Diesel-Ersatz: Bundesrat billigt HVO 100

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Michael Neißendorfer
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  —  Lesedauer 2 min

Der Bundesrat hat heute neben Cannabis für einen weiteren „grünen Treibstoff“ den Weg freigemacht, und die 10. Bundes-Immissionsschutzverordnung (10. BImSchV) sowie das Saubere-Fahrzeuge-Beschaffungs-Gesetz (SaubFahrzeugBeschG) verabschiedet. Damit können Verbraucherinnen und Verbraucher mit einem Verbrenner künftig auch alternative Dieselkraftstoffe aus ausschließlich erneuerbaren Quellen tanken, wie z.B. HVO (Hydrierte Pflanzenöle) und E-Fuels (gemäß DIN EN 15940).

Heute ist ein guter Tag für die Umwelt und das Klima. Erneuerbare Kraftstoffe können einen maßgeblichen Beitrag zur Defossilisierung vor allem der Bestandsflotte und damit zur Erreichung der Klimaziele im Verkehrssektor leisten. Auf dem Weg zu klimaneutralem Verkehr sind erneuerbare Kraftstoffe die passende und dringend notwendige Ergänzung zur tragenden Säule Elektromobilität“, kommentiert VDA-Präsidentin Hildegard Müller.

HVO wird unter anderem aus (Pflanzen-) Ölen, Fetten und Speiseresten gewonnen. Dies bringt den Vorteil mit sich, dass der Biodiesel im Vergleich zu fossilem Treibstoff deutlich weniger CO2 verursacht – Herstellern zufolge um gut 90 Prozent weniger als fossiler Diesel. Aktuell darf Diesel maximal 7 Prozent des Biokraftstoffs als Beimischung enthalten. Künftig dürfen Tankstellen auch 100-prozentiges HVO verkaufen, das allerdings nicht in allen Fahrzeugen getankt werden kann. Diesel-Fahrer sollten sich vorher schlau machen, ob ihr Fahrzeug HVO 100 auch verträgt. Ein Liter des alternativen Kraftstoffs kostet jedoch gut 15 bis 20 Cent mehr als fossiler Diesel.

Das Klimaschutz-Potential erneuerbarer Kraftstoffe unterstreicht ein Blick auf den Pkw-Bestand: Selbst wenn das Ziel der Bundesregierung von 15 Millionen E-Autos bis 2030 erreicht wird, werden immer noch rund 35 Millionen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor auf deutschen Straßen unterwegs sein. „Auch der Fahrzeugbestand muss einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können – hier sind erneuerbare Kraftstoffe der zentrale Hebel“, so Müller.

Es wurden beide Legislativtexte verabschiedet, da die 10. BImSchV lediglich Normen für paraffinische Dieselkraftstoffe festlegt, nicht aber die Energiequelle. Mögliche Energiequellen bestimmt das SaubFahrzeugBeschG. Um eine unbeabsichtigte Förderung fossiler paraffinischer Dieselkraftstoffe zu vermeiden, wurde daher ein Ausschluss fossiler Energiequellen über das SaubFahrzeugBeschG beschlossen.

Der Bundesrat hat den Weg frei gemacht für paraffinische Dieselkraftstoffe aus ausschließlich erneuerbaren Quellen. Das ist entscheidend für den Klimaschutz und erhöht gleichzeitig die gesellschaftliche Akzeptanz für diese Kraftstoffe“, so die VDA-Präsidentin. Deutschland übrigens hinkte anderen Ländern mit der Billigung von HVO 100 mal wieder weit hinterher: In Italien, den Niederlanden, in Österreich und Schweden etwa sind paraffinische Dieselkraftstoffe schon weit verbreitet.

Vor allem die Logistikbranche, die immer strengere CO2-Auflagen erfüllen muss, wartet schon länger auf HVO 100. Deutsche Unternehmen sahen sich hier mit Blick auf die anderen Länder Europas benachteiligt im internationalen Vergleich.

Quelle: VDA – Pressemitteilung vom 22.03.2024

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Silverbeard:

Interessant wäre noch die Angabe eines realistischen Potentials gewesen.
Sonst ist das wie beim E-Fuels. Da wird auch nur immer davon geredet, wie praktisch das doch wäre. Aber nie vom Aufwand für den Aufbau der Produktionskapazität dafür.

Beim HVO100 ist der begrenzende Faktor die vorhandenen Grundstoffe, also organische Reste und Essensabfälle. Oder wollen wir die aus aller Welt importieren? Dann läuft es nämlich wieder auf Palmöl hinaus, wie beim Biodiesel.

Und mal so ganz nebenbei. An den restlichen Abgasen (außer dem klimaneutralen CO2) ändert sich gar nichts. Die bleiben so giftig und umweltschädlich wie bisher.

Silverbeard:

>>Für eine Zelle mit 1kwh Energie benötigt man zur Zeit bis zu 40kwh Energie<<

Und dann kann man die bis zu 300.000km benutzen, für mehrere 1.000 Volladungen. Wie viel mal kann man produziertes HVO100 benutzen?

Daniel W.:

A) Informationen und erste Berechnungen

—–
Die neueste Studie des Fraunhofer FFB belegt dies: Sie kommt auf einen Wert von 20 bis 40 Kilowattstunden Energie für die Produktion von einer Kilowattstunde Speicherkapazität.
(Quelle: ingenieur.de – 29.09.2023)
—–

Bei einem Akku mit 50 kWh wären das 1.000 bis 2.000 kWh.
1.000 bis 2.000 kWh geteilt durch 1,6 kWh pro Liter entspräche dem Strombedarf in der Raffinerie für 625 bis 1.250 Liter.
625 bis 1.250 Liter bei 5 Liter pro 100 km (Kleinwagen) wären 12.500 bis 25.000 km.

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Wenn ein Fahrzeug einen Liter Benzin verbraucht, stößt es etwa 2,37 Kilogramm CO2 aus. Wurde Diesel getankt, sind es 2,65 Kilogramm CO2.
(Quelle: Helmholtz.de)
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Auch im Hinblick auf die spezifischen CO2-Emissionen sind die rheinischen Braunkohlenkraftwerke negative Spitze. Bis zu 1.188 g CO2 pro Kilowattstunde Strom emittieren die zum Teil mehr als 45 Jahre alten Kraftwerke. Aber auch die angeblich „modernsten Braunkohlenkraftwerke der Welt“, die so genannten Braunkohlenkraftwerke mit optimierter Anlagentechnik (BoA) in Niederaußem und Neurath kommen noch immer auf etwa 950 g CO2/kWh. Das ist dreimal mehr, als bei modernen Gaskraftwerken.
(Quelle: bund-nrw.de)
—–

B) Berechungen mit den dreckigsten Kohlekraftwerken:

5 Liter Benzin setzen bei Verbrennung 11,85 kg CO2 frei.
5 Liter = 8 kWh (Raffinerie-Strom), also 9,504 kg CO2
Zusammen bei 5 Liter auf 100 km also 21,354 kg CO2

17 kWh auf 100 km im E-Kleinwagen 20,196 kg CO2 (Akku 50 kWh ca. 1.500 kWh Strom für Herstellung sind 1782 kg CO2)
1782 kg und 125.000 km also 100 km 1,426 kg CO2
Zusammen bei 17 kWh/100km wären 21,622 kg CO2

C) Berechnungen mit nicht ganz so dreckigen Kohlekraftwerken:

Benziner -> 19,45 kg CO2 (11,85 kg + 7.6 kg)

E-Autos -> 17,290 kg CO2

D) Fazit:

Wäre der ganze Strom der dreckigste Kohlestrom, dann hätte der Verbrenner einen Hauch Vorsprung.

Ist es zwar alles Kohlestrom, aber nicht mehr der Dreckigste, dann hat das E-Auto einen deutlich Vorsprung.

Beim Strommix sieht es noch besser aus und je sauber der Strom der E-Autos wird desto größer wird deren Vorsprung.

Pheaton:

Für eine Zelle mit 1kwh Energie benötigt man zur Zeit bis zu 40kwh Energie

Daniel W.:

Dann auch bei der Herstellung von Benzin und Diesel in der Raffinerie den Kohlestrom verwenden – rund 1,6 kWh Strom pro Liter Treibstoff.

Das wären bei 5 Litern rund 8 kWh Strom in der Raffinierie, dazu den Strom der Tankstellen und das CO2 der Diesel-Tankfahrzeuge.

Pheaton:

Grennwashing seit ihr mit euren BEV,
Das Thema hatten wir schon.
Immer auf die jetzige Situation bezogen.
Marginalstrom und nicht Strommix.
Jedes E Auto erzeugt mehr CO2
durch Koehlekratwerke.
Man sollte wirklich mal den VDI Präsidenten mit Herrn Pro. Fichtner mal gemeinsam in dem Podcast Laden einladen und sich erklären lassen.

Daniel W.:

Da haben die Politiker wohl den weltweiten Klimawandel vergessen oder ganz einfach verdrängt.

Die „Milchmädchenrechnung“ könnte in Zukunft „Altherrendieselrechnung“ heißen und genauso daneben liegen.

Wieder eine Form von Greenwashing, um die alten Stinker schön zu rechnen und weitere Jahrzehnte am Leben zu halten.

Wo sollen denn die riesigen Felder für den vielen Biodiesel liegen und welches Land soll auf die Nahrungsmittelproduktion verzichten?

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