Fahrbericht Audi Q3 PHEV: Reichweiten stark, aber ohne Allrad

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Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
  —  Lesedauer 5 min

Audi legt seinen Q3 neu auf – größer, erwachsener und besser als je zuvor. Weil die Elektronachfrage unverändert hakt, bleiben Plug-in-Hybriden wichtiger denn je – auch bei Audi. Doch wo bleibt die Allradversion für den Q3 mit Stecker?

Der Audi Q3 ist ein besonders wichtiges Modell im Ingolstädter Modellprogramm. Am unteren Ende der Mittelklasse positioniert, betont familientauglich, variabel und trotz üppiger Preise für viele Interessenten gerade noch bezahlbar, bietet er kaum weniger Technik als seine großen Brüder und zumindest mittelfristig ein breites Antriebsportfolio. Vorbei ist es mit der emotionalen Sportversion des 400 PS starken Fünfzylinder-Turbos im bisherigen Audi RS Q3. Da auch die Dieselantriebe immer unwichtiger werden, kommt dem Plug-in-Hybridantrieb eine zentrale Rolle zu.

Doch trotz allem Hightech, viel Komfort im Innern und einem feinen Fahrwerk lässt gerade die Hybridversion ein zentrales Detail vermissen, auf das viele Kunden Wert legen und viele Konkurrenten anbieten: einen Allradantrieb.

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Den bietet Audi zwar bei den stärkeren Diesel- und Benzinerversionen, doch gerade beim Q3 PHEV fehlt diese Antriebsvariante beim e-Hybrid ebenso wie den Schwestermodellen VW Tiguan oder VW Tayron. Zu verstehen ist das an sich nicht, denn der Audi Q3 ist auf einer Plattform unterwegs, die einen Allradantrieb ermöglicht und eben auch bei anderen Versionen ohne Stecker anbietet. Dabei ist genau der bei einigen Wettbewerbern aus Europa und Asien zu bekommen; zugegeben nicht immer in der Kombination mit Stecker.

Das ist ärgerlich, da gerade der Audi Q3 e-Hybrid einen guten Kompromiss aus elektrischem Fahren und Langstreckentauglichkeit bietet. Da der 1,5 Liter große Basisbenziner mit seinen 110 kW / 150 PS dann doch etwas wenig für einen 1,9 Tonnen schweren Crossover der 4,50-Meter-Klasse ist, lockt der 1,5 Liter große Vierzylinder als Plug-in-Hybrid, der das Hubraumminus mit einem Elektromotor auszugleichen versucht.

Der zusätzliche E-Motor im sechsstufigen Doppelkupplungsgetriebe mit seinen 85 kW / 115 PS sorgt für eine Gesamtleistung von 200 kW / 272 PS. Durch das 19,7 kWh große Batteriepaket im Unterboden kann der Fronttriebler knapp 120 Kilometer rein elektrisch zurücklegen. Das ist mehr als ordentlich.

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So ist er im Alltag auf kürzeren bis mittleren Strecken nahezu komplett elektrisch unterwegs und der aufgeladene Vierzylinder ist nahezu arbeitslos. Das schadet nicht, denn gerade unter Last klingt dieser alles andere als souverän für ein Fahrzeug der Über-50.000 Euro-Liga. Bei hohen Geschwindigkeiten, entladenem Batteriepaket oder je nach Fahrmodus arbeitet der Verbrenner unaufgeregt – bis man ihm die Sporen gibt. 400 Nm maximales Drehmoment sind allemal ausreichend und an einem Schnelllader tankt der Audi Q3 e-Hybrid mit bis zu 50 Kilowatt nach. 0 auf Tempo 100 in 6,8 Sekunden spielen real keine Rolle und auch über die mäßige Höchstgeschwindigkeit von 215 km/h für ein Auto mit mehr als 250 PS mag man hinwegsehen und sich stattdessen über den Normverbrauch von rund zwei Litern Super freuen.

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Doch es bleibt dabei – nicht allein bei nasser Fahrbahn vermisst der Fahrer den sinnvollen Allradantrieb und ärgert sich über spürbare Antriebskräfte im griffigen Multifunktionslenkrad. So bleiben die Allradbenziner mit zwei Litern Hubraum und 150 kW / 204 PS sowie 195 kW / 265 PS für viele Kunden die bessere Wahl, die ihre Leistung dann über ein siebenstufiges Doppelkupplungsgetriebe an beide Achsen übertragen. Die Abstimmung des Fahrwerks passt, ist allemal gelungen. Federn und Dämpfer – auf Wunsch elektronisch geregelt – sind dabei straffer als bei vielen Wettbewerbern, ohne dabei unkomfortabel zu wirken. Die Lenkung präzise und die Bremse griffig. Mit den optionalen 20-Zöllern wird es recht straff – 18 oder 19 Zoll sind kommoder.

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Innen kann der Audi Q3 PHEV gerade auch als mindestens 51.150 Euro teurer Sportback gefallen. Er liegt zwar nicht auf dem hohen Qualitätsniveau vergangener Audi-Jahre, muss sich aber gegenüber der internationalen Konkurrenz nicht verstecken. Die Sitze sind vorne sehr bequem und auch im Fond gibt es für die Insassen trotz überschaubarer Abmessungen durch die verschiebbare Rückbank ein gutes Platzangebot für die Beine. Der Kopfraum ist dagegen so überschaubar, dass über 1,75 Meter kaum etwas geht und im Fond Komfortdetails wie eine getrennte Klimaregelung oder eine Sitzheizung fehlen. Das Geräuschniveau ist nicht zuletzt Dank des Dämmglases gut und so dürften allein die beiden Displays für Instrumente und Bedienung und Navigation mit 11,9- und 12,8 Zoll Diagonalen gerne etwas größer sein, während die wichtigsten Informationen über ein Head-up-Display ins Blickfeld des Fahrers gespiegelt werden.

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An die beiden neuen Lenksteckhebel mit breiten Bedienmodulen für Blinker und Scheibenwischer links sowie Gangwahl rechts gewöhnt man sich schnell – Elektromodelle lassen grüßen. Die Touchflächen am Lenkrad könnten jedoch mit Tastern praktischer sein. Überschaubar: das Ladevolumen liegt zwischen 375 und 1196 Litern, während der neue Q3 bis zu 2,1 Tonnen schwere Anhänger ziehen kann.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.

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