Trotz verdreifachtem Absatz: VinFast macht immense Verluste

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VinFast

Tobias Stahl
Tobias Stahl
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Der vietnamesische Elektroautobauer VinFast hat seine Quartalszahlen für das vierte Quartal 2024 veröffentlicht. Mit Blick auf das Gesamtjahr 2024 zeigt sich: VinFast konnte seinen Gesamtumsatz auf 1,8 Milliarden US-Dollar (knapp 1,6 Milliarden Euro) steigern – ein Plus von 58 Prozent verglichen mit 2023. Noch stärker fiel das Wachstum beim Fahrzeugabsatz aus: Der Hersteller lieferte im vierten Quartal 53.139 Elektroautos aus, 143 Prozent mehr als im dritten Quartal. Für das Gesamtjahr 2024 lieferte VinFast 97.399 Autos aus, ein Anstieg von rund 192 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Trotz des Wachstums bei Auslieferungen und Umsatz verzeichnete VinFast im Jahr 2024 jedoch einen Nettoverlust in Höhe von rund 3,18 Milliarden US-Dollar (rund 2,8 Milliarden Euro). Allein im vierten Quartal 2024 machte VinFast einen Nettoverlust von 1,3 Milliarden US-Dollar. Dem stehen ein Verlust von 650 Millionen US-Dollar im Vorjahresquartal und ein Verlust von 773 Millionen Dollar im dritten Quartal 2024 gegenüber. Im Gesamtjahr 2023 lagen die Nettoverluste noch bei 2,4 Milliarden US-Dollar oder gut 2,1 Milliarden Euro.

Aggressive Expansion und schwindendes Vertrauen der Anleger: 2025 dürfte für VinFast entscheidend werden

Der Hersteller expandiert aktuell aggressiv und konzentriert sich dabei auf den asiatischen Markt. Das Unternehmen kündigte für dieses Jahr die Eröffnung von Montagewerken in Indien und Indonesien an. Zeitgleich versucht VinFast, im US-Markt Fuß zu fassen, hat dabei aber mit Schwierigkeiten zu kämpfen. Analysten gehen angesichts des geringen Marktanteils in den USA davon aus, dass die Auswirkungen der US-Strafzölle auf importierte Autos für VinFast begrenzt sein werden.

VinFast-Chefin Le Thuy führte die Quartalsverluste unter anderem auf eine Marketingmaßnahme zurück, die VinFast-Kunden an unternehmenseigenen Ladesäulen in Vietnam bis 2027 kostenloses Laden ermöglicht. „Im Jahr 2025 konzentrieren wir uns auf die Steigerung des Volumens durch die Einführung neuer Produkte und die Vertiefung unserer Marktpräsenz in Asien“, so VinFast-Finanzchefin Lan Anh Nguyen bei einer Telefonkonferenz zu den Jahresergebnissen.

VinFast ist Teil der Unternehmensgruppe Vingroup, die zu den größten und einflussreichsten Firmenkonglomeraten des Landes zählt. Pham Nhat Vuong, Gründer und Vorsitzender der Vingroup und der reichste Mann Vietnams, ist mit der Unternehmensgruppe unter anderem im Immobilien-, Hotel-, Einzelhandels- und Gesundheitssektor tätig. Zwischen der Gründung von VinFast im Jahr 2017 und dem vergangenen Jahr hat der Autobauer Kapitalspritzen im Wert von insgesamt rund 17 Milliarden US-Dollar von der Vingroup, ihren Tochtergesellschaften und Vuong selbst erhalten.

„Die Vingroup könnte vor einer weiteren finanziellen Erosion stehen“

Seit Anfang dieses steigt der Druck auf das Unternehmen zunehmend, unter anderem weil ausländische Investoren vermehrt ihre Anteile an der Vingroup abgestoßen hatten, nachdem die Ratingagenturen Moody’s und Fitch die Schulden von Vingroups profitabelster Einheit, dem Immobilienunternehmen Vinhomes, mit „Junk“ bewerteten. Beide Agenturen begründeten die Einstufung mit den Verbindungen zwischen Vinhomes und der Vingroup.

Dieses Jahr könne „ein Indikator für die allgemeine finanzielle Gesundheit der Vingroup werden“, erklärte Leif Schneider, Leiter der internationalen Anwaltskanzlei Luther in Vietnam, gegenüber Reuters. „Die Vingroup könnte vor einer weiteren finanziellen Erosion stehen“, wenn sich VinFasts Leistung nicht verbessere, so Schneider weiter. Eine Verringerung der Unterstützung seitens der Vingroup könne die finanzielle Belastung demnach verringern. Die Marktkapitalisierung der Vingroup war zwischen VinFasts Börsengang im August 2023 und Januar 2025 um fast die Hälfte geschrumpft.

Quellen: VinFast – Pressemitteilung vom 24.04.2025 / Reuters – VinFast’s losses widen after offering promotions to boost EV sales in Asia / Reuters – EV maker VinFast’s losses heap pressure on parent Vingroup as foreign investors sell

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