ZwickRoell: Batterieprüfung beginnt nicht am Bandende

Cover Image for ZwickRoell: Batterieprüfung beginnt nicht am Bandende
Copyright ©

shutterstock / 1455250133 (Symbolbild)

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Die Transformation der Automobilindustrie hin zur Elektromobilität stellt auch die Prüftechnik vor neue Herausforderungen. In einem Interview mit Battery-News betont Dr. Simon Vitzthum, Leiter Industriemanagement bei ZwickRoell, die zentrale Rolle mechanischer Prüfungen entlang der gesamten Batterie-Wertschöpfungskette. Dabei gehe es nicht nur um Sicherheit, sondern auch um Lebensdauer und Performance der Batteriezellen.

„Die Batterie steht im Mittelpunkt – sowohl was ihre Leistungsfähigkeit als auch ihre Sicherheit betrifft“, so Vitzthum. Mechanische Prüfverfahren seien daher essenziell, um strukturelle Integrität und das Verhalten der Zellen unter realen Belastungsbedingungen zu analysieren. Besonders bei der Entwicklung neuer Zellformate und Materialien sei die Reproduzierbarkeit ein großer Vorteil, da viele Versagensmechanismen – etwa bei Stößen oder Druckbelastung – nur so nachvollziehbar untersucht werden könnten.

Die hohe Relevanz des Themas ergebe sich laut Vitzthum vor allem aus dem engen Austausch mit Kunden sowie der engen Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen. „Diese Kombination aus Kundenprojekten und wissenschaftlicher Zusammenarbeit treibt unsere Weiterentwicklung maßgeblich voran“, betont er. Die Prüfbedarfe würden sich dabei oft dynamisch entwickeln – von einzelnen Elektroden über Zellen bis hin zu kompletten Modulen.

Angesichts der Dynamik in der Batterieproduktion – etwa in Gigafabriken – setzt ZwickRoell auf automatisierte, effiziente und zielgerichtete Prüfansätze, die reproduzierbare Ergebnisse liefern. „Natürlich ist mechanische Prüfung aufwendig und kostenintensiv – aber eben auch unverzichtbar für Sicherheit, Lebensdauer und Performance“, so Vitzthum. In eigenen Batterielaboren in Ulm und Shanghai arbeitet das Unternehmen gemeinsam mit Kunden an maßgeschneiderten Lösungen.

Chemiker, Elektrotechniker, Maschinenbauer, Physiker: Alle sind involviert

Ein zentrales Anliegen des Unternehmens sei es, Prüfungen nicht nur als „End of Line“-Testing zu verstehen. Vielmehr verfolgt ZwickRoell einen strategischen Ansatz über drei Ebenen hinweg: von Zellkomponenten wie Aluminium- und Kupferfolien über die Batteriezelle bis hin zum Batteriesystem. „Der Schlüssel ist, möglichst früh mit dem Prüfen zu beginnen und eine durchgängige Strategie zu verfolgen“, so Vitzthum.

Besondere Herausforderungen ergeben sich durch die Vielfalt an Zelltypen und Materialien. Neue Technologien wie Solid-State-Batterien oder Verfahren wie die Trockenbeschichtung erfordern angepasste Prüfmethoden. So verändere das sogenannte „Swelling“ beim Laden – die Volumenzunahme der Zelle – die Druckverhältnisse im Batteriepack. Gleichzeitig gebe es in vielen Bereichen noch kaum Normen, was die langjährige Prüferfahrung von ZwickRoell besonders wertvoll mache.

Normen für Batterieprüfungen hält Vitzthum vorerst nur auf Materialebene für realistisch: „Die Bandbreite der Zelltypen, Zellchemie und Zelldesigns ist derzeit zu groß und die Entwicklungsgeschwindigkeit zu hoch.“ Bei ultradünnen Materialien wie einer 4,5-Mikrometer-Folie sieht er dagegen Chancen für Standardisierungen.

Innovative Prüfgeräte spielen bei der Umsetzung eine zentrale Rolle. So nennt Vitzthum als Beispiel ein Gerät, das gleichzeitig mechanische Kräfte misst, die Temperatur regelt und die elektrische Leitfähigkeit einer Elektrode bestimmt. „Solche interdisziplinären Anforderungen sind typisch im Batteriebereich, und darauf richten wir uns gezielt aus.“

Entscheidend sei dabei auch die enge Zusammenarbeit mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Die Batteriebranche sei interdisziplinär geprägt wie kaum ein anderes Feld. „Chemiker, Elektrotechniker, Maschinenbauer, Physiker: Alle sind involviert“, sagt Vitzthum. Prüfungen in flüssigen Medien oder bei hohen Temperaturen seien nur einige der besonderen Anforderungen, die durch gemeinsame Projekte adressiert werden könnten.

Quelle: Battery-News – „Wo es kaum Normen gibt, entscheidet die Erfahrung“

worthy pixel img
Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

Artikel teilen:

Schreib einen Kommentar und misch dich ein! 🚗⚡👇


Ähnliche Artikel

Cover Image for Citroën will E-Autos für alle erschwinglich machen

Citroën will E-Autos für alle erschwinglich machen

Sebastian Henßler  —  

Citroën-Chef Xavier Chardon erklärt im Podcast, wie die Marke mit Komfort, fairen Preisen und E-Antrieben die Elektromobilität für alle zugänglich machen will.

Cover Image for Genesis Electrified G80 im Test: Unterwegs im Chauffeur-Modus

Genesis Electrified G80 im Test: Unterwegs im Chauffeur-Modus

Daniel Krenzer  —  

Hinten rechts reist es sich in einer E-Limousine wie dem G80 am besten, doch auch auf dem Fahrersitz lässt es sich bis auf wenige Einschränkungen gut aushalten.

Cover Image for Diese 7 deutschen E-Autos haben ein gutes Preis-Reichweiten-Verhältnis

Diese 7 deutschen E-Autos haben ein gutes Preis-Reichweiten-Verhältnis

Daniel Krenzer  —  

Deutsche Elektroautos sind nicht unbedingt die günstigsten. Dennoch gibt es einige Modelle, die ein gutes Preis-Reichweiten-Verhältnis bieten.

Cover Image for Warum Niedersachsens Polizei lieber Audi fährt – und was das über VW verrät

Warum Niedersachsens Polizei lieber Audi fährt – und was das über VW verrät

Sebastian Henßler  —  

Niedersachsen bestellt bei Audi statt bei VW – und sendet damit ein zwiespältiges Signal. Warum der Auftrag mehr über den Konzern als das Land verrät.

Cover Image for Gezielt statt mit der Gießkanne: Verbände fordern sozial gerechte Förderung der E-Mobilität

Gezielt statt mit der Gießkanne: Verbände fordern sozial gerechte Förderung der E-Mobilität

Michael Neißendorfer  —  

Die Klima Allianz Deutschland appelliert an die Politik, die neue E-Auto-Förderung gezielt auf Menschen mit niedrigen Einkommen auszurichten.

Cover Image for Das „Deutsche Auto des Jahres“ wird nicht aus Deutschland kommen

Das „Deutsche Auto des Jahres“ wird nicht aus Deutschland kommen

Michael Neißendorfer  —  

Das deutsche Auto des Jahres wird nicht aus Deutschland kommen, aber wahrscheinlich ein E-Auto sein: Vier der fünf Finalisten fahren rein elektrisch.