Elektroauto im Urlaub: Fahrradträger ans Heck, mit Wohnanhänger maximal 80 km/h

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Iris Martinz
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  —  Lesedauer 3 min

Immer öfter beweisen Elektroautofahrer, dass die Fahrt in den Urlaub auch mit einem Stromer problemlos zu bewältigen ist. Auch bei Strecken jenseits der 1.000 Kilometer. Wenn die ganze Familie verreist, sind oft Fahrradträger, Dachbox oder Wohnanhänger mit an Bord. Dann verbraucht das Elektroauto natürlich mehr also ohne die Aufbauten oder Anhänger. Wieviel tatsächlich, hat der ADAC nun in einer standardisierten Testreihe erhoben. Eines vorweg: nicht das Gewicht bedingt den Mehrverbrauch, sondern die geänderte Aerodynamik!

Mit dem zu erwartenden Mehrverbrauch ändert sich auch die Ladeplanung, das müssen Elektroautofahrer im Vorfeld schon berücksichtigen. Daher ist es wichtig zu wissen, wieviel sich der Verbrauch nach oben verändern wird, wenn beliebte Anbauten wie Fahrradträger oder Wohnanhänger mit in den Urlaub sollen. Gemessen wurden die Mehrverbräuche jeweils mit einem aktuellen Kia EV6 bei einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von 120 km/h (100 km/h bei den Anhängern), für alle anderen Fahrzeuge geben sie aber eine ungefähre Größenordnung.

Bei den fahrzeuggebundenen Aufbauten sollte man auf Dachträger für Fahrräder oder Dachzelte verzichten. Beide bedingen einen Mehrverbrauch von satten 33 Prozent. Werden die Fahrräder hingegen am Heck transportiert, beträgt der Mehrverbrauch nur acht Prozent. Dachboxen machen sich mit etwa 14 Prozent Mehrverbrauch bemerkbar, Dachträger ohne Fahrräder immerhin noch mit fünf Prozent. Beides sollte daher außerhalb der Urlaubszeit unbedingt wieder abmontiert werden.

Bei den Anhängern knabbert naturgemäß ein großer Wohnanhänger am meisten an der Reichweite – der Mehrverbrauch beträgt bei 100 km/h Durchschnittsgeschwindigkeit 103 Prozent! Wer mit Wohnanhänger verreist, muss also mit einer Halbierung der Reichweite rechnen. Ebenfalls sehr negativ wirkt sich ein Pferdeanhänger aus – plus 83 Prozent Verbrauch. Ein ungebremster Anhänger mit Aufbau, der über das Auto ragt, verursacht 24 Prozent Mehrverbrauch. Ein kleiner ungebremster Anhänger ohne Aufbau hingegen nur ein Prozent!

Es ist also leicht erkennbar: alles, was die Aerodynamik des Elektroautos empfindlich verschlechtert, verursacht mehr Verbrauch. Das zusätzliche Gewicht hat hingegen einen deutlich geringeren Einfluss als erwartet. Es wirkt sich zwar insbesondere bei Steigungen und Beschleunigung aus, wobei hier aber sehr viel Energie beim Bergabfahren und Bremsen wieder rekuperiert werden kann. Die Verbrauchsdifferenz zwischen einem unbeladenen (nur Fahrer) und einem voll beladenen Fahrzeug (plus 280 Kilogramm) betrug in einem Extremversuch des ADAC insgesamt aber nur sechs Prozent.

Der Luftwiderstand nimmt hingegen quadratisch mit der Geschwindigkeit zu. Bei doppelter Geschwindigkeit ergibt sich somit ein viermal höherer Luftwiderstand. Wer mit einem Wohnanhänger-Gespann also nur 80 km/h im Durchschnitt fährt, verzeichnet einen Mehrverbrauch von nur 54 Prozent! Es zahlt sich also aus, auf der ersten Spur zu bleiben, möglichst noch im Windschatten eines LKWs. Vorausschauendes Fahren und bewusstes Rekuperieren reduziert den Verbrauch ebenso. Bei fahrzeuggebundenem Zubehör sollte man hingegen auf eine aerodynamische Ausführung achten und Dachaufbauten möglichst vermeiden.

Quelle: ADAC – ADAC Test zur Reichweite: Elektroauto mit Fahrradträger oder Anhänger

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Iris Martinz

Iris Martinz

Iris Martinz ist Unternehmens- und E-Mobilitätsberaterin in Österreich, mit langjähriger Erfahrung im Recycling und Second Life von E-Mobilitätsbatterien. Fährt sowohl rein elektrisch, als auch V8, und möchte die beiden Welten etwas näher zusammenbringen. Nachzulesen unter www.mustangsontour.com.

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Burgard:

Selbst fahre einen id4 , das Problem beim tanken Anhänger abhängen aber wie, es geht dann im Sommer kreuz und quer! Vielleicht sollte man sich auch bewaffnen um an eine ladesäule zu gelangen !?

Ben:

Aber FCEV fällt doch gleich von von herrein aus oder gibt es mitlerweile bezahlbahre FCEVs oder überhaupt ein FCEV mit Anhängerkupplung und falls es so etwas geben sollte wie hoch ist dann der Preis/km, ich mein jetzt schon sind wir bei min 12,85€/kg(laut H2 mobility) also 13€/100km und dann mit Anhänger bei 20€/100km, also ca. das gleiche mit 30kWh/100 bei 0,60€ also 18€/100km. Nur mit dem unterschied das man mit BEVs jetzt schon mit Anhänger fahren kann.

Alexey:

+1
Jepp da bin ich ganz bei Dir. Mit dem meisten angehängten Lasten darf eh nicht „schnell“ gefahren werden. Da muss man also so oder so etwas mehr Zeit für seine Strecken einplanen. Ob man da jetzt einen Lade-Stop mehr macht oder nicht, macht man Ende des Tages nicht viel aus.

Viel schlimmer finde ich die Leute die trotz angehängter Last jegliche Tempo-Limits ignorieren und dann mit 150 km/h an einem vorbei rauschen. Da wäre es mal schön wenn bei aller moderner Technik das Fahrzeug erkennen würde wenn es etwas zieht und dann bei 100 km/h automatisch abriegelt.

Ich habe leider schon einen schweren Unfall eines Wohnwagen ziehenden PKW’s recht unmittelbar miterlebt weil er kurz vor mir einen Unfall hatte und der gesamte Wohnwagen quer über die Autobahn verteilt war…sowas ist nicht schön.

Dagobert:

Wo jeder halbwegs bezahlbare BEV beim Ziehen eines Anhängers, oder wenn man mit Dachbox nicht schleicht, 1/4 bis 1/3 der Reisezeit steht.
Nein danke…

Daniel W.:

Ich lasse den FCEV-Fans ihren Traum, sollen sie noch etwas weiter träumen. Wir haben voraussichtlich in Zukunft gar nicht genug Ökostrom, um auch noch den Wasserstoff für die FCEV zu produzieren.

Die drastisch zunehmenden Dürren in weiten Teilen Europas werden die Politiker dazu zwingen den Treibhausgasausstoss dratisch zu reduzieren und da wird die Industrie gigantische Mengen an grünem Wasserstoff brauchen als Ersatz für fossile Energien, so dass für die Fahrzeuge nichts mehr übrig bleibt, weder für FCEV noch für die H2-Verbrenner und überhaupt nicht fürs E-Fuels und anderen Blödsinn.

Auch ein Tempolimit in Deutschland wird sich nicht mehr lange verhindern lassen, wenn China einen Krieg mit Taiwan vom Zaun bricht und die Energiepreise vollends durch die Decke gehen. Von der Unterbrechung der Chipproduktion in Taiwan über fehlende Akkupacks aus asiatischen Ländern bis hin zu fehlenden Medikamentenrohstoffen aus Indien mal ganz abgesehen.

Wir werden dann alle kleinere Brötchen backen müssen und uns auch von schweren SUVs, Flugreisen, Containertransporte rund um den Globus usw. verabschieden müssen. Vielleicht lernen es dann die Leute dann, dass es auch mit Fahrrädern, überdachten Pedelecs, ÖPNV und Fernverkehr auf der Schienen geht.

Weiter will ich die Zukunft gar nicht ausmalen. Vielen Leuten dürfte schon die Vorstellung Magenbeschwerden bereiten, dass sie in Zukunft ohne SUV oder FCEV, ohne Flugreisen u.ä. leben müssten.

Für mich ist diese Vorstellung dagegen herrlich – leben ohne viel Balast, ein Dach über dem Kopf, ein warmes Wohnzimmer im Winter, genug zum Essen vom nahen Supermarkt und genug zum Anziehen ohne Einkaufs- und Wegwerf-Rausch sowie Erholung beim Spaziergang im Grünen an der frischen Luft.

Jakob Sperling:

Warum ist das bei Verbrennern viel weniger ein Thema als bei BEV, obwohl der Mehrverbrauch an Energie ja nicht BEV-spezifisch sondern bei einem Verbrenner genau gleich gross ist?

Ganz einfach, weil man bei einem Verbrenner problemlos nachladen kann.

Genau gleich wird das beim FCEV sein. Auch dort wird der Mehrverbrauch zwar mess- und spürbar sein, aber er wird die Mobilität nicht einschränken, weil man ja ganz nach Bedarf problemlos nachladen kann.

Es ist wie überall: das Bessere ist der Feind des Guten.

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