Amazon startet mit ersten vollelektrischen Lkw in Deutschland

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
  —  Lesedauer 4 min

Der Versandriese Amazon will bis zum Jahresende seine ersten 20 elektrischen Schwerlastfahrzeuge in Deutschland in Betrieb nehmen. Die Inbetriebnahme der elektrischen Lkw sei ein wichtiger Meilenstein bei der Elektrifizierung der schwer zu dekarbonisierenden mittleren Meile – dem Bereich der Transportindustrie, in dem Fracht zwischen Lagerhallen befördert wird. Die Elektro-Lkw sind ein erstes Puzzleteil auf dem Weg zur vollständigen Dekarbonisierung der eigenen Lieferflotte hin zu dem Ziel, bis 2040 CO2-neutral (net-zero carbon) zu werden.

Lkw und andere Nutzfahrzeuge verursachen rund 36 Prozent der Verkehrsemissionen in Deutschland. Amazon will einen ersten Beitrag zur Minimierung des CO2-Fußabdrucks im deutschen Verkehrssektor leisten, indem das Unternehmen herkömmliche Lkw durch emissionsfreie Elektro-Lkw ersetzt. Die 20 elektrischen Lastwagen werden voraussichtlich mehr als eine Million Kilometer pro Jahr zurücklegen und dabei mit Strom statt Diesel betrieben. Die Fahrzeuge werden von Volvo Trucks produziert und sollen Produkte von Amazons Standorten in Dortmund und Düsseldorf aus transportieren.

Die Elektro-Lkw können an 360 kW starken Schnellladesäulen angeschlossen werden, die die Vierzigtonner in weniger als zwei Stunden vollständig aufladen. Amazon hat bereits zehn dieser besonders flotten Schnellladestationen an seinen deutschen Standorten installiert.

Wir sind bei Amazon bestrebt, unsere gesamte Lieferflotte zu dekarbonisieren. Dabei ist vor allem die Umstellung auf emissionsfreien Transport auf der mittleren Meile eine Herausforderung“, so Andreas Marschner, Vice President Transportation Services Europe bei Amazon. „Deshalb ist die Inbetriebnahme dieser ersten elektrischen Lkw ein wichtiger Meilenstein für uns. Wir werden weiterhin Investitionen vornehmen und Innovationen vorantreiben, um Pakete emissionsfrei an unsere Kundinnen und Kunden zu liefern.

„Wir brauchen mehr Lkw mit alternativen Antrieben auf Deutschlands Straßen“

Damit der Straßengüterverkehr nachhaltiger wird und wir den europäischen Vorgaben nachkommen, brauchen wir mehr Lkw mit alternativen Antrieben auf Deutschlands Straßen“, sagt Oliver Luksic, Parlamentarischer Staatsekretär beim Bundesminister für Digitales und Verkehr. Die Unternehmen hätten Interesse daran, ihre Flotten auf saubere Antriebe umzustellen, so der Politiker. Das zeige auch das Förderprogramm für E-Nutzfahrzeuge, mit dem bislang schon die Anschaffung von mehr als 1200 Fahrzeugen mit Elektro- und Wasserstoffantrieb ermöglicht wurde. „Diese gezielte Unterstützung ist Teil unseres Gesamtkonzepts klimafreundliche Nutzfahrzeuge. Das ist der zentrale Fahrplan zur Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen im Straßengüterverkehr bis 2030“, so Luksic.

Wir setzen dabei auf ein Maßnahmenpaket aus Förderung, Steuerung des Aufbaus alternativer Tank- und Ladeinfrastruktur sowie einem geeigneten regulatorischen Rahmen“, so der Staatsekretär weiter. „Die vor uns liegenden Aufgaben können wir nur durch gemeinsames und zielgerichtetes Handeln aller Akteure schaffen. Deshalb ist es gut, wenn Unternehmen, wie etwa Amazon als Nutzer und Volvo als Hersteller, zusammenarbeiten, um die CO2-Emissionen im Straßengüterverkehr zu senken.“

Die vollelektrischen Lkw ergänzen die wachsende Flotte an emissionsfreien Lieferfahrzeugen von Amazon, so das Unternehmen in einer aktuellen Mitteilung. Allein in Deutschland hat Amazon laut eigener Aussage bereits mehr als 1200 Elektrolieferfahrzeuge im Einsatz. Im vergangenen Jahr habe das Unternehmen mit emissionsfreien Elektrolieferfahrzeugen oder Lastenrädern bereits mehr als 40 Millionen Pakete in Deutschland zugestellt. Diese Anzahl werde weiter steigen, da das Versandunternehmen seine Flotte emissionsfreier Fahrzeuge kontinuierlich ausbaut. Dafür investiert Amazon europaweit mehr als eine Milliarde Euro in die E-Mobility.

Wie Amazon nachhaltiger werden will

Die Ankündigung ist Teil von Amazons Bestrebungen, im gesamten Unternehmen Dekarbonisierungsstrategien umzusetzen. Amazon ist auf dem Weg, seine Betriebsabläufe bis 2025 zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien zu versorgen. 2021 lag der Anteil bereits bei 85 Prozent. Dies betrifft alle Einrichtungen wie Büro-, Laden- und Logistikgebäude, einschließlich der Elektroladestationen vor Ort.

Amazon hat inzwischen mehr als 100 Projekte für erneuerbare Energien in ganz Europa angekündigt und hat gerade zwei große Solarprojekte auf den Dächern der neuesten Logistikzentren in Hof-Gattendorf (Bayern) und Kaiserslautern (Rheinland-Pfalz) angeschlossen. Diese Anlagen verfügen über eine Gesamtkapazität von 7,7 Megawatt (MW) und sind Amazons dritt- und viertgrößten bisher angeschlossenen Onsite-Solaranlagen in Europa.

Darüber hinaus plant das Unternehmen, die Anzahl der Standorte mit Solardachanlagen in Deutschland bis 2024 auf insgesamt 14 zu erhöhen. Sobald alle 14 Standorte in Betrieb sind, sollen sie genug Energie produzieren, um umgerechnet mehr als 13.000 deutsche Haushalte pro Jahr mit Strom zu versorgen. Dieses Vorhaben ergänzt Investitionen, die Amazon in große Offsite-Anlagen zur Gewinnung erneuerbarer Energien in Deutschland tätigt, darunter ein Offshore-Windpark mit einer Kapazität von 350 MW in der deutschen Nordsee, der 2025 ans Netz gehen soll. Sobald dieser Windpark in Betrieb ist, soll er genug Energie produzieren, um umgerechnet mehr als 450.000 Haushalte pro Jahr mit Strom zu versorgen.

Amazon hat 2019 die Klimainitiative Climate Pledge mitgegründet und hat sich verpflichtet, bis 2040 CO2-neutral (net-zero carbon) zu sein. Amazon verzichtet in seinen deutschen Logistikzentren auf Versandverpackungen aus Einweg-Plastik und will weiterhin neue Wege beschreiten, um den Klimawandel zu bekämpfen und in Lösungen zu investieren, die zur zum Netto-Null-Ziel des Unternehmens beitragen.

Quelle: Amazon – Pressemitteilung vom 06.10.2022

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.

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Rene:

Was hat Tesla mit der Preisgestaltung des Stromes zu tun? Überlegen dann schreiben.

Stefan:

Kein Tesla Besitzer wird zum laden am Supercharger gezwungen. Die anderen DC Charger klappen ja auch. Der eigene Strom von der PV vom Dach ist eh günstiger.

Wie auch immer.

Wenn ich an den Tankstellen die Sprit Preise sehe…Muhahaha

Christoph:

Naja, wenn man netzdienlich die SC nutzt und in den Abend-/Nachtstunden lädt, garnicht soviel. Muhahaha…

Läubli:

Da muss ich für einmal nichts dazu sagen, weil es ein handfestes Argument ist, gegen die SC zu schießen (ich finde diese Preisentwicklung auch eine Frechheit von Tesla!) UND: unterhaltungswert hat die Nachricht von David halt schon, sogar inkl. dem Muhaha am Schluss… Hey, da hat aber jemand ein „ha“ am Ende vergessen, das Original lautet doch so: Muhahaha… – nicht?

David:

Kradler. Dialekt für Händler. Paketradler dürfte es wenige geben.
Apropos, Energie. Was kostet es eigentlich aktuell am Supercharger, wo wir grad so nett miteinander plaudern? Muhaha….

Tobi:

Paketradler gehören sicherlich zu den effizientesten und umweltpolitisch sinnvollsten Endzusteller im innerstättischen Bereich.
Auch wenn das Internet ein grosser Energievernichter ist, so reduziert der Online Versand aber auch Energieverschleiss und Wirtschaftliche Kosten (Betrieb von Shoppingareas, Autofahrernde Shophopper, Parkplatzflächen, Verkehrsstaus, kostentreibender Zeitverlust, Lärm, Abgase uvm.
Die Hauptkosten im Internet werden durch die Datensammelwut von Grosskonzernen verursacht. Die Suchalgorithmen und die Datenspeicher verschlingen unmengen an Energie. Im übrigen gehe ich davon aus, dass die vielen China-Teile in deinem Pörscheli auch nicht per Brieftauben bestellt und mit Eselkarren geliefert wurden.

Man sollte also schon etwas differenzierter hinschauen als die üblichen Stammtischparolen raushauen.

David:

Ja, ist langsam. Aber es kommt. Besonders bei den Paketkradlern. Denn die müssen den Internetbestellern das schlechte Gewissen nehmen.

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