Hightech in schwarz: der richtige Reifen für das Elektroauto

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Patrick Solberg
Patrick Solberg
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Reifen ist nicht gleich Reifen – schon gar nicht bei einem Elektroauto, denn gerade die elektrischen Fahrzeuge haben besondere Anforderungen an Material und Aufbau, damit sich der kraftvolle Antrieb entsprechend in Szene setzen kann.

Es gibt Sommerreifen, Winterpneus und solche, die versuchen, ganzjährig das Beste aus zwei Welten zu bieten. Klar ist, dass der Reifen zum Auto passen muss, und die Erfordernisse sind bei einem Kleinwagen anders bei einem Offroader oder einem Hochleistungssportler. Doch die Zeiten haben sich geändert, und egal aus welcher Klasse das Fahrzeug kommt, hat ein Elektroauto oder zumindest ein elektrifiziertes Modell andere technische Vorgaben, die die Räder erfüllen müssen.

Zunächst ist das Gewicht eines Elektromodells höher als bei einem Fahrzeug mit Verbrenner, und so benötigt der Pneu eine höhere Tragfähigkeit, die durch den sogenannten HL-Index ausgedrückt wird. Die Reifen müssen mehr Gewicht aushalten und trotz der höheren Last für Sicherheit sorgen, ohne das Komfortniveau zu senken. Bei einem Elektromodell zählt jeder Kilometer, und so kommt dem Rollwiderstand eine ebenso große Bedeutung zu wie der Geräuschentwicklung. Da im elektrischen Fahrbetrieb der Klang des Verbrennungsmotors fehlt, fallen Geräusche von einer lauten Klimaanlage oder einer Sitzlüftung ebenso ins Gewicht wie der Reifen mit seinem Profil und der Anströmung durch den Fahrwind. Einige Hersteller statten ihre Reifen mit einer besonders EV-Kennzeichnung aus, dass dieser speziell für Elektromodelle geeignet ist.

Elektroautos sind nicht zwar schneller als solche mit Verbrenner; verfügen jedoch gerade in unteren Fahrzeugklassen über deutlich mehr Drehmoment. Und das gilt es auf die Fahrbahn zu übertragen. Dafür sorgen spezielle Profile und entsprechende Gummimischungen, die parallel jedoch nicht auf Lasten von Reichweite oder Geräuschniveau gehen dürfen.

Entsprechend der Anforderungen werden die Reifen getestet und sind elementarer Teil jeder Fahrzeugerprobung. Bestes Beispiel ist die Studie des Mercedes AMG GTXX, der im Spätsommer als Elektromodell zahlreiche Rekorde auf der knapp 13 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitsstrecke von Nardò im Süden Italiens aufstellte. Mit an Bord der Prototyps, der nächstes Jahr in Serie gehen soll: Hochgeschwindigkeitsreifen von Michelin vom Typ Pilot Sport 5 Energy.

In nicht einmal acht Tagen legte der Prototyp auf der AMG-EA-Plattform mit Geschwindigkeiten von 300 km/h und mehr über 40.000 Kilometer zurück – das entspricht dem Erdumfang am Äquator. Der in fünf Jahren speziell für Elektroautos mit hohem Gewicht und maximaler Leistung entwickelte Reifen im Format 265/40 ZR20 107Y XL vorne und 295/40 ZR20 113Y XL hinten verfügt eine besondere Laufflächenarchitektur. An den Außenseiten sorgt die Mischung für einen geringeren Energieverbrauch, während in der Mitte der Lauffläche eine Grip-Mischung für bessere Haftung auf trockener und nasser Fahrbahn sorgt.

Auch Porsche schickt seinen Elektro-Crossover Macan mit Michelin-Reifen vom Typ Pilot Sport EV (Sommer) und Pilot Alpin 5 SUV (Winter) auf die Straße, die speziell die Erfordernisse an einen schweren Sport-SUV erfüllen. Doch ebenso wie der hybride Porsche Cayenne ist auch der Macan Electric mit speziell entwickelten Reifen von Bridgestone zu bekommen. Der Bridgestone Potenza Sport für den Porsche Macan Electric verfügt über ein spezielles Profildesign sowie eine Gummimischung, die speziell auf das Gewicht und hohe Drehmoment des Elektro-SUV ausgelegt sind. Neben dem Fahrverhalten soll der Reifen gleichermaßen Komfort, maximierte Bremsleistung und einen optimierten Rollwiderstand bieten, um die Reichweite des Elektromodells von rund 600 km zu unterstützen.

Pirelli stellte jüngst seinen neuen Winterreifen Cinturato Winter 3 vor; einen Hochleistungs-Winterreifen für Limousinen und Crossover, der Sicherheit und Kontrolle bei winterlichen Bedingungen bietet. Im Vergleich zu bisherigen Reifen soll der Cinturato Winter 3 – erhältlich zwischen 16 und 20 Zoll – mehr Laufleistung bieten und insbesondere bei Aquaplaning besser funktionieren. Für elektrifizierte Fahrzeuge soll er Reichweitensteigerungen von bis zu zehn Prozent bringen. Der Reifen verfügt im Innern über schallabsorbierende Materialien, die die Abrollgeräusche reduzieren sollen.

Während ein Reifen wie der Pirelli Cinturato Winter drei für verschiedene Antriebsarten geeignet ist, richtet sich der Pirelli P Zero Winter 2 speziell an Elektroautos und Plug-in-Hybride. Die Reifen werden aus über 50 Prozent biobasierten oder recycelten Materialien hergestellt, worauf einige Autohersteller besonderen Wert legen. Mit dem Rollwiderstand der Klasse A holt der Reifen gerade einer schweren Elektrolimousine wie dem BMW i7 jeden Kilometer aus dem Batteriepaket heraus. Pirelli brachte im Sommer den ersten Serienreifen auf den Markt, der zu über 70 Prozent aus biobasierten und recycelten Materialien besteht, darunter FSC-zertifiziertem Naturkautschuk. Der neue Reifen, ein Pirelli P Zero, wurde in einer speziell für JLR entwickelten Version entwickelt und wird zunächst auf ausgewählten 22-Zoll-Felgen für den Range Rover erhältlich sein.

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