V2G: E-Busse stabilisieren kalifornisches Stromnetz

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The Mobility House

Sebastian Henßler
Sebastian Henßler
  —  Lesedauer 3 min

Am Betriebshof des Fremont Unified School District in Kalifornien wurde Anfang August ein neues Ladesystem eingeweiht, das mehr kann als nur Strom liefern. Elektrobusse des Schulbezirks geben über das System auch Energie ins Netz zurück. Diese Technologie – Vehicle-to-Grid, kurz V2G – wird im Rahmen eines Pilotprojekts getestet und soll zeigen, wie elektrische Flottenfahrzeuge zur Netzstabilität beitragen können.

Gemeinsam mit Projektpartnern wie The Mobility House, dem World Resources Institute, dem Center for Transportation and the Environment sowie Polara wurde das System entwickelt und installiert. Der erste Abschnitt umfasst die Inbetriebnahme von Ladepunkten, die nicht nur laden, sondern auch Strom aus dem Fahrzeug entnehmen können. Später sollen insgesamt sechs bidirektionale Ladegeräte zum Einsatz kommen.

Der Ladeprozess wird über ein zentrales System gesteuert. Die Software ChargePilot von The Mobility House übernimmt dabei die Überwachung und Steuerung. Ein Online-Dashboard ermöglicht dem Betreiber eine einfache Verwaltung. Hinzu kommt eine Aggregationsplattform, die alle angeschlossenen Batterien bündelt. Diese Plattform sorgt dafür, dass die gespeicherte Energie gezielt ins Stromnetz eingespeist werden kann.

Zum Einsatz kommt das System unter anderem im Rahmen des Emergency Load Reduction Program. Dabei handelt es sich um ein Angebot des Energieversorgers Pacific Gas & Electric. Es belohnt Stromkunden dafür, ihren Energiebedarf in kritischen Zeiten zu senken oder zusätzliche Energie ins Netz zu liefern. Die Schulbusse in Fremont leisten so einen Beitrag zur Versorgungssicherheit – und sparen gleichzeitig Kosten beim Laden, wie das Unternehmen zu verstehen gibt.

Damit das funktioniert, sendet PG&E Signale an die Aggregationsplattform. Diese reagiert auf sogenannte Lastreduzierungsereignisse. Die Software passt daraufhin die Ladezeiten der Busse an. So wird Energie zu den Zeiten bereitgestellt, in denen sie besonders gebraucht wird. Gleichzeitig stellt das System sicher, dass die Busse für ihre geplanten Fahrten einsatzbereit bleiben.

E-Busse überzeugen durch planbare Standzeiten und große Batterien

Gregor Hintler, verantwortlich für Nordamerika bei The Mobility House, sieht in dieser Kombination aus Mobilität und Energieversorgung großes Potenzial. Elektrobusse hätten planbare Standzeiten und große Batterien – beste Voraussetzungen für die V2G-Technologie. Sie könnten damit nicht nur Schüler transportieren, sondern auch das Stromnetz stabilisieren.

Die Schulbehörde in Fremont erhofft sich durch das Projekt nicht nur finanzielle Vorteile, sondern auch ökologische Effekte. Schon heute sorgen die E-Busse für bessere Luft in der Region. Künftig soll auch der lokale Energiebedarf nachhaltiger gedeckt werden. Ernest Epley, Leiter der Transportabteilung, betont den doppelten Nutzen: Die Busse liefern saubere Energie und reduzieren gleichzeitig die Abhängigkeit von fossilen Quellen.

Hinter dem Projekt steht auch öffentliche Förderung. Die California Energy Commission hat im Rahmen ihres Clean Transportation Program Mittel bereitgestellt. Ziel ist es, umweltfreundliche Verkehrslösungen im ganzen Bundesstaat voranzutreiben. Der Schulbezirk Fremont gehört zu den ersten, die diese Ansätze in der Praxis erproben.

The Mobility House plant bereits weitere Projekte dieser Art. Auch in Bundesstaaten wie New York und Massachusetts wird an Lösungen gearbeitet, bei denen elektrische Flottenfahrzeuge Teil der Energieinfrastruktur werden. Dabei geht es nicht nur um Technik, sondern auch um neue Marktmodelle und Tarife, die den Einsatz wirtschaftlich attraktiv machen sollen.

Quelle: The Mobility House – Pressemitteilung per Mail

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Sebastian Henßler

Sebastian Henßler

Sebastian Henßler hat Elektroauto-News.net im Juni 2016 übernommen und veröffentlicht seitdem interessante Nachrichten und Hintergrundberichte rund um die Elektromobilität. Vor allem stehen hierbei batterieelektrische PKW im Fokus, aber auch andere alternative Antriebe werden betrachtet.

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