Hohe Strompreise in Deutschland bremsen Elektroautos aus

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
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Wegen hoher Strompreise in Deutschland haben es Elektroautos hierzulande europaweit mit am schwersten, ihre hohen Anschaffungskosten im Laufe der Jahre zu amortisieren. Einer Auswertung der Unternehmensberatung Horvath & Partners zufolge betragen die Ausgaben für Fahrstrom in Deutschland im Schnitt 7,70 Euro für 100 Kilometer. Eine Kilowattstunde Strom kostet in Deutschland im Schnitt gut 30 Cent, noch im Jahr 2001 waren es nur 13,5 Cent. Bei unseren europäischen Partnern liegen liegen die Stromkosten für 100 Kilometer im Durchschnitt aktuell nur bei 4,40 Euro. Chinesen zahlen für 100 Elektrokilometer sogar nur 1,90 Euro.

Zwar haben Elektroautos dank deutlich geringeren Kosten bei Wartung und Verschleiß einen Vorteil gegenüber Benzinern und Dieseln, der im Bereich zwischen 60 und 80 Prozent liegt. Wegen der hohen Verbrauchskosten allerdings schrumpft dieser Vorteil. „Wenn in Deutschland die hohen Stromkosten für Mobilität nicht sinken, fehlt für die Verbraucher ein preislicher Anreiz, auf ein Elektroauto umzusteigen“, sagt Dietmar Voggenreiter, Partner bei Horvath & Partners und in einer früheren Position bei Audi für den chinesischen Markt verantwortlich, der zusammen mit Georg Mrusek die Studie verfasst hat. Auch der Aufbau einer eigenen Zellfertigung für Elektroauto-Batterien in Deutschland sei beim aktuellen Strommix aus Kosten- und Klimagründen nicht sinnvoll, so Voggenreiter.

An öffentlichen Ladesäulen müssen Elektroauto-Fahrer zum Teil noch höhere Preise hinnehmen. An Schnellladesäulen sind es zum Teil gut 50 Cent für eine Kilowattstunde – flottes Laden wird somit schnell zur Kostenfalle.

Voggenreiter findet, Deutschland sei aufgrund der hohen Strompreise und des hohen Kohlestrom-Anteils und somit recht klimaschädlichen Strom-Mixes auf die Elektromobilität nicht optimal vorbereitet. Dennoch stehe ein „steiler Anstieg“ der Neuzulassungen von Elektroautos bevor, „der bis zum Jahr 2030 zu einem Verkauf von wenigstens einer Million Stromern und einem Marktanteil zwischen 35 und 40 Prozent führen wird“, so Voggenreiter. Bis 2035 soll Horvath & Partners nach jedes zweite in Europa zugelassene Fahrzeug einen Elektroantrieb haben.

Voggenreiter geht sogar von noch weitaus höheren Zahlen aus: „Der Großteil der Pkw-Flotte wird als Batteriefahrzeug betrieben“, weil die EU mit den Jahren die CO2-Grenzwerte immer enger ziehen wird. Es gehe gar nicht anders, weil: „Die Sachlage, der Klimawandel, ist erdrückend“, so Voggenreiter. Allerdings könne nur mit niedrigeren Stromkosten ein weiterer, gewichtiger Anreiz für Kunden geschaffen werden, sich ein teures Elektroauto anzuschaffen. Eine Alternative zu Elektroautos, um klimaschädliche CO2-Emissionen zu verringern, werde es so schnell aber nicht geben, so die Analyse der Unternehmensberatung.

Noch schlechter fallen Kosten- und Klimabilanz aus, wenn das Fahrzeug mit Wasserstoff oder E-Fuels betrieben werden, so Horvath & Partners. In einer ganzheitlichen Betrachtung von Brennstoffzellenautos beträgt der Wirkungsgrad nur gut ein Drittel von dem eines reinen Elektroautos: Von 100 kWh regenerativ erzeugtem Strom landet nur etwa ein Viertel der Energie am Rad, zitiert Edison aus der Stude. Bei E-Fuels sei die Energiebilanz noch schlechter, da der synthetische Kraftstoff aufwändig mit Hilfe regenerativer Energie erzeugt werden muss. Um ein Fahrzeug mit E-Fuels zu betreiben, werde die vierfache Strommenge eines Batterieautos benötigt.

Quelle: Edison – Elektroauto mit schwerer Last im Kofferraum

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Christian aus Hamburg:

Das der Strom an Ladesäulen günstiger wird ist eher unwahrscheinlich!
Keiner in der Politik wird an die EEG-Umlage rangehen. Es ist eine so schöne Steuer, die kaum ein Verbraucher aktiv wahrnimmt. Also warum davon ab…

Es ist hier schon sehr viel Gutes angesprochen worden.

Der Diesel sollte per sofort nicht mehr subventioniert werden d.h. volle Besteuerung. Dann loht sich der Diesle ab morgen nur noch für Fahrer, die ein PKW für ultralaaaaangstrecke brauchen. Alles unter 50.000 km pro Jahr ist unwirtschaftlich bzw. die Dieselfahrer zahlen damit rund 1/3 drauf gegenüber eines Benziners…

Für Ökostrom ab sofort keine EEG-Umlage mehr – spart auch rund 6,5 ct…

Strom an Ladesäulen lediglich mit der Mehrwertsteuer belasten – alle anderen Steuern und Abgaben streichen! Damit wird Strom an der Ladesäule günstiger als @ Home! ;-)

Innenstädte für Verbrenner auswertiger KFZ-Kennzeichen sperren bzw. gegen eine City-Gebühr einfahren lassen. 12 Euro pro Tag wäre OK. Aber bitte gleichzeitig P&R-Plätze an die Stadtränder bauen, damit die Pendler und Besucher dennoch in unsere schönen Städte kommen können – per ÖPNV versteht sich.

Ach ja, und Ladepunkte sind nur zum LADEN gedacht und nicht um seinen BEV-SUV kostenlos zu PARKEN!!! Ein BEV ohne Ladevorgang bzw. wenn voll ist voll, ist wie ein Verbrenner umgehend kostenpflichtig anzuschleppen (in HH für ca. 370 Euro). Evtl. ist auch ein Punkt in FL für diese UNART zu vergeben. 8 Strafzettel inkl. Abschleppen und je einen Punkt – und schon gibt es einen ÖPNV-Nutzer – für mind. 1 Jahr – mehr!!! ;-)

Ja, klingt alles echt schräg!
Aber in Deutschland, wo der Trend des Egoismus immer beliebter wird, wird reine Geboten/Verboten nicht ausreichen, um die Städte für die Bewohnern wieder lebenswerter/gesünder zu machen.

… wenn ich das hier selbst so lese, habe ich Angst bald ein „Grüner“ zu werden…! :-)

Strauss:

Ein gutes E Auto braucht pro 100 Km Fahrt rund 14 KWh. und nicht 66. In der Schweiz bezahlt man dafür in der Nacht rund 0,1 Fr. und am Tag mindestens das doppelte für 1 KWh. Also nur ca halb soviel wie für Deutschland angegeben.Dies zeigt, dass ein richtiger Wettbewerb mit den Ladesäulen noch nicht stattfindet. Die Konkurrenten sind amortisierte Dach PV Anlagen und natürlich die PHEVs (Aufladbare Hybrids) Autos die gar keine Ladesäulen brauchen. Folglich müssen z. Zt. diese zwei Systeme forciert werden . Warten wir ab ob da die Preise an der Säule nicht runterkommen……..

Torsten:

Endlich wird das Problem der zu hohen Strompreise in DL mal thematisiert!
Leider muss auch auf „grün“ erzeugtem Strom die EEG-Umlage bezahlt werden (aktuell 6,4 ct/kWh).
Warum eigentlich?
Wenn man Ökostrom von der EEG-Umlage befreien würde, dann wäre dieser für die Verbraucher im Preis schon jetzt günstiger als z.Bsp. Strom aus Braunkohle.
Letztlich funktionieren Anreize, umweltfreundlich zu leben, nur über den Preis.
Die wenigen Idealisten, die gern höhere Preise für grünen Strom bezahlen, werden keine grundlegende Wende herbeiführen.

Wännä:

Ja, das klingt vernünftig. Problem ist nur: was machen wir mit Heizöl und Erdgas? Würde die Besteuerung auch hier nach verbrauchter kW/h angeglichen, hätte so mancher womöglich höhere Heiz- als Mietkosten. Hier müsste eine Lösung gefunden werden.

autarc:

Hallo,

bin aus Berlin, erstes E-Auto 1991, ein Horlacher, momentan ein Fiorino + Twizy

Der normale Städter (das sind bestimmt < 90 % ) parkt auf der Straße und tankt an der

Tankstelle, wenn elektrisch dann an Ladesäulen, möglichst grüner Strom.
Dieser koste momentan etwa 0,35 € / kwh.

Bei meinen Fiorino sind das 20 kwh / 100 km, also reale 7,- €, beim Twizy 2.20 €
Nachbar hat selbes Fahrzeug mit Diesel, da kostet die kWh heute 0,09 €,
bei einem realen Verbrauch von 66 kWh / 100 km sind das 5,94 € .

Das heißt für mich, die Regierung subventiniert bis heute Dreck und Abgasgifte,
kann so die jungen Leute vom Freitag verstehen die von der Regierung umdenken
+ handeln verlangen.

Ich könnte mir zum Beispiel gut vorstellen, der Strompreis für E-Fahrzeuge wird
von der Regierung ( dafür wird sie ja bezahlt ) auf 10 Ct / kwh festgesetzt,
das ist der Gestehungspreis + Gewinn.

Real nachweisbare Mehrkosten werden auf den Benzin / Dieselpreis aufgeschlagen,
also eine Umverteilung von Dreck auf Sauber. Wer rechnen kann, das sind momentan
Mehrkosten im pro Mille Bereich, aber ein deutliches Signal !

Damit würden für das E-Auto wie oben die 100 km nur 2,- € kosten.

Steuergelder bitte nicht mehr für private Autos sondern nur in die
öffentliche Infrastruktur wie Bundesbahn, Straßenbahn, E-Busse, öffentliche Ladesäulen
etc., also für alle, ausgeben.

autarc

Laszlo:

Hmm .. 7,70 € pro 100km bei 0,30 € pro kWh Stromkosten? Das wären 25 kWh/ 100 km Verbrauch. Halte ich für extrem hoch.

Außerdem: check24 zeigt Ökostrompreise von 0,24 € pro kWh an.

Ich komme bei meinem Stromer bei flotter Fahrweise und inkl. Ladeverluste auf 4,40 € auf 100 km.

Thomas Freier:

Richtig die Anschaffung eines reinen Stromers ist im Moment noch teuer und die Umweltprämie ein schöner Anreiz! Mein HyundaiIoniq Electric verbraucht ca. 14 kWh auf 100 km bei normaler Fahrweise und viel Kurzstrecke. a 0,35 € bei Maingau ergibt max. 4,90€/100 km es sei denn ich nutze die Gratisladungen bei Kaufland, Ikea und Co. mit Grünstrom. Dazu die günstigen Wartungs- und Verschleißkosten. Ich habe meinen Umstieg vom Verbrenner nicht bereut!

Gunter:

Ein Anreiz für diejenigen, die z.B in einem Einfamilienhaus wohnen, eine Solaranlage zu installieren (vielleicht auf einem carport), und ihr e-auto davon zu laden. Auch eine Incentive, den Sion von SonoMotors zu kaufen.

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