Großbritannien zieht das „Verbrenner-Verbot“ wieder vor

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Daniel Krenzer
Daniel Krenzer
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Während in der Europäischen Union darüber heiß diskutiert wird, ob nach 2035 weiterhin Autos mit Verbrennungsmotoren für vermutlich exklusive Ersatzkraftstoffe zugelassen werden dürfen sollen, geht Großbritannien einen anderen Weg. Nachdem die vorherige Regierung das Verbot der Neuzulassung von CO2-emittierenden Fahrzeugen voriges Jahr von 2030 auf 2035 nach hinten verlegt hat, will die neue Regierung offenbar den alten Zeitplan wiederbeleben, berichtet Electrive.

Demnach schrieb dies das britische Portal Fleet News unter Berufung auf Aussagen aus dem Verkehrsministerium. Allerdings gehe es dabei vorrangig um Autos, ob die Frist auch für Nutzfahrzeuge wieder nach vorne verlegt werden soll, sei offen. Außerdem ist noch nicht klar, bei welchen Hybriden in dieser Regelung „ein Auge zugedrückt“ wird. Ursprünglich war vorgesehen, dass nur (Plug-in-)Hybride erst einmal weiterhin zugelassen werden sollen, die „eine beträchtliche Strecke fahren können, ohne dass Kohlenstoff aus dem Auspuff austritt“.

Seit diesem Jahr müssen auf der Insel lokal emissionsfreie Autos mindestens 22 Prozent des Gesamtabsatzes eines Herstellers ausmachen. Dieser Wert soll sukzessive steigen, im Jahr 2030 bereits 80 Prozent betragen und im Jahr 2035 dann 100 Prozent. Und dann wäre auch mit Plug-in-Hybriden Schluss. Für Kleintransporter gelten etwas weniger strenge Prozentwerte. Geregelt wird dies in sogenannten ZEV-Mandaten („Zero Emission Vehicle“). „Die Labour-Partei, die jetzt im Vereinigten Königreich an die Macht gekommen ist, hatte bereits während des Wahlkampfs angekündigt, dass sie die ursprüngliche Frist bis 2030 wiederherstellen würde. Der Schritt ist also keine große Überraschung“, schreibt Electrive.

Im Vergleich zur aktuellen Situation in Deutschland sind Briten Elektroautos gegenüber deutlich aufgeschlossener. Im Juni hat der Marktanteil von batterieelektrischen Autos mit 19 Prozent wieder einen Aufschwung erlebt, im Vergleich zum Vorjahr wurden 7,4 Prozent mehr Elektroautos verkauft. In Deutschland lag der Marktanteil im Juni bei 14,6 Prozent – und somit ein ganzes Stück niedriger als noch ein Jahr zuvor, als es noch 18,9 Prozent waren.

Quelle: Electrive – „Großbritannien will Verbrenner-Verbot wieder auf 2030 vorziehen“

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Daniel Krenzer

Daniel Krenzer

Daniel Krenzer ist als studierter Verkehrsgeograf und gelernter Redakteur seit mehr als zehn Jahren auch als journalistischer Autotester mit Fokus auf alternative Antriebe aktiv und hat sich zudem 2022 zum IHK-zertifizierten Berater für E-Mobilität und alternative Antriebe ausbilden lassen.

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Wolfbrecht Gösebert:

„Alle Parteien wissen[,] das[s] synthetische Kraftstoffe nur in geringen Mengen zu Verfügung stehen [werden].“

Ja, UND sie werden eh NICHT für den straßengebundenen Verkehr, sondern insbesondere für die LUFTFAHRT benötigt!

„Das[s] sie damit der Autoindustrie [extrem] [s]chaden[,] ist egal.“

ANDERSHERUM wird ein Schuh draus: Die klassische Autoindustrie schadet sich selbst EXTREM, wenn sie noch auf synthetische Kraftstoff-Verbrenner setzen würde. Von den Nischen-Anwendungen (Sonderfahrzeuge) mal abgesehen.

Christian:

In Deutschland ist schon Wahlkampf und darum ist das Thema. Nach der Wahl ist das wieder vergessen. Alle Parteien wissen das synthetische Kraftstoffe nur in geringen Mengen zu Verfügung stehen wird.
Das sie damit der Autoindustrie extern Schaden ist egal.

Ralf:

In England sind die Parteien offensichtlich zwiegespalten und kaum ist eine andere Regierung im Amt, wird alles wieder umgedreht. Zumindest ist aber die Bevölkerung nicht so verbohrt, wie der deutsche Michel (und vielleicht noch die Italiener), was die steigenden Verkaufszahlen von BEV bestätigen. Dieses dumme Festhalten an alten Werten von Diesel-Dieter und Co. hat uns bereits geschadet. Die besten Großserienautos der Welt waren einst made in Germany. Wir sind jedoch fleißig dabei, diesen guten Ruf als Autonation aufs Spiel zu setzen. Und die Verfassungsrichter weden unserer Regierung sowieso bald den Marsch blasen, wegen der verfehlten CO2-Ziele. Bald schon werden wir Tempolimit 120 auf der BAB haben. Vielen Dank dafür an die ewig Gestrigen. Wenn auch die Reichweite von BEV noch nicht ganz auf der Höhe der gut entwickelten Diesel-Pkw ist (was für die meisten im Alltag irrelevant ist), so überwiegen die wesentlichen Vorteile bei Weitem.

Wolfbrecht Gösebert:

Zitat Philipp:
„Störend für jede Transformation ist ein ständiges [H]in und [H]er.“

Ja.
Dennoch halte ich es für richtig, dass dort die neue Labour-Regierung die »Wahlkampf-orientierte Schnellschuß-Verschiebung« der Tories auf 2035 wieder aufgehoben hat! Dazu hoffe ich noch, dass die GB-Preise für Autostrom günstig bleiben bzw. werden! Dazu sollte sich auch die Politik in -D- entscheiden …!

Roland:

Die Briten sind vernünftiger als D. Nicht verwunderlich bei den destruktiven Parteien FDP und CDSU. Trotzdem müssen bei uns noch einige Maßnahmen von der Regierung umgesetzt werden damit die Akzeptanz steigt:
– mehr Ladesäulen und endlich die Laternenladesäulen
– Preisregulierung bei Ladesäulen (das Abzocken muss ein Ende haben)
– Zahlen mit EC/Kreditkarte an der Säule
– Senkung der Stromsteuer
– Erhöhung der Diesel Steuer (und auch insgesamt für Gas/Benzin)
– hohe Strafen für Falschparker an Ladesäulen (Melden per App!!!)
– Erhöhung der Versteuerung bei Dienstverbrennern
– ….

Mit den Maßnahmen wird das was mit der Wende zum E-Motor.

Philipp:

Störend für jede Transformation ist ein ständiges hin- und her.

Wenn man eine Geschichte an das eigene Volk und die Wirtschaft verkaufen will, dann sind das verlässliche Termine.

Auch wenn das Volk üblicherweise nur bis heute in die Zukunft schauen kann – siehe Gebäudeenergiengesetz, oder Verbrennerverbot wenn es um 100% CO2 Neutralität in 2045 geht.

Johannes:

Und hier noch die Quelle zu Ladepreisen (entspricht aber meiner persönlichen Erfahrung) http://www.rac.co.uk/drive/electric-cars/charging/electric-car-public-charging-costs-rac-charge-watch/

Johannes:

Dass die Briten deutlich aufgeschlossener sind verwundert auch in sofern, als die Ladesäulensituation dort gar nicht mal so rosig ist. Die Preise sind höher als hier und es gibt weniger Ladesäulen. Auch in London fahren viele E-Autos, die ausschließlich öffentlich laden können. Es gibt hier und da einfache Ladepunkte an Laternen aber vorallem sind die Schnelllader an Tankstellen gut belegt.
Den Deutschen täte es vielleicht gut mal wieder mehr Kreativität in Problemlösungen statt in Ausreden an den Tag zu legen.

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