyundai/Kia natürlich.
Für die Koreaner ist aber Europa ein relevanter Markt weil der Heimamarkt sehr klein ist.
Ob das für die Chinesen mit ihrem 1,x-Milliarden-Heimatmarkt genauso sein wird kann man bezweifeln.

Schönes Beispiel US-Konzerne: MG und Ford haben immer noch kein Konzept gefunden um Europa adäquat zu bedienen und haben sich weitgehend zurückgezogen und .. Chrysler ist bia Stellantis ist inzwischen ein maßgeblich europäischer Konzern. Seitdem klappt es so halbwegs.

Raymond_NL:

Chinesische Marken haben mittlerweile in England das Problem dass Eigentümer keine Versicherung abschliessen können oder nur mit sehr hohe Prämien.
Bei einem grossen Schaden sind die Reparaturkosten sehr hoch und die Befürchtung ist dass die Teileversorgung und After Sales nicht an Europäische Verhältnisse mithalten können. Google mal auf Chinese EV insurance UK

Chris Romed:

Also ich habe das Internet ebenfalls zur Blade Batterie durchforstet. Ich konnte jedoch nichts negatives darüber finden. Was BYD Fahrzeuge selbst anbelangt, so sind es die Assistenzsysteme die scheinbar nerven. Wobei nach EU droht uns da noch ein mehr an Assistenzsystemen welche man bei jedem Fahrzeugstart einzeln deaktivieren muss. Bei meinem Skoda ist dies der Spurhalteassistent den ich persönlich füt gefährlich halte, da er ungefragt sofort in die Lenkung eingreift was sofern es winterliche Verhältnisse gibt ev. gefährlich werden kann.

Spiritogre:

Ich bin immer skeptisch, wenn chinesische Hersteller angaben machen, die CLTC Reichweite ist so extrem übertrieben, da sieht sogar WLTP beinahe realistisch gegen aus. Auch wenn ich Tests von chinesischen Autos hier gesehen habe, die haben praktisch nie die angegebene maximale Ladeleistung erreichen können und auch das Laden an sich dauerte immer viel länger. Dazu kommt oft, dass der Verbrauch eher mäßig war.

Wenn mir dann in Foren „Käufer“ erzählen, ihr Xpeng G9 ist das schnellst ladende Auto der Welt, da kann auch der neue Porsche Taycan nicht mithalten, glaube ich das einfach nicht. Da will sich einfach jemand seine teure Anschaffung schön reden. Ich will dann immer erst mal deutsche, unabhängige Tests sehen. Auch britischen Tests traue ich irgendwie nicht immer.

Dies gesagt, ob ein Auto nun zwei Minuten schneller lädt, geschenkt! Mein größtes Problem ist, diese chinesischen Autos sind alle neu. Und chinesische Verbrenner galten immer als Schrott auf Rädern. Und da ging es nicht (nur) um die Verbrennungsmotoren sondern eben auch um Rost, Fahrwerk etc. pp.
Dass die Chinesen da jetzt gleichauf mit Koreanern, Japanern oder Deutschen sind, das müssen sie erst mal beweisen. Keiner kann sagen ob so ein Seal nicht in fünf Jahren quasi auseinander fällt. Dolphin und Seagull machen ohnehin keinen wertigen Eindruck. Und MG hat z.B. ein massives Rostproblem, weswegen sie einmal im Jahr in die Werkstatt müssen, damit der Rostschutz erneuert wird. Das sind Sachen, die zeigen Neuwagentests nicht. Da kann man nur auf Erfahrungswerte, eigene oder die anderer, zurückgreifen, nachdem sie jahrelang am Markt sind.

Ich persönlich kaufe Autos nämlich meist gebraucht, so zwischen zwei bis vier Jahre alt und fahre sie dann bis sie ca. zehn sind, gelegentlich länger. Und die Erfahrung ist halt, nach zehn Jahren fangen bei vielen, nicht allen aber eben bei vielen Modellen die Probleme an, nicht nur auf den Motor bezogen sondern eben auch bei der Karrosserie, Stoßdämpfer, Radaufhängung, allgemeine Elektronik, Rost usw. und das wird bei BEVs nicht anders sein.

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