Der Autokonzern Stellantis schlägt einen Abwrackbonus in Form eines CO₂-Gutschrift-Modells vor. Dadurch soll es Herstellern erleichtert werden, die EU-Vorgaben zu den CO₂-Emissionen zu erreichen. Darüber hinaus schlägt das Unternehmen eine neue Regelung für Kleinstwagen vor, um günstigere Preise zu ermöglichen. Stellantis-Europachef Jean-Philippe Imparato hatte die beiden Vorschläge eingebracht, bevor sich am 12. September Politiker und Industrievertreter zum EU-Strategiedialog zur Zukunft der Automobilbranche trafen.
Nach Imparatos Idee eines CO₂-Gutschrift-Modells soll Herstellern ein CO₂-Guthaben von 70 Gramm pro Kilometer zustehen, wenn ein mehr als zehn Jahre altes Auto verschrottet und durch einen neuen bzw. maximal drei Jahre alten Gebrauchtwagen ersetzt wird. „So können Unternehmen ihre Ziele erfüllen, ohne Strafen zu riskieren oder auf staatliche Subventionen angewiesen zu sein“, erklärte der Stellantis-Europachef auf der IAA.
Für Kleinstwagen unter 3,5 Metern Länge fordert Imparato abgesenkte Sicherheitsstandards, um sie zu Preisen unter 15.000 Euro anbieten zu können. Dadurch soll eine Marktlücke geschlossen werden und der stark alternde europäische Fahrzeugbestand wieder verjüngt werden. Gegenwärtig liegt das Durchschnittsalter aller Pkw bei zwölf Jahren. Von rund 250 Millionen Pkw auf Europas Straßen sind etwa 150 Millionen älter als zehn Jahre.
Nach Ansicht von Imparato kann nur die Kombination aus Flottenerneuerung und bezahlbaren Kleinstwagen das Erreichen der CO₂-Ziele realistisch erreichbar machen. Dabei setzt er jedoch nicht nur auf Elektroautos, sondern bezieht auch Kleinstwagen mit Verbrennungsmotor in seine Vision mit ein. Beim europäischen Herstellerverband ACEA, wo Imparato seine Vorschläge eingereicht hat, stießen seine Ideen auf geteilte Reaktionen.
Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat laut einer DPA-Meldung Kleinstwagen im Blick, wie sie in einer Rede im Europaparlament sagte: „Millionen Menschen in Europa wollen bezahlbare europäische Autos kaufen.“ Von der Leyen will offenbar eine Initiative für kleine, bezahlbare Autos ins Leben rufen, setzt dabei im Gegensatz zum Stellantis-Europachef jedoch auf Elektroautos und will zusätzlich 1,8 Milliarden Euro für die europäische Batterieproduktion bereitstellen.
Kernthema des Strategiegesprächs der EU am 12. September war das geplante Verbrenner-Aus im Jahr 2035. In der Industrie hofft man seit längerem auf ein Aufweichen des geplanten Verbots. Von der Leyen hat vorab bekräftigt, die Klimavorgaben der EU für Autos überprüfen zu wollen, und erklärte, man wolle den Grundsatz der Technologieoffenheit respektieren. Am Verbrenner-Aus rütteln will die EU vorerst aber nicht.
Quelle: Automobilwoche – CO2-Emissionen: Stellantis fordert Abwrackbonus und neue Kleinstwagen-Regeln