ORA Funky Cat: Elektro-Kompaktwagen mit Stil

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Elektroauto-News.net

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 19 min

ORA startet ab Januar 2023 durch. Will dabei viel mehr als eine weitere, x-beliebige gar austauschbare Automarke sein. Man möchte eine feste Rolle im Alltag des E-Autofahrers einnehmen. Auf unterschiedlichste Art und Weise. Mit dem ORA Funky Cat, einem kompakten Stromer, wagt man den Aufschlag. Wir sind ihn für euch auf Mallorca, Spanien Probe gefahren.

ORA ist eine vollelektrische Marke aus dem Great Wall Motor Konzern und bietet mehr als reine Mobilität, wie man selbst zu verstehen gibt. Man möchte ein „Car-Panion“ werden, ein Begleiter für seine Freunde. Von den angesprochenen Freunden, war unter anderem ich einer, als Fahrer der Funky Cat, die in meinem Fall auf den Namen „Lotta“ gehört hat.

ORA Funky Cat: Mehr als ein E-Auto, ein Begleiter

Was es mit dem Namen auf sich hat, dazu in einem der nächsten Abschnitte mehr. Noch kurz zur außergewöhnlichen Fahrzeug-Bezeichnung Funky Cat. „Funky“ beschreibt die unkonventionelle Art, das eigene Leben mit viel Freude, neuen Ideen und Individualität zu füllen. „Cat“ ist der chinesische Ausdruck für einen echten Freund und Begleiter und das will das E-Auto sein. Bekommt es auch ganz gut hin, mit leichten Kompromissen, wie das bei Freundschaften manchmal so ist.

Denn auch bei den besten Freundschaften gilt, dass man Mal mehr, Mal weniger Fehler verzeihen muss. So auch bei der Testfahrt der Funky Cat von ORA auf Mallorca, Spanien. Statt vieler Knöpfe, Dreh- und Kippschalter hört ORA auf deine Stimme, lernt diese kennen, passt sich an und geht auf deine Vorlieben ein. Man versteht sich als der zuvor erwähnte Freund. 

Hinsichtlich des Themas Datenschutz, was bei einem solch offenen Austausch mit dem eigenen Elektroauto, früher oder später auf den Tisch kommt, sei gesagt, dass man sich hier gut aufgestellt hat. Denn das E-Auto von ORA kann auch gänzlich ohne diese Option genutzt werden. Wer allerdings darauf zurückgreift, der kann sicher sein, dass die Daten – DSGVO sei Dank – entsprechend geschützt sind.

Sprache statt Knöpfe, Dreh- und Kippschalter

Und darauf verzichten möchte man nicht wirklich. Denn ORA oder in meinem Fall „Lotta“ macht das Leben so viel einfacher, wenn man einfach mit ihr spricht. Denn mit der Ansprache „ORA“ oder einem selbst, frei zu vergebenden Namen, kann man mit dem Funky Cat kommunizieren.

Dabei lernt dieser von den Gesprächen und aus „Sitzheizung an“ kann durchaus Mal „ORA wärme meinen Hintern“ werden. Mein Testwagen, ein ORA Funky Cat 400 – die Fahrzeugvariante mit großer Batterie, wurde vom Team vor Ort auf „Lotta“ getauft. Damit ist das Namensrätsel gelöst. Und lässt schon erahnen, dass man das Gefährt nicht Claudia taufen sollte, wenn die eigene Frau auf diesen Namen hört. Sonst ist Verwirrung garantiert.

Denn je nachdem wie feinfühlig das Funky Cat eingestellt ist, reagiert es entsprechend zügig auf die Ansprache. Dies zeigt sich vor allem, wenn man mit mehreren Personen im Stromer unterwegs und in Gespräche vertieft ist. Dann kann es durchaus vorkommen, dass sich ORA – wir belassen es der Einfachheit halb bei diesem Namen – schnell ins Gespräch mit einbringt.

Dabei bevorzuge ich die direkte Ansprache. Durch diese lassen sich Fenster öffnen, die Sonnenblende vor- und zurückfahren, als auch das Glasschiebedach schließen. Was man eben möchte. Auch der Kofferraum lässt sich auf Zuruf steuern. Von Musik-Auswahl und starten von Sitzmassage Mal ganz abgesehen. Schon bei der statischen Premiere hat es sich so angefühlt, als ob man in der Tat einen guten Freund an seiner Seite weiß.

Over-the-Air-Updates erweitert die Möglichkeiten

Das Gefühl hat sich beim Fahrevent auf Mallorca bestätigt. Allerdings muss man sagen, dass durchaus noch „Kinderkrankheiten“ vorhanden sind, welche mit kommenden Over-the-Air-Updates (OTA) aus der Welt geschafft werden sollen. Dann sei auch die kabellose Anbindung via Apple CarPlay oder Android-Auto möglich. Sowie eine Routenplanung, welche direkt ensprechende Ladepunkte auf der Route mit einplant. Von einer späteren Vorabreservierung der Ladepunkte war bereits die Rede. Hingegen schon heute ist die Batterie-Vorkonditionierung für ein besseres Ladeerlebnis im Einsatz.

Was beispielsweise nicht funktioniert, ist per Sprachsteuerung den Fahrmodus zu ändern. Das lässt ORA nicht zu. Was an entsprechenden Gesetzen und Regularien festzumachen ist, die einen Eingriff auf die Fahreigenschaften und Sicherheitssysteme verbieten. Verständlich, könnte dies im Fall der Fälle durchaus zu einem Unfall führen. Falls das ESP durch einen solchen Befehl unerwünschter Weise ausgeschaltet werden würde.

Der Fahrmodus lässt sich natürlich dennoch anpassen, durch einen Schalter links vom Lenkrad. Durch einen entsprechenden Sound bekommt man den Umstieg von Eco- auf Normal-, Auto- oder eben Sport-Modus mitgeteilt. Sieht es aber auch im Display hinter dem Lenkrad eingeblendet. Die Ansprache der Lenkung legt man dann allerdings wieder in einem der zig Untermenüs fest. Hier scheint der Fokus auf die Sprachsteuerung, denn die Menüs an sich benötigen ein wenig Übung, um sich darin zurecht zu finden.

Dabei sind es zwei digitale Displays im Funky Cat, die nicht nur alles Wichtige anzeigen, sondern sich durch Fahrer:in auch ganz nach dem eigenen Stylewunsch gestalten lassen. Beispielsweise wird die Leistung, die das Fahrzeug gerade erbringt oder rekuperiert in kW angezeigt – kannte ich in dieser präsenten Darstellungsform auch noch nicht. Digitale Lehrpfade helfen dabei das Auto kennenzulernen – wobei auch hier der Fokus wieder auf Sprache liegt.

Die spricht die ORA Funky Cat auch ganz gut. Wobei man klar sagen muss, dass der ein oder andere Feinschliff über OTA-Update durchaus gerne gesehen wird. Den Sprachbarrieren sind ab und an schon noch vorhanden. Und spätestens, wenn man zum fünften Mal Sätze hört wie: „Bin da, wie kann ich dir helfen“, wünscht man sich ein wenig Abwechslung von seinem Gegenüber. Auch, wenn dieser „nur“ ein Elektroauto ist.

ORA Funky Cat: Ein E-Auto mit sportlichen Genen

Ein Elektroauto, welches sich auf den kurvigen Straßen auf Mallorca recht gut gefahren hat. Wobei mein Tipp schon wäre, die Lenkung auf Sport einzustellen. Im normalen Modus ist sie viel zu weich, was sich gerade in den Kurven zeigt. Ansonsten liegt die Funky Cat durch den niedrigen Schwerpunkt gut auf der Straße. Verbaut sind entweder eine 47,8 kWh brutto (45,4 kWh netto) Lithium-Eisenphosphat mit einer Reichweite von 310 km nach WLTP oder 63,1 kWh brutto (59,3 kWh netto) Ternäre Lithium mit 420 km Reichweite, die entsprechend für Halt auf der Straße sorgen.

Geführt werden diese als ORA Funky Cat 300 (kleine Batterie) sowie ORA Funky Cat 400 (große Batterie). Der Energieverbrauch wird je nach Variante mit 16,7 kWh/ 100 km (klein) und 16,5 kWh/ 100 km (groß) angegeben. Hier kann ich direkt einhaken und festhalten, dass es die Funky Cat 400 auf rund 150 Kilometer über Schnell- und Landstraßen sowie ein wenig Stadt auf einen Verbrauch von 17 kWh/ 100 km gebracht hat. Für mich vollkommen in Ordnung, wenn ich meine „normale“ Fahrweise zu Grunde lege.

Man merkt allerdings auch, dass der Stromer, mit einer Länge von 4.235 mm, einer Breite von 1.825 mm sowie einer Höhe von 1.603 mm bei einem Radstand von 2.650 mm in puncto Leistung durchaus ein wenig mehr vertragen hätte. Auf den kurvigen Straßen Mallorcas waren die 126 kW/ 171 PS und einem max. Drehmoment von 250 Nm ausreichend. Auf der dortigen Autobahn hat er sich trotz Sportmodus eher schwer getan mit der Beschleunigung. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 160 km/h abgeriegelt. Reicht dann aber auch aus. 

Mit der noch zu erwartenden GT-Line darf man allerdings nicht mit mehr Leistung rechnen. Denn diese gibt es nicht. Stattdessen wird die Optik angepasst. Aufbauend auf der Funky Cat 400-Variante reduziert sich die Reichweite auf rund 400 km nach WLTP. Ausschlaggebend dürfte das ein oder andere Anbauteil am E-Auto sein. Mehr dazu, wenn die GT-Line offiziell vorgestellt wird.

Schon im Frühjahr '23 geht's in Deutschland los

Bis dahin „muss“ man sich mit der großen und kleinen Funky Cat von ORA begnügen. Diese stünden auch recht zeitnah zum Start der Vermarktung zur Verfügung, da man auf ein überschaubares Portfolio blickt. Und „nur“ sechs Farben und Farbkombinationen für das Exterieur anbietet. Beim Interieur stehen hochwertige, vegane Stoffe in insgesamt vier Farbtönen zur Auswahl. 

Den Absatz von 6.000 Einheiten peile man für 2023 an. Wobei noch Produktionskapazität, gepaart mit kürzeren Lieferzeiten als die Marktbegleiter, für dieses Jahr vorhanden sei, wie man uns mitteilte. Auf welche Variante der Funky Cat sich diese Aussage bezieht, dass wurde nicht näher erläutert.

Dafür allerdings das Thema Ladegeschwindigkeit und -zeit. Diese konnten wir vor Ort nicht selbst testen, da der Akku dafür einfach zu voll und die Zeit zu kurz war. Daher die Infos zunächst aus dem technischen Datenblatt. Hinsichtlich der Ladegeschwindigkeit gibt es ebenfalls leichte Unterschiede der beiden Funky Cat-Varianten.

Zum AC-Laden sind sowohl die Lithium-Eisenphosphat als auch die Ternäre Lithium-Batterie fähig mit bis zu 11 kW (3-phasig). Am DC-Lader bezieht die kleine Batterie mit max. 64 kW ihre Energie, die große mit 67 kW. Die Batteriegröße bestimmt selbstverständlich auch die Ladezeit. So benötigt man beim DC-Laden von 15 auf 80 Prozent, je nach Batteriegröße 43 oder 48 Minuten.

Bleibt noch die Frage nach dem Preis offen. Wie der chinesische Hersteller ORA mitteilt kommt der Stromer mit acht Jahren Garantie/ maximal 160.000 Kilometer für den Akku daher. Ab 38.990 Euro – vor Umweltbonus und Innovationsprämie geht es los. Für Deutschland wird Emil Frey das chinesische Unternehmen auf den Markt begleiten.

ORA hat zur Probefahrt der ORA Funky Cat auf Mallorca eingeladen und hierfür die Reisekosten übernommen. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf meine hier geschriebene ehrliche Meinung.

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.
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Silverbeard:

Na hoffendlich wird es auch eine einfach ausgestattete günstige Version geben. Teure E-Autos gibt es auf dem deutschen Markt genug.
Für den Grundpreis + 2.000Euro bekomme ich zur Zeit auch einen Tesla M3. Mit dreifacher Ladeleistung…

Rainer:

… Leistung durchaus ein wenig mehr vertragen?

Warum möchte man bei den E-Autos immer eine „Rennwagenbeschleunigung“ haben? Was hat man davon, 1 Minute schneller in Palma (oder wo anders) anzukommen als der Polo-Fahrer? Nichts!! Außer noch mehr Ressourcen der Erde für größerer Motore und noch mehr Speicherkapazität zu vergeuden.

Herwig:

Anzeige der Leistung bzw. Rekuperation in kW kann mein kleiner mexikanischer Freund (FIAT 500e aus Kalifornien) auch, das ist wirklich interessant zu beobachten!
Eine DC-Ladeleistung von unter 70 kW macht Lotta und ihre Schwestern aber nicht zur idealen Reisegefährtin, das können andere fLotta :-)

Sebastian Henßler:

Danke für die Ausführung und Einordnung Philipp!

Philipp:

Schöner Bericht.
Ein bischen vermisst habe ich die Beschreibung zu Assistenzfunktionen (z.B. Laneassist) und ob wie häufig bei asiatischen Modellen das Auto für europäische Geschmäcker zu präsent mit Bings, Bongs und Hinweissätzen ist.
Leiser nicht meine Optik, aber die Technik dahinter interessiert mich dann schon.

Hinweis zu „Wer allerdings darauf zurückgreift, der kann sicher sein, dass die Daten – DSGVO sei Dank – entsprechend geschützt sind.“:
Die DSGVO schützt nicht die Daten per se. Sie sorgt nur dafür dass man die Kontrolle behält.
Wenn man aber mit den AGB und dem Datenteil zustimmt, dass Deine Daten auf verbundenden Servern für Weiterentwicklung und Nutzererfahrung oder staatlich vorgeschriebenen Funktionen gespeichert und verarbeitet werden, dann können Deine Daten sowohl in jeder Marketingabteilung als auch bei allen Staatsorganisationen der Welt landen, weiterverkauft und zu faktisch jedem Zweck misbraucht werden.
Wichtig ist sich die AGBs anzusehen und ob man die Möglichkeit hat einzelne Zusagen auszuschalten.
Beispielt: Jede Schmuddelseite im Internet hat eine Datenschutzerklärung in der Du zustimmen kannst, dass Deine hochgeladenen intimsten Fotos an alle veröffentlicht werden sowie dass die Seite sie an allen möglichen Kunden verkaufen darf – alles DSGVO konform. Und manche Nutzer wollen das auch genau so haben, die DSGVO verbietet das nicht.

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