VW startet neue Partnerschaften zur Industrialisierung der Batterietechnologie

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Volkswagen

Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Der Volkswagen Konzern hat drei weitere strategische Partnerschaften geschlossen, um seine Position im Bereich Batterie zu stärken. Die neuen Partner sind der Materialtechnologie-Konzern Umicore, der Batteriespezialist 24M Technologies und das Cleantech-Unternehmen Vulcan Energy Resources. Die Partnerschaften sind zwar voneinander unabhängig, dienen jedoch einem gemeinsamen Ziel: Der Industrialisierung der Batterietechnologie und der Großserienproduktion von nachhaltigeren, innovativen Batterien. Der Volkswagen Konzern setzt damit seine Technologie-Roadmap für die Eigenentwicklung und Eigenfertigung von Batteriezellen konsequent um, die er im Rahmen des Power Days im Frühjahr vorgestellt hat. Allein in Europa plant der Konzern bis 2030 den Bau von sechs Gigafabriken.

Die Einheitszelle von Volkswagen muss in puncto Leistung, Kosten und Nachhaltigkeit von Anfang an überzeugen“, sagt Thomas Schmall, Mitglied des Vorstands der Volkswagen AG für den Geschäftsbereich Technik und CEO von Volkswagen Group Components. Mit den neuen Partnern komme Volkswagen diesem Ziel einen Schritt näher. Gemeinsam wollen die Unternehmen nun die zentralen Bereiche der Batterie-Wertschöpfungskette angehen.

Joint Venture mit Umicore

Die Volkswagen AG und Umicore, ein führender Hersteller von Materialien für saubere Mobilität, planen die Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens, das die europäischen Zellfabriken von Volkswagen mit Kathodenmaterial beliefern soll. Nach dem Entschluss zur Eigenfertigung der Einheitszellen im großen Maßstab ist dies für den Automobilkonzern der nächste logische Schritt zur vertikalen Integration der Lieferkette.

Die Produktion soll 2025 mit einer anfänglichen Kapazität von 20 Gigawattstunden für die Versorgung der Volkswagen Gigafabrik Salzgitter starten und danach schrittweise erhöht werden. Bis zum Ende des Jahrzehnts wird eine jährliche Produktionskapazität von bis zu 160 Gigawattstunden angestrebt, was dem Bedarf für den Bau von rund 2,2 Millionen Elektroautos entspricht.

Eine wichtige Säule ist hierbei der Aufbau einer langfristigen Partnerschaft, die unter anderem gemeinsame Investitionen und einen gemeinsamen Handlungsrahmen für die Entwicklung von Technologien der nächsten Generation umfasst. Darüber hinaus zielt das Joint Venture auf den gemeinsamen Aufbau von Produktionskapazitäten für Vorstufen- und Kathodenmaterial in Europa sowie die nachhaltige Sicherung von Rohstoffkapazitäten aus verantwortungsvollen Quellen zu wettbewerbsfähigen Preisen. Dies schließt auch Kostenoptimierungsmaßnahmen und die Effizienzsteigerung der Produktionsprozesse ein.

„Wir freuen uns, Volkswagen als langfristiger Partner bei der Umsetzung seiner ehrgeizigen Elektrostrategie in Europa zu unterstützen und unser langjähriges und bewährtes Know-how bei Materialien für Batterien in dieses einzigartige Joint Venture einzubringen. In Sachen Technologie, Innovationskraft und industriellem Know-how ergänzen wir uns optimal. Wir schaffen damit ein starkes Umfeld für die Entwicklung von Batteriematerial-Technologien der nächsten Generation und sichern uns einen beträchtlichen Vorsprung in diesem schnell wachsenden Markt.” – Mathias Miedreich, CEO Umicore

Alle geplanten Maßnahmen und Prozesse stehen unter Vorbehalt der Zustimmung der zuständigen Aufsichtsbehörden und Erfüllung vertraglicher Bedingungen. Gleichzeitig streben die Volkswagen AG und Umicore an, zu einem späteren Zeitpunkt auch Teile der Veredelung und des Recyclings in das Gemeinschaftsunternehmen einzubeziehen.

Das Joint Venture unterstützt VW beim Aufbau einer europäischen Batterie-Lieferkette und setzt ein starkes Signal für die Etablierung zukunftsweisender Batteriezelltechnologien in Europa.

Beteiligung an 24M Technologies

Um moderne Produktionstechnologien für Zellfabriken zu entwickeln, beteiligt sich die Volkswagen AG an dem im US-amerikanischen Cambridge ansässigen Batterie-Start-up 24M, einem Spin-off des Massachusetts Institute of Technology (MIT). Ziel ist es, die 24M-Technologie – ein Semi-Solid-Prozess, der eine Verbesserung gegenüber dem Trockenbeschichtungsverfahren darstellt – auf dem Gebiet von Elektroautobatterien zu industrialisieren.

Perspektivisch soll durch reduzierten Materialeinsatz sowie Wegfall mehrerer Schritte des herkömmlichen Produktionsprozesses eine erhebliche Kostenoptimierung in der Batterieproduktion erreicht werden. Dazu soll eine neue Tochtergesellschaft von Volkswagen die Technologie auf der Grundlage von Patentrechten von 24M für Automobilanwendungen weiterentwickeln und skalieren.

Die Mission von 24M ist die Entwicklung einer besseren, sauberen Zukunft der Energie auf Grundlage unserer Technologie“, sagt Naoki Ota, Präsident und CEO von 24M. „Unsere Beziehung zu Volkswagen erweitert das 24M-Ökosystem erheblich. Die Investitionen von Volkswagen, die gemeinsame Entwicklung und die Fähigkeit, weltweit zu skalieren, werden die Entwicklung unserer Produktionsplattform beschleunigen, um den herkömmlichen Herstellungsprozess ersetzen und die Einführung von Elektrofahrzeugen rasch voranzutreiben zu können.

Zu den möglichen Vorteilen zählen eine um bis zu 40 Prozent reduzierte Produktionsfläche, erhebliche Einsparungen bei den Investitionen, ein effizienteres Produktrecycling sowie die Verbesserung der CO2-Bilanz der Batterieproduktion. Die Einführung des Verfahrens in die Großserienproduktion ist für die zweite Hälfte des Jahrzehnts geplant, der Abschluss dieser Transaktion unterliegt den üblichen Abschlussbedingungen.

Langfristige Vereinbarung mit Vulcan Energy Resources

Die Volkswagen AG und Vulcan Energy Resources haben einen Vertrag über die Lieferung von CO2-neutralem Lithium aus dem Oberrheingraben in Deutschland unterzeichnet. Der verbindliche Vertrag sieht die Lieferung von Lithiumhydroxid über einen Zeitraum von fünf Jahren ab 2026 vor. Das Produkt werde dazu beitragen, den Bedarf von Volkswagen für die künftige Zellproduktion in Eigenregie in Deutschland und Europa zu sichern. Weitere Aspekte einer möglichen strategischen Partnerschaft werden derzeit verhandelt.

Francis Wedin, Managing Director: „Durch diese Vereinbarung wird Vulcan Energy zu einem wichtigen Partner im Zusammenhang mit dem Ziel von Volkswagen, klimaneutrale Elektrofahrzeuge zu produzieren – einschließlich aller Rohstoffe in der Batterie-Lieferkette. Wir freuen uns auf eine enge Zusammenarbeit mit dem Volkswagen Konzern, um eine nachhaltige, lokale Lithiumversorgung für den deutschen und europäischen Automobilsektor aufzubauen.“

Vulcan entwickelt derzeit ein Projekt zur CO2-freien Gewinnung von Lithium im Oberrheingraben unter Nutzung einer lokalen, lithiumreichen geothermischen Sole. Das Vulcan Projekt Zero Carbon Lithium zielt darauf ab, eine nachhaltige und regionale Quelle für Lithium aus Europas größter Lagerstätte zu schaffen. Für die Herstellung werden keine fossilen Brennstoffe oder Verdunstungsbecken benötigt.

Quelle: Volkswagen – Pressemitteilung vom 08.12.2021

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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David:

Lächerlich, welcher Hersteller gibt denn aktuell Ersatzmobilität heraus? Und auf welcher Grundlage? Denn es dazu ist nicht nur der festgestellte Verzug nötig, der in der Praxis frühestens drei Monate nach unverbindlichem Lieferdatum beginnen kann, sondern es ist zudem ein Verschulden des Händlers erforderlich. Das dürfte bei Mängeln in der Lieferkette kaum vom Händler zu vertreten sein. Das heißt, du hast gar keinen Anspruch! Kannst du gerne nachlesen oder deine Rechtsschutzversicherung beauftragen. Da wird nämlich aktuell bei solchen Themen meist keine Deckungszusage gegeben.

Musicman:

Auf einen Konzern welcher seiner Stammkundschaft nicht einmal eine Ersatzmobilität zur Verfügung stellt wenn es monatelangen Lieferverzug gibt kann ich verzichten.
Während sich die VW Top Manager im Elfenbeinturm selbst beschäftigen verliert man die Stammkundschaft aus den Augen und lässt diese alleine im Regen stehen.
Beteiligt euch woran ihr wollt, mein nächstes Auto wird mit Sicherheit kein VW mehr sein.

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