DAF-CEO: Dekarbonisierung bei Lkw muss beschleunigt werden

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Laura Horst
Laura Horst
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Für Harald Seidel, CEO von DAF Trucks, läuft die Elektrifizierung in der Lkw-Sparte zu langsam an. Seidel fordert eine europaweite Zusammenarbeit bei der Umstellung auf emissionsfreien Lkw-Verkehr, um Hürden bei der Infrastruktur oder in Hinblick auf die Kostenfrage zu meistern.

„Die Dekarbonisierung ist kein Einzelsport. Es ist ein Mannschaftssport“, sagte Seidel auf der Veranstaltung Drive Forward in den Niederlanden. Gefragt seien nicht nur die Hersteller, sondern es müsse ein „funktionierendes Ökosystem“ geschaffen werden. Um die Elektrifizierung zu beschleunigen, ist laut Seidel nicht nur eine flächendeckende Infrastruktur nötig, Unternehmen müssen sich auch darauf verlassen können, dass Elektro-Lkw rentabel sind und die Investition sich in fünf Jahren noch auszahlt.

DAF selbst hat umfangreich in Elektro-Lkw investiert und unter anderem ein neues Montagewerk in Eindhoven errichtet, jedoch machen elektrische Lkw bisher nur einen Bruchteil des Absatzes aus. Im vergangenen Jahr wurden in Europa lediglich 4500 emissionsfreie Lkw verkauft, während der gesamte europäische Markt rund 360.000 Einheiten umfasste, wie der DAF-Chef mitteilt.

Um schneller auf elektrische Lkw umzustellen, muss man laut Seidel „an den Geschäftssinn des Betreibers appellieren“, für den der Lkw ein Arbeitsmittel ist, mit dem er Geld verdienen muss. Drei Faktoren seien dabei zu berücksichtigen: Emissionsfreie Lkw müssen rentabel sein, die Ladeinfrastruktur muss flächendeckend vorhanden sein und für Unternehmer muss vorhersehbar sein, dass sich ihre Investition auch noch in ein paar Jahren rentiert.

Während der DAF-CEO den Aktionsplan der Europäischen Kommission für die Automobilindustrie als positiven Schritt betrachtet, um einen Überblick zu bekommen, wie die Klimaziele erreicht und die europäische Wettbewerbsfähigkeit gestärkt werden kann, kritisiert er die Umsetzung. Diese muss nach Seidels Ansicht beschleunigt werden, wozu er erklärt: „Wir brauchen jetzt intelligente Projekte auf der Straße. Korridorkonzepte, bei denen die Infrastruktur auf die regionalen Lkw-Verkehrsmuster abgestimmt wird, sind vielversprechend, aber es geht nicht schnell genug.“

Zu langsam laufe immer noch der Ausbau von Ladestationen in Europa. Um die Klimaziele zu erreichen, seien 50.000 öffentliche Ladestationen in Europa notwendig. „Das bedeutet, dass jeden Monat Hunderte installiert werden müssen. Und von diesem Tempo sind wir weit entfernt“, sagt Seidel. Mit gerade einmal zwei Prozent ist der Anteil der emissionsfreien Lkw deutlich entfernt vom diesjährigen Klimaziel, das bei 15 Prozent liegt. Bis 2030 soll die Branche sogar 45 Prozent Elektrifizierung erreichen.

Verfehlen Erstausrüster wie DAF ihre CO₂-Ziele bis 2030, zahlen sie hohe Strafen: Jeder Prozentpunkt kostet die Branche laut Seidel 750 Millionen Euro, wozu er ergänzt: „Und wenn wir gezwungen sind, Emissionszertifikate zu kaufen, raten Sie mal, wer davon profitiert? Tesla in den USA oder BYD in China. Dieses Geld verlässt buchstäblich Europa – anstatt in unsere eigenen Innovationen investiert zu werden.“

In Hinblick auf die Klimaziele plädiert der DAF-Chef für Technologieneutralität, wonach mehrere Ansätze verfolgt werden, um die Emissionen in der Lkw-Branche zu mindern. Man müsse zwischen den Fahrzeugen und ihrem Einsatzzweck unterscheiden: „Aber für den Fernverkehr ist Wasserstoff vielleicht besser geeignet. Und selbst im Jahr 2030 werden noch Millionen von Diesel-Lkw unterwegs sein, also brauchen wir auch saubere Kraftstoffe und effiziente Verbrennungstechnologien.“

Quelle: Innovation Origins – DAF CEO: ‚Decarbonization is a team sport, not a solo race‘

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Daniel W.:

Eigentlich müssten neben jeden Ladepark an der Autobahn auch PV- und / oder Windkraftanlagen gebaut werden und dieser Ökostrom müsste frei von „Stromsteuer, Konzessionsabgabe, KWK-Aufschlag, StromNEV-§19, Offshore-Netzumlage“ bleiben und vorrangig an die Ladeparks gehen, der Rest ins Netz.

Die Ladepreise könnten bei reichlich Sonne und Wind deutlich reduziert werden, damit von den E-Lkw-Fahrern auch reichlich Ökostrom vorort geladen wird.

Der Restbedarf an Ladestrom, wenn nicht genug Sonne scheint oder der Wind nicht genug weht, würde wie bisher zugekauft.

Der größte Posten beim Berieb von E-Lkws dürfte der Ladestrom sein und dessen Preis muss deutlich gesenkt werden.

Ohne günstige Ladepreise für E-Lkws und auch für E-Autos dürfte die E-Mobilität viel Jahre vor sich hindümpeln.

Die neue Groko kann in den nächsten 4 Jahren beweisen, ob sie Klimaschutz und E-Verkehrswende will.

Es ist zu befürchten, dass sich CDU/CSU mit Technologieoffenheit vor Veränderungen drücken.

Johannes:

Jammert über den langsamen Umstieg und befeuert ihn im nächsten Satz selbst mit dem Technologieoffenheitsmärchen von H2 und „effizienten“ Verbrennern

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