Polestar und das 1. Münchner Septemberfest

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Michael Manske/ Screenshot von „LinkedIn“

Henning Krogh
Henning Krogh
  —  Lesedauer 3 min

Unterkühlte Halb-Schweden? Nicht bei Polestar, dem Joint-Venture von Volvo Cars mit Hauptsitz in Göteborg und Geely aus Hangzhou in China. Und schon gar nicht, wenn frostgestählte Führungskräfte südwärts ziehen – etwa ins meist muntere München. Dort, im sogenannten Werksviertel der bayerischen Kapitale, fand am Abend des 8. September die „VIP Preview“ der E-Limousine Polestar 5 statt. Im bunt schillernden Rahmen der IAA Mobility; das Einladungsschreiben verhieß gar ein „golden carpet event“.

US-Präsident Donald Trump war dann zwar nicht zugegen, wohl aber Polestars Aufsichtsratsvorsitzender Winfried Vahland und sein Gremiumskollege Karl-Thomas Neumann. Beide mit Volkswagen-Vergangenheit – und jeweils bester Laune.

Das mag auch am Humor gelegen haben, den das Gastgeberteam um Polestar-CEO Michael Lohscheller und seinen Chief Brand, Marketing & Communications Officer Michael Manske, noch zwei Ex-VWler, bei Auswahl und -stattung der Location bewiesen.

Da war die Außentreppe am Eingang zum Gebäudekomplex von „München Hoch5“ an der Atelierstraße 10: Knallig foliert erstrahlten die zehn Stufen, und schwarz auf gelb waren auf ihnen Botschaften zu lesen wie: „No fake engine noise“ und „No hybrids“ sowie – smarter Seitenhieb auf Tesla-Lenker und Möchtegern-Roter-Planet-Eroberer Elon Musk – „No conquering Mars“. Sich selbst sieht das erst 2017 gegründete Unternehmen Polestar augenscheinlich als frei von jeglichem Unfug und Altlasten: „No nonsens“ war zu lesen, „No legacy“ auch.

Da war der Fahrstuhl, mit dem die notorischen Neinsager ihre Gäste, darunter Neu-Markenbotschafter und Alt-Mime Matthias Schweighöfer (spielte Prinz Dietbert in „Küss mich, Frosch“ Anno Domini 2000; gab Werner Heisenberg in „Oppenheimer“, 2023) aus dem Hochparterre zur höher gelegenen Feier-Etage (Dresscode: “Elegant Party Vibes”) beförderten.

Nicht nur klang der betagte Lift mechanisch düster wie ein 16-Liter-Schiffsmotor von Scania „zum Betrieb stromaufwärts fahrender, schwerer Lastkähne“ (Zitat von der Website des Marineausrüsters). Die schon akustisch überaus mitteilsame Kabine hatten Lohscheller & Co auch optisch einprägsam gestalten lassen – die Wände waren plakativ beklebt mit ausgesuchten Zitaten von Branchengranden wie BMW-Chef Oliver Zipse und Mercedes-Vormann sowie ACEA-Funktionär Ola Källenius. Textbeispiel Gernot Döllner, Audi-CEO: „The combustion engine has a future and we will continue to develop it“. Das sieht Lohscheller bekanntermaßen ganz anders – Exzerpt aus seiner Fahrstuhlreklame in eigener Sache: „When the world zigs, we zag“.

Und da war jener Polestar-Beobachter, der dem Autoren dieser Zeilen zuraunte: „Wenn jetzt noch die Vier von ‚Abba’ uns persönlich Köttbullar servieren, werde ich für meine Frau, unsere Tochter und mich gleich drei Polestar 5 bestellen“.

Ob die traditionellen schwedischen Fleischbällchen gereicht wurden, ist nicht überliefert. Wohl aber, wer für die musikalische Begleitung zuständig war: das „renommierte Plattenlabel Public Possession“, wie Polestar wissen ließ.

„Public Possession“ lässt sich übersetzen mit „öffentlicher Besitz“. Als ein solcher gilt das Oktoberfest, das die sanguinischen Süddeutschen am heutigen Sonnabend zum 190. Mal starten. „O’zapft is!“, wird es dann wieder heißen, die Sause läuft bis zum 5. Oktober auf der Theresienwiese.

Das Gedränge bei der Preview in den Pop-up-Wärmestuben der reinen Stromer-Marke Polestar gemahnte an ein vorgezogenes Oktoberfest. „E’zapft war!“, könnte man da als Norddeutscher scherzen. Oder wäre das wohl kulturelle Aneignung?

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Henning Krogh

Henning Krogh

Henning Krogh ist Wirtschaftsjournalist und beschäftigt sich vor allem mit der Mobilitätsindustrie. Der gebürtige Hamburger war jeweils viele Jahre Redakteur bei „manager magazin“ und „Automobilwoche“. Jetzt, als Freier Autor, schreibt er unter anderem für „Business Insider“.

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