Abschied vom Honda e – ein Nachruf

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Honda

Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
  —  Lesedauer 2 min

Oh, du niedlicher kleiner Elektro-Stadtflitzer mit den knuffigen Kulleraugen, bei dem manche auf den ersten Blick nicht wissen, wo vorne und wo hinten ist: Nach nur vier Jahren reißt dich dein Hersteller Honda viel zu früh aus dem europäischen Handel. Denn auch wenn dir die Sympathien nur so zufliegen, wenn du befreit von Außenspiegeln und gesegnet mit Kompaktheit und Wendigkeit durch die engsten Lücken im Stadtverkehr düst – die Käufer blieben dir zumeist zu fern, deine Produktion lohnt sich einfach nicht mehr.

Bei einem zweiwöchigen Test hattest du so viel Freude bereitet, nicht nur mit den Animationen von Koi-Karpfen und japanischem Garten, auch mit deiner schicken Verarbeitung mit Holzelementen und der endlos langen Display-Kette im Ultraquerformat. Und wie großartig du vor allem in Blau aussiehst!

Nur ganz wenige E-Autos bereiten dem Fahrer so viel Freude, welch anderer Elektro-Zwerg peitscht schon – mit den Hinterrädern angetrieben – so herrlich frech durch die Straßen? Zumindest solange der Fahrer die Autobahn meidet, denn dann geht deinem 35,5 kWh großen Akku doch allzu schnell die Puste aus, und mit 46 kW Ladeleistung in der Spitze dauert es auf großer Fahrt dann doch etwas zu lang, um aus dir ein Reisemobil zu machen.

Der Preis war dein Verhängnis

1127 Exemplare von dir wurden 2020 in Deutschland verkauft, 1256 waren es im Jahr darauf. Danach nagte aber viel zu früh der Zahn der Zeit an dir, 2022 wollten nur noch 677 einen von dir besitzen. Und in diesem Jahr waren es bis in den Herbst gerade einmal 100, weil Honda gemerkt hat, dich besser gar nicht mehr anzubieten. So schmerzhaft der Verlust also ist, so nachvollziehbar ist er. Am Ende warst du vor allem eines: zu teuer.

Knapp 40.000 Euro Grundpreis für ein 3,89 Meter langes Auto sind einfach sehr viel Geld – so knuffig, innovativ und sympathisch du auch bist. Sicher haben sich viele schweren Herzens gegen dich entschieden, doch das hilft dir außer lächelnden Gesichtern bei Passanten nicht viel. Ich werde mich immer freuen, wenn ich noch einen von dir zu Gesicht bekommen werde. Und auch, wenn die wenigen Tausend Honda e auf Deutschlands Straßen nach und nach weniger werden: Als überausgestatteter Pionier der urbanen Elektromobilität wirst du immer in Erinnerung bleiben. Sayonara, kleiner Freund!

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Harald:

das beschreibt doch das eigentliche Problem.
Ein eAuto für die Stadt ist wirklich toll aber leider wird es immer ein Zweitwagen bleiben.
Wer kann sich ein Zweitwagen für > 50.000€ leisten?
Für die Reichweite kommt dann doch der V8 aus der Garage zum Einsatz.
Adas ist leider die Verlogenheit der Kunden ( auch meine ). Alles schreit nach kleinen BEWs, die aber mindestens eine Reichweite von 400km haben müssen.
Gibt es ein Auto das diese Parameter beinhaltet, gibt es Anmerkungen, die hintere Sitzreihe zu eng, Topspeed zu knapp, Komfort zu gering, Der QSE ist besser…
Was wollen wir tatsächlich ? Nein die Frage sollte lauten, was würden wir tatsächlich kaufen und wie teuer darf das BEV dann noch sein?
Ich bin noch immer ein Fan vom i3, nur der Akku sollte mehr Kapazität haben.
Geschwindigkeit und Komfort sind / waren doch sehr zufriedenstellend.

Also was will der Kunde für 50.000€ und worauf kann er verzichten.
Für 50.000€ meinte ich nicht den Zweitwagen, sondern ein BEW für Kurz – und Langstrecke.
Auf ZDF Info gab es einen Test der BEVs, sinnvoll oder Mogelpackung. Die kurze Reportage war sehr sehenswert, leider sprach kaum etwas für das BEV.
Ziemlich sauer bin ich darüber hinaus, dass ständig die hinteren Bremsscheiben verrosten, da sie kaum genutzt werden. Mein Händler meinte, ich solle öfters mal Autobahn fahren und kräftig bremsen, um die Scheiben vom Rost zu entfernen.
Gehts noch ….. ich nenne das eine Fehlkonstruktion. Warum setzt man kein anderes MATERIAL ein, um diese Rostschäden auszuschließen?
Wer wird mein BEV nach 5 Jahren noch kaufen wollen, wohlwissend dass der Akku ggf. in Kürze den Geist aufgibt. Das wäre dann wohl der wirtschaftliche Totalschaden.

Björn:

Ich weiß noch, wie ich gerade mein Tesla Model 3 auf der Langstrecke gut eingefahren hatte und zu dem Glück kam, zur chicen Honda-e Präsentation nach Köln eingeladen zu werden.

Der Honda Pressechef in der Präsentation:
„Wir haben ein Elektroauto gebaut, für da, wo es Sinn macht, für in der Stadt.“

Da dachte ich mir nur, Junge! Du hast keinen Plan …

Thomas Steibl:

Mit dem Auftritt des Fiat 500e war das Schicksal von dem Honda besiegelt…..

Marc:

Ich bin ja gar nicht beunruhigt. Nur ist das ja ein ganz anderes Thema, ob man zu einem bestimmten Zeitpunkt über den Umfang der Weiterentwicklung streiten kann oder man von Anfang an ein untaugliches Fahrzeug baut. Der i3 war 2013 State of the Art. Der Kunde hat nicht gekauft, das war das Problem. Das machte es dann auch schwierig, Geld für eine signifikante Weiterentwicklung loszueisen. Besonders, wenn man in der Firma zwei Fraktionen hat.

Das einzige, was mir Sorgen macht, ist, dass du die Verschwörungstheorie von Musk zum EV1 teilst. Der Wagen war konsequent für eine Verschärfung der Abgasgesetze in Kalifornien konzipiert worden. Man musste 2% Zero Emission Cars anbieten. Da der Wagen damals eigentlich hätte $80,000 hätte kosten müssen, hatte man diese 2% günstig verleast, um weiter 98% Verbrenner dort verkaufen zu können. Ohne dieses Gesetz hatte er nirgends eine Absatzchance.

Der Wagen war ohne Frage technisch seiner Zeit voraus, aber nur ein Zweitürer mit sehr geringer Reichweite. Zudem wurde ein sehr kurzer Zeit mehrfach technisch überarbeitet, u.a. hat er zwei völlig verschiedene Akku-Technologien, was eine Änderung vieler anderer Komponenten bedingte. Die Technik war halt absolutes Neuland und eine Dauerbaustelle, wurde nicht beherrscht. Der Wagen neigte zum Überhitzen, wenn Licht und Heizung liefen, war der Akku sofort leer.

Ich vergleiche den Wagen technisch mit dem VW XL 1 der ja auch ein teurer, zweitüriger Technikexot mit sehr gutem cw-Wert ist. VW hat eben das Risiko durch den hohen Kaufpreis und die entsprechend kleine Abnahmemenge begrenzt, GM hatte die Wagen nach Ende der Leasingzeit vernichtet. Kaufmännisch zu dem Zeitpunkt absolut nachvollziehbar. Aber kein Grund für Verschwörungstheorien. Hätten sie keinen Bock auf Elektromobilität gehabt oder gar ihren Untergang gewünscht, warum haben sie dann so einen ambitionierten Entwurf geliefert? Das haben alle anderen Hersteller ja auch nicht gemacht. Und außerdem, warum haben sie dann sieben Jahre nach Einstellung des EV1 die erste Studie des Volt gezeigt, der dann auch in Serie kam? Und der Volt ist ein Kultfahrzeug unter Elektromobilisten. Der erste Großserien-PKW, der elektrisch angetrieben wurde. Das passt doch logisch gar nicht!

brainDotExe:

Und wo liegt das Problem?

Dass der i3 eine Art Testballon war, ist nicht abzustreiten. Aber halt ein technisch gesehen sehr gutes Fahrzeug.

Er hat letztendlich dazu geführt, dass BMW die Strategie angepasst und eine Mischplattform entwickelt hat. Das diese Ausrichtung goldrichtig war, zeigen die aktuellen Modelle sowie deren Absatz.
Das frühe Know-How zahlt sich aus. Gerade im Vergleich mit den direkten Mitbewerbern ist man doch führend bei der Kernkompetenz, dem Motor.

Auch nochmal hier, rückblickend hätte in 2013 niemand realistisch absehen können wie der Markt 2023 aussieht.
Was ja aber auch gar nicht schlimm ist, da man dem Kunden alle Antriebsarten in sehr guter Qualität bietet.

Also ich sehe da kein Problem.
Oder hast du vielleicht generell etwas gegen Verbrenner?

Hermann:

Unter 100km Reichweite in der Praxis über 40.000 Euro ja so macht man sich einen Namen und poliert das Image auf.
Bei Kununu.com bewerten Mitarbeiter Honda und stellen Fragen die nie beantwortet werden.
Wer das liest ist überwältigt und zwar in der gleichen art und Weise wie die Kunden und Händler vom Honda e.
Honda eine Marke die die Gesellschaft nicht wirklich braucht wir sind nicht die Versuchs Kaninchen für diese Erfolglosigkeit und die Honda Händler schon gar nicht.

Wolfbrecht Gösebert:

„Aus heutiger Sicht auf die Daten geguckt, weiß ich, was du meinst. Beim BMW muss man das aber anders sehen. Der kam ja vor über 10 Jahren auf den Markt.“

Nur zu Deiner „Beruhigung“:
Mein erstes EV habe ich 2012 in Hamburg probegefahren … der i3 wurde ab 2013 gebaut! Ich schaue nämlich seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert (etwa seit 1996) beruflich auf das eAuto-Angebot und habe auch die – in meinen Augen verbrecherische – Vernichtung nahezu aller EV1 durch GM in USA mitbekommen.

Ich sehe BMW da allemal nicht wirklich anders, da die Geschäftsleitung sich mit Händen und Fußtritten(!) gegen die schon früh mögliche techn. mögliche (Reichweiten-)Aufrüstung des i3 gewehrt hat – Fußtritte deshalb, da BMW dafür sogar den Weggang einen großen Teils der i-Entwicklungsmannschaft in Kauf genommen hat.

Dass die [u.a. Carsten Breitfeld, Dirk Abendroth, Benoit Jacob und Henrik Wenders –> „businessinsider.de china-bmw-entwickler“] dann in China den Marktstart des Byton nicht geschafft haben, ist aber ein ganz anderes Thema

Marc:

Aus heutiger Sicht auf die Daten geguckt, weiß ich, was du meinst. Beim BMW muss man das aber anders sehen. Der kam ja vor über 10 Jahren auf den Markt. Er war für ein Fahrzeug der Marke moderat bepreist. Er ist sehr leicht und sparsam, die Beschleunigung war beeindruckend für die Preisklasse. Auch gab es einen Range Extender, man wollte also den Kunden einen alltagstauglichen Wagen bieten. Wer auch mal Langstrecken angehen wollte, konnte mit Range Extender bestellen. Auch gab es das Modell 10 Jahre und es wurde mehrfach modellgepflegt. Die Türen haben auch Fans.

Letztlich gehört er, wie die elektrische B-Klasse und e-up und e-Golf, zu den Erstlingswerken der deutschen Automobilindustrie, die Merkel von den deutschen Bossen im Rahmen des Nationalen Aktionsplans Elektromobilität 2009 gefordert hatte. Da hatten sich alle drei Hersteller große Mühe gegeben. Der Kunde hatte halt damals nicht gekauft. Aber die Carbon Karosserie des BMW ist State of the Art. Der Mercedes wurde sogar komplett von Tesla entworfen und mit Tesla Teilen und Akku gebaut, die VW sind so gut geraten, dass der e-up auch in den nächsten Jahren noch Marktchancen hätte. Dass man heute Elektroautos schätzt, die nicht mehr elektrisch aussehen, wird auch noch für Tesla zum Problem werden. Dass niedriges Gewicht bei Elektroautos gar nicht so wichtig ist, hat man erst aus der Praxis lernen müssen.

Wolfbrecht Gösebert:

„Dieser Wagen ist von […] gebaut worden, um der Welt zu zeigen, wie sinnlos doch der Elektroantrieb ist.“

Ein Muster, dass auch von anderen schon ähnlich benutzt worden ist!

Was mich z.B. an die Geschichte des BMW i3 erinnert, u.a. durch:
• Eingeschränkte Mehrpersonen-Nutzung durch hintere „Halb“-Türen,
• unglaublich hoher Preis bei anfangs völlig unzureichender Reichweite,
• krass gewöhnungsbedürftige Front-Optik – lies mich an ein Froschmaul denken – u.a.m.

Mit allem hatte BMW gerechnet, nur nicht damit, dass sich der Wagen trotzdem mehr als geplant verkaufte!
VK-Zahlen vom Honda e kenne ich nicht …

Holger:

Viel Geld für ein Auto, das die Welt nicht braucht. Wen wundert es, dass diese Kiste kaum jemand haben will?

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