Zeekr und Neta haben ihre Verkaufszahlen künstlich erhöht

Cover Image for Zeekr und Neta haben ihre Verkaufszahlen künstlich erhöht
Copyright ©

Bumble Dee / Shutterstock.com

Laura Horst
Laura Horst
  —  Lesedauer 3 min

Die beiden chinesischen Autohersteller Zeekr und Neta haben ihre Absatzzahlen künstlich erhöht, indem sie die Verkäufe frühzeitig verbucht haben. Das berichtet Reuters und bezieht sich auf Verkaufsunterlagen und Interviews mit Händlern sowie Käufern. In den vergangenen Monaten wurden chinesische Hersteller wiederholt dafür kritisiert, dass sie mit sogenannten Nullkilometer-Autos den Preiskampf auf dem chinesischen Markt vorantreiben.

Konkret wird Zeekr und Neta vorgeworfen, dass sie ihre Verkaufszahlen mithilfe von Versicherungsmodellen beschönigt haben. Dabei seien die Autos versichert worden, noch bevor sie überhaupt an die Kunden verkauft wurden. Durch die Zulassungspraktiken der chinesischen Industrie war es schließlich möglich, die Verkäufe frühzeitig zu verbuchen, und so die monatlichen und vierteljährlichen Ziele zu erreichen.

Neta: Mehr als die Hälfte der Verkäufe waren Nullkilometer-Autos

Aus den Dokumenten geht hervor, dass Neta im Zeitraum von Januar 2023 bis März 2024 mindestens 64.719 Einheiten über das Versicherungsmodell verbucht hat, was mehr als der Hälfte der 117.000 Elektroautos entspricht, die Neta in diesem Zeitraum verkauft hat.

„Im Fall von Neta machte das Unternehmen den Händlern klar, dass die Autos vorzeitig versichert waren und daher als verkauft galten“, sagte ein Händler zu Reuters, und ergänzte: „Wir mussten den Käufern erklären, dass es sich bei der Verkehrsversicherung um eine Zusatzversicherung handelt, und sie daran erinnern, dass sie früher abläuft und rechtzeitig erneuert werden muss.“

Die zum Geely-Konzern gehörende Marke Zeekr verbuchte die Verkäufe mithilfe der staatlichen Xiamen C&D Automobile, die die Versicherungspolicen der Autos im Dezember auf die Namen von zwei Tochtergesellschaften verbuchte, sodass Zeekr die Verkäufe noch vor Jahresende verbuchen konnte. Zeekr wurde in einem Bericht des staatlichen China Securities Journal kritisiert, weil seine Verkäufe in Xiamen in einem Monat auf mehr als das 14-fache des monatlichen Durchschnitts stiegen.

„Der Zeekr-Verkäufer sagte, dass das Auto 3000 Yuan (ca. 356 Euro) weniger kosten würde als ein Auto, das ich im Laden kaufen würde, und dass ich außerdem einen Aufladegutschein im Wert von 10.000 Yuan erhalten würde“, äußerte sich ein Käufer.

Geely weist Vorwürfe entschieden zurück

Während sich Neta nicht zu den Vorwürfen äußerte, sagte ein Geely-Sprecher am Samstag gegenüber Reuters, dass es den Bericht des China Securities Journal entschieden zurückweise, wollte sich aber nicht weiter zu den Ergebnissen von Reuters äußern.

Die staatlichen Medien in China haben die Praxis der Nullkilometer-Autos angeprangert, weil sie „irrationale“ Wettbewerbsbedingungen schafft. Mehrere Händlerverbände haben die heimischen Autohersteller aufgefordert, vernünftigere Verkaufsziele und Anreize zu setzen. Sie erklärten, dass die Händler unter diesen Bedingungen gezwungen seien, Verkäufe zu fälschen.

Chinesische Autohersteller stehen unter Druck

Den Druck, unter dem die chinesischen Hersteller stehen, zeigt das Beispiel Neta sehr deutlich. Ein Händler erklärte, dass viele der Nullkilometer-Autos, die er von Neta erhielt, unverkauft im Lager blieben. Der Hersteller selbst „hatte nur eine Botschaft: Macht es einfach, alle anderen tun es auch“.

Neta selbst war in 2022 der achtgrößte Elektroautohersteller in China. Im vergangenen Jahr sanken die Verkaufszahlen jedoch deutlich und das Unternehmen kämpft mit finanziellen Schwierigkeiten. Im vergangenen Monat soll der Eigentümer Zhejiang Hozon New Enegry Automobile laut staatlichen Medien Insolvenz angemeldet haben.

Quelle: Reuters – Exclusive: China EV brands Zeekr, Neta inflated car sales using insurance scheme

Worthy not set for this post

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Ähnliche Artikel

Cover Image for BMW iX3: Über 3000 Bestellungen sechs Wochen nach der IAA

BMW iX3: Über 3000 Bestellungen sechs Wochen nach der IAA

Sebastian Henßler  —  

Der erste Stromer der Neuen Klasse startet stark: BMWs iX3 übertrifft die Erwartungen deutlich – und das ohne eine einzige Probefahrt.

Cover Image for EU-Daten: Plug-in-Hybride fast genauso umweltschädlich wie Verbrenner

EU-Daten: Plug-in-Hybride fast genauso umweltschädlich wie Verbrenner

Michael Neißendorfer  —  

Selbst im Elektromodus verbrennen Plug-in-Hybride Kraftstoff und stoßen 68 g CO2/km aus – das kostet im Schnitt 500 Euro zusätzlich pro Jahr.

Cover Image for Škoda-Chef: Ja zum Verbrenner-Aus, aber mehr Flexibilität

Škoda-Chef: Ja zum Verbrenner-Aus, aber mehr Flexibilität

Laura Horst  —  

Škoda-Chef Klaus Zellmer steht zum geplanten Verbrenner-Aus, fordert von der Politik aber mehr Zeit und Flexibilität bei der Erreichung der CO₂-Ziele.

Cover Image for Renault plant weitere Generation des R5

Renault plant weitere Generation des R5

Sebastian Henßler  —  

Ein Jahr nach dem Marktstart schreibt der Renault R5 eine Erfolgsgeschichte. Warum das Kultmodell bleibt – und wie es sich weiterentwickeln soll.

Cover Image for Toyota C-HR+: Alle Daten und Fakten zum neuen E-Crossover

Toyota C-HR+: Alle Daten und Fakten zum neuen E-Crossover

Michael Neißendorfer  —  

Kurz vor dem Marktstart des C-HR+ hat Toyota viele weitere Details seines neuesten Elektroautos veröffentlicht.

Cover Image for IG Metall erhöht Druck auf Tesla in Grünheide

IG Metall erhöht Druck auf Tesla in Grünheide

Sebastian Henßler  —  

Kurz vor den Betriebsratswahlen in der Tesla-Fabrik Grünheide verschärft sich der Ton zwischen der IG Metall und dem US-amerikanischen Elektroautohersteller.