Seltene Erden werden zum Engpass für E-Motoren

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Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Der Bau von Elektromotoren steht unter Druck. Seit einem Monat stocke der Export bestimmter Seltener Erden aus China, wie die Automobilwoche berichtet. Diese Rohstoffe sind entscheidend für die Herstellung von Dauermagneten, die in modernen E-Motoren zum Einsatz kommen. Ohne sie kann die Fertigung kaum weitergehen. Vor allem europäische Autohersteller und Zulieferer spüren die Folgen bereits jetzt. Viele Lager seien nahezu leer. Ein Ende der Situation sei nicht in Sicht.

China dominiert die Verarbeitung dieser Rohstoffe nahezu vollständig. Der Anteil an der weltweiten Herstellung von Dauermagneten liegt bei rund 90 Prozent. Alle Schritte – vom Abbau über die Reinigung bis zur Weiterverarbeitung der Metalle – erfolgen überwiegend in China. Wer Alternativen sucht, steht vor einer jahrelangen Aufbauarbeit. Dabei hätte man es durchaus besser wissen können. Denn Lieferengpässe sind nicht neu für die Branche. Die Chipkrise vor wenigen Jahren hat gezeigt, wie schnell Produktionsketten ins Wanken geraten. Doch diesmal könnte der Effekt noch größer ausfallen. Die Vorräte in der EU und den USA reichen laut Schätzungen nur noch für wenige Wochen. Einzelne Komponenten seien bereits jetzt kaum noch verfügbar. Wenn sich nichts ändert, drohen ab Mitte Juni erste Produktionsstopps.

Anders als bei Halbleitern gibt es für viele Seltene Erden kaum Ersatz. Sie stecken nicht nur in den Motoren von E-Autos, sondern auch in der elektrischen Lenkung, in Sensoren, Lautsprechern oder in Klimaanlagen. Auch in Windkraftanlagen werden diese Metalle verbaut. Die Abhängigkeit ist umfassend. Ausschlaggebend für diese Entwicklung ist der anhaltende Zollstreit zwischen China und den USA. Nachdem Washington hohe Einfuhrabgaben auf chinesische Produkte erhoben hatte, reagierte Peking mit eigenen Maßnahmen. Seit April braucht der Export bestimmter Rohstoffe eine behördliche Genehmigung. Ob diese erteilt wird, ist unklar. Faktisch fließt derzeit nichts ins Ausland.

Obwohl sich die USA und China vor gut einer Woche auf eine vorübergehende Senkung der Zölle geeinigt haben, bleiben die Exportbeschränkungen bestehen. Die Zölle sinken zwar für 90 Tage, doch die kritischen Magnet-Rohstoffe stehen weiter auf der Liste der genehmigungspflichtigen Güter. Eine schnelle Entspannung ist daher nicht zu erwarten. Für die betroffenen Unternehmen bleibt nur wenig Spielraum. Strategische Lagerbestände der USA könnten eine kurzfristige Lösung sein. Auch ein erleichterter Zugang zu Magneten aus Japan wird diskutiert. In Europa ist sogar von einem beschleunigten Zulassungsverfahren für nicht-chinesische Verarbeitungsbetriebe die Rede. Doch all diese Ideen brauchen Zeit – und sie ändern nichts an der akuten Knappheit.

Gleichzeitig steigen die Preise. Die betreffenden Seltenen Erden kosten aktuell 40 bis 50 Prozent mehr als noch vor wenigen Monaten. Diese Entwicklung könnte die Produktion verteuern und sich letztlich auf die Verbraucherpreise auswirken. Auf Recycling entsprechender Rohstoffe ist derzeit noch nicht zu setzen – dies stecke noch in den Kinderschuhen.

Quelle: Automobilwoche – Seltene Erden: „Die Lage ist im Grunde noch ernster als bei der Chipkrise 2021“

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Dirk:

Der Beitrag ist unvollständig und verzerrt das Bild: es können Motoren auch ohne Dauermagnete gebaut werden, allerdings mit etwas anderen technischen Eigenschaften, z.B. höherer Stromverbrauch. Sämtliche Industriemotoren sind ohne Dauermagnete, auch die Universalmotoren in Haushaltsgeräten usw.

Ausserdem sind diese Metalle nicht selten, es wird nur immer unwirtschaftlicher, diese aus dem Umgebungsmaterial zu extrahieren, das ist ein unschöner shcmutziger Prozess. Drum sind die aus China auch so schön billig, weil da gewisse Umweltauflagen ignoriert werden.

Wolfbrecht Gösebert:

„… JEDER hier weiß, was Seltene Erden sind …“

Lieber Jeff, das kann so sein – in meinem anderen (dem WIRKLICHEN Leben :) nehme ich seit Jaaahren aber immer wieder das Gegenteil wahr. Generell meine ich halt, dass historisch gewachsene „Falschbezeichnungen“ physikalisch-technischer Zusammenhänge – und da haben wir so einige – auch mal korrigiert werden könn(t)en: Das kann beim immer komplexer werdenden Verständnis auch täglicher Lebenszusammenhänge schon helfen! Und ja, man kann immer noch dazulernen …

BTW: Von mir wird das auch immer noch beinahe täglich verlangt :)

Wolfbrecht Gösebert:

„Neodym ist von den Exportkontrollen nicht betroffen.“

Oh – da hatte ich schon Ende letzten Jahres im Zusammenhang mit Neodym-Magnet-Bestellungen eine andere Information bekommen!?

Quelle: z.B. ➟ business-leaders.net/exportbeschraenkungen-fuer-seltene-erden-jetzt-handeln/
„Neodym und Dysprosium gehören zu den 17 Elementen […], die von den neuen Exportkontrollen betroffen sind. Beide Elemente sind besonders wichtig für die Herstellung von Hochleistungsmagneten, die in vielen modernen Technologien zum Einsatz kommen, zum Beispiel in der Elektromobilität […]. Neodym erhöht die Sättigungsmagnetisierung, Dysprosium die Temperaturstabilität der Magnete.“

Beide Wirkungen sind ja gerade bei E-Motoren im Wirkungsgrad- und Leistungebereich sehr erwünscht :)

ediwi:

Jeff, ich finde Sie übertreiben es mit Ihrer Kritik an Herrn Gösebrecht.
Ich schätze seine sachliche Art des Berichtens sehr und sehe da überhaupt nichts Oberlehrerhaftes.
Auch ich weiß natürlich um was es sich ungefähr bei seltenen Erden handelt, weiß aber auch, daß der Begriff in den Medien sehr häufig falsch dargestellt wird. Genau deshalb freue ich mich, wenn Herr Gösebrecht hier sehr deutlich immer wieder für Klarheit sorgt.
Außerdem bin ich ihm für seine Korrekturen sehr dankbar. Mein letzter Klopper war zum Beispiel Archillesverse anstatt Archillesferse wie es richtig heißen sollte … Das war mir in der Eile garnicht aufgefallen und deshalb habe ich mich über seine Korrektur sehr gefreut.

EVFan:

Neodym ist von den Exportkontrollen nicht betroffen. Im April hinzugefügt zur Liste der Seltenerdmetalle mit Exportkontrollen wurden Samarium, Gadolinium, Terbium, Dysprosium, Lutetium, Scandium und Yttrium. Damit sind sieben von insgesamt siebzehn seltenen Erden betroffen.

Jeff:

Generell mag ich ja ihre Kommentare werter Herr Gösebert, da Sie echt Ahnung haben von der Materie. Aber diese Oberlehrermentalität – JEDER hier weiß, was Seltene Erden sind – ist manchmal ganz schön anstrengend und nervig. Auch das penible Korrigieren von Rechtschreibfehlern anderer Kommentatoren, muss das sein? Mit dieser Art von Klugscheisserei machen Sie sich keine Freunde…

Wolfbrecht Gösebert:

Vorweg: Leider wird auch in diesem Artikel mal wieder ganz unreflektiert nur von „Seltenen Erden“ gesprochen.
Dabei sind es *weder* „Erden“ (also z.B. Ton-artige Stoffe) *noch* sind wirklich alle davon tatsächlich auch selten!

Genaugenommen gehören sie nämlich zur Gruppe der METALLE (s.a. Wikipedia: ➟ Seltenerdmetalle) und in (Auto-)E-Motoren werden dabei v.a. Neodym, manchmal auch Dysprosium und Terbium verwendet.

Die aktuelle Krise entsteht m.E. als spezielle Reaktion Pekings v.a. auf die erratischen (Zoll-)Maßnahmen von Trump zur „Erpressung“ von »Deals« …

Seit April ’25 braucht nämlich jetzt der Export bestimmter Rohstoffe (u.a. Neodym) eine behördliche Genehmigung Chinas. Bislang scheint zumindest unklar, OB es seitdem solche Genehmigungen gibt und WER sie ggf. bekommt!

Übrigens scheint mir EINE nutzbare Quelle von Neodym hier noch weitgehend unerschlossen: Das Recycling!
Ganz generell sollte (und NICHT NUR wg. der eAutos) das Recycling von Rohstoffen deutlich verstärkt und finanziell „belohnt“ werden. Da diese Prozesse auch (selbstverständlich) immer (viel) Energie brauchen, ist insbesondere der Ausbau Erneuerbarer und zugleich *preiswerter* Energie wichtig zu solcher Förderung unsererer Industrien!

brainDotExe:

Bist du dir das sicher?
BMW hat bisher durchblicken lassen, dass bei der neuen Klasse sowohl fremderregte als auch Asynchronmotoren zum Einsatz kommen.
Beide nutzen keine Permanentmagnete.

Releit:

Geht auch ohne siehe z.B. BMW oder Renault, also keine Panik.

Rolando:

Tja, kurzfristige Gewinne und keine Lagerhaltung rächt sich jetzt. Das war ganz klar abzusehen. Der Kapitalismus denkt zu kurzfristig und deshalb überholen uns die Chinesen.

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