VWs Aufholjagd in Amerika: Mit dem ID.Buzz zur Spitze

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Volkswagen

Stefan Grundhoff
Stefan Grundhoff
  —  Lesedauer 5 min

In China und in Europa ist Volkswagen als Autobauer seit Jahrzehnten eine ganz große Nummer. Ganz anders sieht das jedoch in den USA aus. Das soll sich in den kommenden Jahren ändern. Der VW ID.Buzz soll der offizielle Startschuss zur großen Aufholjagd sein.

Volkswagen will in den USA groß werden: Der VW ID.Buzz als Startsignal

Thomas Schäfer, CEO von Volkswagen und Pablo Di Si, Präsident und CEO von Volkswagen Group of America, stehen auf der großen Showbühne in Huntington Beach. Gerade haben die beiden beim Bus-Festival gemeinsam den neuen VW ID.Buzz enthüllt, der als Langversion Anfang kommenden Jahres auch in Nordamerika auf den Markt kommen soll. „Der ID.Buzz und die USA – das passt perfekt zusammen! Der VW Bus hat in den USA eine lange Geschichte und genießt echten Kultstatus“, sagt Pablo Di Si mit seinem gewohnten Lächeln, „unser Anspruch heute ist es, die Marke Volkswagen in Amerika weiter zu stärken. Genau dafür ist der große ID.Buzz das richtige Modell.“

Die US-Version des ID.Buzz ist 25 Zentimeter länger, deutlich stärker und auch als Siebensitzer mit Allradantrieb zu bekommen. So will Pablo Di Si neue Kunden zur Marke aus Wolfsburg holen, die sich nicht erst durch die Dieselaffäre seit Jahrzehnten schwertut, in den Vereinigten Staaten wirklich erfolgreich zu sein. Derzeit hat die Volkswagen Markengruppe in den USA einen Verkaufsanteil von knapp fünf Prozent. In den kommenden Jahren soll sich dieser insbesondere durch neue Elektromodelle auf zehn Prozent verdoppeln. Das gilt auch für den reinen VW-Marktanteil, dessen Zielgröße fünf Prozent des amerikanischen Gesamtmarktes sind.

Der US-Markt: Eine Herausforderung für Volkswagen

Die Trendwende soll der ID.Buzz bringen. Nicht, dass die lang ersehnte Neuauflage des VW Microbus im Land der unbegrenzten automobilen Möglichkeiten ein Massenmodell werden würde, doch für das Image könnte der Elektrobus Gold wert sein. Lange Zeit fehlte es an den rechten Volkswagen-Produkten, dem Verständnis des US-Marktes, der völlig anders tickt als der in Europa, obschon viele Produkte sich ähneln.

Der Golf GTI ist ein Szene-Sportler und der Jetta ein günstiger Einsteiger – das wars auch schon. Mit dem Umstieg in die Elektromobilität sieht Volkswagen nunmehr eine Chance auf einen Neustart und der kommt in Zeiten des 2022 ausgerufenen Inflation Reduction Acts gerade recht. „Bis Ende des Jahrzehnts wollen wir 55 Prozent unserer Neufahrzeuge elektrisch angetrieben sehen“, blickt Pablo di Si selbstbewusst nach vorne, „2035 sind wir dann in den USA komplett elektrisch.“

Eine klare Ansage, die sich in den USA derzeit nicht viele Hersteller trauen, denn der Automarkt zwischen Alaska und Florida, New York und San Diego gilt als äußerst inhomogen. Während Elektromodelle in den Küstenregionen im Osten und Westen zunehmend begehrt sind, sieht das im Landesinneren ganz anders aus. Seit über 40 Jahren ist die Ford F-Serie mit ihren mächtigen Pick-Ups in den USA der unangefochtene Bestseller – nicht nur Dank der Südstaaten und des Wheat Belts. Immerhin ist auch der Ford F-150 seit über einem Jahr auch als Elektroversion zu bekommen.

Anpassung an den amerikanischen Markt: Große Pläne mit Scout und Elektropick-Ups

Volkswagen hat die Liebe der Nordamerikaner zu den großen Full-Size-Pick-Ups noch nie so recht verstanden. Die wenigen Pick-Ups mit dem VW-Signet waren für die Volumenmärkte in Asien und Südamerika gedacht. Zuletzt entschied man sich, den VW Amarok gemeinsam mit Ford in Südafrika entwickeln und produzieren zu lassen. In die USA kommt er nicht. Für die Vereinigten Staaten gibt es nach langem Zögern andere Pläne.

Hier soll ab 2026 unter dem Markennamen Scout ein Elektropärchen aus Full-Size-SUV und entsprechendem Pick-Up auf den Markt kommen, die als Gegner von Ford F-150, Chevrolet Silverado und Ram 1500 völlig neue Kundengruppen ansprechen. Ganz chancenlos erscheint ein kleinerer Elektro-Pick-Up zwei Klassen darunter, mittelfristig jedoch auch mit einem VW-Signet im Kühlergrill nicht. Dieser müsste dann jedoch wohl im Werk Chattanooga / Tennessee produziert werden, wo erst seit Kurzem auch der ID4 als erstes Elektromodell vom Band läuft.

Etwas überraschend ist der ID.Buzz mit Produktionsstandort Hannover dagegen ein reines Importmodell. Eine lokale US-Fertigung würde erst dann lohnen, wenn die Stückzahlen bei rund 100.000 Fahrzeugen pro Jahr liegen würde, wovon beim Elektrobus kaum auszugehen ist. Der soll mit seinem coolen Design und der Zweifarblackierung eher für Image denn für Volumen sorgen. Das liegt nicht zuletzt auch an seinem stattlichen Preis, der kaum unter 70.000 US-Dollar beginnen dürfte. Der aktuelle Durchschnittspreis eines Elektromodells aus den USA liegt bei unter 50.000 US-Dollar.

Import vs. Lokale Produktion: Herausforderungen und Strategien

Eine Gefahr ist jedoch allgegenwärtig, denn egal wie die US-Präsidentschaftswahl im Herbst 2024 ausgehen dürfte, ist es nicht unwahrscheinlich, dass sich die Vereinigten Staaten wirtschaftlich ähnlich abschotten wie China. Erfolgreich ließen sich dann nur noch Fahrzeuge verkaufen, die auch innerhalb der USA produziert würden – inklusiv lokaler Komponenten.

Bereits jetzt gibt es nennenswerte Vergünstigungen, wenn die Elektroautos in den USA gefertigt und auch Akkupakete verbaut werden, die aus Nordamerika stammen. Ein Grund, weshalb Volkswagen ein gigantisches Batteriewerk in Kanada plant. Mittelfristig erscheint es daher durchaus möglich, dass das Werk in Chattanooga deutlich ausgebaut wird – auch um etwaigen anderen Konzernmarken eine zweite Fertigungsheimat zu bieten.

Audi baut seinen Q5 seit einigen Jahren erfolgreich in Mexiko; schielt jedoch ebenso auf eine US-Fertigung wie Cupra oder Porsche. Plattformgebunden würden sich so markenübergreifend auch die nötigen Stückzahlen finden lassen, damit auch die nötigen Zulieferer ihre Kapazitäten in den Südstaaten der USA ausbauen. In den nächsten sieben Jahren will VW in den USA 25 neue Elektromodelle präsentieren.

Das richtige Produkt für den US-Markt: Lokale Produktion und Modellvielfalt

Ohne die rechten Produkte geht auf dem US-Markt jedoch nichts, denn der amerikanische Kunde schaut viel stärker aufs Geld und auf eine Verfügbarkeit der Produkte. Gekauft wird, was beim Händler auf dem Hof steht, lange Garantiezeiten sind ebenso Usus wie bedarfsgerechte Produkte; und hier würde die lokale Produktion nicht nur helfen, sondern auch das Bekenntnis zu den USA stärken. Längst kein Geheimnis mehr, dass die Nachfolgegeneration des jüngst überarbeiteten SUV VW Atlas eine Elektroversion werden wird.

Auch eine elektrische Limousine als Nachfolger von Passat oder Jetta erscheint wichtiger denn je für den US-Markt. Bei den Volumen- und Massenmarken wie Honda, Toyota, Nissan und Chevrolet spielen klassische Limousinen eine nennenswerte Rolle. Zudem will Volkswagen auch den reinen Elektrohersteller Tesla nicht noch weiter enteilen lassen. Gegen ihn soll insbesondere der neue VW ID.7 positioniert werden.

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Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff

Stefan Grundhoff ist Firmeninhaber und Geschäftsführer von press-inform und press-inform consult. Er ist seit frühester Kindheit ausgemachter Autofan. Die Begeisterung für den Journalismus kam etwas später, ist mittlerweile aber genau so tief verwurzelt. Nach Jahren des freien Journalismus gründete der Jurist 1994 das Pressebüro press-inform und 1998 die Beratungsfirma press-inform consult.
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Silverbeard:

Wir werden sehen, ob Tesla das Model3 immer noch ‚verschleudert‘, wenn die Nachfolgeversion auf dem Markt ist.

Wie lange VW seine Preispolitik aufrechterhalen kann, muß man auch einmal abwarten. Schließlich ist der Buzz in deutscher Normallänge von außen nicht größer als ein id.4 und besitzt die selbe Technik. Nur einen knapp 50% höheren Preis…

Marc:

Die Händler sind vom VW Amerika-Chef schon gewarnt worden, keine Handgelder für Bestellungen zu verlangen. Das sind Luxusprobleme. Die hat man nur, wenn die Fahrzeuge eine Begehrlichkeit haben. Der ID.Buzz ist nach EQS und F-150 Lightning dann das dritte Fahrzeug mit Mark Ups. Das sollte Automobilunternehmen zu denken geben, die ihre Fahrzeuge verschleudern müssen.

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