Plug-In-Hybrid: Schlechtes aus zwei Welten

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Wolfgang Plank
Wolfgang Plank
  —  Lesedauer 3 min

– Der Artikel wurde am 22. Januar erstmalig veröffentlicht; Mitte November 2020 aufgrund der andauernden PHEV-Diskussion nochmals aus dem Archiv geholt. –

Irgendwie geht das neue Jahr weiter wie das alte geendet hat. Die GroKo streitet bestenfalls darüber, was am wenigsten schlimm fürs Klima sein könnte, Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer übt sich in seiner Paradedisziplin, der Gipfel-Einberufung, ein Tempolimit auf Autobahnen kommt keinesfalls (CSU) oder vielleicht doch irgendwann ein kleines bisschen (SPD) – und die Emissionen im Straßenverkehr steigen.

Mit ein Grund für den traurigen Trend ist der sprunghafte Zuwachs bei Autos mit Stecker. Binnen eines Jahres verdreifachten sich in der Republik die Zulassungen von Plug-In-Hybriden. Die Anzahl neuer Elektroautos stieg zwar auch, allerdings um deutlich bescheidenere 50 Prozent.

Was die Hersteller der im Regelfall nicht ganz billigen Wagen mit Freude sehen, treibt Umweltverbände auf die Palme. Schließlich dürfen Plug-In-Hybriden – politisch gewollt – mit aberwitzigen Verbrauchswerten werben. Weil der Strom mit Null veranschlagt wird, mutieren S-Klasse, Cayenne, X5 und Q7 auf dem Papier zum Drei-Liter-Auto. Und da ist nicht der Hubraum gemeint. Selbstverständlich ist das pure Augenwischerei, weil derlei nur bei randvoll geladener Batterie klappt – und selbst dann bloß im Labor.

Ein paar Kilometer nach dem offiziellen Mess-Zyklus sieht die Sache schon ganz anders aus. Was gerne als „das Beste aus zwei Welten“ beworben wird, vereint schließlich auch beider Übel. Geht der Strom zur Neige, muss immer öfter der Verbrenner ran. Schlimmer noch: Ganz ohne Saft ist ein Plug-In noch weniger umweltfreundlich als sein einmotoriges Pendant, weil er völlig unnütz ein paar hundert Kilo Akku durch die Gegend schleppt. Sogar in den Fuhrparks der Ministerien beschwert man sich mittlerweile offiziell über den Durst doppelherziger Dienstpanzer. Staatliche Förderung gibt’s per Elektro-Prämie trotzdem.

Doch die Sache mit den ladbaren Gefährten hat noch einen weiteren Haken: Schließlich prüft niemand nach, ob man seinen Plug-In überhaupt jemals an die Steckdose hängt. Ansehen und Steuervorteil schmälert das kein bisschen, obwohl bei Leasing-Rückläufern oder jungen Gebrauchten das Ladekabel gerne mal originalverpackt im Unterboden des Kofferraums liegt. Offiziell war der Wagen schließlich umweltfreundlich unterwegs.

Die Wirklichkeit ist eher ernüchternd. Wer hohe fünfstellige Summen und mehr für ein Auto auszugeben in der Lage ist, muss beim Sprit ja nicht wirklich sparen. Mit dem amtlichen Feigenblatt eines emissionsarmen Fahrzeugs kann er oder sie lustig die Kolben oszillieren lassen. Wahlweise setzt man die eigentlich fürs abgaslose Fortkommen gedachte Energie ausschließlich für brachialen Vortrieb ein. In der Einstufung des Wagens macht das keinen Unterschied – fürs Klima sehr wohl.

Fahrer von Firmenwagen kümmert die Nummer noch viel weniger, weil sie in aller Regel mit Tankkarte unterwegs sind. Gerade in den Fuhrparks aber steigt aus steuerlichen Gründen die Zahl der Stecker-Wagen besonders stark – nach Angaben der Universität Duisburg-Essen von 23 Prozent Ende 2018 auf 51,2 Prozent Ende 2019. Und üblicherweise legt gerade diese Klientel deutlich längere Distanzen zurück als die elektrischen 40 Kilometer, ab denen Teilzeit-Stromer unter den halbierten Abgabensatz fallen.

In Berlin muss sich derweil Svenja Schulze (SPD) nach ihrem Appell für sparsamere Autos von Unions-Fraktionsvize Carsten Linnemann (CDU) bescheiden lassen, derlei Ratschläge seien „schon fast zynisch“. GroKo klingt irgendwie auch nicht nach „das Beste aus zwei Welten“…

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Wolfgang Plank

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Wolfgang Plank ist freier Journalist und hat ein Faible für Autos, Politik und Motorsport. Tauscht deshalb den Platz am Schreibtisch gerne mal mit dem Schalensitz im Rallyeauto.

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Hans:

Okeeeee

Hermann:

Die Wirklichkeit ist eher ernüchternd? Warum kommen danach nur Spekulationen? Gibt es dazu auch seriöse Fakten?

Wenn ich die Nützlichkeit von Küchenmessern anhand der Kriminalstatistik auswerte, kommen die wahrscheinlich auch nicht gut weg.

Hermann:

Ich habe aber einen Anhänger. Und jetzt?

Was übrigens gerne unterschlagen wird: Ein langstreckentauglicher BEV ist zumindest derzeit noch sehr viel teurer als ein (langstreckentauglicher) PHEV.
Beispiel: Ich habe einmal testweise einen VW ID.4 und einen Skoda Enyaq IV80 konfiguriert. Langstreckentauglich, mit Anhängekupplung und viel Schnickschnack. So, wie ich ihn eben haben wollte. Machte nach Abzug der Förderung 45.000€. Ein ähnlich konfigurierter Cupra Leon Sportstourer VZ e-Hybrid (also alle Beispiele aus demselben Konzern) kostete nach Abzug der Förderung 31.200€. Für mich sind das 13.800 Argumente für den PHEV.

Hermann:

@Dieter Hilberer: Richtig dimensioniert kostet eine PV-Anlage keinen Cent. Bei den derzeit niedrigen Zinsen können Sie die Anlage auf 10 Jahre zu 100% finanzieren und mit den gesparten Stromkosten sowie der Einspeisevergütung den Kredit abbezahlen. Und anschließend wird verdient.
Das Einzige, was Sie brauchen, ist eine ausreichende Dachfläche und die entsprechende Kreditwürdigkeit.
Übrigens: Meine 7,8kWp Anlage auf der Doppelgarage (ca. 30m Abstand zum Haus) kostete im Oktober 2018 inklusive neuer Zählerschrankanlage (und der damit verbundenen Änderungen an der Hausinstallation) und dickem Erdkabel zur Garage 12.623,16€. Und seit diesem Jahr versorgt dieses Erdkabel auch meine Wallbox.

Hermann:

@Sebastian: Was mich an dem Artikel so immens stört sind seine pauschalisierenden Aussagen. Ein unbedarfter Leser muss den Eindruck gewinnen, ein PHEV sei prinzipiell schlecht. Und das ist schlichtweg falsch. Mit dem richtigen Fahrprofil ist ein PHEV besser als alles andere.

Es kommt auch niemand auf die Idee, Küchenmesser zu verteufeln nur weil irgendein Hirnamputierter damit jemanden umbringt.

Hermann:

Mein Ladekabel ist auch noch original verpackt. Was bedeutet das? Dass ich zuhause das Ladekabel der Wallbox verwende und auswärts nicht lade. Macht bei einem PHEV auch nicht wirklich Sinn. Wo also sehen Sie das Problem?

Daniel Fahrer:

Die Elektromobilität ist ein wichtiger Baustein, um die CO2-Emissionen des Verkehrs zu senken. Ich bin überzeugt: Die Zukunft der Autos gehört den Brennstoffzellen.

Chriss Beere:

Moment. Hybrid ist doch die beste Übergangstechnik.
Ein neutraler Ökobilanzvergleich würde zudem bestätigen, daß die CO2 und Umwrlt-Belastung die geringste ist.

Patrick Bolli:

Ich schätze mal die meisten Pluginhybridfahrer machen sich keine Gedanken über das Laden. Warum auch, der Mensch möchte es von Natur aus bequem. Leider funktioniert das Pluginhybrid Konzept aber nur mit Disziplin und entsprechendem Fahr- und Ladeverhalten. Ausgehend davon denke ich, dass es höchste Zeit wir diesen Unfug zu beenden und die „richtige“ Elektromobilität voran zu treiben. Einige Firmen haben das zum Glück ja bereits erkannt, aber es bleibt noch viel zu tun. Allein schon diese Lobhudelei mit den angeblichen „Elektrofahrzeug-Statistiken“ über die alljährlichen Verkäufe. Die Hybriden sollten dort gar nicht mehr gezählt werden. Das ist reine Augenwischerei.

Stephan:

Mitsubishi Outlander PHEV Navigator Jahrgang 2015 – im 2015 gekauft.
Das Auto ist die reinste Problemkarre
Das Auto frisst Benzin auf längere Strecken wie ein Kuh – zwischen 7-9 Liter (soviel hat meine frühere 4.0 Lieter S400 nicht gesoffen
Das Auto hat seit Beginn Elektronikprobleme
Das Auto hat sein Beginn Batterie-Degradationsprobleme bereits nach 3 Jahren keine 35km mehr
Die Mitsubishi Garagen haben keine Ahnung
Der Mitsubishi-Landerimporteur interessiert sich nicht und hat auch keinen Plan

NIE WIEDER MITSUBISHI:
Qualität > 0
Service > 0
Leistungsversprechen > 0

..und hier noch ein kleines Muster, wie das so Tag ein Tag aus auf dem Armaturenbrett aussieht:
https://www.youtube.com/watch?v=ZqZfRYQ22EY
..wurde seit mehr als 2 Jahren nicht behoben; Tipp der Garage: „nehmen sie immer einen M10 Ringschlüssel mit um die Batterie abzuhängen und wieder anzuhängen, damit der Fehler weg geht“
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