Wie ABB dank grüner Technologien wächst

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 3 min

Der Schwede Björn Rosengren leitet die Geschäfte beim größten Schweizer Industriekonzern ABB, der unter anderem Ladestationen und Wallboxen für Elektroautos produziert. „In ein paar Jahren werden Sie nicht mehr viele Autos mit Verbrennungsmotor kaufen können“, sagte der ABB-Chef in einem lesenswerten Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ). Vor allem in den USA wachse ABB aktuell stark, beflügelt durch den Inflation Reduction Act, das milliardenschwere Förderprogramm, das nachhaltige Technologien nach Nordamerika holen soll. Und das US-Geschäft soll weiter steigen: ABB hat daher „in diesem Jahr Investitionen in Höhe von 170 Millionen Dollar in vier Fabriken in den USA angekündigt“, so Rosengren.

Bei Investitionen in Europa ist der ABB-Chef „etwas kritischer. Wir alle wollen den Wandel, aber er muss auch so erfolgen, dass Unternehmen gesund bleiben und in Zukunftstechnologien investieren können“, sagt Rosengren. Europa setze mehr auf Regulierung als auf Anreize. Dies soll ABB aber nicht davon abhalten, auch in Europa zu investieren: „Europa ist unser größter Markt. Wir sind heute in Europa ziemlich autark“. Fast alles, was das Schweizer Unternehmen in Europa verkaufe, werde auch in Europa produziert. Der Vorteil sei, dass die Vorleistungen für eine europäische Produktion größtenteils bereits geleistet wurden, der Investitionsbedarf sei daher nicht so groß wie in den USA, wo ABB zudem einen kleineren Marktanteil im Vergleich zu Europa habe – und Investitionen unabdingbar seien, um das Geschäft anzukurbeln.

Beim Übergang zu mehr Nachhaltigkeit wolle ABB „an vorderster Front stehen“ und dort investieren, wo Wachstum in Aussicht ist: „Wenn wir eine stärker wachsende Marktnachfrage in Europa sehen, investieren wir in Europa. Wenn wir eine größere Nachfrage in Indien sehen, was derzeit der Fall ist, investieren wir in Indien“, so Rosengren. Die Zukunft Chinas indes sei „sehr schwer vorherzusagen“. Da aber die chinesische Regierung in diesem Jahr ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts von 5 Prozent erreichen wolle, rechnet der ABB-Chef auch dort mit weiteren finanziellen Anreizen. „Beunruhigend“ aber seien „die politischen Herausforderungen zwischen Ost und West. Die sind nicht hilfreich.

China aber sei ein sehr wichtiger Markt, „immer noch ein Motor und zum Beispiel für mehr als die Hälfte der weltweiten Entwicklung umweltfreundlicher Technologien verantwortlich“, so der Schwede. Auch bei Elektroautos sieht Rosengren China in einer starken Position: „Als ich in einem früheren Job ein chinesisches Elektroauto fuhr, war es phantastisch. Gut aussehend und damals sehr günstig“, sagt er.

Für Autofahrer breche nun eine Zeit an, in der es gelte, umzusteigen. „In ein paar Jahren werden Sie nicht mehr viele Autos mit Verbrennungsmotor kaufen können“, sagte er der NZZ. Auch ABB stelle derzeit „die gesamte Fahrzeugflotte auf E-Autos um“. Es gebe kaum noch Gründe gegen Elektroautos, die Ladeinfrastruktur wachse und wachse, auch bei ABB ziehe das Geschäft mit der E-Mobility folglich immer mehr an: „Der Ausbau der Ladeinfrastruktur schreitet rasch voran. Wir sehen das in unseren eigenen Zahlen. Die Geschäftseinheit E-Mobility hat im zweiten Quartal den Auftragseingang um fast 75 Prozent gesteigert“, so Rosengren.

Die grüne Transformation sei ein Wachstumstreiber bei ABB, vor allem da hierfür massive Investitionen in das Stromnetz getätigt werden müssen. Das Mittelspannungsgeschäft etwa, das sehr stark mit der Infrastruktur verbunden ist, generiere derzeit „das beste Wachstum im Konzern. Das hängt mit den vielen Projekten im Bereich grüner Technologien zusammen“.

Quelle: Neue Zürcher Zeitung – „In ein paar Jahren werden Sie nicht mehr viele Autos mit Verbrennungsmotor kaufen können“

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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