Porsche Cayenne: E-Auto kommt mit induktivem Laden

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 5 min

Wireless Charging hat schon den Umgang mit dem Handy radikal vereinfacht: einfach das Smartphone in eine Ladeschale legen, und die Energie fließt. Porsche bietet diese nutzerfreundliche Technologie demnächst auch für Elektroautos an: Als erster Automobilhersteller hat das Unternehmen ein 11-kW-Ladesystem mit einer One-Box-Bodenplatte für E-Autos zur Marktreife gebracht. One-Box bedeutet, dass außer der am Parkplatz montierten Bodenplatte keine Wallbox oder Steuerungseinheit mehr montiert werden muss.

Als erste Porsche-Modellreihe kann die neue, vollelektrische Generation des Cayenne mit der fahrzeugseitigen Ausstattung bestellt werden, so der Hersteller in einer aktuellen Mitteilung. Ebenfalls 2026 startet demnach der Verkauf der Bodenplatte bei den Porsche-Zentren und online im Porsche Shop. Auf der IAA Mobility in München demonstriert ein Prototyp mit Leuchtlack die innovative Technologie. Die Weltpremiere des neuen Cayenne Electric ist für Ende 2025 geplant.

„Bedienkomfort, Alltagstauglichkeit und Ladeinfrastruktur sind nach wie vor die entscheidenden Faktoren, wenn es um die Akzeptanz von Elektromobilität geht“, sagt Dr. Michael Steiner, stellvertretender Vorstandsvorsitzender und Vorstand für Forschung und Entwicklung. „Wir sind stolz darauf, dass induktives Laden bei Porsche bald in der Serie verfügbar ist. So einfach und bequem war das Aufladen eines Elektroautos zu Hause noch nie.“

Mit einer maximalen Ladeleistung von bis zu 11 kW hat der Sportwagenhersteller bei seinem berührungslosen Ladesystem das Niveau des kabelgebundenen AC-Ladens erreicht. Der Wirkungsgrad bei der Energieübertragung vom Stromnetz in die Batterie betrage bis zu 90 Prozent.

Großes Potenzial für induktives Laden

Rund 75 Prozent aller Ladevorgänge eines vollelektrischen Porsche erfolgen zu Hause, wie eine Analyse des Sportwagenherstellers ergeben hat. Entsprechend groß sei das Potenzial für induktives Laden. Die nutzerfreundliche Porsche Wireless Charging-Bodenplatte (Länge/Breite/Höhe: 117/78/6 Zentimeter) lässt sich in einer Garage, im Carport oder auf einem Stellplatz unter freiem Himmel montieren und an das Stromnetz anschließen. Dabei können Kunden sich wie gewohnt vom Porsche Installation Service unterstützen lassen: Bei Beauftragung installiert eine Elektrofachkraft die induktive Bodenplatte und nimmt sie in Betrieb.

Um berührungslos laden zu können, ist zudem Hardware am Auto nötig. Als erste Modellreihe wird die neue, vollelektrische Generation des Cayenne (internes Kürzel: E4) optional mit Wireless Charging-Vorrüstung sowie Wireless-Fahrzeugplatte zu bestellen sein. Geschützt vor Steinschlag und Witterungseinflüssen sitzt die Empfangseinheit im Fahrzeugunterboden zwischen den Vorderrädern. Für den Ladevorgang muss der Cayenne dann nur noch über der Bodenplatte abgestellt werden.

Die berührungslose Übertragung von Energie zwischen beiden Ladeeinheiten erfolgt über eine Distanz von wenigen Zentimetern. Zu diesem Zweck senkt sich der Cayenne automatisch ab. Die Bodenplatte verfügt über einen Bewegungsmelder und eine Fremdkörpererkennung. Der Ladevorgang wird automatisch unterbrochen, sollte ein Lebewesen zwischen Fahrzeug- und Bodenplatte geraten oder ein metallisches Objekt auf letzterer liegen und sich erwärmen.

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Porsche Wireless Charging ist in die My Porsche App eingebunden, sodass sich die Ladevorgänge verfolgen und mehrere Fahrzeuge authentifizieren lassen. Eine spezielle Ansicht in der Parkfunktion Surround View vereinfacht es, mit dem Cayenne die optimale Ladeposition anzusteuern. Sobald die Parkposition über der Bodenplatte erreicht und die Parkbremse aktiviert ist, beginnt der Ladevorgang. Die Kunden brauchen nichts weiter zu tun. Vom AC-Laden bekannte Komfortfunktionen wie das Timer-Laden mit Vorkonditionierung sind auch beim Wireless Charging verfügbar.

Die gut 50 Kilogramm schwere Bodenplatte ist serienmäßig mit einem LTE- und WLan-Modul ausgestattet, sodass auch in Zukunft Remote-Software-Updates und ein Support der Infrastruktur gewährleistet sind. Porsche Wireless Charging startet 2026 zunächst in Europa. Weitere Märkte weltweit werden folgen.

So funktioniert induktives Laden im Detail

Induktives Laden ist von Smartphones, aber auch von elektrischen Zahnbürsten bekannt. Die Energie wird über ein Magnetfeld durch die Luft übertragen. Dazu sitzt in der Bodenplatte eine Sendespule aus Kupfer und Ferriten. Durch diese Spule fließt Wechselstrom, der ein Magnetfeld erzeugt.

Das Konzept von Porsche nutzt die Ultrabreitband-Technologie, um die Relativposition des Fahrzeugs über der Bodenplatte zu bestimmen. Bei Erreichen der optimalen Parkposition, wird der Fahrer informiert. In der fahrzeugseitigen Sekundärspule, die als Empfängereinheit fungiert, erzeugt das Magnetfeld dann Wechselstrom. Ein Gleichrichter wandelt diesen anschließend in Gleichstrom um, damit ihn die Hochvolt-Batterie des Cayenne speichern kann.

Die Wireless Charging-Bodenplatte von Porsche eignet sich auch für den Einsatz im Außenbereich. Alle stromführenden Bauteile sind vor Regen und Schnee geschützt. Selbst das Überfahren der Bodenplatte verursache keine nennenswerten Schäden. Die elektromagnetische Strahlung ist während des Ladevorgangs auf den Unterboden des Fahrzeugs begrenzt. Umfangreiche Tests – unter anderem vom TÜV Süd – haben die Robustheit des Systems bestätigt. Zudem ist die Bodenplatte nach CE und UL zertifiziert, erfüllt also die EU- und US-weiten Anforderungen an Sicherheit und Umweltschutz.

Auffällig getarnter Prototyp mit Leuchtlack

Bei seinen ersten offiziellen Auftritten in Großbritannien sorgte der Cayenne Electric mit einer auffälligen Folierung für Aufsehen. Das IAA Showcar in München ist nun mit einem ganz ähnlich designten Leuchtlack versehen. Sobald Strom fließt, entsteht ein auffälliges Karosseriebild mit bunt leuchtenden Flächen. Einzelne Lackpartien sind gezielt ausgespart und bleiben dunkel. Fünf Farbtöne, von blau bis violett, können gezielt angesteuert werden.

Der innovative Lack setzt sich aus über 25 extrem dünnen Schichten zusammen. Darunter sind leitfähige Grundierungen, Elektroden- und Isolierschichten sowie das eigentliche elektrolumineszente Material mit Farbpigmenten. Unter Wechselspannung emittiert es Licht. Hinzu kommen mehr als 15 Klarlackschichten. Insgesamt wurden 100 Liter Klarlack aufgetragen. Über 30 Schleifgänge und über 500 Meter verlegtes Kabel zeugen vom Aufwand, der hinter dieser einzigartigen Showcar-Lackierung steckt.

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Erstmals zu sehen ist der Prototyp auf der IAA Mobility, die vom 9. bis 14. September 2025 in München stattfindet.

Quelle: Porsche – Pressemitteilung vom 04.09.2025

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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