Volkswagen muss mehr Geld in seine Kasse bringen. Deshalb prüft der Konzern, sich von verschiedenen Unternehmensbeteiligungen zu trennen, wie das Manager-Magazn berichtet. In den Fokus rückt dabei auch die Tochtergesellschaft ADMT. Unter Leitung von Christian Senger arbeitet das Team daran, selbstfahrende Elektrofahrzeuge in den Städten zu etablieren. Die ersten Tests mit dem ID.Buzz AD laufen bereits in Hamburg. In zwei Jahren soll der Service starten – nicht nur in Deutschland, sondern auch in den USA. Dort kooperiert VW künftig mit Uber.
Senger denkt jedoch weiter als nur an den Betrieb der Roboterautos. Neben dem Angebot für Städte sucht er Investoren, die sich finanziell an ADMT beteiligen. Volkswagen plant offenbar, einen Minderheitsanteil zu verkaufen. Dabei soll die Kontrolle beim Konzern bleiben. Die Suche nach strategischen Partnern läuft bereits.
Die Idee passt zu einer größeren Strategie von Konzernchef Oliver Blume. Er will klären, welche Bereiche Volkswagen langfristig selbst betreiben sollte. Gemeinsam mit seinem Team prüft er Tochterunternehmen im gesamten Konzern. Einige sollen verkauft, andere für neue Partnerschaften geöffnet werden.
Volkswagen könnte sich von mehreren Tochterunternehmen trennen
Die Liste möglicher Kandidaten ist lang. Dazu zählen neben ADMT auch der IT-Berater MHP und der Motorenspezialist Everllence. Bei einigen dieser Firmen laufen Verkaufsprozesse bereits seit Monaten. In anderen Fällen ist intern noch unklar, wie ein möglicher Ausstieg aussehen könnte.
MHP wurde zu Jahresbeginn vollständig von Porsche übernommen. Nun denkt man über einen Weiterverkauf nach. Interesse gibt es unter anderem bei T-Systems und einem indischen Anbieter. Die Preisvorstellungen gehen jedoch weit auseinander. Porsche hat MHP intern mit 1,5 Milliarden Euro bewertet. Erste Gespräche deuten auf deutlich niedrigere Summen hin.
Everllence gilt als besonders kompliziert. Die Tochter, die früher MAN Diesel & Turbo hieß, erwirtschaftete 2024 einen Umsatz von 4,3 Milliarden Euro und ein Betriebsergebnis von 337 Millionen Euro. Trotzdem ist unklar, ob Volkswagen das Unternehmen vollständig oder nur teilweise abgeben möchte. Intern gab es zuletzt Streit über die Steuerung. Der langjährige Personalvorstand Kilian, der Everllence gerne im Konzern gehalten hätte, hat das Unternehmen inzwischen verlassen.
Auch kleinere Einheiten sollen verkauft werden. Das Fahrradgeschäft von Porsche etwa hat zuletzt Verluste eingefahren. Laut Geschäftsbericht lag das Minus 2023 bei über 31 Millionen Euro. Nun hofft Porsche, dass der Partner Pon seine Anteile aufstockt.
Neben klassischen Verkäufen denkt Volkswagen auch an Börsengänge. Immer wieder gab es Spekulationen über einen Teilverkauf von Marken wie Lamborghini. In der Vergangenheit hat VW jedoch selten konsequent gehandelt. Meist behielt der Konzern das Eigentum, es sei denn, eine Krise machte eine Trennung unumgänglich.
Handlungsdruck steigt durch hohe Investitionen in E-Mobilität und autonomes Fahren
Aktuell ist der Handlungsdruck größer. Audi, Porsche und VW investieren hohe Summen in Elektromobilität, Batterietechnologie und autonomes Fahren. Gleichzeitig schwächeln die Verkäufe, die Aktienkurse stagnieren, und der Finanzspielraum wird enger. Blume hat deshalb zwei erfahrene Manager mit dem Umbau beauftragt: Daniel Braun, früher bei Société Générale und J.P. Morgan, und Sven Fuhrmann, der als Restrukturierer bei MAN bekannt wurde. Beide sollen das Beteiligungsportfolio prüfen und Geld für den Konzern beschaffen.
Auch bei Applied Intuition könnte ein Verkauf Geld einbringen. Das Start-up entwickelt Softwarelösungen für autonomes Fahren. Porsche hält 4,5 Prozent und bewertet das Investment mit 241 Millionen Euro. Experten rechnen mit einem doppelt so hohen Erlös bei einem Verkauf.
Gleichzeitig sorgt die neue Strategie für Diskussionen. Besonders der Betriebsrat meldet an mehreren Stellen Bedenken an. Bei Italdesign, einer Tochter von Audi mit Sitz in Italien, will Volkswagen etwa 60 Prozent verkaufen. Ein US-Technologieunternehmen zeigt Interesse. Doch aus Gewerkschaftskreisen kommt Widerstand. Auch beim Entwicklungsdienstleister IAV läuft es nicht rund. Das Unternehmen mit rund 7000 Mitarbeitenden gehört zur Hälfte Volkswagen. Investoren aus der IT-Branche zeigen Interesse, verlangen jedoch finanzielle Garantien und ein klares Restrukturierungskonzept. Bisher gibt es beides nicht.
Quelle: Manager-Magazin – Oliver Blume beginnt den Ausverkauf bei Porsche und Volkswagen