Warum Autohersteller und Zellproduzenten enger zusammenarbeiten sollten

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Michael Neißendorfer
Michael Neißendorfer
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Zwei Forscher der ETH Zürich finden den Plan unausgereift, wie Deutschlands Wirtschaftsminister Peter Altmaier sowie der EU-Energiekommissar Maroš Šefčovič in Europa eine Batteriezellenfertigung für Elektroautos aufbauen wollen. Es sei zwar möglich, die Produktion nach Europa zu holen, sagen Tobias Schmidt, Professor für Energiepolitik an der ETH Zürich, und sein Mitarbeiter Martin Beuse in einem Interview mit PV Magazine. Allerdings sollte man dabei anders vorgehen, als es die EU-Kommission und die Bundesregierung vorhaben.

Šefčovič will eine rein europäische Zellfertigung nach dem Vorbild Airbus aufbauen, Altmaier spricht ebenfalls von einem europäischen Konsortium. „Wir sind dagegen der Meinung, dass es sehr schwer, wenn nicht sogar unmöglich ist, jetzt eine reine europäische Batteriezellen-Industrie aufzuziehen“, sagt Schmidt. Er schlägt stattdessen vor, „Partnerschaften mit den Innovationsführern aus Ostasien einzugehen“.

Mit diesen Partnerschaften könne man zum Beispiel besser abschätzen, wie sich die Zelltechnologie in den kommenden Jahren entwickelt, und dann auch „Autos entsprechend ganz anders designen“, so Schmidt. Außerdem könne man „die Richtung der Zellentwicklung stärker und direkter mitbestimmen und sich gegebenenfalls Vorteile im Wettbewerb erarbeiten“, fügt Beuse hinzu.

Je nach Einsatzzweck könne man so die jeweils optimale Batterie entwickeln: Etwa eine speziell für Carsharing-Autos, die sehr viele Zyklen beherrscht. Oder eine, die für Schnellladung optimiert ist, oder eine andere, mit möglichst hoher Energiedichte und somit hoher Reichweite. „Je nach Ziel muss man andere Kompromisse machen“, so Beuse. All das erfordere „unterschiedliche Feinabstimmungen der Zellchemie und damit auch in der Produktion“.

Auch für die möglichen Partner, die Technologieführer aus Japan, Südkorea und China seien Produktionspartnerschaften interessant, da die europäische Automobilindustrie „ein riesiger potenzieller Kunde“ sei, so Schmidt, „vor allem auch im Premiumsegment, für das es sich besonders lohnt, Hochleistungszellen zu entwickeln.

Tesla und Panasonic als Vorbild

Erste Partnerschaften, wie etwa der Autohersteller BMW, der gemeinsam mit dem chinesischen Zellhersteller CATL in Thüringen produzieren will, gehen in die richtige Richtung, so die beiden Wissenschaftler. Auch die Zusammenarbeit zwischen Tesla und Panasonic in der Gigafactory sei hierbei zu erwähnen, zumal diese Partnerschaft „viel enger, mit beiden Unternehmen viel mehr auf Augenhöhe“ sei. Diese Beispiele zeigen auch, dass die asiatischen Hersteller generell Interesse daran hätten, mit den Autoherstellern zusammenzuarbeiten.

Interessant sei, „dass von der Partnerschaft zwischen Panasonic und Tesla nicht nur Tesla sehr profitiert“, sagt Schmidt, Panasonic profitiere „auch sehr davon. Nicht nur, weil sie ihre Zellen verkaufen, sondern weil sie detaillierteres Wissen darüber bekommen, wie ihre Zellen im Einsatz performen. Das würden sie nicht so leicht bekommen, wenn Tesla einfach immer nur die Panasonic-Batterien kaufen würde.“

Quelle: PV Magazin – ETH-Forscher: Wie Batteriezellen aus Europa kommen können

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Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer

Michael Neißendorfer ist E-Mobility-Journalist und hat stets das große Ganze im Blick: Darum schreibt er nicht nur über E-Autos, sondern auch andere Arten fossilfreier Mobilität sowie über Stromnetze, erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit im Allgemeinen.
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Tobias Schmidt:

Hier der Link zum dahinter liegenden Paper in Science: http://doi.org/10.1126/science.aau2516
Für Leute ohne Science Subscription gibts hier (unter 201/Beuse…) einen link ohne Paywall: http://www.epg.ethz.ch/publications-and-awards/journal-articles.html

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